Vielen Dank für die lieben Reviews, Ascara, BlueAquamarin!
Liebe Grüße ins Schoggiland! Vielleicht kann ich mit dem nächsten Teil ein bisschen Abbitte leisten! :)
11 Ich liebe dich
Als Vampir wird man nicht geboren, sondern erschaffen. Um die Ewigkeit umarmen zu können, muss man vorher den kalten Hauch des Todes spüren. Nichts was unsterblich war lebte, nichts was lebte war unsterblich! Das sind die Gesetze der Natur, auch wenn es scheint, dass sie nicht für die Vampir gelten, denn sie wandeln unter den Menschen, haben Gefühle, Hunger und das Verlangen zu leben und zu lieben. Und doch ist es anders.
Mick haderte in seiner Kältekammer mit seinem Schicksal. Fast wäre er seinem Dasein entronnen, doch sie hatte es nicht zugelassen. Die Liebe kann Glück und Fluch in einem sein. Er wollte sie nicht verlassen, nicht von ihr gehen, aber wie sollte er bleiben mit dem Wissen, dass es ihr seinetwegen schlecht ging. Mick fand nur schwer die nötige Ruhe die er brauchte, denn er wollte bei ihr sein. Sie hatte ihr Leben für ihn riskiert, hatte die Verdammung in Kauf genommen.
Er würde gern an ihre Seite eilen und ihre Wunden, die sie seinetwegen hatte heilen. Sie in die Arme nehmen und vor allem Leid der Welt schützen. Leid, dass sie wegen ihm empfand. Selbst im Schlaf ballte er die Hände zu Fäusten.
„Schaffe Klarheit zwischen dir und Beth!" das waren Josephs Worte.
Er sollte…nein…er musste einen Weg finden. So konnten sie beide nicht leben! Er brachte sie ständig in Gefahr, in dem er sie immer und immer wieder zurück wies um dann doch nicht von ihr zu lassen. Er dachte an den Augenblick als sie sich vor dem kleinen italienischen Lokal gegenüberstanden.
Da war er. Einer dieser so seltenen und kostbaren perfekten Momente. Dort war er sich seiner Gefühle sicher gewesen. Oh er war sich auch jetzt sicher, nur verunsicherte ihn die große Kluft zwischen ihnen. Was wenn er ihr wieder Leid zufügte? Nein! Er tat es schon wieder. Obwohl sie nicht hier war schob er sie weg. Er würde sich Josephs Rat zu Herzen nehmen und Beth bitten bei ihm zu bleiben.
Wirr irrte sie durch die Stadt. Am Horizont zeichnete sich schon der neue Tag ab. Sanftes Rot umspannte den Himmel. Die Sonne würde wieder über LA scheinen und ihre gleißenden Strahlen würden ihr die Haut von den Knochen brennen. Ängstlich eilte sie durch die Straßen. Sich Unsterblichkeit zu wünschen war eine Sache, es zu sein eine ganz andere. Was sollte sie nur tun?
Sie hatte Angst und fühlte sich so alleine. Im Krankenhaus war niemand von ihren Freunden gewesen. Sie alle hatten waren fort. Dylan? Hektisch huschte ihr Blick umher. Was war aus ihm geworden? Vielleicht suchte er bei all dem Blut und Tod das Weite. Blödsinn er ist Polizist! Warum sollte er bei ihr bleiben? Sie kannten sich kaum.
Joseph? Joseph war nicht der Typ der am Krankenbett ausharrte, aber Mick schon. Tränen brannten ihr in den Augen. Er hatte sie wieder einmal alleine gelassen. Er hatte sie wieder verlassen. Egal was sie tat, es war nie genug. Immer wieder stieß er sie zurück. Ihr fehlte die Kraft, sie konnte nicht mehr.
Traurig eilte sie zu ihrer Wohnung. Sie brauchte eine vertraute Umgebung. Einen Ort an dem sie sich verstecken konnte und sich zugleich sicher fühlte. Mit zitternden Händen schloss sie ihre Tür auf um sie hinter ihr aufatmend wieder zuzuwerfen. Sie war sicher. Sie warf ihre Schuhe von den Füßen, Schlüssel, Handtasche, alles ließ sie einfach fallen und eilte vor den Spiegel im Bad.
Stirnrunzelnd sah sie hinein. Aber das war unmöglich! Fahrig strich sie sich über die Stirn. Ruhelos eilte sie durch die Räume. Dann kehrte sie zum Spiegel zurück und schob die Lippe in die Höhe. Nichts! War alles ein Irrtum? Unruhig nahm sie ihre Wanderung wieder auf und lief zum Fenster. Die Sonne die sich bereits über die Dächer schob, stach ihr in die empfindlichen Augen.
Was war aus ihr geworden? Was war sie? Sie griff zum Telefon. Ein Mensch konnte ihr sagen, was sie war, doch dann ließ sie ihn wieder fallen. Dieses Spiel spielte sie unzählige male. Handy in die Hand nehmen, Nummer suchen, wählen und dann hastig auflegen, bevor der erste Klingelton erklang. Zerschlagen kauerte sie sich auf ihre Couch und zog die Beine hoch. Wie ein kleines Kind rollte sie sich zusammen.
„Mick, ich brauche dich!" flüsterte sie erstickt unter Tränen.
Mick erwachte aus einem schlimmen Traum. Er versuchte Beth zu erreichen und jedes Mal wenn er ihr Nahe kam, war sie wieder verschwunden. Er schaffte es nicht. Mal wütend, mal verzweifelt und dann wieder voller Zuversicht griff er nach ihr, aber sie lachte ihn aus, oder sah ihn traurig an und dann verschwand sie. Völlig zerschlagen stieß er den Deckel zu seiner Kältekammer auf und erhob sich. Er musste hier raus. Er musste zu ihr.
Er hätte sie im Krankenhaus niemals alleine lassen dürfen. Egal wie schlecht es ihm ging. Das hatte sie nicht verdient. Sie gab soviel und bekam von ihm so wenig zurück. Müde fuhr er sich mit den Händen durch die Haare. Seine Wunde war vollkommen verheilt, dank ihrem Blut. Ohne sie stünde er nicht hier. Beth!
Hastig streifte er sich frische Kleidung über, schnappte sich seinen Sonnenbrille und sein Kappe und verließ eiligst die Wohnung. Vor dem Aufzug rief er Joseph an.
„Hmm?" brummte dieser völlig verschlafen in den Hörer.
Scheinbar hatte Mick ihn gerade aufgeweckt. Kein Wunder, es war erst früher Morgen, keine Zeit wo ein Vampir normalerweise Wach wäre.
„Ich gehe zu ihr und werde sie bitten bei mir zu bleiben!" rief Mick aufgedreht in den Hörer. Jetzt wo der Entschluss gefasst war, wollte er keine Zeit mehr verlieren.
„Wurde auch Zeit!" kam es trocken vom anderen Ende.
„Und nun lass mich schlafen! Seit du und Beth euch nicht einig werdet, bin ich ständig wegen euch unterwegs! Sei Gnädig und lass einem Untoten wie mir die Ruhe!" flehte er halbernst und legte auf.
Ein breites Grinsen überzog seine schönen Züge. Wurde aber auch Zeit, dass Mick endlich in die Gänge kam. Sterblich hin und unsterblich her! Die beiden gehören nun mal zusammen. Warum war ihm das schon seit Tagen und Wochen klar und den beiden nicht? Vielleicht schaffte Mick es jetzt alles richtig zu machen. Joseph wünschte es sich für sich und die beiden. Mick und Beth hatten es verdient miteinander glücklich zu werden und er.
Er wollte die Wahrheit über Lyssa und Gregori erfahren und ansonsten hätte er gerne sein ruhiges, beschauliches Leben als Vampir zurück. Wo waren die einfachen Tage geblieben, wo er sich von schönen Frauen massieren ließ, danach ein wenig um Geld spielte und später mit Frauen? Er sehnte sich nach den sinnlosen, inhaltslosen Partys, wo man einfach nur Spaß hatte. Mit diesen Gedanken fiel er zurück in einen angenehmen Schlummer.
„Verzeihen sie, ich hätte gerne Beth Turner besucht, aber auf ihrem Zimmer ist sie nicht!" fragend sah Dylan die Stationsschwester an.
Diese warf ihm unter halbgesenkten Lidern einen koketten Blick zu. Ihr gefiel dieser schwarze große Mann. Maggie versuchte etwas Zeit zu schinden. Wann hatte sie schon mal auf ihrer Station einen attraktiven Mann? Nie! Tief holte sie Luft und bekam dabei sein Aftershave in die Nase. Oh Gott und der Mann roch auch noch so göttlich. Sie fühlte wie ihr die Knie weich wurden.
„Beth Turner?" brachte sie sinnlos über die Lippen. Sie hatte keine Ahnung wovon er sprach.
„Die Lady die gestern hier eingeliefert wurde und auf Zimmer 13 lag!"
Mit ausgestreckter Hand wies er auf die Tür. Maggie schüttelte ihren dunkeln Wuschelkopf und versuchte wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Immerhin erkundigte sich dieser Traum von einem Mann nach einer anderen Frau.
„Sie ist nicht mehr hier!" erwiderte sie ernst und versuchte dabei professionell auszusehen, was ihr durch den verträumten Blick dem sie ihm zu warf leicht misslang.
„Sie schon wieder!" kam es verächtlich von hinten.
Dylan fuhr herum, wobei einige Blüten seines mitgebrachten Straußes unglücklich zu Boden flatterten. Ärgerlich betrachtete er Mick. Sollte dieser eigentlich nicht tot sein? Stattdessen tauchte er immer in den ungeeignetsten Momenten auf und verbreitete schlechte Laune. Dylan atmete tief durch, er hätte gerne Beth alleine gesprochen und sich von ihr einige offene Fragen beantworten lassen.
Außerdem wollte er sie warnen. Der Junge, David Leary, war schon wieder so gut wie auf freien Fuß. Irgendjemand stand hinter dem Jungen. Dieser jemand hatte Verbindungen, kannte die richtigen Leute, deshalb war die Gruppe oder Sekte "Im Zeichen des Blutmondes" noch nie jemanden aufgefallen. Machtlos musste er zusehen, wie dieser Mörder ihm mit einem breiten Grinsen bedachte.
Dieser wusste, dass er nicht lange in seiner Zelle ausharren musste. Es wurmte Dylan und zwar ganz enorm. Da hechtete er über Müllberge und für was? Nichts! Die letzten Worte der Stationsschwester Maggie sickerten plötzlich in sein Hirn.
„Was?" fragte er perplex nach und drehte sich wieder zu ihr um.
„Sie hat noch in der Nacht das Krankenhaus verlassen." murmelte Maggie und sah Dylan mit großen Augen an. Gleich ging er und kam nie wieder. Schade!
„Das ist ihr Werk! Sie vertreiben sie immer wieder!" brummte er böse über die Schulter zu Mick. Doch dieser war nicht mehr hier. Schweigend betrachtete Dylan die nun wieder leere Stelle hinter sich. Er wusste wohin der Vampir gegangen war.
Er hatte schon fast im selben Augenblick in dem Dylan klar wurde, das Beth nicht mehr hier war, bereits das Krankenhaus wieder verlassen. Sie war fort, also gab es für ihn hier nichts mehr zu tun. Eilig lief er zu seinem Wagen und fuhr los. Für ihn gab es nur ein Ziel. Er wusste wo sie zu finden war. Kaum hatte er stand er vor ihrer Wohnung, sprang er auch schon aus dem Wagen und eilte die wenigen Stufen nach oben. Vor ihrer Tür hielt er inne, die Hand bereits erhoben. Langsam senkte er sie wieder. Mick schloss die Augen und nahm ihren Duft war. Sie war da drinnen. Tief sog er ihn in sich ein wie als wäre es seine Essenz zum leben.
Er öffnete die Augen und pochte sachte gegen das Holz. Leise Schritte waren zu hören. Sie kam. Zögerlich öffnete sie die Tür und sah ihn erstaunt und traurig an. Irritiert blickte er herab auf sie.
„Was hast du?" fragte er und meinte fast ihren Schmerz zu fühlen.
Schweigend schüttelte sie den Kopf. Mick trat ein und nahm sie fest in die Arme. Egal was es war, alles würde wieder gut werden, wenn sie zusammen waren. Still wiegte er sie in seinen Armen. Beth spürte wie die Verzweiflung in ihrem inneren nach ließ. Sie war geborgen, sie war in Sicherheit.
„Warum hast du mich schon wieder alleine gelassen?" frage sie ihn vorwurfsvoll leise.
„Es tut mir leid, Beth!" erwiderte er schlicht.
„Aber nun bin ich hier und wenn du mich noch willst würde ich gerne bleiben." fügte er bewegt hinzu.
Beth trat einen Schritt zurück um ihn in die Augen sehen zu können und darin erkannte sie die Wahrheit an seinen Worten. Er meinte es diesmal wirklich ernst, er wollte bleiben.
„Mick ich brauche dich!" erwiderte sie und warf sich wieder in seine Arme.
Zärtlich begann er ihr Gesicht mit Küssen zu überschütten. Wie sehr er sie vermisst hatte. Es war als würde er nach einer Ewigkeit nach Hause kommen.
„Ich habe viele Fehler gemacht!" flüsterte er zwischen jedem Kuss.
„Bitte halt mich einfach fest!" Beth hatte die Augen geschlossen und genoss seine Berührungen, doch plötzlich mit aller Macht drängten sich ihre Ängste an die Oberfläche. Aufkeuchend tat sie einen Schritt zurück.
„Mick ich…" begann sie.
Wie sollte sie ihm das bloß sagen? Sie trat fort von ihm. Das sie mit ihm darüber reden musste war ihr klar, doch wo jetzt der Zeitpunkt gekommen war, fiel es ihr so unendlich schwer.
„Beth?" fragend und besorgt blickt Mick ihr hinterher. Unruhig lief sie auf und ab.
„Gestern.." Verdammt! Für so einen Augenblick fehlten ihr einfach die Worte.
„Als du und ich dir dann… also da ist was passiert."
Wieder brach sie ab und strich sich unbewusst eine Strähne aus dem Gesicht.
„Beth du kannst mir alles sagen!" verstört sah Mick sie an. Was war mit ihr los? War sie noch krank?
„Ich denke…oh Gott, das ist so schwierig!"
Vielleicht bedeutet ihr der andere Kerl doch etwas? Hatte er zulange gezögert? Entschlossen trat er auf sie zu und packte sie bei den Schultern.
„Rede mit mir! Was ist los?"
Gequält sah sie hoch zu ihm.
„Mick ich verwandle mich. Ich werde zum Vampir!" rief sie verzweifelt aus.
Mick ließ sie los. Er dachte nach. In ihren Augen konnte er sehen, dass es ihr damit ernst war. Sie dachte wirklich, dass sie sich verwandelte.
„Wie…wie kommst du auf diese Idee?" fragte er vorsichtig.
Unglücklich zählte sie ihm alle Zeichen die ihr seit sie im Krankenhaus erwacht war an ihr aufgefallen waren auf.
„Du warst gestern nie tot?" hakte er ernst nach. Beth schüttelte den Kopf.
„Nein! Warum?"
„Gut!" Erleichterung zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Schmunzelnd sah er sie an.
„Du bist kein Vampir!"
„Aber.."
„Vertrau mir. Ich weiß es, du bist kein Vampir und du wirst auch keiner. Jetzt auf jeden Fall nicht." befreit zog er sie wieder in die Arme.
Das war alles? Damit konnte er leben. Doch Beth schob ihn energisch von sich.
„Und warum fühle ich all diese Dinge? Warum habe ich so ein geschärftes Gehör und der Gedanke an Blut weckte den Hunger in mir. Warum passierte das alles?"
Mick streckte seinen Arm aus.
„In meinen Adern fließt das verseuchte Blut eines Vampirs. Du musst gestern damit in Berührung gekommen sein."
„Das was du fühlst ist eine Art Fieber. Eine Krankheit. Nach dem es deinen Körper wieder verlassen hat, bist du wieder ganz du!" versicherte er ihr warm.
Dankbar hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen.
„Ich hätte nichts dagegen so zu sein wie du, aber so wollte ich es nicht werden. Wenn ich eines Tages ein Vampir werde, dann nur weil ich mich so entschieden habe!" erwiderte sie fest.
„Du bleibst also bei mir?" forschte sie jetzt wo sie den Kopf wieder frei hatte vorsichtig nach.
Sie hatte Angst vor einer erneuten Zurückweisung. Zustimmend nickte Mick mit dem Kopf.
„Das heißt wenn du mich noch willst!" er nahm ihre Hände in die seinigen und zärtlich verschränkten sich ihre Finger.
„Beth ich kann nicht ohne dich leben und ich will es auch nicht. Ich habs versucht, doch jeder Tag ohne dich endete in einer Katastrophe. Lass mich wiedergutmachen was ich dir angetan habe." bat er sanft und sah sie liebevoll an.
Beth blinzelte die aufsteigenden Tränen fort.
„Und du wirst es dir nicht morgen wieder anders überlegen?"
Schweigend schüttelte er seinen Kopf.
„Nein Beth, niemals! Ich verspreche es. Ich liebe dich!" Nun waren sie heraußen, die Worte die er ihr schon so lange sagen wollte.
Eine einzelne Träne stahl sich aus Beth Augenwinkel und rollte ihr über die Wange. Langsam beugte er sich zu ihr herab und begann sie zu küssen. Zuerst sachte, vorsichtig, so als fürchte er sie würde sich in seinen Armen in Luft auflösen, aber dann wandelten sich seine Küsse, wurden intensiver, leidenschaftlicher, brennender.
Beth erwiderte hingebungsvoll jeden einzeln so herbeigesehnten Kuss. Seine Hitze griff auf sie über und nahm von ihr vollständig Besitz.
„Ich habe dich so vermisst!" wisperte sie zwischen den Küssen.
„Ich werde nie wieder fortgehen!" versprach er ihr.
Für den Augenblick schien ihre Welt vollkommen, doch draußen jenseits der Wohnung lauerten immer noch ihre Feinde. Mächtige Feinde.
