Es ist eine Draco/Hermine Geschichte.

Harry Potter gehört mir nicht.

::::::::::::::

Es stank nach seiner eigenen Angst. Schritte tönten an sein Ohr, hin und her gehend, stehen bleibend, und weiter, fort und fort. Schweiß bedeckte seinen Körper, ließ seine Kleider gleich einer nassen zweiten Haut an ihm kleben. Er zitterte vor Kälte und Furcht und sein Atem schnitt in seine Lungen. Sein Herz pochte schmerzhaft, jeder Schlag eine Qual, die ihn erinnerte, dass er noch am Leben war, obwohl er es nicht sein sollte.

Vor seinen Augen konnte er wirre Strähnen seines weißblonden Haares sehen, denn ein schmaler Streifen Licht drang zu ihm. Jedes Geräusch, das er von sich gab, jeder Atemzug, jedes Rascheln wenn er sich rührte drohte ihn zu verraten.
Der Geruch trocknenden Blutes wehte mit dem Licht durch den Spalt zu ihm, und er wusste - fühlte, lebte in der Gewissheit - , dass es das Blut seiner Eltern war.

Hätte er sich vorgelehnt, nur ein kleines bisschen, nur ein wenig, er hätte seine Mutter liegen sehen, das Haar feucht vom eigenen Blut, die Glieder eigentümlich verrenkt, den schönen Mund im Tode leicht geöffnet. Die starrenden Augen. Oh, die Augen.

Um nicht zu schluchzen, bis er sich auf die Zunge, bis Blut kam seine Mundhöhle mit metallischem Geschmack zu füllen.
Der Schrank war eng und er harrte bereits Stunden hier aus, während draußen die Guten auf und abgingen, bewachten, was noch von seinem Vater übrig war:
Ein kleines, zitterndes Bündel, verschnürt in einer Ecke, blutend aus zahllosen Wunden, blind, taub.

Er hatte ihr ausgeharrt während der Kampf stattfand. Hatte seine Mutter sich vor seinen Vater stellen sehen, hatte die Flüche gesehen, nicht die unverzeihlichen -wie könnte die Gute Seite sie je gebrauchen-, sondern andere. Hatte sie unzählige kleine Wunden erleiden sehen. Hatte gesehen, wie sie die Kraft suchte, für einen einzigen Gegenschlag und wie sie versagt hatte, versagt. Und dann ihr Stöhnen, das an seine Ohren drang so sehr er sie zuhielt, so sehr er die Finger hineinbohrte. Das Geräusch ihres zusammensackenden Körpers, die Schreie seines Vaters, die manischen Worte, die aus ihm hervorbrachen.

Die Visionen, die er den Guten entgegen schleuderte, der Stolz, mit dem er Voldemort verteidigte, selbst als der bereits tot war, selbst nachdem Harry Potter ihn getötet hatte.
Und dann, mit zitternder, von Angst erstickter Stimme:
„Avada Ke ..." Und dann der Schrei. Der nicht enden wollende Schrei. Und er hatte nicht anders gekonnt, als sich zwischen den Schuhen seiner Mutter und den Mänteln seines Vaters vorzubeugen, bis er durch die Ritze zwischen den Schranktüren sehen konnte.

Er hatte seinen Vater zuckend auf dem Boden gesehen, hatte gesehen, wie sie ihn banden, beobachtet, wie sie sachlich den Tod seiner Mutter feststellten. Hatte ihr 'Es musste sein' gehört.

Die Guten.
Sie befanden sich im Krieg.
Und Voldemort war tot ...

... Oh, er hatte kämpfen wollen, hatte sich gewünscht zu kämpfen und seine Eltern hatten es nicht zugelassen. Hatten die Nachricht vom Tod Voldemorts gehört, Voldemorts, der sie immer geführt hatte, und hatten ihn gezwungen, sich zu verstecken. Und als er sich geweigert hatte, hatten sie ihn mit der Körperklammer verflucht. Und als er ihren Fluch endlich abgeschüttelt hatte, da war die Angst zu tief in ihn gekrochen, als dass er hätte aus dem Schrank kommen und seinen Eltern helfen konnte. Da hatte er bereits den Tod gehört und durch den Spalt gesehen und sein Herz war so angefüllt mit Grauen gewesen, dass er sich nicht rühren konnte.

Denn sie befanden sich im Krieg und die Guten hatten gewonnen.
Und Hass überall. Und Strafe denen die Strafe verdienten.
Seine Mutter hatte nie etwas getan.
Und doch: Es gab eine Böse Seite.
Und wenn es eine Gute und eine Böse Seite gibt, und wenn die Gute gewinnt und man auf der Bösen steht ... (und die Gute gewann immer, denn wer gewann war Gut)

Endlich erschienen weitere Männer, die seinen Vater fortzerrten und seine Mutter auf ihr Bett betteten, im gegenseitigen Einverständnis, sie später holen zu kommen. Und dann waren sie verschwunden. Und nichts zu Hören als sein eigener Atem. Und nichts zu riechen als

Der Geruch von Blut. Und ewiges Warten auf den Mut, aus dem Schrank zu kriechen.
Und schließlich, mit zitternden, schwitzenden, kalten Fingern stieß er eine der Türen auf und ließ sich nach draußen fallen.
Und blieb in seiner Sitzhaltung seitlich eine Weile liegen, die Haare im Blut seiner Mutter, das Gesicht auf den kühlen Dielen des Bodens.

Und stemmte sich mit zitternden Armen hoch, da liefen die Tränen bereits sein Gesicht herunter, heiße Linien auf aschkalter Haut, weiße Striemen auf von Staub bedecktem, grauen Untergrund. Und bei seiner Mutter, den Gang zum Bett bereits vergessen während er ihn tat. Und kniete nieder und grub seinen Kopf in ihre Haare, und fühlte wie ihr Kaltes, trocknendes Blut sich in roten Flecken zu den Streifen seiner Tränen gesellte und sein Gesicht in ein grausames Farbsiel verwandelte.

Und er weinte. Weinte mit Augen und Mund und Nase, mit Gliedern und Brust. Sein Röcheln drang in seine Ohren und erstickte für kurze Zeit die Schreie, die er gehört hatte, das aufbäumen seines Körpers gegen die heftigen Schluchzer verursachte Bruchteile der Schmerzen die er hätte erleiden sollen - der Ehre wegen.
Rotz mischte sich mit Tränen und befleckte das Kopfkissen dort, wo das Blut seiner Mutter die Arbeit nicht bereits verrichtet hatte.

Und seine Fingernägel gruben sich in die Flächen seiner Hände, die zu schmerzhaften Fäusten geballt neben ihm hingen. Und seine Füße, abgeknickt, lagen flach auf den Dielen und Feuchtigkeit, die seine Socke nässte sagte ihm in unerbittlicher Wiederholung, was hier geflossen war.

Und es war nicht wahr.
Und es durfte nicht wahr sein.
Und Voldemort tot und der Krieg verloren und der Krieg nicht vorbei, nie vorbei.
Und es waren die GUTEN!
Und seine Eltern - seine Mutter tot, tot ...

Schritte tönten auf dem Flur, aber er war ihrer taub.
Er schrak zusammen, als hinter ihm die Tür ging und jemand den Raum betrat. Die Schritte waren leiser und weniger schwer als die der Männer. Seine Hände griffen nach der Bettdecke, die herunterhing und Finger verkrallten sich darin.
Neunzehnjährige Kinderhände.

Er hätte sich nicht verstecken dürfen, sie hätten ihn nicht zwingen dürfen sich zu verstecken. Nun sollte er als Opfer sterben, auf dem Boden, greinend am Totenbett seiner Mutter. Wäre er doch kämpfend gegangen statt hier, zu den Füßen seiner Feinde im Staube zu krepieren. Wäre er doch ...
„Malfoy?"

Er hielt inne. Atem fuhr rasselnd durch seinen Körper. Seine Hände ließen den Stoff gehen und er schob seinen plötzlich so schweren Körper herum.

Und vor ihm, unter der Schulrobe eine Weste aus Fluchstoff, Granger.
Sie kniete sich nieder und starrte ihn lange an, aus Augen, die einen Geist zu sehen glaubten.

Er konnte ihrem Blick nicht begegnen wie er es gewollt hatte. Seine Augen, groß, geweitet, gehetzt.
Sie sah alt aus. Das letzte Mal hatte er sie betrachtet als sie siebzehn war, und zwei Jahre des Krieges hatten sie alt gemacht. Wie alt er wohl geworden war, in den zwei Jahren? In den Vergangenen Minuten?

Sie streckte die Hand aus, Finger berührten seine Wange und wurden blutig zurückgezogen.
Die Berührung brach etwas in ihm.

„Granger." Brachte er hervor, in der Stimme so viel ungewollte Angst wie gewollte Verachtung.
Ihre Augen wanderten zu seiner Mutter, groß, bedeutungsschwanger.

„Ron!" Rief sie. Er zuckte zusammen.
Schwerere Schritte näherten sich und Ron, ebenso gealtert wie sie, erschien.

„Malfoy." Er sprach es aus als Feststellung. Abscheu, Hass, Ekel aus seiner Stimme gewichen. Er klang müde. Draco zitterte.
Dann stand sie auf und packte ihn am Oberarm, zerrte ihn fast brutal nach oben.

„Komm." Sie sah sich um. „Komm, bevor sie dich finden."

„Was?" Fragte er und warf einen Blick zurück auf die Gestalt seiner Mutter. „Mama."

„Die Lage muss sich beruhigen." Erklärte Hermine schnell. „Wir können dich nicht hier lassen. Du kommst mit. Drüben ist ein Feuer."

Er verstand nicht und konnte nicht verstehen, als sie ihn in die Flammen zerrte, in denen kurz zuvor Ron verschwunden war, als sie ihn durch zahllose Kamine schleppte und ihn schließlich in ein Haus führte, durch dessen mit Papier abgedunkelte Scheiben kein Licht fiel.

::::::::::::

Erklärungen für merkwürdiges Verhalten folgen in nächsten Kapiteln.
Bitte reviewd