J.K. Rowling gehören alle Charaktere und Orte und was sonst noch so alles vorkommt.

Diese Geschichte beschäftigt sich mit Geschehnissen ab dem Ende des fünften Buches, die parallel dazu oder zwischen den Büchern abgelaufen sein könnten. Sie konzentriert sich dabei hauptsächlich auf Tonks und Lupin.

Viel Spaß!


"Wenn ich Bellatrix erledigt hätte, müsste er jetzt nicht mit diesen schrecklichen Muggeln mit," murmelte Nymphadora Tonks leise. Allerdings nicht leise genug. Fast alle Augenpaare der kleinen Gruppe auf dem Bahnsteig King's Cross wandten sich ihr zu.

"Das ist doch Unsinn, Tonks Liebes!" Mrs. Weasley schüttelte energisch den Kopf.

Hermine drehte sich um, als Harry nicht mehr zu sehen war. Gerade rechtzeitig genug, um Augenzeuge zu werden, wie aus Tonks rosa Haaren plötzlich schwarze wurden.

"Dann würde Sirius noch leben," fügte Tonks erklärend an, als würden die anderen eine Erklärung benötigen. Sie schob sich ihre Hände in die Taschen ihrer geflickten Jeans und sah auf den Boden.

"Tonks, das ist doch nicht deine Schuld," sagte Hermine. Aber die Metamorphin reagierte nicht.

Die anderen sahen sich bedrückt gegenseitig an. Moodys magisches Auge surrte in die Stille hinein. "Unsinn," knurrte auch der alte Haudegen. Der amüsante Augenblick, in dem sie Harry verabschiedet und den Dursleys einen gehörigen Schrecken eingejagt hatten, schien plötzlich lange her zu sein.

Lupin nahm sich ein Herz und legte seine Hand auf Tonks Schulter. "Lass uns etwas zusammen gehen, ja?" Er nickte den anderen zu und geleitete Tonks auf dem Bahnsteig von ihnen fort.

"Hör mir gut zu, keiner kann etwas für Sirius Tod," sprach Lupin ruhig und mit Trauer in der Stimme. "Keiner von uns, verstehst du?"

"Aber, aber .. Wenn ich doch .." Sie sah zu ihm auf und in ihren dunklen sonst so lustigen Augen stiegen Tränen auf.

Lupin blickte zu den anderen zurück, die sich inzwischen von einander verabschiedeten und nach und nach King's Cross verließen. Die ersten Tränen liefen Tonks bereits über die Wangen, als sie sich ohne Gegenwehr zu einer Bank bringen und darauf platzieren ließ.

Vor ihren verschleierten Augen tauchte ein weißes Taschentuch auf. "Hier." Lupin gewährte ihr eine weitere Minute, bevor er weiter sprach: "Ich kenne .. kannte Sirius besser, als jeder andere, Tonks. Es war nicht deine Schuld. Du hast dein Bestes gegeben, aber Bellatrix war zu diesem Zeitpunkt stärker. Du währst gestorben, wenn Alastor sich nicht gleich um dich gekümmert hätte!"

Sie schluchzte, presste das Tuch auf ihr Gesicht und lehnte sich trostsuchend an Lupins Schulter. Dieser nahm Tonks nach kurzem Zögern in seine Arme. "Es hat uns alle getroffen. Denk nicht du währst etwas Besonderes!"

"Das tue ich doch gar nicht!" begehrte sie auf, die Haare in zorniges Rot gefärbt, und drückte sich von ihm fort.

Lupin lächelte schwach. "Gut." Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Er hatte sie aus der Reserve gelockt und Tonks Aufbegehren hatte ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt und sie nun etwas beruhigt. Betreten wischte sie sich über die Augen und Wangen, schnäuzte sich ins Taschentuch.

"Ich schätze, das willst du jetzt nicht mehr wieder haben, oder?" fragte sie mit einem schiefen verschmitzten Lächeln und inzwischen hellrosa Haaren.

Remus hob abwehrend die Hände. "Behalte es ruhig." Zufrieden sah er von Tonks Gesicht zu ihrem Haarschopf. "Geht es wieder?"

Sie nickte von Dank erfüllt und lehnte sich aus einem Impuls heraus erneut gegen Lupin. Das Gefühl der Sicherheit, welches sie vorhin in seinen Armen verspürte, kam wieder zurück. Der ehemalige Professor ließ sie gewähren.

"Wo wohnst du eigentlich, Remus?" fragte Tonks ihn leise.

Lupin war dankbar, nicht antworten zu müssen, als sie Moodys Auge neben der Bank surren hörten und zu ihm aufsahen. "Tonks, bei Merlin, sagtest du vorhin nicht, dass du ins Ministerium zurück musst?" fragte der alte Auror mürrisch. "Kingsley wartet sicher schon auf dich."

Die Metamorphin sprang auf. "Das hab ich total vergessen! Danke, Mad-Eye, Remus," sagte sie schnell. "Wir sehen uns!" Auf ihrem Weg den Bahnsteig entlang, rempelte sie ein paar Leute an und verschwand.

Moody stützte sich auf seinen Stock und sah auf Lupin hinunter. Dieser stand nun ebenfalls auf.

"Du hast ihr den Quatsch ausreden können?" fragte Mad-Eye und sein magisches Auge schien durch Lupin hindurch sehen zu können.

"Ja, ich glaube, ich war erfolgreich." Remus lächelte verhalten. "Sie hat sich zumindest beruhigt."

"Sei vorsichtig," brummte Moody und rückte seinen knorrigen Stock auf dem Boden zurecht. "Nicht nur mein Auge hat mir eben gezeigt, dass sie womöglich gleich weitere Flausen im Kopf haben könnte."

"Wie bitte?" fragte Lupin verwirrt. "Seit wann sprichst du in Rätseln, Alastor?"

Moody setzte zu einer Erklärung an, dann schüttelte er den Kopf. "Sei einfach vorsichtig, Lupin." Er setzte sich den Bowler richtig auf, nickte Remus zu und humpelte davon.


Es war ein schöner Nachmittag. Die Sommersonne schien durch das kleine Fenster in den kargen Raum hinein. Das nächste Treffen des Ordens des Phönix war für morgen geplant. Ihre Sachen waren bereits vom Grimmauld Platz entfernt worden. Er war nicht mehr geeignet nach dem Tod von Sirius und Kreachers Verrat.

Remus Lupin saß auf einem der wenigen Möbel in dem düsteren Kämmerchen und balancierte ein altes Buch auf seinen Knien. Die Sonnenstrahlen erhellten die Seiten und ab und zu war sein lautes Magenknurren zu hören. Morgen, morgen würde er im Fuchsbau sicher etwas zu essen bekommen. Der Hunger ließ ihn das Buch auf eine alte Kommode legen und er stand vom wackeligen Stuhl auf. Auf dem schmalen Bett lag sein Rucksack und er fischte ein Stück Brot daraus hervor.

Er seufzte und biss hinein. Von unten war das typische dumpfe Klingeln der Ladenglocke zu hören. Lupin ging zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Er konnte die leisen Stimmen nicht hören und so schloss er die Tür wieder. Weiter an dem trockenen Brot kauend, nahm er das Buch zur Hand und lauschte erneut. Schritte erklangen auf der Treppe und dann klopfte jemand.

Hektisch landete das Buch auf der Kommode, das Brot daneben. Hier hatte ihn noch niemand besucht. Wer konnte das sein? Seine Vermieterin? Dumbledore?

Lupin ging zur Tür und umfasste mit einer Hand den Türknauf, mit der anderen hielt er seinen Zauberstab bereit. „Wer ist da?"

„Ich bin's," ertönte eine leise Stimme. Nach einer kurzen Pause, in der Lupin hinter der Tür schon anfing wissend zu schmunzeln, folgte ein hastiges „Tonks".

„Woher weiß ich, dass du Tonks bist?" fragte er durch die Tür hindurch. „Es wissen nur wenige, dass ich jetzt hier wohne."

„Lass mich rein! Molly hat's mir verraten und ich habe etwas zu essen dabei," raunte sie ungeduldig. „Als Dankeschön, weil du mir geholfen hast."

Lupins Magen meldete sich lautstark zu Wort, übernahm das Kommando und er öffnete die Tür. „Das wäre nicht nötig gewesen," murmelte er verlegen und winkte sie hinein.

„Wotcher, Remus." Tonks, in einen dunklen Mantel gehüllt und ihre heute längeren, brav blonden Haare unter einer weiten Kapuze verborgen, trat ein und sah sich neugierig um. In ihren Händen hielt sie eine viereckige Pappschachtel, aus der es verführerisch duftete.

„Pepi's peppige Pizza," erklärte sie nach Lupins Blick darauf. „Meine Lieblingspizza von Pepi's Magic Pizza." Tonks streifte die Kapuze ab und streckte Remus die Schachtel entgegen.

Er öffnete sie und einige Peperoni wechselten die Plätze und bildeten das Wort "Danke". Lupin sah zu Tonks, die begonnen hatte durch den kleinen Raum zu laufen. "Es ist nichts Besonderes," murmelte er. "Es reicht zum Schlafen."

"Ich find's schön," erklärte sie und drehte sich um. Sie zog sich den Umhang aus und warf ihn auf das Bett. "Magst du keine Pizza?"

Lupin löste sich von dem ungewohnten schönen Anblick, den Tonks unter ihrem Mantel bot. Sie trug, völlig untypisch für sie, ein dünnes rotes Sommerkleid. "Doch, doch." Er nahm ein dreieckiges Stück heraus und bot Tonks den Rest an. Lächelnd nahm sie sich auch ein Stück. Nach ein paar stummen Bissen Pizza, deutete Remus auf den Stuhl. "Setz dich doch."

Den offenen Pizzakarton stellte er auf einen kleinen wackeligen Tisch. Als er sich umdrehte, hatte es sich Tonks neben ihrem Mantel auf dem Bett bequem gemacht.

Lupin hob kurz die Augenbrauen, ging zum Stuhl und setzte sich.

"Und die Nokturngasse musste es sein, weil ..?"

"Die Leute hier nicht so viele Fragen stellen. Obwohl ich auch hier sicher nicht lange bleiben kann, wenn meine Vermieterin mein .. Problem bemerkt. Oder meine .. Gesinnung." Lupin nahm sich ein weiteres Stück. "Sie schmeckt wirklich gut," sagte er. "Wie läuft's im Ministerium?"

"Es geht alles drunter und drüber. Der neue Minister, die aufgescheuchte Zaubererschaft, naja, ich freue mich auf morgen." Tonks grinste. "Dann sehen wir uns schon wieder." Ihre Haare wurden rosa, was etwas merkwürdig zu dem freizügigen roten Kleid aussah.

Lupin wurde unruhig und stand auf. "Tonks, das am Bahnhof hätte jeder getan, es war nichts Besonderes."

"Für mich schon, Remus," gab sie zurück, stand auch auf und ging zu ihm. "Du bist immer so beherrscht, so unnahbar und doch für jeden ein guter Freund." Langsam streckte sie eine Hand nach Lupins Seite aus. Er wich ihr aus und legte, soweit es in dem kleinen Zimmer möglich war, einige Schritte zwischen ihnen.

"Es war nichts," murmelte er noch einmal.

Zwischen Tonks Brauen erschien eine steile Falte und sie wirkte traurig. "Ich wollte nicht .." begann sie und unterbrach sich dann. "Hör zu, Remus, ich mag dich. Ich würde dich gern besser kennenlernen."

Lupin sah nicht in ihre Richtung, als sie sprach. "Du kennst mich. Wir haben ein Jahr im Orden zusammen gearbeitet."

"Ich will dich aber besser kennenlernen," sagte sie und machte einen weiteren Versuch auf ihn zu zugehen. "Ich habe mir nur für dich heute dieses Kleid angezogen. Sieht es nicht schön aus?" fragte sie deprimiert.

"Doch, wunderschön. Du siehst fantastisch aus," erwiderte Lupin schnell, sah dabei kurz zu ihr. Dabei war sie ihm schon wieder so nah, dass er stutzte.

Tonks nutzte dies aus und griff nach seiner Hand. "Du könntest mich wenigstens zu einem Eis in der Winkelgasse einladen."

"Musst du nicht arbeiten?" fragte Lupin verwirrt. Es war erst früher Nachmittag.

"Nein, heute nicht mehr. Und ich nehme das als ja." Sie zog und zerrte den Überrumpelten an dessen Hand zur Tür.

Endlich lachte er amüsiert. "Warte, ich muss etwas Geld mit nehmen." Kopfschüttelnd ging er zum Bett zurück, holte ein kleines, lederndes Säckchen aus seinem Rucksack und steckte es ein. Dann nahm er Tonks Mantel und legte ihn ihr um die Schultern. Eine instinktive Geste, dessen Falschinterpretation er sofort bereute. Aber was soll's. Er freute sich inzwischen einige Zeit aus diesem kleinen, düsteren Loch heraus zu kommen. Und warum auch nicht mit Tonks? Bei einem Eis konnte er ihr auch erklären, dass es sich nicht lohnte, ihn besser kennen zu lernen.


Fortsetzung folgt ...