Prolog – Wovon träumst du?

Hallo,
Meine erste FF seit langem wieder. Ich hoffe sie gefällt. Würde mich über Feedback freuen!
LG


Chibiusa blickte immer wieder von ihren Matheaufgaben auf die Brosche. Diese Brosche die seit Tagen nicht mehr reagierte wenn sie mit ihr sprach. Ihr Weihnachtsgeschenk. Das beste Weihnachtsgeschenk was ihr ihre Freunde hätten machen können. Hotaru und Ami waren eben einfach die besten. So hatte sie ihn wieder sehen können. Mit ihm reden können. Sie hatte sich so gefreut...
Aber nun war die Brosche wie immer. Kein Glühen. Kein Schein. Kein kleines Hologramm dass sie ruhig und wissend anlächelte. Seit Tagen nicht. Seit genau 3 Tagen nicht. Seit sie ihre Verabredung mit ihrem Klassenkameraden hatte. Koji. Was für ein Reinfall... Er war wirklich ein Idiot gewesen. Sicherlich in der Schule verstand sie sich mit ihm. Aber als Freund... nein sicher nicht.
Sie hatte auch ihm von dem Date erzählt. Aber seitdem hatten sie nicht mehr geredet. Er kam einfach nicht, wenn sie rief. Was sollte sie da machen? Dabei war es doch seine Idee gewesen dass sie sich mit Jungs in ihrem Alter traf. Sicherlich war das eigentlich dämlich solange sie hier war, immerhin war das nicht ihre Zeit. Aber das wäre auch nicht weniger kompliziert wie mit ihm...
So seufzte sie 16-jährige erneut und blickte wieder auf ihre Rechenaufgaben. Inzwischen verstand sie warum Bunny immer gejammert hatte. Sie hasste Mathe auch. Doch da erschien das kleine Hologramm ohne dass sie es wirklich bemerkte und begutachtete ebenso wie sie ihr Blatt. Anstatt des Ergebnisses hatte sie ein Galgenmännchen gemalt.

"Ich bezweifle dass das die richtige Lösung ist." meinte er ruhig.

Chibiusa quiekte erschrocken auf, als sie seine Stimme vernahm und blickte zu ihm auf. Er hatte sie erschreckt. Aber das schaffte er öfter wenn er so überraschend auftauchte... noch so einer Pause. Dennoch blickte sie dann wieder auf ihre Matheaufgaben.

"Meinst du? Dabei hab ich wirklich genau nachgerechnet.", antwortete sie.

Auch er blickte wieder auf ihr Blatt und legte den Kopf schief.

"Hm, nein, ich bin mir sicher. Das ist falsch." meinte er daher noch einmal und blickte sie dann wieder an.
"Nimm lieber den Taschenrechner."

Sie blickte auf ihr Blatt, machte aber keine Anstallten irgendwas nachzurechnen.

"Wieso bist du weggeblieben?", fragte sie schließlich nach einer Weile.

Sie wusste, er hatte sie rufen gehört, das tat er immer.

Als sie das fragte blickte er auch nur auf das Blatt. Was sollte er dazu sagen? Weil es besser war? Weil er es wollte? Wieso war er weggeblieben? Ja, eine gute und berechtigte Frage. Aber er hatte keine Antwort darauf. also gab er auch keine. Nach einer Weile seufzte sie frustriert auf. Es war immer dasselbe wenn es um dieses Thema ging.

"Wenn du deine Gefühle verleugnen willst gut, dann tu das, aber ich kann und will das nicht länger.", sagte sie und hob nun den Blick von ihren Matheaufgaben und sah ihn an.

"Ich kann und will mich nicht zu irgendwelchen Dates treffen, nur weil es vielleicht besser so wäre. Ja vielleicht ist es besser so, aber vielleicht eben auch nicht. Niemand weiß was die Zukunft bringt, nicht mal ich, denn ich komme aus der Zukunft wie du weißt.", sagte sie, aber sowas wusste sie eben auch nicht.

"Ich kann dich schlecht zwingen..." sagte er nur zu ihrer Weigerung auf irgendwelche Dates zu gehen.

Ja, er hatte ihr das Versprechen abgenommen, immerhin war es eben einfach besser. Wenn sie sich weigerte konnte er ja auch nichts machen...Sie raufte sich die Haare. Das war nicht das was sie hören wollte.

"Was willst du Helios? Und damit mein ich wirklich was du willst und nicht was das Beste wäre.", erkundigte sie sich.

Der Priester sah sie an und war schon versucht einfach wieder zu schweigen. Was er wollte, war doch eigentlich vollkommen egal.

"Ich will, dass du das lässt." meinte er daher ernst.

Er wusste was sie hören wollte. Und wahrscheinlich war es auch das was er wollte. Aber was er nicht wollte war es sagen. Sie wusste es, sie wusste es genau. Sonst würde sie nicht so nachfragen. Aber auch da würden sie wohl auf keinen grünen Zweig kommen. Sie wollte es von ihm hören. Und er wollte es nicht sagen.
Sie seufzte und beobachtete ihn weiterhin. Das kleine Hologramm des Mannes der noch immer so aussah wie in ihrer Erinnerung. Den sie vermisst hatte... so lange vermisst. Als sie wieder zuhause in der Zukunft war. Seit sie sich damals das letzte Mal gesehen hatte. Vor 6 Jahren. Deswegen hatte sie sich so über das Geschenk gefreut. Sie konnte ihn wieder sehen. Wieder mit ihm reden. Mit ihrem Traumprinzen. Mit ihrem Priester.

"Was ist nur passiert? Wir konnten immer ehrlich zueinander sein.", murmelte sie und blickte wieder auf ihre Aufgaben, ohne sie dennoch zu sehen.

War das alles vielleicht doch ein Fehler gewesen? Sich so an die Gespräche zu gewöhnen, sich an ihn zu gewöhnen? Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und seufzte wieder leise. Unwillkürlich musste er leicht lächeln und meinte dann.

"Du bist erwachsen geworden."

Das war sicherlich nicht der einzige Grund. Aber es war ein Grund. Sie war erwachsen. Sie war kein Kind mehr und sie waren nicht mehr einfach nur Freunde... nicht wirklich und das wussten sie beide irgendwo auch wenn er nicht darüber sprach. Und das machte die Dinge komplizierter. Und sie logen sich ja auch nicht an. Sie waren ehrlich zu einander. Sie sagten vielleicht nicht alles... oder schwiegen sich über bestimmte Themen aus, aber sie logen sich nicht an.

"Ich wünschte ich wäre wieder ein Kind, wenn das nur hieße, dass es zwischen uns einfacher ist.", flüsterte sie.

Sie legte ihre Arme nun auf den Schreibtisch und ihren Kopf darauf, so gedreht, dass sie ihn ansehen konnte. Früher war das alles nicht so kompliziert gewesen. Nun wusste sie,wie es Bunny damals gegangen war. So blickte er ihr in die Augen und musste leicht lachen.

"Wirklich?"

Mal davon abgesehen, dass sie immer erwachsen werden wollte war es ja nicht das, was sie störte. Sondern lediglich, dass es kompliziert war.

"Ja, wirklich.", flüsterte sie.

Ja es war ihr Traum gewesen wie ihre Mutter zu werden. Genauso erwachsen und schon ,aber es war eben inzwischen auch ihr Traum mit Helios zusammen zu sein und wenn sie das nur als Kind ungezwungen sein konnte... Sie hatten über alles reden können, sahen sich, träumten zusammen, er hatte sie sogar geküsst und nun war sie erwachsener und es war alles so furchtbar kompliziert. Er schwieg eine Weile ehe er dann doch meinte.

"Chibiusa..."

Er wollte noch mehr sagen, aber sie schaffte es doch immer wieder, dass er nicht wusste was. Früher hatte sie das nicht geschafft. Da hatte sie schon durchaus recht mit, dass es jetzt wesentlich komplizierter war. Nicht nur für sie. Nun sah sie ihn hilflos an. Selten fühlte sie sich so, aber wenn es um ihn ging, dann tat sie das öfter. Sie hatte keine Möglichkeit ihn richtig zu sehen oder es zwischen ihnen leichter und ungezwungener werden zu lassen. Es war wie es ist und das war eben einfach eines – kompliziert.
So kam auch von ihm ein schweres Seufzen und er ließ sich nach hinten in die Wiese fallen. Gut, die Wiese sah Chibiusa nicht durch das Hologramm der Brosche. So blickte er nach oben und dachte nach. Er wollte ihren Blick nicht sehen. Der verursachte in ihm das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen, sie zu trösten... was er nicht konnte...
Und selbst wenn er zu ihr könnte, war nicht sicher ob er das machen würde, eben weil er dachte, dass es besser wäre, wenn sie sich in einen Anderen verliebte, was sie aber, trotz der Jahre nicht tat. So lag sie schweigend mit dem Kopf auf ihren Armen und beobachtete ihn nachdenklich.
Dieses beharrliche Schweigen von beiden Seiten brachte auch nicht sonderlich viel. So setzte er sich wieder auf und sah nun doch auch wieder an. Was wollte sie von ihm das er nun sagte? Was sollte er machen? Es war wirklich beschissen. Wenn er einfach irgendein anderes Thema anschneiden würde, würde ihr das sicher auch nicht gefallen und... über das was er sich nicht eingestehen wollte oder eher über das er nicht reden wollte war ja auch kein Thema somit blieb eigentlich auch nur wieder dieses beharrliche Schweigen. Natürlich sah sie wie er sich aufsetzt und erkannte in seinem Gesicht, dass er nicht wusste was er sagen sollte. Sie lächelte leicht.

„Man erlebt es auch selten, dass du nicht weißt, was du sagen sollst.", meinte sie.

Klar, er redete nicht so viel wie sie, aber dennoch wusste er eigentlich immer, was er sagen konnte und wenn es nur ein Zitat, eine Phrase oder eine seiner Weisheiten war.

„Kommt öfter vor als du denkst, du bist es nur nicht gewohnt." meinte er darauf und musste dann auch wieder lächeln.

„Ich bin hier in der Unterzahl, ich weiß oft nicht was ich sagen soll."

Sie waren zu dritt. Er und die beiden Tempeldienerinnen von Elysium. Zwei Frauen. Er hatte eindeutig verloren. Chibiusa musste lachen bei der Vorstellung wie der Hohepriester sich Sprüche anhören musste wie sie Rei oder Minako raushauen würden. Da konnte sie sich durchaus gut vorstellen dass er nicht mehr wusste was er sagen sollte. Aber sie wusste nicht ob die Tempeldienerinnen auch so frech wären wie ihre Freunde. Wahrscheinlich eher nicht. Aber die Vorstellung gefiel ihr.

„Wenn du Mitleid willst, dann bist du bei mir an der falschen Adresse.", lächelte sie.

"Da, noch eine..." meinte er kopfschüttelnd.

Nun sah sie ihn weiterhin nachdenklich an. Nachdem sie nun ja in gewisser Weise das Thema gewechselt hatten, konnte das ja auch so bleiben. Wenigstens redeten sie so wieder miteinander und schwiegen sich nicht weiterhin an.

"Sag mal, wovon träumst du eigentlich so?", erkundigte sie sich, denn das interessierte sie wirklich.

Er war der Wächter der Träume und hatte auch einmal gesagt, dass er die Träume der Menschen liebte und dass er selbst auch sehr gerne träumte. Also war es doch interessant zu erfahren wovon er träumte. Wovon träumte der Wächter der Träume – der Hohepriester der Traumwelt?

"Wovon jeder andere Mensch auch so träumt." meinte er auf ihre Frage hin nur lächelnd.

Er war ja immerhin nicht anders. Träumte genauso, wenn er schlief - manchmal auch wenn er wach war. Hatte auch mal Alpträume. Wovon träumte man? Freiheit, Liebe, Freundschaft. Und manchmal sehr wirre Dinge. Sie verzog schmollend das Gesicht. Das war nicht die Antwort die sie hören wollte. Aber das kannte sie ja schon, wenn sie ihn was fragte.

"Ich will Details. Immerhin kennst du sicherlich fast jeden meiner Träume.", meinte sie und grinste nun.

"Ja, aber ich bin sehr vertrauenswürdig." meinte er lächelnd und zwinkerte ihr zu.

Ja, er würde niemals irgendwelche Träume verraten. Aber wovon träumte er?

"Oft von Vergangenem, Realen, Veränderung." meinte er dann auch wenn das nicht so wirklich ins Detail ging.

Dennoch wirkte er sehr ernst während er das sagte und auch schon fast ein wenig in Gedanken versunken. So richtig Freude schien ihm das nicht zu machen. Sie hörte ihm aber aufmerksam zu und beobachtete ihn nachdenklich.

"Was genau meinst du damit?", fragte sie, denn da konnte sie sich grade nichts vorstellen, was er da träumte.

Er überlegte kurz wie er das sagen sollte. Es war ja nicht so als wollte er sich beschweren oder jammern oder sonst was. Er war gerne wer und was er war, aber...

"Weißt du... hier... ist alles immer gleich." meinte er dann und sah sie doch recht offen an.

"Der Tempel wird immer so aussehen und auch Elysium verändert sich nie wirklich. Es ist wie es ist solange die Menschen träumen. Ich werde immer aussehen wie 19, genauso wie Tethys und Rhea immer genau gleich aussehen werden. Es ist schon lange so... und wird noch lange so sein..."

Die Ewigkeit konnte wirklich fürchterlich lang sein. Aber langsam verstand Chibiusa auch was er damit meinte.

"Hast du nie den Gedanken gehabt von deiner Aufgabe erlöst zu werden?", fragte sie.

Das klang immerhin so, als würde er das wirklich schon lange machen und dass das definitiv auch noch lange so gehen würde. Da würde einem doch sicherlich hin und wieder der Gedanke kommen, oder?

Er lächelte sanft als sie das sagte.

"Manchmal... träume ich davon."

Ebenso wie das die Sailor Kriegerinnen manchmal taten. Aber träumen durfte man ja. Er wollte ja wirklich nicht jammern. Es war eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe und er machte sie gerne.

"Hm... Bei mir dauert es ja auch länger mit dem Altern, aber dass du ewig so aussehen wirst... Viele mögen ja davon träumen für immer jung zu bleiben, aber ich finde man verpasst da was.", murmelte sie.

Wenn sie da an Nehelenia dachte... Bei dem Gedanken schauderte es sie leicht. Diese Frau... Sie hatte für immer jung bleiben wollen. Aber sie selbst wollte alt werden. Kinder haben, Enkelkinder. Das verpasste man ja irgendwie dann alles. Durch ewige Jugend und ewiges Leben verpasste man was. Das zu haben war nicht halb so toll wie die, die davon träumten, immer glaubten. Man wurde... eben auch einsam und alles um einen herum verfällt in die gähnende Eintönigkeit der Ewigkeit. So lächelte Helios und nickte zustimmend.

"Ja. Tut man." bestätigte er sie.

Er wusste, dass man einiges verpasste. Und auch von diesen Dingen konnte man sehr gut träumen. Alles was man gerne hätte aber nicht haben konnte, oder haben würde. Dafür waren Träume perfekt geeignet. Aber nur davon zu träumen ersetzte das Alles leider auch nicht. Es half nur manchmal ein bisschen gegen die Sehnsucht.

Sie sah ihn etwas traurig an. Das alles zu verpassen, vor allem wenn man sich das eigentlich alles wünschte war bestimmt nicht leicht und auch nicht schön. Sie konnte sich gar nicht vorstellen wie das sein musste... ewig gleich zu sein. Chibiusa wollte ihn schon fragen, ob er selbst eigentlich jemals eine Familie wollte, aber sie unterließ es diese Frage zu stellen. Man lernte sicherlich damit zu leben. Und nur davon zu träumen, wenn man es eh nicht ändern konnte. Dennoch sah Helios nun wieder zu Chibiusa. Sie schaffte es doch immer wieder, dass er das nicht so gut hinbekam wie die letzten Jahrhunderte... Aus Träumen wurden Wünsche...
Doch dann lächelte er wieder. Und meinte, warum auch immer:

"Ich hatte viel Geschwister." erinnerte er sich.
"Es war immer etwas los und selten wirklich ruhig und friedlich." sagte er grinsend.
"Von ihnen träume ich auch manchmal."

Nun wurde sie hellhörig. Er hatte Geschwister? Helios erzählte sonst nie etwas von sich. Schon gar nicht von seiner Familie die er ja zweifellos haben musste. Aber nun erfuhr sie dass er Geschwister hatte. Offensichtlich mehrere.

"Wie viele denn und wo sind sie nun hin?", erkudnigte sie sich.

Das war doch nun wirklich interessant.

"7." meinte er lächelnd.
"Wo glaubst du, dass sie sind?" meinte er und legte den Kopf schief.

Sie wusste wie alt er war und eigentlich war er ein Mensch. Er wurde nur mit der Aufgabe bzw. der Verbundenheit mit Elysium unsterblich.

"Oh.", sagte sie, als sie noch mal kurz nachdachte.

"Tut mir leid.", murmelte sie und klatschte sich in Gedanken an die Stirn. Daran hatte sie wirklich nicht gedacht.

"Aber wieso lebt jetzt niemand mehr? Ich meine, es muss doch Kinder und alles gegeben haben."

"Natürlich. Aber es passierte das was immer passiert, wenn sich Menschen überlegen fühlen... es gab Krieg." erzählte er.

"Elysium ist aber kein Ort an dem es Kriege geben sollte... und die Menschen mussten Elysium verlassen... dein Großvater, der König verbannte das Volk aus dem goldenen Reich und übrig blieben nur die Wächter. Zum Schutz von Elysium, der Träume und dem Goldenen Kristall."

Ihr Gehirn ratterte, als er das alles erzählte. Und ein kleines Fünkchen Hoffnung keimte wieder in ihr auf.

"Also könnte Dad eigentlich erlauben, dass Elysium wieder bevölkert wird? Ich mein das wäre doch schön. Ihr wärt dann nicht mehr so einsam.", überlegte sie.

Wieder lächelte er sanft und schüttelte den Kopf. Die Idee war sicherlich nicht schlecht, aber es gab einen Grund warum alles so war wie es war. Und der war gut so.

"Nein, auch der Prinz kann nicht mehr ohne weiteres nach Elysium. Das Traumreich ist abgeschottet wie es sein sollte." entgegnete der Priester.

"Die Welt von Elysium bietet alles wovon die Menschen träumen... aber nicht damit umgehen können." meinte er.

Ewiges Leben, ewige Jugend, keine Krankheiten, Frieden, Kristalle, Gold. Chibiusa sah das etwas anders, aber sie hatte eben auch ihre eigene Meinung. Sie würde auch seine respektieren und letztlich musste er das wissen.

„Trotzdem traurig.", murmelte sie.

„Nur manchmal." meinte er lächelnd.

Und manchmal richtig traurig. Aber er wollte nicht, dass sie das wusste. Wenn sie es wüsste würde sie sich deswegen Gedanken machen. Oder gar noch ein schlechtes Gewissen oder Mitleid haben und das wollte er nicht. Dennoch sah er sie nun wieder nachdenklich an. Sie bemerkte diesen Blick.

„Tut mir leid, wenn ich dich traurig gemacht habe.", entschuldigte sie sich, denn so interpretierte sie seine Miene.

Das war immerhin nicht das Ziel gewesen. Sie hatte nur ein wenig was wissen wollen und war neugierig gewesen. Ihn damit frustrieren wollte sie sicherlich nicht. Doch er schüttelte leicht den Kopf und lächelte sie wieder an.

"Hast du nicht, keine Angst." entgegnete er.

"Manchmal versinke ich in meinen eignen Gedanken, tut mir leid."
Er wusste, dass er dabei dann ziemlich abwesend war. Was nicht unbedingt ideal war, wenn man sich gerade unterhielt.

"Lässt du mich dran teil haben?", fragte sie zögernd.

Sie wusste, dass die Chance eher gering war, aber fragen kostete ja nichts.

Eine lange Zeit sah er sie wirklich schweigend an. Wie lange wusste er nicht, das mit der Zeit war nun wirklich etwas rein subjektives. Und egal wie vernünftig er war je mehr er bei ihr war und sie sehen konnte desto weniger war er es.

"Ich bin im Moment nicht wirklich ich selbst." gab er zu.

"Es fällt mir schwerer der zu sein, der ich sein sollte und hänge in den Gedanken fest wie es wäre, wenn ich es nicht wäre..."

Diese Aussage war für seine Verhältnisse doch sehr auskunftsfreudig. So viel gab er sonst nicht von seiner Gedankenwelt preis. Und da er immer häufiger in Gedanken war, wenn sie da war lag es wohl unter anderem an ihr. Chibiusa hatte gerade nachfragen wollen, doch kam ihr dann selbst die Antwort. Daher fragte sie stattdessen.

„Und wie wäre es dann?", fragte sie stattdessen.

Wie wäre es dann? Er wäre ungebunden, es würde sich etwas verändern und wahrscheinlich wäre er auch einfach glücklich. Mit der Frau die ihn so faszinierte seit dem Tag an dem er sie getroffen hatte und seit her immer mehr und immer wieder neu.

"Es... ist belanglos... Zeit, die man mit wünschen verbringt, ist immer verlorene Zeit." meinte er nun wieder mit seinem üblichen Lächeln.

Dieses undurchschaubare Lächeln das eigentlich nur aussagte, dass er sich nicht in die Karten schauen lassen wollte. Eigentlich war dieses Lächeln Helios' Pokerface. Nicht anderes. Und wenn er so lächelte, dann kamen von ihm auch immer solche Phrasen, solche Weisheiten die an sich keine Antworten waren, aber dennoch zum Nachdenken anregten. Das kannte sie nur zu gut von ihm. Daher lächelte sie.

„Viele sagen auch, dass träumen vergeudete Zeit ist und wir beide wissen, dass das nicht der Fall ist.", sagte sie sanft.

Daher ließ sie diese Ausrede auch nicht gelten.

"Träume sind auch was anderes." meinte er lächelnd.
"Man würde sich freuen, wenn sie wahr werden, doch ihre Erfüllung ist niemals ein muss. Wünsche sind verzweifelte Bitten deren Nichterfüllung sich auf einen auswirken. Daher kann man immer viel Träumen, mit seinen Wünschen sollte man vorsichtiger sein." entgegnete er lächelnd.

„Klugscheißer mag keiner.", scherzte sie und lächelte ihn an.

„Also bittest du nach etwas verzweifelt?", wollte sie nun genauer wissen, nachdem sie auch registriert hatte, was er damit preisgegeben hatte.

"Ja." gab er daher auch durchaus zu.

Ja, er wünschte sich etwas. Er wünschte es sich fast so sehr wie sie. Und das war nicht gut. Dass er das nun doch so offen zugab überraschte sie allerdings sichtlich. Dennoch lächelte sie ihn an. Am liebsten würde sie nachfragen was er sich genau wünschte, aber ihr war durchaus klar, dass er ihr schon viel verraten hatte, sie durfte ihn dazu nicht noch weiter drängen, auch wenn es wirklich schwer fiel nicht weiter nachzufragen. Aber sie würde einfach warten. Sie musste nur geduld haben. Er würde es schon irgendwann sagen. Irgendwann. Im Moment blickte er nun wieder auf seine Hände, die er wie so oft gefaltet auf seinen Schoss ruhend abgelegt hatte. Doch dann lächelte er wieder.

„Mach dir keine Gedanken, ja?"

„Wie könnte ich das nicht Helios?", fragte sie und lächelte ihn sanft an.

Er kannte sie. Er hatte sie als Kind erlebt, als sie sich immer um ihre Freunde Gedanken gemacht hatte oder selbst um Menschen, die sie kaum gekannt hatte. Das hatte sich jetzt nicht geändert. Daher wusste er auch, dass diese Aussage eigentlich nichts brachte. Sie würde sich immer ihre Gedanken machen. Um alles und jeden. Sie war einfach ein sehr liebevoller Mensch. Er würde gerne sagen, dass sie sich keine Gedanken machen sollte, weil er sie darum bat. Aber auch das würde wohl nichts bringen.

„Manches wird einfach auch nicht anders, wenn man sich den Kopf darüber zermartert." entgegnete er daher lediglich.

„Da magst du recht haben, aber was wäre ich für eine Freundin, wenn ich mich nicht um meinen Freund sorgen würde.", sagte sie und lächelte ihn an. Sie war eben so und er würde ja auch nicht aufhören sich Sorgen um sie zu machen, ob er nun etwas ändern konnte oder nicht.

"Eine die tut was man ihr sagt, aber ich weiß das passt nicht zu dir.." meinte er bevor sie darauf was antworten konnte und seufzte leicht.

"Chibiusa, ich..."

Er wusste nicht wie er ihr das begreiflich machen sollte. Wollte er ihr das überhaupt begreiflich machen? Nein, wenn er ihr wirklich die Wahrheit sagen würde, würde sie sich ja erst recht Gedanken machen. Da er aber angesetzt hatte etwas zu sagen, sah sie ihn abwartend an, doch er beendete den angefangenen Satz nicht. Daher sah sie ihn nun eindringlicher an.

„Du?", fragte sie nach.

Sie wollte wissen, was er ihr sagen wollte.

„Ich bin nicht gekommen als du mich gerufen hast, weil ich mir gewünscht habe, dass du mich rufst."

Er hatte es sich so sehr gewünscht. Dass sie nicht diesen Koji traf, dass sie bei ihm war und eigentlich nicht nur so sondern wirklich. Dass sie wirklich bei ihm war. Dass er sie in den Arm nehmen konnte. Ihre Nähe spüren. Aber wie er sagte... man sollte seine Zeit nicht mit wünschen verbringen... aber offensichtlich schaffte er es einfach nicht dagegen an zu kommen. Ein wenig konnte er es sich einreden weil er nicht unmittelbar auf sie reagiert hatte, aber dennoch war er hier und sagte ihr solche Dinge. Und als sie das hörte, musste schlucken. Was er ihr damit offenbarte...

„Helios.", flüsterte sie ergriffen.

Am liebsten würde sie ihn jetzt berühren, aber das konnte sie ja nicht. Ihr fehlten die Worte. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidert sollte. Tausend Sachen gingen ihr durch den Kopf, aber sie wusste, dass nichts wirklich davon das Richtige war. Nichts davon war die passende Antwort auf das was er gerade von sich aus preisgegeben hatte. Und das war viel. Wahrscheinlich zu viel. Viel mehr als er eigentlich immer sagen wollte. Daher stand er nun auch recht schnell auf.

„Ich werde nun gehen."

Bevor sie noch etwas sagte was er vielleicht gar nicht hören wollte. Vielleicht wollte er es schon hören, aber es war nicht gut. Er verfluchte sich schon selbst innerlich. Er hatte zu viel gesagt. Viel zu viel. Aber irgendwie hatte es ihn schon etwas getroffen, dass sie meinte sie könnten nicht ehrlich miteinander reden.

„Ich wünschte du würdest hier her gehen. Zu mir. Und das ist nicht nur ein Wunsch, sondern auch ein Traum, aber ich denke, das weißt du.", sagte sie, bevor er wirklich verschwinden konnte.

Oft sagte er es und verschwand sofort,aber noch hatte sie die Möglichkeit,ihm das zu sagen.

Ja, das wusste er alles. Er kannte ihre Träume. Aber genau das hatte er nicht gewollt dass sie sagte und so schloss er die Augen.

"Ich weiß..." meinte er leise.

Ja, sie wünschte es sich. Er wünschte es sich eigentlich auch. Und das war nicht richtig. Sie träumten beide davon und es wurde ein immer größerer Herzenswunsch, der an einem nagte. Bei ihm war das genau genommen egal... irgendwann... und egal wie lange es dauerte... irgendwann würde er den Schmerz überwinden. Das war pragmatisch gedacht aber war so. Aber sie nicht... sie hatte nicht ewig Zeit. Sie hatte nur ein Leben und sollte sich nichts Unmögliches so sehr wünschen. Auch wenn sie ein deutlich längeres Leben hatte als ein normaler Mensch. Irgendwann würde es enden.

„Helios, vielleicht können wir nicht für immer glücklich sein. Du hast deine Aufgabe und ich meine, aber vielleicht irgendwann... und wenn es nur für eine kurze Zeit ist.", sagte sie und lächelte ihn an.

Ja, diese Hoffnung hatte sie. Irgendwann, wenn auch nur für eine kurze Zeit, aber die Hoffnung war da.

„Und dann?" meinte er nun doch wieder recht trocken und sah sie traurig an.

„Und was dann?"

Sie würden beide in ein Loch fallen und sich an die Vergangenheit klammern und nicht wieder glücklich werden solange sie voneinander getrennt waren. Er wusste das. Doch sie wusste darauf keine Antwort. Was sollte sie auch darauf sagen? Er klang so ernst, so nüchtern und emotionslos, wenn er so was sagte. So verbittert. Verbittert wurde man... mit der Zeit... sie wüsste gerne wie er früher gewesen war... oder was ihn so verbittert hatte, dass er sich so sehr ihr verweigerte, um nur rational seine Aufgabe zu sehen.