Disclaimer: Alles von Mittelerde gehört Tolkien, von mir ist nur Ithiliel

Quenta en Ithiliel – Amrand neled: Auth e-gôr

(Die Geschichte von Ithiliel – Das Dritte Zeitalter: Der Ringkrieg)

1. Echui (Erwachen)

Es war dunkel. Ich wusste nicht wo ich war, oder ob ich noch lebte oder mich bereits in den Hallen Mandos befand. Irgendetwas hatte mich aufgeweckt, hatte mich aus meiner Trance gerissen. Doch was?

Langsam bemerkte ich, was mich geweckt hatte: ein Gefühl der Dunkelheit und Bosheit, eine Bosheit die mir seltsam vertraut erschien. Ich wusste, dass sollte mich an etwas erinnern, doch ich wusste nicht an was.

‚Wo bin ich hier überhaupt?' dachte ich. ‚Und noch wichtiger: Wer bin ich?'

Ithiliel. Ja, das war mein Name. Ithiliel. Ich versuchte verzweifelt, mich an irgendetwas zu erinnern, an irgendeinen Anhaltspunkt.

Ich war eine Elbin.

Woher wusste ich das auf einmal? Unwichtig. Es war richtig, soviel wusste ich, und es war ein Anhaltspunkt. Und dieses Böse, das mir so bekannt vorkam, konnte ich jetzt auch benennen: Gorthaur. (A/N: Sindarin für Sauron)

Bei diesem Namen spürte ich einen Stich in meinem Herzen, als ob dieser Name auf irgendeine Weise mit einem unbeschreiblichen Schmerz verbunden sei.

Moment mal. Mein Herz? Also hatte ich einen Körper, auch wenn ich davon momentan nicht allzu viel bewusst spüren konnte. Ich versuchte, mich durch verschiedene Schichten von Dunkelheit und Betäubung zu kämpfen und langsam fühlte ich immer mehr von meinem Körper, bis ich mir vollends von ihm bewusst war.

Ich saß auf einer Art von Sitz in der Dunkelheit. Wieso gab es hier kein Licht? Und was war ‚Licht' überhaupt? Undeutlich erinnerte ich mich an eine Dunkelheit mit vielen, mehr oder weniger kleinen, hellen Flecken darin, die Licht abstrahlten: ein Sternenhimmel.

Plötzlich drängte sich mir das Bild zweier großer, schön leuchtender Bäume auf, der eine in silbernen Glanz gehüllt, der andere in goldenen. Doch ich konnte nichts damit anfangen. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Einen Augenblick mal. Vielleicht war es nur so dunkel, weil ich die Augen geschlossen hatte? Wenn ich einen Körper hatte, musste ich ja auch Augen haben die ich öffnen und schließen konnte?

Ich versuchte es und öffnete meine Augen. Es war immer noch dunkel, aber nicht mehr diese alles verschlingende, alles umfassende Dunkelheit von vorher. In dieser grau-schwarzen Dunkelheit konnte man verschiedene Stellen ausmachen, einige waren etwas heller oder dunkler als andere. Nach einiger Zeit konnte ich einige Schemen und Umrisse erkennen. Ich schien mich in einer Art Höhle zu befinden.

Während sich meine Augen an die Lichtverhältnisse anpassten, konnte ich immer mehr erkennen. Ich saß auf einem Steinsockel und neben mir befand sich ein größerer Steinblock. Ich entdeckte, dass ich nicht nur meine Augen, sondern auch meinen Kopf bewegen konnte und sah an mir herunter:

Ich trug ein unförmiges Umhangartiges, schwarzes Gewand. Meine Hände die schmal und hell, fast weiß, waren lagen auf meinen Oberschenkeln. Von meinen Beinen war nicht viel zu sehen, mein Gewand breitete sich wie ein weiter, langer Rock über ihnen aus.

Ich hob eine Hand. Es funktionierte, ich konnte also nicht nur meinen Kopf bewegen. Ich sah meine Hand an, als ob ich so etwas zum ersten Mal in meinem Leben sehen würde und staunte über ihre Schönheit.

‚Aber du bist eine Elbin. Natürlich bist du schön,' flüsterte eine Stimme in meinem Kopf.

Ich sah auf den Steinblock neben mir. Dort schien etwas zu liegen. Langsam tauchten aus der Dunkelheit die Umrisse einer liegenden Person auf: Es war ein Mann mit langen Haaren, der wie ein Krieger-König gekleidet war. War ich nicht allein? Es schien noch jemand neben mir zu liegen, doch er bewegte sich nicht. Ich sah mir sein Gesicht näher an und mir schien es vertraut zu sein.

Ich wusste, ich kannte dieses Gesicht. Auf einmal erkannte ich, dass es sich um eine Statue aus Stein handelte, die auf dem Steinblock lag. Ich sah ihr in die Augen und in mir brach eine Barriere zusammen:

Ich konnte mich mit einem Schlag wieder an alles erinnern.

„Nein!" schrie ich in rasender Wut und ohnmächtiger Trauer auf.

Zitternd sank ich über dem Sarg zusammen.

„Du kannst nicht tot sein, du darfst nicht tot sein, Gil-galad. Ich liebe dich doch so sehr," flüsterte ich immer wieder, während sich mein Herz schmerzhaft zusammen schnürte.

Doch dann spürte ich auf einmal wieder diese wachsende, bedrohliche Finsternis. Sie schien aus dem Südosten zu kommen.

„Gorthaur."

Ich sprach seinen Namen voller Verachtung und Hass aus.

Er war wieder stärker geworden, er wollte fortsetzen was er einst begonnen hatte. Doch das würde ich verhindern. Dieses Mal würde er nicht siegen. Ich hatte keine Angst vor ihm, denn es gab nichts mehr was er mir noch antun konnte, denn er hatte bereits Gil-galad, meinen geliebten Gefährten getötet und mir damit alles genommen was ich liebte.

Auch meine Tochter hatte er mir schon indirekt genommen, da ich sie am Ende des Krieges gegen ihn nach Aman schickte, damit sie in Sicherheit wäre, schließlich war sie noch ein Kind.

Er konnte mich nur noch töten, doch ich fürchtete den Tod nicht, denn ich hatte nichts mehr zu verlieren.

‚Ich werde dich vernichten! Und diesmal endgültig!' dachte ich hasserfüllt. ‚Und wenn dabei ganz Mittelerde untergeht!'

Langsam stand ich auf. An der Felswand, auf der anderen Seite des Sarges, lehnte Aiglos, Gil-galads Speer. Meine Kehle schnürte sich zusammen, als ich meine Hand ausstreckte und mit zitternden Fingern über den Speerschaft fuhr. Dann schloss ich entschlossen meine Finger um den Schaft und nahm den Speer an mich.

Jetzt konnte ich nur noch an eines denken: Rache. Rache für den Verlust meiner Tochter, Rache für den Tod Gil-galads, Rache für all das Leid und all die Verwüstung die Gorthaur über Mittelerde und ihre Bewohner gebracht hatte.

Ich sah, dass der Eingang der Höhle die als Grabkammer diente, eingestürzt war, doch das konnte mich nicht aufhalten.