Hermine
„Hallo? Sind Sie ? Ja, guten Tag, kann ich Harry einen Augenblick sprechen? Ja; also ich bin eine Schulfreundin ... Nein, ich will mich nicht mit ihm verschwören, ich bitte Sie, es ist sehr wichtig! Danke, ja ich beeile mich... Hallo Harry! Wie geht's dir? Alles in Ordnung bei dir? Nein, bei mir nicht ... Harry du musst unbedingt kommen, und Ron auch; es gibt ... also ... Harry ich bin krank! Nein nicht im . Ich bin im Muggelkrankenhaus in London. Ich ... Ich habe Leukämie, APL, sehr selten und sehr gefählich. ... Danke Harry, du bist echt der Beste."
O Gott war das eine Erleichterung. Harry hatte gesagt, er komme so schnell er kann. Ich lag in meinem Bett, überall hingen Schläuche aus meinem Körper und ich fühlte mich einfach nur schrecklich. Ron hatte ich eine Eule geschickt und hoffte, er würde bald kommen und vielleicht noch Ginny mitbringen ...
Einige Tage zuvor brach ich zusammen, als ich mit meiner Mutter in London gewesen war. Sie brachte mich sofort ins Krankenhaus, wo die Ärzte festellten, dass ich schwer krank war. „Leukämie im Fortgeschrittenen Stadium", hatte der Arzt mir mitgeteilt. „Die Chancen so schnell einen potentiellen Knochenmarkspernder zu finden sind sehr gering." Ich stand noch immer unter Schock. Für mich hieß das so viel wie „Verabschiede dich schonmal von der Welt, bald bist du weg." Noch vor einer Woche hatte ich noch zu Hause an meinen Hausaufgaben für Hogwarts gesessen, und jetzt ... Ich hatte mich schon in der letzten Schulwoche ein wenig krank gefühlt, aber ich hatte das alles auf die Geschehnisse der letzten Wochen geschoben, schließlich war man nicht alle Tage ganz allein mit einem wildem, ausgewachsenen Werwolf allein in einem Wald.
Plötzlich musste ich mich übergeben. Das musste wohl die Chemo sein, dachte ich. Eine Schwester kam in mein Zimmer und nahm mir die volle Schale ab, die sie mir vor einer halben Stunde auf mein Nachtschränkchen gestellt hatte. Mir wurde auf einmal bewusst, dass die Übelkeit anzeigte, dass die Chemo wirkte und ich dachte daran, wie lange es wohl noch dauern würde bis meine Haare ausfallen würden. Ich fing an zu weinen. Die Tränen liefen mir das Gesicht herunter und einmal angefangen konnte ich einfach nicht aufhören. Ich weinte und weinte, doch irgendwann schlief ich ein.
Als ich wach wurde, war schon alles dunkel und eine unheimliche Stille hing über der Station. Ich war hellwach, schließlich hatte ich ja seit dem Nachmittag durchgeschlafen, und so nahm ich mir Die Geschichte Hogwarts' von meinem Nachtschränkchen und fing an zu lesen. Plötzlich durchfuhr mich ein grauenhafter Schmerz. Ich schrie laut auf und drückte auf den Notrufknopf. Das letzte was ich hörte, waren die schnellen Schritte der Schwestern
Harry
Hermines Anruf hatte mich zutiefst erschreckt. Das konnte doch nicht wahr sein. So schnell es ging, wollte ich zu ihr, aber die Dursleys ließen mich nicht gehen. Onkel Vernon schrie mich an, was das sollte, dass so eine verdammte Missgeburt bei ihnen anrief und er warf mir vor, dass ich diesen Anruf geplant hatte, damit ich mich bei meinen Freunden vergnügen konnte. Aus Erfahrung wusste ich, dass es nichts bringen würde mit ihm zu diskutieren und so ging ich in mein Zimmer und wartete darauf, dass alle einschliefen.
Als es endlich soweit war, wollte ich sofort los, doch wusste ich, dass mich wohl um diese Uhrzeit kein Bus mehr nach London fahren würde. Eine Weile haderte ich mit mir, ob ich mit menem Nimbus fliegen sollte, da ich Angst hatte, ich könnte erwischt werden und von der Schule fliegen, aber mir fiel ein, dass das Zauberreimimisterium Besenflüge nicht nachweisen konnten.
Ich steckte den Tarnumhang unter meinen Pulli, öffnete leise mein Fenster, und flog davon. Auf dem Weg fiel mir ein, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wo das Londoner Krankenhaus eigentlich lag. Den ganzen Tag hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie es Hermine ging und was mit ihr passieren würde. Als ich nach einer halben Flugstunde die Lichter von London sah, brauchte ich eine Weile, um herauszufinden, wo das Krankenhaus stand.
Als ich es entdeckte, flog ich langsam Richtung Boden, immer auf der Hut nach Leuten, die mich entdecken könnten. Da niemand auf der Straße war, landete ich vor dem Eingang. Ich versteckte meinen Besen in einem Gebüsch neben dem Eingang und warf mir den Tarnumhang über. Leise schlich ich mich durch die Gänge, jedoch ohne irgendeine Ahnung zu haben, wo Hermine liegen könnte. Ich fand ein Schild an einem Aufzug, an dem stand, dass die Onkologiestation im 3. Stock war. Um kein Aufsehen zu erregen, weil der Aufzug plötzlich aufgeht, nahm ich die Treppe.
Oben angekommen, war ich erstaunt, wie wenig es hier nach Krankenhaus aussah. Überall waren Blumen und Tiere an die Wände gemalt und Selbstgebasteltes baumelte von der Decke. Langsam ging ich durch den langen Gang und schaute, ob ich irgendwo durch eine offene Tür Hermine entdecken konnte.
Doch dann drang ein lauter Schrei durch den Gang und ich erstarrte. Ich erkannte Hermines Stimme. Einige Schwestern kamen angelaufen. Sie rifen sich gegenseitig Sachen zu, die ich nicht verstand und meine Starre löste sich. Doch als ich auf das Zimmer zuging, kamen die Schwestern mitsamt dem Bett aus dem Zimmer gelaufen.
Im ersten Momet dachte ich erleichtert, dass es doch nicht Hermine war, die so einen schrecklichen Schrei ausgestoßen hatte, aber dann sah ich am Fußende des Bettes einen Zettel hängen, auf dem Hermines Name stand. Ich rannte neben den Frauen und dem Bett her, ohne eine Ahnung wo sie hinwollten, und schaute in das Gesicht meiner besten Freundin. Es war aufgequollen und hatte rote Flecken, doch nun sah ich auch ihre Zähne, die schon immer ein wenig zu lang schienen, und auch ihre buschigen braunen Haare erkannte ich langsam. Es war wirklich Hermine ... und es stand sicher nicht gut um sie.
Plötzlich blieben die Schwestern stehen. „Herzstillstand! Hilfe! Wir müssen sie beatmen!", rief die eine, sie warf die Decke weg und begann eine Herzmassage.
Die andere Schwester fing an, Hermine zu beatmen. Nun gingen auch in den Zimmern im Umkreis die Lichter an, und ein Arzt kam mit einem Koffer angerannt.
Ich war in diesem ersten Moment wie in Trance. Ich stand neben Hermine und sah, wie all die anderen Leute ihr Spritzen gaben, sie beatmeten oder massierten. Ich griff nach ihrer Hand, sie war schwer und auch ihre Augen waren leer.
Dann gaben die Ärzte auf.
Sie schoben das Bett weiter, in einen kleinen Raum mit einem kleinen Tisch mit einer Kerze darauf und einem Kreuz an der Wand. Ich hielt noch immer Hermines Hand und ich spürte, dass sie weg war. Weit weit weg.
Die Schwestern und der Arzt gingen leise aus dem Raum und schlossen die Tür. Ich nahm meinen Tarnumhang ab, setzte mich zu ihr aufs Bett und starrte aus dem Fenster.
