Prolog
Jessika betrat das Hotel und sah sich neugierig um. Warum sie vor einigen Monaten ein Zimmer in genau diesem Hotel gebucht hatte, wusste sie nicht, aber ihr hatte der Prospekt gefallen, welches ihr die Frau im Reisebüro gezeigt hatte. Also hatte sie es kurz entschlossen genommen. Sechs Wochen Italien, am Meer, Sonne, Strand und Ruhe. So hatte sie sich das zumindest vorgestellt.
Die Schule war ihr in den letzten Wochen auf die Nerven gegangen, vor allem, da es ihr Madam Maxime nicht gerade leicht gemacht hatte. Jessika konnte nicht verstehen, womit diese Frau so ein Problem hatte, schließlich wollte Jessika die Schule nicht wechseln, weil ihr Beaubatons nicht gefiel, sondern, weil ihr kaum etwas anderes übrig blieb, als nach Englang zu gehen.
Manchmal fragte sie sich, was sie eigentlich getan hatte, dass diese Frau es immer wieder auf sie abgesehen hatte oder sie mit Aufmerksamkeit überschüttete. Sie dachte an das letzte Jahr, in dem sie sich geweigert hatte, an einem Wissenswettbewerb teilzunehmen, der auf hoher Ebene stattfand und bei dem die Schüler Aufsätze einreichten. Warum wollte diese Frau einfach nicht verstehen, dass sie andere Sorgen hatte, als das Ansehen ihrer Schule im internationalen Vergleich. Wenn sie das einzige war, was Beaubatons zu bieten hatte, dann gute Nacht, dachte sie noch immer verärgert deswegen.
Jessika dachte an das letzte Gespräch mit ihrer alten Schulleiterin und ballte noch immer wütend die Hände. Wie oft hatte sie die Worte gehört „Ich dachte ich hätte sie zur Treue erzogen!" Irgendwie konnte Jessika dieser Frau nicht klar machen, dass es bei ihrem Schulwechsel nicht um Treue ging. Sie musste nach England und da führte kein Weg dran vorbei. Wenn es einen anderen weg gäbe, hätte Jessika ihn mit Sicherheit gewählt.
Langsam schüttelte sie den Kopf um die Erinnerungen daran zu vertreiben und ging zur Rezeption. Zum Glück sprach der Portier dort Englisch, denn Italienisch konnte sie nun wirklich nicht.
„Guten Abend, ich bin etwas spät dran. Jessika Wakefield, ich habe ein Zimmer für die nächsten sechs Wochen bei ihnen reserviert!" sagte sie und der Mann nickte. „Ja, hier steht es schon. Sie belegen eine der beiden Suiten. Am Montag kommt ein weiterer Gast an, der die andere Suite belegt sie werden sich einen Balkon teilen. Ich hoffe dies ist kein Problem für sie?" fragte der Portier höflich und Jessika schüttelte den Kopf. „Nein natürlich nicht!"
Sie hatte nicht vor allzu viel Zeit auf dem Balkon zu verbringen und würde sich schon mit einem anderen Benutzer einigen. Schließlich sagte man ihr nicht umsonst nach, dass sie freundlich und zurückhaltend war.
Schnell füllte sie alle Formulare aus und ergriff den Zimmerschlüssel. „Einen schönen Aufenthalt, wenn sie etwas brauchen, lassen sie es mich wissen!" Jessika nickte dankbar und lächelte den jungen Mann an, der ihr Gepäck trug.
Sie hatte absichtlich ein Muggelhotel gewählt und eine Stadt, in der fast ausschließlich Muggel lebten. In den nächsten Wochen wollte sie einmal nichts mit Zauberei zu tun haben. Keine Aufsätze über Verteidigung gegen die dunklen Küste, keine Zaubertrankrezepte oder sonst irgendetwas. Sie wollte einfach nur Urlaub machen, bevor das nächste Schuljahr begann und ein weiterer dunkler Abschnitt ihres Lebens.
Interessiert sah sie sich um während sie zu ihrem Zimmer ging. Es war ein kleines aber sehr schönes Hotel und es war so nah am Strand, dass man nachts das Meer regelrecht riechen können würde. Die Flure waren klimatisiert, so dass Jessika in ihrem dünnen roten Sommerkleid etwas fror. Aber sie war nun Mal eine Frostbeule und so ignorierte sie das.
In ihrem Zimmer angekommen, gab sie dem jungen Mann ein Trinkgeld und schloß dann die Tür hinter ihm. Seufzend und etwas müde, von der Reise lehnte sie sich an die Tür und schloß einen Moment die Augen. Die Kühle des Zimmers würde ihr nachts bestimmt entgegen kommen und als sie die Augen wieder öffnete sah sie direkt hinaus auf die riesige Terrasse. Erstaunt ging sie durch das große Zimmer und öffnete die Schiebetür. „Wow!" entfuhr es ihr, als sie das Meer sah und sie warme Luft spürte. Sie hatte anscheinend alles richtig gemacht, als sie diese Reise gebucht hatte.
Mit einer geschmeidigen Bewegung kickte sie die Schuhe von ihren Füßen und betrat Barfuss die mit Marmor ausgelegte Terrasse. Trotz der Sonne, die den ganzen Tag auf die Terrasse schien, lag er kühl unter ihren Füßen und sie ging langsam zum Geländer. „Bei Merlin was eine Aussicht!" murmelte sie und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen.
Meer so weit das Auge reichte empfing sie und wenn sie direkt nach unten sah, blickte sie auf einen kleinen aber interessant geschnittenen Pool. Nur drei Leute lagen auf den Liegen von denen es gerade mal drei Dutzend gab. Sie schätze, dass das Hotel maximal 50 Leute beherbergen konnte und fühlte sich hier von Beginn an sehr wohl.
Da es bald Zeit zum Abend essen war, beschloss sie, sich frisch zu machen und dann hinunter in den Speisesaal zu gehen. Heute würde sie nicht mehr viel machen, denn sie hatte sechs Wochen Zeit und sie wollte diese genießen.
Im riesigen Badezimmer stand sie vor dem Spiegel und band ihre Haare gerade mit einer Spange zurück. Das rote Sommerkleid, hatte sie gegen ein blaues leichtes Abendkleid getauscht. Die Dusche war ein Traum aus Glas und Spiegeln. Sowohl der Boden als auch die Decke warfen die eigenen Spiegelbilder zurück und zeigten einem neue Sichtweisen seines Körpers, die Jessika durchaus interessant fand. Die große Badewanne bot genug Platz für drei Leute und sie schwor sich auch diese Mal auszuprobieren.
Dann verließ sie ihr Zimmer und machte sich auf den Weg nach unten in den Speisesaal. Es machte ihr nichts aus alleine zu essen oder alleine zu sein. Sie war es gewohnt und auch in Beaubatons hatte sie gemieden sich mit anderen zu treffen oder anzufreunden. Daher setzte sie sich ohne lange zu überlegen an einen kleinen Tisch in der Ecke, von wo aus sie einen schönen Überblick hatte, sowohl über den Raum, als auch nach draußen über den Hof.
Dieser wurde von der untergehenden Sonne rot gefärbt und Jessika sah fasziniert zu, wie sich eine Blüten langsam schlossen.
„Die Karte! Möchten sie schon etwas zu trinken bestellen?" fragte der Kellner in etwas gebrochenem Englisch. Jessika lächelte ihn an und nickte. „Ich nehme ein Bitter Lemon." Sagte sie und öffnete dann die Karte. Es war auch eine gute Entscheidung gewesen ihren Urlaub All inklusive zu buchen, so hatte sie mit dem Essen und bezahlen nichts mehr am Hut.
Nur kurz lies sie den Blick über die Karte wandern. Heute Abend war es ihr ziemlich egal was sie aß, Hautsache man konnte es essen. Sie sah sich in dem eher kleinen Raum um, in den etwa dreißig Tische standen. Es waren nicht viele besetzt, aber die große Urlaubswelle sollte ja auch erst in zwei Wochen beginnen.
Jessika bestellte und gab sich dann ihren Gedanken hin. Hogwarts. Was würde sie dort wohl erwarten. Sie hatte sich das Buch „Geschichte Hogwarts" bestellt, bisher aber nur durchgeblättert. Es konnte ja nicht so viel anders sein als in Beaubatons, dachte sie. Hogwarts hatte also vier Häuser und sie würde sich wohl oder übel dieser dummen Auswahlzeremonie unterziehen. Es gab wohl kaum jemand in der Zaubererwelt, der nicht die Eigenheiten der großen Zaubererschule Hogwarts kannte. Sie hatte sich die Beschreibungen der Häuser angesehen und wusste beim besten Willen nicht, welchem Haus sie ihre Sympathie schenken sollte.
Aber darüber würde sie sich Gedanken machen, wenn die Situation da war. Auch hatte sie versucht Informationen über die Lehrer zu bekommen, doch nachdem sich in Beaubatons herum gesprochen hatte, dass sie die Schule verließ, waren ihre Lehrer allesamt nicht bereit gewesen, ihr Auskunft zu geben. So viel Bockigkeit hatte sie dermaßen erstaunt, dass Jessika es schnell aufgegeben hatte, sich darüber zu ärgern.
Konsequent verdrängte sie die Erinnerungen und alle Gedanken an die Schule und die Zukunft. Sie war im Urlaub und nichts würde sie davon abhalten diesen zu genießen.
Nach dem Essen ging sie auf ihr Zimmer zurück und direkt auf die Terrasse. In einer Ecke standen drei Liegen, ein paar Stühle und ein Tisch. Vielleicht würde sie doch etwas mehr Zeit hier verbringen, denn irgendwann musste sie auf jeden Fall mal etwas für die Schule machen, überlegte sie und lehnte sich, wie schon am Nachmittag, gegen das Geländer.
Noch war die Sonne nicht ganz untergegangen und sie sah ihr dabei zu, wie sie langsam im Meer verschwand. Es war ein Traum, wie auf einer Postkarte und Jessika beglückwünschte sich zu so viel Glück. Seufzend holte sie sich eine Liege und eine Auflage und stellte sie mitten auf die riesige Terrasse. Nur wenige Minuten später war sie tief und fest eingeschlafen.
So verging das erste Wochenende ihres Urlaubes wie im Flug. Entweder lag sie am Strand oder am Pool und las all die Bücher, die sie zuvor gekauft hatte. Als sie ihre Sachen für diesen Urlaub gepackt hatte, hatte sie im Stillen dem Zauberer gedankt, der den Verkleinerungszauber erfunden hatte. Ansonsten hätte sie wahrscheinlich fünf Koffer gehabt von dem einer alleine mit Büchern gefüllt gewesen wäre. Die Dame in der Buchhandlung hatte ziemlich sparsam geguckt, als Jessika an den Regalen vorbei gegangen war und nacheinander Bücher heraus zog. Von Krimis über Liebesromane bis hin zu Fachliteratur hatte sie alles dabei. Auch ein paar ihrer Schulbücher und vertiefende Literatur hatte sie eingepackt. Denn auch wenn sie die Schule verdrängte, so interessierte sie sich doch für das ein oder andere.
Jeden Abend saß sie auf dem Balkon und sah sich den Sonnenuntergang und wenn sie früh genug wach war, auch den Sonnenaufgang an. Sie tat einfach was sie wollte und vergaß ihren sonst so disziplinierten Alltag völlig.
Am Montagnachmittag lag sie wieder am Pool und las ihren neusten Liebesroman. Manchmal war es herrlich sich vorzustellen, dass alles gut werden würde.
Ihre dunkel braunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und eine niedliche Sonnenbrille ruhte auf ihrer Nase. Jessika trug einen dunkelroten Badeanzug und hatte ein großes weißes Tuch um die Hüften geschlungen. Nur kurz hatte sie ihren Bikini in der Hand gehabt und ihn dann wieder in den Koffer gepackt.
Ab und an sah sie von ihrem Buch auf und zwei Kindern im Pool beim spielen zu. Sie waren sehr leise und Jessika genoss es den beiden zuzusehen, wie mit aufblasbaren Tieren spielten.
Von dem kleinen Innenhof führte ein Weg direkt zum strand. Man musste nur noch eine breite Promenade überqueren.
Jessika ließ ihren Blick über das Meer gleiten und bemerkte kaum den Mann, der an der Promenade entlang ging. Eigentlich fiel er ihr auch nur auf, weil er eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd trug, an dem er wenigstens die Ärmel bis zum Ellenbogen hochgekrempelt hatte. Nur kurz fragte sie sich, wie sich jemand so etwas antun konnte, in den Sachen musste ihm doch regelrecht heiß sein.
Weiter beachtete sie ihn nicht, da sie mehr auf die Entfernung auch gar nicht sehen konnte. Als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, hatte sie ihn auch schon wieder vergessen und widmete sich wieder ihrem Buch.
Als es Zeit zum Abendessen wurde, machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer und zog sich um. Diesmal wählte sie ein dunkelblaues Kleid und griff nach einem Handtuch. Sie zauberte es klein und stopfte es in ihre Tasche. Heute Nacht wollte sie den Sonnenuntergang am Strand erleben.
Zum Glück konnte sie mit ihrem inzwischen achtzehn Jahren offiziell und geduldet auf außerhalb der Schule zaubern. Ansonsten hätte sie wahrscheinlich so manches Mal geflucht. Auch wenn sie es durchaus gewohnt war in der Muggelwelt zu leben, wollte sie die Zauberei doch nicht missen.
Beschwingt machte sie sich auf den Weg zum Speisesaal. Da sie schon das Mittagessen völlig ausgelassen hatte, knurrte ihr der Magen.
„Guten Abend!" begrüßte ihr Kellner sie schon an der Tür und führte sie zu dem Tisch, an dem sie schon am ersten Abend gesessen hatte und den sie einfach für sich beanspruchte. Inzwischen hatte sie erfahren, dass ihr Kellner, der sich anscheinend nicht davon abhalten ließ sie mit Aufmerksamkeit zu überschütten, Giovanni hieß. Sie lächelte ihn warm an und ließ sich dann auf den Stuhl sinken, den er ihr zu Recht zog.
„Danke schön, ich hätte gerne ein Glas Wasser!" sagte sie und studierte wie jeden Abend die Karte. Heute hatte sie Lust etwas Ausgefallenes zu essen und bestellte Lamm mit irgendeinem Püree, dessen Name sie noch nie gehört hatte. Ohne viel von ihrer Umwelt mit zubekommen aß sie.
Dann wanderte sie zum Strand und lief barfuss am Meer entlang um sich einen schönen Platz auszusuchen, von dem aus sie ungestört den Sonnenuntergang beobachten konnte. Jessika nahm die schwarze Gestalt, die auf „ihrer" Terrasse stand gar nicht wahr und setzte sich gemütlich auf das Handtuch.
Severus lehnte sich an das Geländer und sah sich interessiert um. Nach langer Diskussion hatte er aufgegeben und Dumbledores Geschenk angenommen. Sechs Wochen Urlaub in Italien am Meer. Wie kam der alte Mann darauf, dass ihm so etwas gefallen würde?
Er lebte jetzt seit fast zwanzig Jahren in den Kerkern Hogwarts. Wenn es ihm da nicht gefallen würde, hätte er auch ein Büro in einem anderen Stockwerk beziehen können. Völlig perplex hatte er dem Schulleiter zugehört, als der von Urlaub gesprochen hatte und erst nach mehrmaligem Nachfragen hatte er herausgefunden, dass Dumbledore seinen Urlaub meinte. Zwei Monate seine Ruhe, vor Schülern und Kollegen zu haben, hätte ihm als Urlaub vollkommen gereicht. Es gab mehrer neuer Tränke die er brauen wollte und er hatte sich schon die nächsten Wochen in seinem Labor gesehen.
Doch dann hatte Dumbledore ihn zu sich gebeten und ihm ein Prospekt hingehalten. Verwirrt hatte er es genommen und durchgeblättert. Dann hatte er sich gefragt, ob er wirklich so aussah, als hätte er Interesse an einem Urlaub an der See, mit viel Sonne und einem hübschen kleinen freundlichem Hotel?
Sein ganzes Reden und jedes Argument warum er nicht fahren konnte, hatten auf Dumbledore keinerlei Eindruck gemacht. „Du brauchst Urlaub, Severus. Die letzten Jahre waren hart, besonders für dich. Jetzt wo Voldemort besiegt ist, wird es Zeit, dass du aus der Dunkelheit kommst!"
Das waren in etwa seine Worte gewesen und Severus konnte es noch immer nicht glauben. Albus hatte ihm mal eben sechs Wochen Urlaub geschenkt und er hatte keinen freundlichen Weg gefunden, ihm zu sagen, dass er keinen Urlaub machen wollte.
Also war er gefahren und stand nun hier auf der Terrasse, die er sich auch noch mit „reizenden jungen Dame" teilen musste. Zumindest hatte sich der Portier unten so ausgedrückt. Wahrscheinlich irgend so eine reiche Göre, die hauptberuflich Tochter ist, dachte er erbost und ließ seinen Blick über das Meer wandern. Wenigstens war es ein kleiner Ort, in dem auch in der Hauptsaison nicht viel los sein würde. Allerdings handelte es sich um einen Muggelort, was soviel bedeutete, dass er sich mit dem Zaubern zurück nehmen musste.
Nun gut, so viel Gelegenheiten wo er Magier gebrauchen könnte, würde es hier so wieso nicht geben.
Er war durchaus überrascht von Dumbledores Geschmack, was das Hotel betraf. Es war klein und sehr elegant. Der kleine Pool auf den er hinuntersehen konnte war gepflegt, wie der gesamte Hof. Sechs Wochen hier, dürften nicht gerade wenig gekostet haben. Trotzdem gelang es ihm nicht, wenigstens ein Mindestmaß an Dankbarkeit zu empfinden.
Nach Voldemorts Tod hatte er sein Leben genauso weiter gelebt wie vor seiner Wiederauferstehung. Schließlich gab es auch keinen Grund etwas zu ändern. Auch wenn seine Kollegen und alle anderen es nicht nachvollziehen konnten, war er relativ zufrieden mit sich und seiner Lebensweise. Meistens schaffte er es auch Dumbledore seine verrückten Pläne wieder auszureden, doch dieses Mal waren ihm einfach die Argumente ausgegangen.
Also hatte er seine Sachen gepackt und war hier her appariert. Was er jedoch sechs Wochen hier sollte, war ihm noch immer ein Rätsel. Manchmal fragte er sich, ob Dumbledore ihn überhaupt kannte. Wie lange hatten sie Seite an Seite gearbeitet und gekämpft? Und trotz allem, schenkte er ihm einen Urlaub am Strand.
Severus musste zugeben, dass er Dumbledore von Zeit zu Zeit nicht verstand und des Öfteren an dessen Verstand zweifelte. Gerade jetzt war es wieder besonders schlimm. Gut er hatte genügend Arbeit mit, so dass er sechs Wochen auf dieser Terrasse sitzen konnte und ihm nicht langweilig werden würde. Aber in Hogwarts hätte er besser arbeiten können.
Das Ende des Krieges war weniger Spektakulär gewesen, als er befürchtet hatte und die Euphorie und das Interesse an seiner Peron waren schnell wieder abgeebbt. Er hatte sich in den letzten zwei Jahren nur noch seiner Arbeit zugewandt und kam auch nicht auf die Idee, das zu ändern. Gerade die Sommerferien nutzte er für die Erforschung neuer Tränke, da er als Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste, kaum noch Zeit fand während eines Schuljahres im Labor zu stehen. Auch wenn er Verteidigung nicht aufgeben wollte, war er noch immer ein Zaubertrankmeister. Wann immer es möglich war, zog er sich in sein Privatlabor in Hogwarts zurück und genau das hatte er auch in den nächsten Wochen vorgehabt.
Er sah der Sonne zu wie sie im Meer versank und war, ohne es leugnen zu wollen, beeindruckt von dem Schauspiel. Seufzend fuhr er sich durch die Haare und holte ein Buch aus dem Koffer. Seine Sachen hatte er im Schrank verstaut, doch seien arbeit hatte er vorsichtshalber im Koffer gelassen. Wenn eines der Zimmermädchen zu neugierig war und einige Buchtitel las, würde es nur zu viel Aufmerksamkeit erregen. Außerdem hatte er keine Lust auch noch reihenweise Gedächtnisse zu verändern.
Severus setzte sich auf einen der Liegestühle und legte entspannt die Beine hoch. Die Terrasse wurde nun von kleinen Laternen erleuchtet und war hell genug, dass man entspannt lesen konnte. Sekunden später war er in seinem Buch vertieft.
Jessika seufzte entzückt, als die Sonne endgültig im Meer verschwand und erhob sich dann. Das war ein Anblick, den man sich jeden Abend aufs Neue angucken konnte, ohne dass er langweilig wurde. Sie hatte beschlossen, sich eine Kamera zu kaufen, damit sie später ein paar Erinnerungen daran hatte.
Sie stopfte ihr Handtuch zurück in die Tasche und machte sich auf den Weg zurück zum Hotel. Aus dem Vergnügungsraum neben dem Speisesaal ertönte Musik und sie hörte das Lachen einiger Gäste. Sie hatte schon mitbekommen, dass es jeden Abend ein anderes Programm gab. Von verschiedenen Tanzabenden bis hin zu einer Bühnenshow. Sie nahm sich vor ab und an mal hin zu gehen und zu schauen, was so alles geboten wurde.
Vielleicht fand sie ja auch einen Tanzpartner, mit dem sie mal ein paar Tänze wagen konnte, ohne Angst um ihre Füße haben zu müssen.
Vor sich hin lächelnd ging sie zu ihrem Zimmer und schloß die Tür auf. Auf nichts achtend, zog sie ihre Schuhe aus und schob mit einem Ruck die Terrassentür zur Seite und ging zum Geländer. Die Person, die von ihrem Buch aufsah und sie aus schwarzen Augen erbost beobachtete nahm sie gar nicht wahr.
Während des Abends war etwas Wind aufgekommen, der viele Strähnen aus ihrem Zopf löste. Entschieden öffnete sie die Spange und schüttelte ihre Haare aus. Der Wind ließ ihre Haare und ihren Rock wehen und sie genoss die nun angenehmen Temperaturen. Es war wirklich ein recht heißer Tag gewesen, dachte sie und sah in den Himmel.
Ja, sie hatte wirklich gut gebucht und hier würde sie es bestimmt sechs Wochen aushalten.
Severus sah überrascht auf, als die Terrassentür des anderen Zimmers mit einem Ruck aufgeschoben wurde und ein blaues Kleid zum Geländer stürmte.
Diese Frau schien ihn gar nicht zu bemerken und er war über so viel Rücksichtslosigkeit sofort verärgert. Trotzdem sagte er erst einmal nichts. Mit hochgezogenen Augenbrauen verfolgte er, wie die anscheinend junge Frau, ihre Haarspange öffnete und ihre dunklen Haare im Wind flatterten. Sie war schlank und hatte eine helle Haut, die sich von den dunklen Haaren und dem dunklen Kleid abhob. Außerdem schien sie so etwas wie Schuhe nicht zu kennen.
Der Wind zerrte an ihrem Kleid, was sie allerdings nicht weiter zu stören schien. Er sah zu, wie sie den Kopf hob und in den Himmel sah und verdrehte die Augen. Auch noch so eine romantisch veranlagte reiche Göre. Bevor sie noch auf die Idee kam, sich auf der Terrasse breit machen zu können, würde er ein paar Dinge klar stellen.
In den nächsten Wochen, egal wie lange sie hier war, hatte sie hier nichts zu suchen und sie sollte auch nicht meinen, dass er sich mit ihr auch noch unterhielt, wenn sie sich denn doch mal begegnen sollten.
„Guten Abend!" sagte er mit leiser und kalter Stimme, vor der seine Schüler immer solche Angst hatten. Mit innerer Genugtuung sah er wie sie zusammen zuckte und sich dann abrupt umdrehte.
