Titel: An seiner Seite
Rating: M18
Pairing: Wer könnte das bloß sein? E/O vielleicht irgendwann einmal …
Zusammenfassung: Kathy hat bei dem Unfall so schwere Verletzungen erlitten, dass sie kurz nach Elis Geburt verstarb. Nun muss Elliot mit den fünf Kindern alleine zurechtkommen.
Elliot ist 34, Olivia 32, Maureen 16, Kathleen 14, Richard & Elizabeth 10 – immerhin ist Elliot mit 18 Jahren Vater geworden und Alex ist ihr ADA (Lasst mich Träume haben!)
Kapitel -1
„Asche zu Asche, Staub zu Staub", predigte der Priester an dem regnerischen Tag an dem sich eine große Gemeinde in schwarz gekleidet am St. Monica Friedhof eingefunden hatten, um eine geliebte Mutter, Ehefrau, Schwester, Tochter und Freundin beizusetzen.
Es waren nur vier Tage vergangen, seitdem Elliot seine Partnerin Olivia damit beauftragt hatte, mit seiner Frau Kathy ins Spital zu fahren. Vier Tage, seitdem ein alkoholisierter Autofahrer in sie gerast war. Vier Tage seitdem sein Sohn auf die Welt gekommen war. Vier Tage, seitdem er seine Frau verloren hatte. Sie war noch in derselben Nacht an ihren schweren inneren Blutungen verstorben, sie war chancenlos gewesen, hatte ihm ein Arzt erklärt.
Seine Kinder weinten am Bett der verstorbenen Mutter Meere von Tränen nur Elliot konnte es nicht. Er hatte seinen Sohn ein einziges Mal gesehen, Kathy hatte den Namen Eli ausgesucht gehabt und so hatte er ihn dem Säugling gegeben, seitdem befand er sich in Olivias Obhut. Wenn ihm jemand das Fläschchen im Spital geben musste, dann war sie es. Die Stablers hatten nicht lange diskutiert. Die junge dunkelhaarige Frau hatte ihre Hilfe angeboten und man hatte sie ohne Umschweife angenommen, aus Gewohnheit. Olivia war immer da, wenn jemand etwas brauchte, besonders wenn es sich um Elliot oder ein Mitglied seiner Familie handelte. Und indirekt gab sie sich die Schuld an dem Unfall, an Kathys Tod. Es war immerhin sie gewesen, die am Steuer gesessen war. Elliot hatte sie kurz in den Arm geschlossen, hatte ihr erklärt, dass es nicht so sei. Es wäre auch passiert, hätte er sie gefahren. Es würde keinen Unterschied machen. Olivia war sich aber sicher, dass er sich insgeheim die Schuld gab, seine Frau nicht ins Spital gebracht zu haben.
Immerhin lebte sein Sohn.
Der Regen prasselte auf das aufgestellte Zelt, die Menschen standen eng aneinander gedrängt, viele weinten bittere Tränen, manche sahen stoisch dem Priester zu, als er Erde in das Grab warf und segnende Worte sprach.
Als sich die Menge nachdem jeder die Möglichkeit hatte, Erde auf den versenkten Sarg zu werfen, auflöste, sprach Elliots Schwiegermutter diesen an.
„Wir müssen sprechen, Elliot", erklärte sie ihm hart. Niemals hatte er sich mit seinen Schwiegereltern gut verstanden. Sie hatten ihm die Schuld daran gegeben, dass Kathy nichts aus ihrem Leben gemacht hatte, nur Mutter und Hausfrau geworden war.
„Über was?", fragte er etwas entrüstet, wissend, dass mit einer gewissen Sicherheit etwas kommen würde, was ihm missfallen würde.
„Die Kinder. Unser Anwalt sagt, dass sie bei dir nicht gut aufgehoben wären. Du arbeitest viel. Zu viel. Wir wollen sie zu uns nehmen. Wir sind beide in bereits Rentner und können besser auf sie Achtgeben."
„Nein."
Olivia trat langsam mit Eli am Arm an Elliot heran und wollte ihm gerade eine Hand auf den Arm legen, um ihm ihren Beistand zu symbolisieren aber er lehnte diesen in diesem Moment ab.
„Ich brauche keine Hilfe bei der Kindererziehung von euch. Es funktioniert wunderbar so, wie es im Moment ist."
„Also … wir sind der Ansicht, dass … unser Anwalt meinte … wir … dann müssen wir vor Gericht gehen."
„Versucht es. Ich geben meine Kinder nicht her!" Nun war es Elliot, der nach Livs Hand griff und sie in seine schloss. „Ich werde wie ein Löwe um sie kämpfen. Niemand raubt mir meine Kinder auch nicht ihr!"
„Du kannst nicht einmal für den Säugling sorgen", fuhr sie ihn harsch an.
„Er hat einen Namen, Eli. Und er wird nicht vernachlässigt. Eli hat alles, was er benötigt."
„Ein Kind in seinem Alter braucht eine Mutter, jemanden …"
„Wir schaffen das schon, Mrs. Malone, glauben sie mir. Wir schaffen das, " entgegnete ihr Olivia sanft, den schlafenden Säugling im Arm.
Wütend trat Mrs. Malone von einer Stelle auf die andere. „Sie haben doch keine Ahnung von Kindererziehung, wer auch immer sie sein mögen. Keine Ahnung!"
„Olivia ist meine Partnerin", erklärte er und wollte Olivia am liebsten ganz nahe an sich heran drücken um seiner Schwiegermutter zu zeigen, dass sie eine Einheit waren, eine Einheit, der man die Kinder nicht entreißen konnte.
Im Stabler Haus in Queens fütterte Olivia den Kleinen, badete ihn, zog ihn an und um, machte all das, was eigentlich Kathys Aufgabe gewesen war. Sanft strich sie ihm über seine seidigen blonden Locken. Sie hatte sich bereits in das Kind verliebt. So viel Zeit hatte Olivia zuvor noch nie mit einem Säugling verbracht, es schien Intuition zu sein, was wann zu machen sei.
Wenn sie sich abends verabschiedete und ihren Weg in ihre kleine einsame Wohnung antrat, brach ihr jedes Mal fast das Herz, wissend, dass sie Eli zurücklassen musste. Und Eli wusste mit seinem jüngsten Sohn nichts anzufangen.
Oftmals sagte er sich, dass Kathy noch leben würde, wäre er in dieser einen Nacht nicht schwach geworden, nach Hause zurückgekehrt und hätte sie geschwängert. Indirekt gab er sich an dem Unfall selbst die Schuld. Viel zu wenig wusste er über seine Kinder, seien verstorbene Frau – die ganze Familie.
Eli schlief in der Wiege in der Ecke seines Schlafzimmers. Einmal hatten sie darüber gesprochen, dass das Haus für fünf Kinder zu klein war, während der Schwangerschaft. Nun war der Nachwuchs da und die Räumlichkeiten immer noch beengend. Nicht einmal anschauen konnte er den Neugeborenen. Sofern er weinte, konnte nur Olivia ihn beruhigen. Eli wollte weder von Maureen noch von Katie gewiegt werden, nur von Liv. Wie konnte er sie so in das Leben seines Sohnes einbinden. Irgendwann würde ihr all das zu viel werden und dann würde sie gehen und er mit all seinen Problemen wieder alleine dastehen.
Nicht nur, dass er sich im Klaren war, dass es finanziell eng werden würde, wenn er weniger arbeiten würde, nein, die Bestattungs- und Krankenhauskosten hatten ein großes Loch in sein Konto gerissen. Im Moment wusste er noch, wie er die Rechnungen bezahlen sollte, aber die Angst, dass das sich bald ändern würde, fraß ihn von innen auf.
Die Wochen vergingen wie im Flug. Eli war bereits ein knappes Monat alt, als Elliot einen Anruf am Revier bekam, von der Hausbank. Als ob der Tag nicht schon genügend kaum bekämpfbare Probleme aufgeworfen hatte, nein, jetzt musste ihm der Angestellte auch noch erklären, dass er mit der Hypothek im Rückstand war. Der muskulöse Detective hatte sich fest eingebildet, den Scheck ausgestellt zu haben, wie so viele andere auch. Zuvor hatte sich Kathy immer um die finanziellen Aspekte des Haushalts gekümmert – er hatte nur seinen Gehaltsscheck abgegeben.
Maureen und Katie konnte er mit seinen Problemen nicht belasten, die Mädchen waren zu jung um zu verstehen, was wirklich los war. Um zu verstehen, dass der bankrott nahte und er die Kinder vielleicht wirklich bald seiner Schwiegermutter übergeben musste, da er das Haus nicht halten konnte.
Vier Stunden zuvor war ein Brief vom Gericht eingetroffen, der ihn zu einer Gerichtsverhandlung lud. Die Malones wollten wirklich das Sorgerecht, das alleinige, für alle fünf Kinder erstreiten.
Verzweifelt saß Elliot, das Handy noch in der Hand, auf einem Bett oben im Umkleide- und Schlafbereich des Reviers. Der Brief lag neben ihm. Er war am Ende und musste sich eingestehen, dass er keinen Rat mehr wusste. Er war kurz davor alles zu verlieren und die Zeit schien ihm wie Sand zwischen den Fingern zu verlaufen.
Plötzlich klopfte es an der Türe und bereits von der Art und Weise wusste er, dass es sich nur um Olivia handeln konnte. Wahrscheinlich war sie eine längere Zeit vor der Türe gestanden, bis sie sich entschlossen hatte, ihn zu stören – zumindest vermutete er dies.
Sie trug dunkelblaue Jeans und einen hellblauen Pullover. Ihr Haar hatte sie lang wachsen lassen und er liebte ihre Stirnfransen, sie betonten ihre wunderbaren dunkelbraunen Augen, die ihn immer wieder an Schokolade erinnerten. In Momenten wie diesen, wollte er sich in ihnen verlieren.
Ohne Worte setzte sich seine Partnerin neben ihn auf das Bett. Der Raum war kahl, die Wände unverputzt, die Betten aus Eisen und kühl – ein Raum, dessen Nutzen im Vordergrund stand und nicht seine Wärme, Freundlichkeit oder Ähnliches.
Sie nahm den Brief von seiner anderen Seite, bereits ahnend um was es sich dabei handelte. Elliot ließ seinen Kopf in seine Hände sinken.
„Sie wollen mir die Kinder wegnehmen", klagte er und das erste Mal seit Kathys Tod konnte er seinen Tränen freien Lauf lassen.
„Nein? Kathys Mutter", sagte sie zu sich selbst, als sie die Ladung las. „Wir werden das verhindern."
„Und wie? Ich kann nicht mehr… Nichts geht mehr… Es ist aus."
„Elliot?", fragte sie und legte beruhigend ihre Hand um seine Schultern.
„Wir werden das Haus verlieren. Ich kann die Raten nicht mehr bezahlen."
Liv war entsetzt und zugleich enttäuscht, dass er nicht schon zuvor mit ihr gesprochen hatte. Doch in Wahrheit war sie in den letzten Wochen weniger und weniger bei ihnen gewesen, hatte langsam Abstand gewonnen und sich eingeredet, dass es bessere wäre, die Stablers mit dem Tod Kathys selbst umgehen lernen zu lassen. Und vor allem war es für sie besser, da sie nicht wusste, wie lange sie es schaffen würde, abends nach Hause zu gehen, wenn Maureen und Katie sich in den Schlafen weinten, die Zwillinge alles rund um sich ignorierten und Eli nicht wusste, wieso die einzige Person, die sich um ihn kümmerte, plötzlich nicht mehr da war.
Einige Nächte war sie wach gelegen und hatte daran gedacht, wie es dem kleinen Mann nun ginge aber niemals hatte sie Gedanken daran verschwendet, dass Elliot in Problemen wie diesen stecken könnte.
„Ich rufe Alex an und bitte sie am Abend sich mit uns zusammenzusetzen." Sanft strich sie ihm über die Wange und Elliot lehnte sich sanft an sie, nahm ihre Körperwärme an. Gott, wie er diesen Geruch, Duft liebte. Oftmals hatte er sich gefragt, was es war. Lilien? Nein, gegen diese war sie allergisch. Vielleicht Lavendel? Es war kein Parfum sondern ihr Duschgel. Ihr Parfum kannte er auswendig, ein schwerer Duft, leicht süßlich – Hugo Boss ‚Deep Red'. Es war Munch gewesen, der ihn ihr einmal zu Weihnachten geschenkt hatte und sie seitdem damit versorgte, nach wenigen Tagen hatte sich einst herausgestellt, dass sie den Duft gerne trug und er ihr stand.
Am Küchentisch bei Kaffee und Pizza hatte Alex alle seine Unterlagen durchforstet, Versicherungen aussortiert, wichtige Stellen markiert und ihn diverse Tipps für die baldige Sorgerechtsverhandlung gegeben.
„Welche Möglichkeiten haben wir? Welche Chancen?", fragte Olivia als sie um die heiße Tasse ihre Hände schloss und die Wärme förmlich in sich aufsaugte.
„Nach dem Lesen all dieser Unterlagen muss ich sagen, dass die Chancen nicht gut stehen. Du musst verstehen, dass die Malones einfach das stabilere Heim bieten würden. Zwei „Elternteile", ein geregeltes und gutes Einkommen, keine finanziellen Sorgen", erklärte Alex mit ernster Miene. „Natürlich gibt es Auswege aber die sind nicht einfach und rechtlich fragwürdig."
„Alex …", sagten beide Detectives zur selben Zeit und forderten die Staatsanwältin somit auf, ihnen die Wahrheit zu offenbaren.
Kurze Zeit versuchte sie dem Thema auszuweichen aber Olivia und Elliot ließen nicht locker und wollten den einzigen Ausweg wissen, der sich der blonden Frau eröffnete.
Eli begann auf einmal laut zu schreien.
„Ich hole ihn schon", sagte Olivia und ging ins Nachbarzimmer um den Kleinen aus seiner Wippe zu nehmen. „Bist du schon wieder hungrig?", fragte sie das Kind, welches sich sofort in ihren Armen gut aufgehoben fühlte und nur noch vor sich hin brabbelte. „Wir machen dir ein Fläschchen und dann …"
„…das kann ich von ihr nicht verlangen", hörte Olivia Elliot nur sagen, als sie da Zimmer wieder betrat.
„Was kannst du von mir nicht verlangen?", fragte sie Elliot etwas verwundert.
„Nichts, Alex vergiss es einfach wieder."
„Es ist mein Ernst Elliot, es ist der einzige Ausweg, der mir eingefallen ist."
„Sag schon", forderte Olivia Alex auf.
„Du solltest dich eher setzen, bevor Alex dir ihre utopischen Ideen offenbart." Elliot stand nach Vollendung des Satzes auf und ging in der Küche auf und ab. Er konnte es von Olivia nicht verlangen, nein, das war eindeutig zu viel.
Alex Cabot holte einmal tief Luft und begann zu erklären. „Wenn Elliot und du heiraten würden, dann könnte man nicht mehr sagen, dass die Malones mehr Leute zur Verfügung hätten, um die Kinder zu versorgen, außerdem kennen und lieben deine Kinder Olivia. Weiters müsste die Ehe nicht von Dauer sein, ein oder zwei Jahre, dann könntet ihr euch scheiden lassen. Außerdem, wenn Olivia ihre Wohnung verkaufen würde, könnte sie einen Teil der Hypothek bedienen."
Der Raum wurde von Stille gefüllt, die nur durch Elis regelmäßiges Nuckeln durchbrochen wurde. Es war bereits spät, die Nacht stockdunkel und Olivia konnte vereinzelt Sterne am Himmel entdecken.
„Natürlich müsstet ihr allen glauben machen, dass ihr wirklich Eheleute seid, daher Bett und Tisch teilen. Der Richter würde auf jeden Fall die Kinder befragen und auch diese müssten davon überzeugt sein." Sie seufzte am Ende und wusste selbst, dass es eine schwere Aufgabe werden würde, alle davon zu überzeugen, da Olivia und Elliot in den letzten Jahren immer mehr auf Distanz gegangen waren, immer mehr Abstand zwischen sich gebracht hatten. Erst Kathys Tod hatte sie langsam wieder zusammenwachsen lassen.
Was konnte sie verlieren, fragte sich Olivia, als sie am Fenster stand und auf den Himmel starrte, die Sterne, die sich nicht bewegten. Was konnte sie verlieren? Sie hatte nichts. Keine Familie, keine Freunde außer Arbeitskollegen und die meiste Zeit verbrachte sie nicht in ihrem Apartment sondern am Revier oder auf den Straßen New Yorks.
„Ich mache es", sagte sie und ihre Stimme durchbrach die absolute Stille. Eli war inzwischen eingeschlafen und das Fläschchen stand auf der Anrichte. Olivia wusste nicht, wie lange sie innegehalten hatte. „Wir schaffen das Elliot."
„Und ich meine … wir …", beide Frauen erkannten, dass Elliot nervös war.
„Hast du dir noch nie ein Bett mit einem Freund geteilt? Ich dachte du warst bei den Marines", sagte Alex mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
„Das ist doch nicht dasselbe."
„Doch, nur in diesem Fall ist Olivia dein Freund, sogar deine Ehefrau", versuche die Staatsanwältin zu erklären.
Liv strich dem Säugling über die so kleinen Finger. Sie konnte nichts verlieren, sondern nur etwas dazugewinnen. Auf der Gewinnerseite stehen. Das erste Mal in ihrem Leben vielleicht.
„Wir werden Möglichkeiten finden. Zwei Betten vielleicht…"
„Nein", fiel ihr Alex ins Wort. „Niemand würde euch getrennte Betten abnehmen. Für eine Heirat so kurz nach ihrem Tod muss mehr Leidenschaft im Spiel sein. Ein Bett."
„Alex …"
„Es war ein Vorschlag, ich halte ihn für riskant. Wenn man euch erwischt, dann kommen die Kinder mit einer 100% Sicherheit zu Kathys Eltern. Ihr müsst alles geben, um diese Ehe glaubwürdig zu machen."
„Liv?"
„Wir schaffen das. Ich gebe dir mein Wort Elliot, die Kinder bleiben bei dir."
„Uns."
„Uns."
Kapitel – 1 – Ende.
Mehr?
