Vorwort
"Wie lange noch ?"
"Maximal sechs Monate, eher kürzer."
'Maximal sechs Monate!', halte das Todesurteil durch meinen Kopf.
Seit ich sie kannte, hatte ich mich immer vor diesem Tag gefürchtet. Ich wusste das er kommen würde, aber doch noch nicht jetzt. Ich hatte damit in 50 oder 60 Jahren gerechnet und gehofft das ich bis dahin stark genug wäre das Richtige zu tun. Das ich stark genug wäre meinen Nordstern ziehen zu lassen.
Mein Nordstern, ja das war sie für mich. Mein Wegweiser in der Nacht, das Licht an meinem Firmament, das mir egal wie rau die See war, den Weg nach Hause wies, zu ihr.
'Maximal sechs Monate!'
Was sollte ich tun, jetzt wo der Tag da war?
Ich sollte sie ziehen lassen, wie könnte ich ihr das Andere je antun. Sie auf ewig verdammen, sie zu so einer Existenz verurteilen.
Ich wusste das meine Familie, meine erweiterte Familie und unsere Freunde es verstehen würden, das ich nicht auf sie verzichten könnte. Sie selbst hatte es ja oft genug von mir verlangt, erst kurz vor meinem Verdacht hatten wir uns deswegen gestritten. Für sie war es immer unausweichlich gewesen, aber war es auch ihr wahrer Wunsch oder nur das blinde Vertrauen in ihre Gabe?
Für mich war meine Existenz immer die Strafe für meine Sünden gewesen, sie sah das alles ganz anders. Für sie war ich vor meiner Zeit geboren worden und als Gott seinen Fehler einsah hatte er mich zu dem gemacht was ich bin, um auf sie warten zu könne, um ihr Leben mit liebe zu erfüllen und darum müsste ich sie verwandeln damit wir ewig zusammen sein könnten, denn das wäre mein Preis dafür, das ich solange auf sie warten musste. Sie war einfach viel zu romantisch.
Doch wer von uns beiden hatte recht?
Aber war es im Grunde nicht einerlei wer von uns beiden recht hatte? Ich musste mich entscheiden und egal wie ich entschied, ich müsste damit leben bis ans Ende meiner Existenz, bis in die Ewigkeit.
