Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Shinichi Jr. und Reika Kudo!
Zur Feier des Tages gibt es heute meine FFs Nr. 89 und 90!
Ich wünsche viel Vergnügen!
Die Nacht des schwarzen Mondes
Die Macht der Entscheidungen
Kapitel 1: Bedrohliches Geheimnis
Die Schlinge um seinen Hals zog sich zu, er bekam kaum noch Luft. Verzweifelt klammerte Shinichi sich an den Strick und versuchte gegen die Bewusstlosigkeit anzukämpfen, doch er wurde schnell immer schwächer. Der fehlende Sauerstoff machte ihm immer mehr zu schaffen, die schwarzen Punkte vor seinen Augen wurden immer grösser. Verzweifelt schnappte er nach Luft, doch mit jeder Sekunde wurde der Kampf aussichtsloser. Plötzlich verliessen ihn seine Kräfte, der Strick um seinen Hals schnürte ihm endgültig die Luft ab.
Shinichi erstickte.
Japsend schrak der junge Detektiv und Familienvater aus dem Schlaf und brauchte einige Momente, um zu realisieren, wo er war. Im Schlafzimmer war es dunkel und ruhig, bis er ein leises Geräusch hörte. Es war die Bettdecke, die bewegt wurde.
"Shinichi, was ist denn?", erklang die schlaftrunkene Stimme seiner Ehefrau Ran. "Hattest du wieder den Alptraum?"
Ihr Angetrauter seufzte, aber er antwortete nicht. Ran indessen hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet, aber selbst wenn, hätte sie es sowieso nicht mehr mitbekommen; sie schlief wieder.
Genervt lag Shinichi auf seiner Seite des Ehebettes und liess sich den Alptraum nochmal durch den Kopf gehen. Es war jetzt schon das achte Mal, dass er diesen Traum hatte, und jedes Mal war er entweder genau gleich oder unterschied sich nur in ganz kleinen Dingen. Der Umstand jedoch war immer derselbe; Jedes Mal erstickte er. Es gab keine andere Todesursache, es war immer wieder diese unsanfte Art, aus dem Leben zu scheiden. Und das machte Shinichi Sorgen.
Ein kurzer Blick zu seinem Wecker sagte ihm, dass es gerade mal halb drei Uhr morgens war, er hatte also theoretisch noch mehrere Stunden Schlaf vor sich. Doch obwohl er wollte, konnte er nicht mehr einschlafen. Bis zu der Zeit, zu der er aufstehen musste, lag er wach.
Vier Stunden später war Shinichi jedoch nicht der erste, der sein Schlafzimmer verliess, sondern seine erstgeborene Tochter.
Gut gelaunt betrat Reika die Küche, holte sich ein Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte sich hungrig an den Tisch. Ihr Bruder Shinichi Jr. hingegen kam fünf Minuten später und stöhnte erst einmal, bevor er sich über den Bauch strich.
"Ich hab gestern zu viel gegessen", jammerte er und setzte sich Reika gegenüber. Ihr Mitleid hielt sich in Grenzen.
"Selber schuld, wenn du nicht aufhören kannst, all das leckere Essen zu verdrücken-"
"Hör auf."
"Mir geht's prächtig!", sagte Reika voller Schadenfreude.
"Ich muss gleich kotzen."
Die gleichaltrige Schwester des erstgeborenen Sohnes grinste fies.
"Ach komm, so schlimm sind Mums Kochkünste doch nicht."
"Das ist es ja!", regte Shinichi Jr. sich auf. "Sie kocht eben zu gut!"
"Dann sag ihr das!"
"Wer soll mir was sagen?", fragte Ran und betrat gähnend die Küche.
"Morgen, Mum!"
"Guten Morgen", grüsste die Familienmutter und setzte erst mal Kaffee auf, ehe sie sich zu ihren Sprösslingen umdrehte. "Wer soll mir etwas sagen-? Was ist denn mit dir los, Shinichi?"
"Mir ist furchtbar schlecht", antwortete er stöhnend und schloss die Augen. Ran wusste sofort, wie sie dem abhelfen konnte. Und sie wusste auch, warum das überhaupt so war.
"Ich mach dir einen Kamillentee, dann sollte es dir sofort etwas besser gehen. Und beim nächsten Mal isst du einfach etwas weniger, okay?"
"Aber das ist ziemlich schwer, Mum, weil du einfach zu gut kochst."
Ran hob eine Augenbraue.
"Dann willst du also, dass ich nicht mehr so gut koche?"
"Na, soweit kommt's noch", erklang Shinichis Stimme, bevor der dazugehörige Körper ebenfalls die Küche betrat. "Deine Kochkünste sind sehr gut, und ich verstehe nicht, warum du es ändern sollst."
Der Detektiv wandte sich seinem Sohn zu. "Du musst einfach lernen, dich beim Essen zurückzunehmen, Junge. Guten Morgen übrigens."
"Morgen, Dad."
In diesem Augenblick betraten die mittleren Zwillinge Miyuki und Shunsaku die Küche und setzten sich ebenfalls an den Tisch.
"Morgen ihr zwei!"
"Morgen", murmelte Miyuki müde, während ihr Bruder die Arme auf dem Tisch verschränkte und den Kopf darauf bettete. Er döste wieder ein, was Reika mehr als nur merkwürdig fand.
"Was ist denn mit dem los?"
"Hat die ganze Nacht gelesen", antwortete Miyuki mit einer Stimme, die ihren Geschwistern signalisierte, dass sie nicht viel wacher war als Shunsaku. Reika kombinierte richtig.
"Und du hast die halbe Nacht gelesen, nicht wahr? Sonst wärst du jetzt nicht auch so müde."
Miyuki antwortete nicht.
An das Weinen, das plötzlich aus dem oberen Stockwerk erklang, hatten sich die Jugendlichen inzwischen längst gewöhnt. Doch auch wenn sich besonders die beiden Brüder Shinichi Jr. und Shunsaku eher mal genervt zeigten, so waren sie doch froh, dass das Schicksal ihnen in dieser Hinsicht wohlgesinnt gewesen war. Schliesslich hätte es ganz anders kommen können und ihr jüngster Bruder, Yusaku Jr., wäre kurz nach der Geburt gestorben...
Der kleine Junge, der ein perfektes Ebenbild seines Grossvaters war und dessen Namen er ebenfalls trug, hatte sich inzwischen trotz seines schweren Startes ins Leben prächtig entwickelt, er war nun fast gleich gross und auch fast gleich schwer wie seine Schwester Yuriko. Yusaku Jr. war kerngesund und erfreute seine Eltern und Geschwister jeden Tag aufs Neue. Das Schicksal hatte es doch noch gut mit ihm gemeint.
Seine Eltern wechselten wortlos einen Blick, dann begann der Detektiv zu sprechen.
"Ich gehe schon."
Müde betrat Shinichi nur zwei Minuten später das Kinderzimmer und ging auf die Bettchen zu. Seine jüngste Tochter Yuriko schlief seelenruhig, doch ihr zwölf Minuten jüngerer Bruder weinte und strampelte, was das Zeug hielt.
"Was hast du denn, mein Junge?"
Yusaku Jr. schaute ihn mit grossen, wässrigen Augen an, aber erst, als er auf dem Arm seines Vaters sass, verstummte er endgültig und rang sich zu einem Lächeln durch. "Na siehst du, geht doch."
"Wäääh!"
Nun meldete sich auch Yuriko zu Wort und reklamierte lautstark. Vorsichtig legte Shinichi seinen jüngsten Sohn zurück ins Bettchen und steckte ihm den Schnuller in den Mund, dann wandte er sich seiner Tochter zu.
"Und was hast du zu melden, kleine Maus?"
"Wäääh!"
Shinichi seufzte.
"Vermutlich passt dir dieses Zimmer nicht, aber wenn du erst mal alt genug bist..."
Daraufhin trug er seine Tochter zum Wickeltisch, und nur ein paar Minuten später war das Mädchen wieder sauber und zufrieden. "Jetzt schläfst du weiter, ja? Und mach dir keine Sorgen wegen dem Zimmer, das regelt sich in ein paar Jahren schon."
Damit sprach Shinichi das sogenannte "Kinderzimmer-Problem" an, das er und Ran jedoch zur Zufriedenheit aller gut gelöst hatten. Die Kinder bewohnten das Zimmer gleich neben dem Schlafzimmer der Eltern, bis sie ein gewisses Alter erreicht hatten, danach hatten sie ein beliebiges Zimmer im oberen Stockwerk wählen können. Shinichi Jr., Reika, Miyuki und auch Shunsaku hatten ziemlich schnell ihr persönliches Reich gefunden und sich schon sehr gut eingelebt. Die einzigen, die jetzt noch nicht bestimmen konnten, welches Zimmer sie wollten, waren logischerweise die jüngsten Zwillinge, die zu diesem Zeitpunkt erst im Kleinkind-Alter waren.
"Wäääh!"
Shinichi seufzte, dann holte er seine Tochter wieder aus dem Bettchen.
"Yuriko, Yuriko, Yuriko, was machst du bloss für Sachen? Du siehst zwar aus wie deine Grossmutter mütterlicherseits, aber vom Verhalten her kommst du ganz deutlich nach meiner Mutter."
Die Gedanken des Familienvaters schweiften zur ehemaligen Schauspielerin Yukiko Kudo, die die damalige Nachricht, dass sie nun sechsfache Grossmutter war, mit gemischten Gefühlen aufgenommen hatte. Inzwischen freute sie sich zwar über den Familienzuwachs, da sie sich insgeheim immer eine grosse Familie gewünscht hatte, aber dass ihre jüngste Enkelin nicht ihren Namen trug, damit hatte sie sich noch nicht ganz abgefunden. Die Sache wäre nur halb so schlimm, wenn der jüngste Enkel nicht wie ihr Ehemann Yusaku heissen würde, und so ganz hatte Yukiko Shinichi die Mädchennamen-Wahl noch nicht ganz verziehen.
Was ihr jedoch an der ganzen Sache überhaupt nicht gefiel, war nicht die Tatsache, dass sie jetzt sechsfache Grossmutter war, sondern die Tatsache, dass Shinichi genau das als Grund nahm, sie damit aufzuziehen. Jedes Mal machte er sich einen Spass daraus, mit einem Stock einen Greis zu mimen und dabei mit einer verblüffenden, yukiko-ähnlichen Stimme zu sprechen. Seine Kinder grölten dabei jedes Mal vor Lachen, und auch Yusaku, wenn er mal zu Besuch war, konnte es nicht verhindern, dass er lachte. Er wusste schliesslich ganz genau, dass Yukiko bei Shinichi und ihrem Alter sehr empfindlich war.
Als Shinichi zurück ins Erdgeschoss ging, war sein ältester Sohn gerade am Telefon.
"Ja, ich werde es ihm ausrichten- Ja! Oma, ich werde es Dad sagen. Ich verstehe gar nicht, warum das nicht- Oma, hör mir doch mal zu!"
Shinichi stand schmunzelnd daneben und sagte kein Wort. Er wusste ganz genau, wie seine Mutter sich aufführen konnte, wenn sie irgendein Anliegen hatte, aber dass sie nun seinen Sohn in die Mangel nahm, fand er nicht ganz in Ordnung. Allerdings wusste er auch, dass Shinichi Jr. nicht auf den Kopf gefallen war, und seine Sprüche gab er nicht nur bei ihm, Ran und seinen Geschwistern zum Besten, sondern auch Anderen gegenüber. "Ja, Oma, ich werde es ihm sagen. Aufwiederhööörn!"
Reika, Miyuki und Shunsaku, die das Telefonat mitgehört hatten, prusteten vor Lachen, und auch Shinichi konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Wie ich sehe, weisst du schon ganz genau, wie du mit deiner Grossmutter umgehen musst."
"Das ist doch selbstverständlich, oder?"
"Denkst du?"
"Ja klar."
"Was sollst du mir eigentlich ausrichten?", fragte Shinichi weiter und erhielt eine Antwort, die er schon fast erwartet hatte.
"Ach, sie und Opa wollen bald mal wieder kommen, und dass du nicht allzu überrascht sein sollst, wenn es soweit ist", antwortete sein Sohn und rollte mit den Augen. "Du kennst sie ja, bei denen muss man mit allem rechnen."
"Und mit 'allem' meinst du, da kommt noch was?", fragte der Detektiv, der den Unterton in der Stimme seines Sohnes bemerkt hatte.
"Ich denke schon", gab der Jugendliche zu. "Oma meinte, sie hätte eine Überraschung für uns."
"Eine Überraschung?", fragte Miyuki, die ins Gespräch platzte, sofort begeistert. "Das klingt ja sehr nach Geschenken!"
Shinichi war davon nicht überzeugt. Bei seiner Mutter konnte man wirklich nie wissen, was ihr immer durch den Kopf ging...
Beim Mittagessen war das Telefonat vom Morgen schon wieder vergessen, aber seine Sprüche konnte Shinichi Jr. trotzdem nicht lassen. Das heutige Reisgericht war wie gewohnt sehr lecker, und alle Familienmitglieder taten sich gütlich daran. Shinichi Jr. war der erste, der das Thema auf das Essen lenkte.
"Ich bin satt, ich mag nicht mehr", stöhnte er und schob den Teller von sich weg. Als seine Geschwister das Geschirrstück sahen, brachen sie in Gelächter aus. Im Teller befand sich nur noch ein einziges, kleines Reiskorn, das die Gesichter über ihm ganz unschuldig anschaute.
"Also bitte, Shinichi, mach dich doch nicht lächerlich", sagte Ran und griff nach ihrem Glas. "Dieses Reiskorn findet sicher noch ein Plätzchen in deinem Magen."
"Das glaube ich weniger", sagte der Erstgeborene und unterdrückte ein Rülpsen. "Weisst du nicht mehr, wie es mir heute Morgen ging?"
"Ich weiss es noch", sagte Reika schadenfreudig. "Du hast dich überfressen."
Ran grummelte.
"Von dir hätte ich andere Worte erwartet, mein Fräulein", sagte sie mit ernster Stimme und sah sie durchdringend an. Reika krebste zurück.
"Entschuldigung."
"Ich möchte so etwas nie mehr von dir hören, verstanden?"
"Ja."
Shinichi hatte den Wortwechsel nur mit einem Seufzen quittiert. Er hatte plötzlich Kopfschmerzen.
Nach dem Essen zog sich Shinichi in die Bibliothek zurück und wollte an der hauseigenen Buchhaltung arbeiten, doch da er die halbe Nacht nicht hatte schlafen können, übermannte ihn nun doch noch die Müdigkeit. Er schlief den Schlaf der Gerechten und bemerkte nicht, wie sein Nachwuchs irgendwann später die Bibliothek betrat.
"Hey, Dad."
Shinichi regte sich nicht, er schlief tief und fest weiter.
"Dad!"
Doch der Detektiv schrak erst aus dem Schlaf, als ihn jemand kurz an der Schulter schüttelte. Er richtete sich auf und sah einen Anblick, der ihm sehr bekannt vorkam.
Seine Kinder Shinichi Jr., Reika, Miyuki und Shunsaku standen alle in Reih und Glied nach ihrem Alter geordnet in einer Reihe. Genau wie damals...
Der Detektiv wusste, dass erneut irgendetwas nicht stimmen konnte, wenn sie so gesittet und zurückhaltend waren. Shinichi hob die Augenbrauen. Heute war er zwar auch müde, aber nicht so müde wie letztes Mal, als die Kinder den ungewöhnlichen Wunsch geäussert hatten, dessen beide Hälften nun auf den Armen des ältesten Zwillingspaares sassen.
"Hallo Dad!"
Er seufzte. Er wusste ganz genau, was jetzt kommen sollte.
"Die Antwort lautet Nein."
Shunsaku gefror das Grinsen.
"Du weisst ja gar nicht, um was es geht."
"Oh doch, das weiss ich, ich sehe es euch an. Aber die Antwort ist und bleibt dieselbe."
Miyuki versuchte es weiter.
"Wir haben Mum gefragt, und sie hat was ganz anderes gesagt", sagte sie und beugte sich zu ihrer kleinen Schwester hinüber. "Nicht wahr? Sag, was Mama gesagt hat, Yuriko. Sag 'ja'."
"Ja!", quiekte das kleine Mädchen und grinste.
Shinichi jedoch knurrte.
"Ihr solltet euch schämen, eure kleine Schwester zum Lügen zu animieren."
"Aber das hat Mum wirklich gesagt-"
"Ich hab 'nein' gesagt!", erklang es laut aus der Küche, und Shinichi stand wütend auf.
"Das war's, Schluss mit dem Theater! Die Antwort ist nein. Es gibt keinen Hund, auch keine Katze, und, bevor ihr jetzt eure Gedanken weiterspinnt, auch sonst kein Haustier. Habt ihr das verstanden?"
Als Shinichi keine Antwort bekam, sah er seine Kinder scharf an und wiederholte seine Frage. "Habt ihr das verstanden?"
"Ja", sagte Miyuki leise und mit hängenden Schultern.
"Gut. Damit ist die Diskussion beendet."
Enttäuscht verliessen die jüngeren Zwillinge, ganz besonders Miyuki, die Bibliothek, nur die ältesten beiden samt ihren jüngsten Geschwistern zögerten noch. Shinichi erkannte sofort, dass die zwei von Anfang an nicht wirklich hinter dem Haustierwunsch gestanden hatten, und setzte sich wieder hin.
"Warum seid ihr wirklich hier?"
"Wir wollten das nicht. Jedenfalls nicht wirklich."
"Ihr wolltet nicht wirklich ein Haustier?"
Reika begann um den heissen Brei herumzureden.
"Ja, nein, das heisst..."
"Ihr hattet doch Haustiere, als ihr fünf Jahre alt gewesen seid", sprach Shinichi weiter. "Und nachdem die beiden Kaninchen gestorben waren, habt ihr gesagt, dass ihr nie wieder ein Haustier haben wollt."
"Das stimmt, aber...", begann Shinichi Jr., er wurde dann aber von seiner Schwester unterbrochen.
"Wir waren Miyuki noch etwas schuldig, das ist alles."
Shinichi schaute sie an.
"Na gut, dann vergessen wir das Ganze doch einfach."
"Tut mir leid, dass wir dich deswegen gestört haben", sagte Shinichi Jr. und schaute zu Reika, die nun Probleme hatte, ihre quengelnde Schwester im Zaum zu halten.
"Ich bring die Kleine zu Mum", stöhnte sie, als sie einen Schlag auf die Wange abbekommen hatte.
"Okay."
Die Jugendliche verschwand mit ihrer jüngsten Schwester, somit blieb nur noch Shinichi Jr. bei seinem Vater. Ihm war etwas eingefallen, was er unbedingt seinem Erzeuger mitteilen musste.
"Dad, hast du noch kurz Zeit? Ich muss dir noch etwas sagen, von dem ich glaube, dass es wichtig ist."
"Gib mir den Kleinen doch mal", sagte Shinichi, der sah, dass Yusaku Jr. nun immer stärker zu zappeln begann.
"Hier."
Daraufhin sass der jüngste Kudo auf Shinichis Schoss und spielte mit dessen Krawatte, während sein ältester Bruder sich räusperte und nicht recht wusste, wie er anfangen sollte.
"Junge, ist es denn so schlimm? Was ist los?"
"Hör zu, Dad, ich... Ich mache mir Sorgen."
Shinichi Jr. schaute über seine Schulter nach hinten, dann beugte er sich zu seinem Vater vor. "Ich glaube, mit Mum stimmt etwas nicht. Seit ein paar Tagen ist sie schon so komisch drauf, und heute..."
Er seufzte. "Dad, ich weiss echt nicht, was sie hat. Rede mal mit ihr."
Shinichi sah seinen Sohn ernst an.
"Was meinst du? Was soll denn heute vorgefallen sein?"
Der Jugendliche seufzte erneut.
"Vorgefallen ist in dem Sinne eigentlich nichts, aber Mum scheint irgendwie wütend zu sein."
"Wütend?", fragte Shinichi beunruhigt, aber auch interessiert. "Warum? Auf was?"
"Die Frage ist wohl eher, auf wen", hüstelte der Jugendliche verheissungsvoll, und Shinichi wusste, was sein Sohn damit meinte. Dennoch musste er nachfragen.
"Du meinst jetzt aber nicht, dass sie wütend auf mich ist?"
Shinichi Jr. wich aus.
"Ich meine gar nichts, Dad, aber rede bitte mit ihr. Ich will meine alte Mum zurück."
"Na gut."
"Danke. Kann ich jetzt gehen? Ich muss noch was für die Schule machen."
"Nur zu, ich will dich nicht aufhalten. Und keine Sorge wegen deiner Mutter, das renkt sich schon wieder ein, das verspreche ich."
Der Teenager verschwand, und Shinichi war mit Yusaku Jr. alleine. Der Junge hatte seine Aufmerksamkeit schon lange auf das Handy in Shinichis Brusttasche gelenkt und versuchte schon die ganze Zeit, das Gerät aus der Tasche zu bekommen. Jetzt aber griff Shinichi nach den Händen seines Sohnes.
"Nichts da, junger Mann, für ein Handy bist du noch viel zu jung. Wenn du vierzig bist, dann können wir darüber reden, vorher nicht."
"Bäh", machte Yusaku Jr. nur, als ob er genau wüsste, was sein Vater gerade gesagt hatte.
"Na komm, wir haben da etwas zu wechseln, du riechst streng."
Als der Detektiv aufstand und Yusaku Jr. aus der Bibliothek trug, waren seine Gedanken bei den Worten von Shinichi Jr. Obwohl er nicht von der Hand weisen konnte, dass seine angetraute Ehefrau heute kaum auf ihn eingegangen war, hielt er die Sorgen seines Sohnes für haltlos.
Doch eine Verkettung unglücklicher Umstände und Fakten, die Ran am nächsten Tag misstrauisch machten, änderte alles. Das Eheglück der Kudos war arg in Gefahr.
Fortsetzung folgt...
