Disclaimer: Die folgende Geschichte stammt nicht von mir, sondern ist eine freie Übersetzung von Carrie Ryans gleichnamiger Kurzgeschichte. Damit gehören ihr alle Rechte.
A/N: Dies ist nur der erste Abschnitt der Kurzgeschichte. Den Rest möchte ich auch gerne noch übersetzen - sowie die übrigen Kurzgeschichten aus dem The-Forest-Universum, falls Interesse besteht. Ich persönlich finde die drei, die ich schon gelesen habe (es gibt bisher vier) total super, auch wenn sich zwei von ihnen etwas ähneln. Wenn irgendjemand also das hier lesen sollte; hinterlasst mir einen kurzen Kommentar, dass ihr das lesen wollt, dann wäre ich glücklich :-)
Stört euch nicht an gelegentlichen Schönheits- bzw. Sprachfehlern. Mit den Beschreibungen des Bootes habe ich mein Bestes gegeben. Falls sie keinen Sinn machen, einfach ignorieren.
Flotsam & Jetsam
"Wasser, Wasser überall, und –"
"Verdammt noch mal, Jeremy! Wenn du das noch ein Mal sagst ..." Erst als ich seinen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck sehe, schlucke ich den Rest von dem, was ich sagen wollte. Aber die unausgesprochenen Worte kreisen in meinem Kopf, die Wut sticht direkt unter meiner Hautoberfläche. Ehrlich, ich würde nichts lieber tun, als über das winzige Floß hinüberzureichen und seine Kehle mit meinen bloßen Fingern aufzureißen.
Ich schließe meine Augen, versuche langsam und tief einzuatmen. Ich fühle ihn sich bewegen, fühle die Kräuselung und Neigung des Gummis unter uns, die mich ein wenig aus dem Gleichgewicht bringt. Um dem Drang, ihn zu treten, zu widerstehen, ziehe ich die Beine an meine Brust und lege meine Stirn auf die Knie.
"Sorry, Mann", sagt er, seine Stimme ein kleines, halblautes Quietschen.
Ich drücke mein Gesicht fester gegen meine Kniescheiben, grabe die Stoppeln meines unrasierten Kinns in meine Haut. Versuche damit, alle meine Schmerzen in einem einzigen Punkt zu konzentrieren. Versuche, meine Frustration auszulöschen. Wellen senken und überschlagen sich unter uns, neigen uns der Sonne zu und dann wieder weg, das Wasser rund um unsere winzige achteckige Gummiinsel tuschelnd.
Das Kreuzfahrtschiff ragt noch wie eine Ruine am Horizont und egal wie sehr ich mich bemühe, ich kann meine Augen nicht davon losreißen. Leuchtend orange Flecken schweben um es her wie Sandflöhe – andere Rettungsboote voll mit anderen potentiellen Überlebenden. Ich fange an, den Nylon-Baldachin zu entrollen, befestige ihn an den Floßwänden und ziehe ihn über die aufgeblasene Querstange, die über die Mitte des Floßes gespannt ist, als Jeremy mich erschrocken anschaut.
"Wir konnten wieder zurückkehren.", sagt er, zögernd, "Wir könnten versuchen, näher zu kommen. Nur um zu schauen. "
Ich höre auf, mit dem Baldachin zu kämpfen und schließe meine Augen wieder fest, mich abermals über meine Knie beugend. "Nein.", sage ich ihm und meine Stimme hallt zwischen meinen Beinen wider.
Er seufzt und taucht seine Hand über den Rand des Floßes. Ich höre das Salzwasser tropfen, als es von seinen Fingern rinnt. Ich sollte ihm sagen, dass er aufhören solle, ihm sagen, dass das Salz nicht gut für ihn ist.
Aber wir beide wissen, dass es keine Rolle spielt. Soweit man den Berichten Glauben schenkt, bereits in ein paar Tagen nicht mehr.
