Fix you

Er ist tot. Es war mir noch nie klarer als jetzt. Doch so sehr ich darunter leide, ich weiß, dass sie sich noch tausendmal mehr damit quält. Genauso wie der Rest dieser Familie. Wie sie alle da gestanden haben, alle in schwarz gekleidet, wie sie geweint haben, ich konnte es fast nicht ertragen. Aber sie, das starke, selbstbewusste Mädchen, sie hatte es nicht mehr ausgehalten. Noch bevor die Beerdigung ihres Bruders vorbei war, lief sie davon. Einfach weg von dem Grab, von den Menschen, weg von dem Schmerz.

Als sie auf die Bäume des Waldes zulief hatte sie so verloren ausgesehen. Ginny Weasley, das starke, selbstbewusste Mädchen. Ich konnte nicht fassen, wie sie so zusammen brechen konnte. Ich erkannte sie fast nicht wieder. Wie konnte eine so starke Frau solche Schwäche zeigen? Sie so zu sahen konnte ich nicht ertragen, natürlich bin ich ihr nachgelaufen.

Und jetzt, jetzt steht sie hier vor mir. Sie hat mir den Rücken zugewandt und ich beobachte sie. Sie trägt ein schwarzes, trägerloses Kleid. Ihr rotes Haar fällt ihr in sanften Wellen über die Schulter. Sie sieht atemberaubend aus.

Ihre Schultern zittern leicht, ein leises Schluchzen dringt zu mir vor. Dieser Anblick zerbricht mir das Herz. Erst jetzt begreife ich, wie sehr sie ihn geliebt hatte. Vielleicht war es für sie sogar noch schlimmer als für George. Ich weiß es nicht genau.

Langsam dreht sie ihren Kopf in meine Richtung. Ihre Augen sind stark gerötet, ihre Lippen beben, das ganze wunderschöne Gesicht ist verzerrt. Vor Schmerz um ihn.

Als sie mich sieht scheint sie sich ein wenig zu beruhigen. Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu, denn ich habe das Gefühl etwas tun zu müssen damit es ihr besser geht. Als ich sie erreiche weiß ich auf einmal nicht mehr was ich tun soll. Ich habe Angst sie zu erschrecken, ihr zu nahe zu kommen, denn vielleicht will sie das jetzt nicht. Ich weiß nicht wie ich handeln soll und habe dennoch diesen Drang alles etwas besser zu machen. Erträglicher für sie.

Wenn ich könnte, ich würde all ihren Schmerz auf mich nehmen. Aber ich kann es nicht. Ich würde alles für sie tun. Ich weiß es und sie weiß es auch.

Langsam und vorsichtig streiche ich mit meinen Fingerspitzen über ihre nackte Schulter. Bei meiner Berührung zuckt sie leicht zusammen und ich will meine Hand schon wieder wegziehen, als sie sich plötzlich umdreht und sich mir unvermittelt in die Arme wirft. Sie fängt wieder an zu weinen und ich halte sie fest, so fest es geht. Ich spüre wie ihre Beine langsam nachgeben. Ich lasse uns langsam zu Boden gleiten. Das Moos ist feucht, aber es stört mich nicht. Es stört mich nicht, dass mein Kleid vielleicht dreckig werden würde. Das einzig Wichtige in diesem Moment ist das Mädchen in meinen Armen. Ich weiß, dass sie mich braucht und ich weiß, dass ich immer für sie da sein werde. Denn ich liebe sie.

In diesem Augenblick braucht man keine Worte. Es ist genug sie im Arm zu halten, sie weinen zu lassen, ihr einen Halt zu geben. Ich weiß nicht wie lange wir so dasitzen. Irgendwann kommt auch mir eine Träne über die Wange gerollt. Und irgendwann versiegt der Strom aus Tränen, der aus ihren Augen kommt. In diesem Moment schwöre ich mir, dass ich sie wieder in Ordnung bringen werde..