Summary: An einem wunderschönen Sommertag zerbricht Hermines Leben in 1000 Stücke. Anderthalb Jahre später zieht es Hermine an die Küste Englands, in das kleine Dorf "Willows at Sea", in ein Cottage. Kaum beginnt Hermine sich an das ruhige Leben in Willows at the Sea zu gewöhnen, als ihr ein alter Bekannter über den Weg läuft, den sie gehofft hatte, nie wiederzusehen. Als dann auch noch Harry aus London angereist kommt, mit einer beunruhigenden Nachricht im Gepäck, scheint es mit der Ruhe endgültig vorbei zu sein ...
A.N.: Hallihallo. Schön, dass ihr auf meiner Story gelandet seid. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mich wieder an eine Fanfiction wage, also habt Nachsicht mit mir ;) Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß mit dem Prolog und dem ersten Kapitel. Über Reviews freue ich mich natürlich!
Prolog
Ein Windhauch fuhr durch den Baum, der vor unserem Küchenfenster stand. Es war Sommer. Ich konnte Fetzen blauen Himmels durch die Blätter erkennen und die Sonne sprenkelte das Gras mit goldenen Flecken. Es war der Sommer, in dem mein ganzes Leben in 1000 Stücke zerbrach...
Ich stand an unserer Küchenzeile und blickte für einen Moment verträumt in den Garten hinaus. Es war ein kleiner Garten, aber er war wunderschön: Der Rasen war ordentlich gestutzt, er sah aus wie eine weiche, grüne Decke. Der Baum, eine alte Eiche, ragte majestätisch gen Himmel. Auf der gegenüberliegenden Seite hatte ich mein Kräuter- und Gemüsebeet gepflanzt und der Duft von Liebstöckel, Dill, Schnittlauch und Curry schwebte durch das gekippte Küchenfenster. Hummeln und Bienen summten über den Blüten des Beetes, suchten nach Nektar und Pollen. Es war ein buntes Gemisch von verschiedenen Blumenarten, das ich in dem kleinen Laden in einer Seitenstraße in London gefunden hatte. Vor meinem inneren Auge stiegen Bilder auf, Ron und ich, im Garten. Es war ein schöner Frühlingstag gewesen, ich wollte unbedingt anfangen, meine eigenen Pflanzen zu säen. Wir hatten beide beherzt in den kleinen Beutel gegriffen und die Samen über die frisch aufgewühlte Erde gestreut. Er hatte mich verschmitzt angegrinst, seine graublauen Augen blitzten und kaum hatte ich meine Ration Samen ausgestreut, hatte er mich hochgehoben, umhergewirbelt und mich fest an sich gedrückt.
„Ich will nie mehr ohne dich sein", hatte er mir ins Ohr geflüstert, bevor er mir einen langen, sanften Kuss gegeben hatte.
Ich lächelte und griff nach dem nächsten Teller im Spülwasser. Gerade als ich ihn unter den Wasserhahn hielt, klingelte es an der Haustür. Ich runzelte die Stirn, stellte den Teller auf das Abtropfgestell und wischte mir die Hände am Küchentuch ab. Wer konnte das sein? Ron war unterwegs, auf einer Mission des Ministeriums. Irgendjemand hatte den Verdacht geäußert, dass in seiner Nachbarschaft Todesser hausten und alte Rituale wiederbeleben wollten. Das Ministerium nahm solche Hinweise sehr ernst, schließlich fehlte von sehr vielen Todessern noch immer jede Spur. Sie waren verschwunden, kurz nachdem Harry den dunklen Lord besiegt hatte. Es war Ron's und Harry's Aufgabe die Umgebung um London herum im Auge zu behalten. Dazu gehörten auch solche Aufträge.
Ich verließ die Küche und ging den kleinen Flur entlang. An der Wand hingen Fotos von meiner Familie, von Ron's und unseren gemeinsamen Freunden. Von einem lachten mich Harry und Ginny an. Harry hielt Ginny im Arm und sie hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. Es war vor anderthalb Jahren gewesen, als sie bei uns zum Essen waren.
Durch das Glas in der Haustür konnte ich die Silhouetten zweier Männer erkennen. Ich öffnete die Tür einen Spalt und lugte hinaus.
„Ja, bitte?"
„Mrs Weasley?", fragte einer der beiden. Er hielt eine Sonnenbrille in der einen Hand und mit der anderen Hand streckte er mir seine Dienstmarke entgegen. Department of Security. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus.
„Ja, das bin ich." Ich öffnete die Tür weiter.
„Dürfen wir kurz rein kommen?"
Ich nickte und trat zur Seite. Der Flur wurde von den beiden komplett ausgefüllt.
„Wollen wir ins Wohnzimmer gehen?" Ich deutete auf den Raum zu meiner rechten und die beiden gingen hinein. Der eine setzte sich auf den Sessel, der andere blieb an der Fensterbank stehen.
„Setzen Sie sich, Mrs Weasley", sagte er. Ich setzte mich. „Wir sind vom Departement of Security. Das ist Mr. Red", er deutete auf den, noch recht jungen Mann, an der Fensterbank, „und ich bin Mr. Whitewash. Es tut uns Leid, Mrs Weasley, aber wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass ihr Mann, Ronald Weasley, bei einem Einsatz gestern Nacht ums Leben gekommen ist."
Ich blickte ihn an, sah das graue Haar, die braunen Augen, das Muttermal unter seinem rechten Auge, die Nasenhaare, die aus seinen Nasenlöchern hervorblitzten, aber das, was er mir sagte, verstand ich nicht. Ich wandte meinen Blick ab und blickte seinen Kollegen an. Er erwiderte meinen Blick mit tiefblauen Augen. Mir fiel auf, dass er kurze, schwarze Haare hatte, eine gerade Nase und einen ernsten Zug um den Mund. Seine Augen wurden von tiefschwarzen Wimpern gerahmt. Es waren seine Augen, die mich in die Realität zurückholten. Sein unverwandter Blick, das kleine Nicken.
„Mrs. Weasley. Haben Sie verstanden, was ich Ihnen gerade gesagt habe?" Mr Whitewash streckte eine Hand aus und legte sie behutsam auf mein Knie. Ich nickte, stumm. Die Situation hatte etwas Surreales an sich und nichts mit den Szenen gemeinsam, die man in Filmen und Serien sah: Ich konnte weder mein Blut in meinen Ohren rauschen hören, noch sah ich Sterne vor den Augen. Ich fing nicht an zu schreien, ich weinte nicht, in mir drin herrschte eine Leere, die alles in sich aufsog und nichts übrig ließ. Ich wusste, dass ich diese Leere sehr lange, vielleicht sogar niemals wieder füllen könnte.
Ron war tot.
Mein Ehemann, mein bester Freund, Ginnys Bruder. Er war tot. Weg. Für immer.
Kapitel Eins
„So, das war die letzte Kiste."
Ich stand an der Küchenzeile und blickte in den Garten hinaus, der für mich nichts mehr als traurige Erinnerungen bereit hielt. Die Blätter der Eiche waren noch immer grün, aber das Sonnenlicht, das durch sie hindurch fiel hatte nichts Helles mehr an sich. Es war gedämpft, golden, herbstlich. Bald würden die Blätter das Grün gegen die Farben Gelb und Rot eintauschen, ehe sie dann braun wurden und sich ihren Weg zum Boden hinuntersuchten. Keine Kräuter standen in mehr in meinem Beet, die Blumen waren längst verblüht und auch der Rasen sah nicht mehr aus wie eine einladende grüne Decke. Jemand trat hinter mich und legte eine Hand auf meine Schulter.
„Hermine?" Es war Harry. Ich legte meine Hand über seine und lehnte mich gegen ihn. Er drückte mich an sich, sein Kinn ruhte auf meinem Scheitel.
Harry war an diesem Abend vor anderthalb Jahren nicht mit Ron unterwegs gewesen. Es war ein neuer Kollege mitgefahren, dessen Namen ich nicht kannte. Harry war derjenige gewesen, der mich gefunden hatte, als ich in der Küche auf dem Boden saß, tränenüberströmt, inmitten den Resten unseres Geschirrs. Ich hatte Schnittwunden an den Händen, aber ich hatte die Schmerzen nicht gespürt. Es hatte lange gedauert, bis ich überhaupt wieder ansatzweise etwas fühlen konnte. Und auch jetzt nahm die Leere einen großen Teil meines Inneren ein. Sie war nur teilweise gewichen, hatte dem Schmerz Platz gemacht, der an den meisten Tagen nicht auszuhalten gewesen war. Selbst heute spürte ich ihn noch immer, nicht mehr so scharf und schneidend wie in den ersten Monaten, aber dumpf und nicht weniger schlimm. Der Schmerz war nicht besser geworden, nur ich, indem ich gelernt hatte, ihn zu ignorieren. Erst abends, wenn ich allein im Bett lag, ließ ich los und die Welle über mich schwappen. Ich weinte mich in den Schlaf, angezogen mit Rons T-Shirt. Es roch schon lange nicht mehr nach ihm, aber ich hatte es nicht über mich gebracht, es zu waschen...
„Bist du sicher, dass du nicht noch etwas bei Ginny und mir bleiben möchtest?"
Ich schüttelte den Kopf. Ich war mir bei nichts mehr sicher.
„Hermine, du weißt, dass du immer bei uns bleiben kannst!"
„Ich weiß, Harry, danke", sagte ich leise und drückte seine Hand. Er ließ sie los und drehte mich an den Schultern um, sodass ich ihn anschauen musste. In Harrys grünen Augen, eingerahmt durch eckige Gläser, konnte ich Sorge erkennen, Sorge und einen Hauch des Schmerzes, den er fühlte. Ron war nicht nur ein Freund von ihm gewesen, er war sein Bruder, den einzigen, den er je gehabt und je haben würde. Er war sein Partner, er hatte ihm den Rücken freigehalten. Seine schwarzen Haare waren etwas länger und strubbelig, wie immer. Er sah aus, als wäre er gerade aufgestanden, aber Kamm und Bürste brachten bei seinen Haaren nichts, was er schon früh genug feststellen musste. Unter einer Strähne über seiner Stirn konnte man die feine, blitzförmige Narbe erkennen.
Er hob eine Hand und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass du alleine an der Küste bist."
„Ich brauche die Zeit, Harry. Hier ... hier erinnert mich alles viel zu sehr an Ron."
Harry schloss kurz die Augen und nickte dann.
„Ich weiß, ich weiß."
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die sich in meinen Augen sammeln wollten. Eine einzige suchte sich ihren Weg meine Wange hinunter. Harry wischt sie weg und zog mich gegen seinen Brust, drückte mich an sich und hielt mich fest.
