Inhalt in Kürze:

Fortsetzung zu "Geächtet"

Robin, Regina und die Jungs haben die Schrecken der dunklen Festung mehr und mehr hinter sich gelassen und beginnen, als Familie zusammen zuwachsen. Nicht jeder beobachtet diese Entwicklung mit Wohlwollen. Von Eifersucht getrieben, lässt ein gewisser Jemand eine alte Macht frei, die sich von Seelen ernährt. Dieser Verführer verfolgt seine ganz eigenen Ziele und schon bald erwachen alle in Storybrooke, ohne sich an die gemeinsame Zeit zu erinnern. Jeder muss auf eigene Art und Weise lernen, was es heißt eine Entscheidung zu treffen. Sei sie richtig oder falsch...

Ein großes Danke an Kuerbissuppenkobold für das offene Ohr =) MWAH

Prolog

Die Sonne stand tief am Firmament. Goldene Strahlen fluteten durch das Fenster und tauchte das Zimmer in einen warmes Licht. Die Wände leuchteten im aufkommenden Abendrot, während das kleine Bettchen und der helle Himmel diffuse Schatten auf den Boden warfen.

Regina saß in dem bequemen Sessel und blickte auf den kleinen Jungen in ihren Armen. Saugende Geräusche drangen durch das kleine Zimmer und wurden immer wieder unterbrochen.

„Hey, kleiner Mann...", machte sie sanft, als das Baby mit dem trinken innehielt und seine Mutter unwillkürlich anlächelte. Wieder einmal wurde ihr die Ähnlichkeit zu seinem Vater bewusst.

Wie Robin...

Diese Erkenntnis, die sie immer wieder faszinierte, entlockte ihr ein wohliges Gefühl in ihrem Magen. Sie bewegte die Flasche ein wenig, um ihren Sohn zum trinken anzuregen und der Säugling zog von neuem daran.

Für einen Moment verlor die Schwarzhaarige sich in diesem Anblick, ehe sie Schritte auf dem Flur vernahm. Türen schlugen zu, Rufe drang durch den Flur und wenn sie sich besonders anstrengte, konnte sie die Ankunft neuer Gäste heraushören. Das Baby in ihrem Arm schien dem ganzen keinerlei Beachtung zu schenken. Selig nuckelte er an seiner Flasche und griff mit seinen winzigen Fingern nach Reginas Indexfinger, um sich an diesen zu klammern. Abermals entlockte er seiner Mutter ein verliebtes Lächeln.

Das Wirrwarr an Geräuschen aus dem Flur kommend, ebbte ab und ließ Regina tief durchatmen. Sie wusste, dass eine Hochzeit mit Stress verbunden war, doch sie hatte nicht erwartet, dass es sie so sehr in Beschlag nehmen würde. Als Herren von Sherwood Forest waren sie verpflichtet die Einladung auf die andere Reiche auszudehnen, doch die frischgebackene Mutter hatte inständig gehofft, dass man die Einladung ausschlagen würde. Hatte gehofft, dass Robin und sie im kleinen Rahmen heiraten würde, doch diese Hoffnung wurde zerschlagen. Dies änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass der ehemals Geächtete ihr die Hochzeit schenken würde, welche sie sich gewünscht hatte. Mitten im Wald, begleitet vom Rauschen des Flusses.

Die Türe öffnete sich leise und Robin steckte seinen Kopf in die Kinderstube. Seine Mundwinkel zierte ein sanftes Lächeln, als er seine zukünftige Braut mit ihrem gemeinsamen Sohn erblickte. Leise, um beide nicht zu erschrecken, betrat er das Zimmer und schloss die Türe.

Regina bemerkte seine Anwesenheit erst, als er sich auf die Sessellehne setzte und einen Kuss auf ihren Scheitel hauchte. Ihr Kopf bewegte sich in seine Richtung, um ihn anschauen zu können.

„Lasst euch nicht stören, ich will nur schnell die Tasche packen", erklärte er und erhob sich wieder. Zielstrebig ging er zum Wickeltisch, schnappte sich die große Tasche und begann diese zu füllen. Windeln und Flaschen fanden genauso den Weg in die Tasche, wie die Sachen, welche der Junge zur Hochzeit tragen sollte. Während Robin alles zusammenpackte, konnte er Regina sprechen hören.
„Muss er unbedingt mit? Er ist viel zu jung."

Der ehemalige Räuber stoppte in seinen Bewegungen und wandte sich zu der einstigen Königin um. Sein Gesichtsausdruck war zärtlich, während er ihr antwortete.

„Ja, das muss er. Du kennst die Tradition in diesem Wald.", erklärte er ihr geduldig und schritt auf die beiden zu. Langsam ließ er sich vor dem Sessel nieder, damit er seiner Verlobten besser in die Augen blicken konnte.

„Der Bräutigam verbringt die letzte Nacht im Wald und unter dem Dach der Braut..."

„...findet sich bis zur Hochzeit nichts Männliches", beendete sie seine Erklärung und seufzte. Ein leises Schmunzeln entfleuchte seinen Lippen, ehe er sich ein wenig hoch stemmte und sich einen Kuss von den ihren stahl.

„Also keine Angst, Liebes. Ich werde wohl eine Nacht auf unseren Sohn in den Wäldern achtgeben können", versuchte er sie zu beruhigen. Regina wusste, dass er recht hatte, würde nie im Geringsten zweifeln, dass er es versauen könnte. Dafür hatte sie seine Vaterqualitäten schon viel zu lange beobachten können. Sie wusste, um die Liebe, die ihn mit seinen Jungs verband.
„Ich weiß...es ist nur...", setzte sie an, doch Robin fiel ihr ins Wort.

„Du willst ihn bei dir haben, aber glaube mir. Morgen wirst du gar keine Zeit haben, dich um ihn zu kümmern. John bringt ihn morgen früh zu Emma und du darfst dich hübsch herausputzen. Ich will, dass meine Männer vor Neid erblassen, wenn wir meine Braut abholen", machte er mit gespielter Arroganz und ließ seine Augenbraue hüpfen. Regina kicherte kopfschüttelnd, beugte sich vorsichtig mit dem Baby im Arm zu ihm hin und erwiderte trocken.

„Du bist und bleibst ein Spinner, Locksley"

„Ja, aber ich bin dein Spinner und ab morgen sogar auf ewig!", zwinkerte er und klaute sich noch einen Kuss. Robin erhob sich wieder, streichelte mit seinen Fingerspitzen sachte über das Köpfchen seines Sohnes und wandte sich wieder dem Packen zu. Nachdem er alles zusammen hatte, schulterte er sich die Tasche und sprach

„Ich schau mal eben nach, ob Henry und Roland alles haben. Bringst du den Kleinen gleich runter?!"

Regina nickte, während sie die leere Flasche auf den kleinen Tisch neben dem Sessel abstellte und den kleinen Jungen mit dem dunklen Schopf, behutsam hochnahm und seinen Kopf auf ihre Schulter bettete.
„Ist die Luft denn rein da unten?"

Robins Schultern verrieten das wohlwissende Lachen, welches er ausstieß.
„Nein, sie werden dich heute noch an den Rand des Wahnsinns treiben, das ist dir hoffentlich klar"

Regina grinste und klopfte ganz vorsichtig auf den Rücken des Jungen.

„Ich befürchte es. Wenn Snow meint übertreiben zu müssen, werde ich sie euch in den Wald hexen"
„Wage es dich, Mills. Hetz mir Snow auf den Hals und du darfst mir das Ja-Wort hinter Gittern geben"

Die Schwarzhaarige schickte ihm einen Luftkuss als Antwort und blickte noch einen Moment auf die Tür, als Robin bereits verschwunden war. Der Laut des Bäuerchens, zeugte davon, dass ihre Schonzeit vorüber war. Sie würde sich den Frauen stellen müssen, die traditionell die Nacht mit ihr verbrachten und sie für ihre Hochzeit herrichteten.

Auf in den Kampf

Dachte die Herrin von Sherwood Forest und erhob sich mit ihrem Sohn. Bevor sie das Zimmer verließ, schaute sie noch einmal nach, ob Robin nichts vergessen hatte und schnappte sich das kleine Kissen aus dem Kinderbett.

Mit Kind und Kissen im Arm verließ sie das Kinderzimmer.


In der großen Küche herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Dorfwirtin und gute Seele des Dorfes stand am Herd und kochte, während Emma und Snow White an dem Tisch saßen und Gemüse kleinschnitten. Roland und Henry wuselten durch den Raum und füllten einen Korb mit den unterschiedlichen Fressalien, nur um dann immer wieder hinaus zu schlüpfen, und andere für sie wichtige Utensilien für ihre Nacht in den Wäldern zu holen. Tinker Bell hantierte mit Gläsern und Karaffen voller Wein herum.

Einige andere Frauen des Reiches wirkten ebenfalls in der Küche. Manche arbeiteten an den Blumenarrangements, andere wiederum halfen Bailey beim Kochen. Regina konnte schon von der Eingangshalle die Stimmen der Frauen vernehmen und atmete vor der Tür einmal tief durch. Sie verstand nicht, warum sie ein so großes Theater veranstalten, doch sie würde sich fügen. Würde Robin die Freude bereiten, sich an diese uralten Tradition zu halten, an denen er so sehr hing. Wie schlimm konnte es schon werden.

Little John betrat den Eingangsbereich in dem Moment, als sie die Türklinke umständlich mit Kind und Kissen im Arm hinunterdrücken wollte.
„Warte, ich helfe dir, Gin", grinste der Hüne und öffnete die Tür. Bevor er sie jedoch durch diese hindurchgehen ließ, legte er seinen großen Zeigefinger an die Wange des Säuglings und streichelte ihn.
„Na, du kleiner Räuber", brummte er tief und entlockte dem Baby ein Grinsen.
„Als wenn dein Alter mich angrinst", redete er mit dem Jungen und wandte sich dann Regina zu.

„Warst du eigentlich an dem beteiligt", scherzte er und gab ihr einen Begrüßungskuss auf die Stirn.
„Na ja, den kann er wenigstens nicht verleugnen", konterte sie und betrat mit ihm zusammen die Küche.

„Mhhh hier riecht es aber gut", schwärmte little John und versuchte den Deckel von einem der Töpfe zu heben, doch noch ehe er Erfolg aufweisen konnte, schnellte der Kochlöffel auf seine Hand und traf ihn am Handrücken.
„Finger weg, Little, sonst Finger ab, verstanden"

Der Hüne lachte amüsiert und drückte die weißhaarige Frau einmal herzlich.

„Ich werde mich hüten.", danach wandte er sich an die anderen Frauen im Raum.
„So meine Damen, ich wünsche euch eine geruhsame Nacht und wehe einer hilft ihr beim türmen!", er machte einen Fingerzeig in Reginas Richtung und zwinkerte ihr zu. Die einstige Königin schüttelte nur ihren Kopf und setzte sich auf einen der freien Stühle.

John beugte sich zu seiner Frau, gab ihr einen Abschiedskuss und verabschiedete sich dann ebenfalls von den anderen.

„Ich muss los. Die Pferde fertig machen. Bis Morgen, meine Damen!"

Bailey ließ das Essen auf dem Herd köcheln und setzte sich zu den anderen Frauen mit an den Tisch. Sie beäugte mit Adleraugen die Arbeit der anderen und nickte immer wider zufrieden. Als ihr Blick auf Regina fiel, die offensichtlich noch immer nicht ganz einverstanden war, dass der Jüngste mit in den Wald sollte, richtete sie das Wort an sie.
„Schau nicht so betrübt, Schätzchen. Eine Nacht durchschlafen wird dir gut tun. Du brauchst deine Kraft morgen", munterte sie die Schwarzhaarige auf.

„Ja, ich weiß", erwiderte sie und versuchte sich an einem Lächeln für die alte Frau.

„Ich konnte kein Auge zumachen vor meiner Hochzeit",

meldete Snow White sich zu Wort.

„Ich war viel zu aufgeregt", die Frauen am Tisch lachten und stimmten der Königin zu. Nur Emma blickte, als würde sie weit entfernt sein und grinste debil

„Ich nicht. Jedenfalls nicht bei meiner Ersten"

„Kein Wunder, du und dein Mann wart ja genauso betrunken, wie euer Geistlicher", grinste Regina breit.
Die blonde Frau behielt den debilen Ausdruck bei, als sie sich mit Amüsement erinnerte.
„Bruder Tuck weiß, wie man einen anständig Met braut. Leider weiß er aber auch, wie man ihn vernichtet. Dieser Met macht einen so herrlich spontan. Aber keine Angst, Regina. Ich hab ihm gesagt, wenn er morgen betrunken erscheint, dann nehme ich ihn fest"

Die einstige Königin schmunzelte nur, doch innerlich war sie froh, dass sich jemand den Mönch zur Brust genommen hatte.

„Mom...Mom...Dad sagt, wir gehen jetzt!", Rolands helle Stimme schnitt durch den Raum und im nächsten Augenblick stand er neben Regina. Unruhig zappelte der Junge von einem Bein auf das Andere und erzählte euphorisch.
„Ich habe ganz allein meine Tasche gepackt...ich habe auch nichts vergessen"
Reginas Blick wanderte einmal über die dünne Gestalt Rolands und blieb an seinen Schuhen hängen.

„Die kannst du aber nicht anlassen, Schatz"

„Warum?", fragte er perplex und hob einen Fuß sachte an, um ihn zu zeigen.
„Die sind doch schön"

„Ja, das sind sie und deshalb ziehst du die nicht im Wald an. Los geh und zieh deine Stiefel an. Die hier sind für morgen", erklärte sie ihm liebevoll und zauste durch seine dunklen Locken.
„Na gut," seufzte er geschlagen und verschwand. Kaum war er verschwunden, erschien Henry in der Küche. Er ging zu Emma und Snow, drückte sie und gab beiden Frauen einen Kuss zum Abschied. Danach ging er zu Bailey, drückte sie sachte und ließ sich von ihr die Stirn küssen.

„Ich hab euch einen kalten Braten, Schinken und Kartoffeln eingepackt. Nicht, dass ihr euch noch den Magen an Stanleys nicht vorhandener Kochkunst verderbt", flüsterte sie in sein Ohr, was den Jungen zum Grinsen brachte.
„Danke", machte er ehrlich und schnappte sich dann die Hand seiner Mutter.
„Komm, Mom! Dad wartet schon."

Regina erhob sich und folgte ihrem Ältesten hinaus in den Eingangsbereich. Dort standen bereits die Körbe und Taschen, sowie Robin. Auf einem Stuhl hockte Roland und wechselte seine Schuhe.

„Wir sehen uns morgen, Mom", machte Henry und drückte sie einmal fest, bevor er ihr einen Kuss gab und dann seinem kleinen Bruder ebenfalls einen Kuss auf den Kopf hauchte. Das Baby reagierte wie gewohnt auf Henry, indem er mit seinen Augen Henrys Gestalt suchte und lächelte.

Roland beendete seinen Schuhwechsel, sprang auf seine Füße und stürmte auf Regina zu. Seine dünnen Ärmchen umschlangen sie und mit ihrer freien Hand erwiderte sie die Umarmung.

„Soll ich lieber hier bleiben, Mom", fragte er und ließ die kindliche Angst erkennen, die er seit dem letzten Überfall, welcher in den Wäldern geschah, entwickelt hatte. Regina lächelte ihn aufmunternd an und erklärte ihm

„Nein, mein Schatz. Du gehst schön mit deinem Dad und den anderen in den Wald und morgen wird gefeiert"

„Mit Torte?"

„Ja, mit Torte" lachte die Schwarzhaarige, was auch Robin zum Schmunzeln brachte.

Dieser Junge und Süßkram

„Okay", gab Roland sich geschlagen, ging auf seine Zehenspitzen und spitze seine Lippen. Regina beugte sich zu ihm und gab ihm einen geräuschvollen Schmatzer, was ihn zum kichern brachte. Noch immer lachend drückte er einen Kuss auf die Lippen seines Bruders und schnappte sich seine Tasche. Zusammen mit Henry trat er aus die Tür.

Der ehemals Geächtete stellte sich vor seine Verlobte und hielt seine Hände hin, damit sie ihm den Jungen übergeben konnte. Regina hauchte seiner Stirn einen Kuss auf,verabschiedete sich von ihrem Sohn und reichte ihn vorsichtig seinem Vater. Robin hielt ihn sanft in einem Arm und legte den freien um die Schwarzhaarige. Seine Lippen fanden ihr Ziel an ihrer Schläfe.

„Ich freue mich auf morgen", wisperte er ehrlich und küsste die weiche Haut. Ein Lächeln umspielte Reginas Mundwinkel und das Gefühl von Freude bemächtigte sich ihres Magens bei seinen Worten.

„Ich mich auch", gab sie wahrheitsgetreu zurück, drehte ihren Kopf und nahm seine Lippen für einen Kuss gefangen. Für die Länge weniger Herzschläge küssten sie sich sanft. Doch dann ließ Robin das Verlangen spüren, welches sie in ihm auslöste. Er intensivierte den Kuss und eroberte ihren Mund mit seiner Zunge. Hungrig kostete er von ihr, nahm ihren Geschmack auf und war nicht im mindestens überrascht, dass sie willig und mit mit gleicher Leidenschaft auf das Spiel seiner Zunge einging.

„Chrm...Chrm...", erklang ein Räuspern durch den Eingang. Bailey stand mit den Händen in den Hüften gestemmt neben den beiden und mahnte gespielt.
„Sieh zu, dass du verschwindest Robin. Die Sonne ist fast ganz untergegangenen"

Als haben sie sich verbrannt ließen die beiden von einander ab. Regina blickte beschämt zu Boden und strich mit ihren Fingern über ihre vollen Lippen, während Robin nur frustriert seufzte.

„Auf ein paar Sekunden mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an"

Und beachtete die alte Frau nicht länger, sondern widmete seine Aufmerksamkeit ganz Regina.

„Ich liebe dich", erklärte er sich. Sie schaffte ihm gerade noch zu antworten.

„Und ich dich...", als er sie abermals küsste.

Bailey seufzte mit einem Grinsen und gab Robin dann einen gespielten Klaps auf die Schulter,
„Raus hier, Junge", trieb sie ihn nun hinaus aus dem Haus.

„Ab Morgen hast du sie wieder...ein Leben lang"

Robin grinste nur und verschwand aus der Tür. Regina folgte ihm bis zum Türrahmen und lehnte sich in diesen mit vor der Brust verschränkten Armen. Ihre Augen verfolgten den Mann, wie er zu seinen Söhnen aufschloss. Kaum hatte er diese erreicht, da rief sie ihm hinterher.

„Hey Locksley"

Der aschblonde Mann drehte sich zum Eingang herum.

„Komm morgen ja nicht zu spät"

„Ich würde nicht im Traum daran denken, Mills", er machte eine ausladende Bewegung mit seinem freien Arm und verbeugte sich.

„Gute Nacht Madame"


Die Frauen hatten ein vorzügliches Abendmahl gekocht. Sie hatten beieinander gesessen, gegessen und getrunken. Ein Teil der Gäste schlief in den Gästezimmern oder den Zimmern der Jungs. Die einstige Königin hatte versucht nicht zu viel Wein zu trinken, doch Emma und Tinker Bell sorgten viel zu gut für sie, so dass ihr Glas niemals zur Neige kam.

Nun stand Regina in ihrem Schlafzimmer und betrachtete das Brautkleid, welches an der Außentür ihres Schrankes hing. Mit geröteten Wangen besah sie das Kleid, streichelte mit ihren Fingerspitzen über den beigen Stoff. Es war einfach, ganz ohne Prunk. Keine Edelsteine, kein überladener Rockteil. Der Miedergürtel war aus braunem Leder und bestickt. Das obere Teil des Kleides, ähnelte dem Hemd, welches Robin ihr auf ihrer gemeinsamen Reise durch die Wälder gab. Sein erstes Geschenk an sie. Die Ärmel waren durchsichtig und um die Handgelenke schlang sich das gleiche Leder mit den bestickten Ästen und Blättern.

Für einen Moment starrte sie auf die Arbeit der Schneiderin und verlor sich in ihren Gedanken. Sie konnte nicht fassen, wie anders sie sich fühlte, als noch zu ihrer ersten Hochzeit. Viel zu lebendig war ihr diese Nacht in Erinnerung. All die Angst und die Verzweiflung, doch dieses mal war alles anders. Es war ihre eigene Entscheidung, ihr eigener Wille. Sie fühlte sich glücklich. Sie liebte den Mann, der sie morgen zum Altar führen würde und was ihr noch mehr bedeutete, war die Tatsache, dass er sie ebenfalls liebte. Das Hochgefühl entlockte ihr ein paar Freudentränen.

„Na? Kannst du nicht schlafen?"

Baileys Stimme trug ihre Worte sanft in Reginas Ohr. Die einstige Königin drehte sich von dem Kleid weg und blickte auf die weißhaarige Frau, die ihr seit ihrer Ankunft in Sherwood Forest immer mehr ans Herz gewachsen war. Die Alte überbrückte die Distanz bis zu der anderen Frau, legte ihre Hand in ihren Rücken und die andere auf ihre Schulter.

„Ich glaube, ich muss dich nicht wegen deiner Hochzeitsnacht beruhigen, oder Schätzchen?!", grinste die Ältere und führte die Jüngere zu ihrem Bett. Regina schmunzelte amüsiert und schüttelte ihren Kopf.

„Hab ich es mir doch gedacht", scherzte sie weiter und setzte die Schwarzhaarige mit sanften Druck auf das Bett.

„Du solltest jetzt schlafen, sonst schläfst du noch auf deiner eigenen Hochzeit ein", machte sie neckend und drückte sie sanft in die Kissen, während sie die Decke über Reginas Körper zog. Für einige Sekunden starrte Regina die andere Frau an. Etwas warmes füllte erst ihren Magen, wanderte hinauf zu ihrem Herzen und peitsche einen neuen Schwall Tränen an. Bailey verstand Reginas Tränen, verstand den alten Schmerz in ihrer Brust und wischte sie sanft mit ihrem Daumen weg.

„Psch, Schätzchen. Ich erlaube nur noch Freudentränen, also reiß dich zusammen", mahnte sie gespielt und brachte Regina dazu, dass sie gleichzeitig aufschluchzte und lachte.

„Ich bin dir nur dankbar..." schaffte sie zu erklären „...damals haben ich mich so verlassen und verraten gefühlt...von ihr...aber du..."

Bailey streichelte über ihre Wange

„...hast mir nicht einmal das Gefühl gegeben nicht willkommen zu sein...nicht gewollt zu sein...das hat sie nie geschafft und dabei ist sie meine Mutter"

„Siehst du, deswegen bin ich auch heute bei dir und sie sitzt im Irrenhaus", gab die Alte trocken von sich und brachte Regina abermals zum lachen.

„Denk nicht so viel nach, sondern schlaf", forderte sie die Jüngere auf und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Okay, versprochen, gute Nacht Bailey"

„Gute Nacht, Gin"

Die alte Frau mit den weißen Haaren blieb noch einen Moment sitzen, erhob sich dann und verließ das Zimmer. Regina blieb alleine zurück, doch sie fühlte sich nicht allein. Robins Geruch haftete an den Kissen und Decken. Selbst der Geruch ihrer Söhne war in diesem Raum lebendig. Das Haus war voller Gäste und morgen würde sie den Mann heiraten, der nicht nur ihr Herz gestohlen, sondern mit dem sich ihre Seele verbunden hatte. Lange bevor sie einander kannte, lange bevor sie voneinander wussten.

Ihre Lippen verformten sich zu einem glücklichen Lächeln, während sie ihre Augen schloss. Nicht mehr lange, dann würde der neue Tag anbrechen. Nicht mehr lange und sie würde endlich Mrs. Robert Locksley werden. Mit diesen Gedanken hieß Morpheus sie in seinen Armen willkommen.

Die Mitte der Nacht war weit überschritten. Der Wald schlief. Dunkelheit legte sich über das Land, wie eine schützende Decke. Die Tiere der Nacht waren verstummt. Weit am Horizont zeichnete sich ein lilafarbener Streifen ab. Näherte sich, breitete sich aus in alle Richtungen. Der Streifen wuchs zu einer Wolke, bedeckte das Land, die Bäume und Häuser. Fraß alles, was sich ihm in den Weg stellte. Die Wolke traf das Herrenhaus und verschlang es wie ein hungriges Ungeheuer. Als der Nebel sich legte, erwachte der Tag. Sonnenstrahlen fielen durch das Schlafzimmerfenster und krochen über das edle dunkle Parkett. Die rotleuchtende Anzeige des Weckers auf dem Nachttisch sprang von 06:59 auf 07:00. Ein penetrantes Piepsen setzte ein und Regina riss ihre Augen auf.

Wo bin ich...?

Ihre Atmung beschleunigte sich, als sie das Gefühl der Einsamkeit, wie ein Faustschlag in ihren Magen traf.

Sie war allein.