Kapitel 1 - Das Schneechaos
Hermine hatte sich gerade ins Bett gelegt. Morgen würde sie sich auf den Weg zum Fuchsbau machen. Nun gut erst würde sie zuhause in Cambridge vorbei fahren und ihren Hogwarts-Koffer einpacken und mitnehmen. Sie nahm allerdings an, dass sie den Koffer nicht mehr packen müsste, sondern dass dies bereits ihre Mutter erledigt hatte, bevor sie mit ihrem Vater nach Orlando zum Zahnärztekongress geflogen war. Ein Lächeln schlich sich auf Hermines Gesicht, als sie daran zurück dachte, wie sie ihrer Oma erklärt hatte, dass sie nicht die ganzen Ferien über bei ihr bleiben würde, sondern schon am 29. März wieder abreisen würde. Sie hatte ihr gegenüber in ihrem Lieblingssessel gesessen…

**18. März 1996**
„Aber warum denn, Hermine?", fragte ihre Oma und schaute sie unverständlich an, „wir sehen uns doch so schon so selten." „Naja Oma, ich möchte gerne am ersten April jemanden überraschen. Er hat Geburtstag und er fand es so schade, dass ich nicht da sein würde. Ich habe mir überlegt ihn zu überraschen, dass wird ihm bestimmt gefallen", erzählte Hermine.

„Wer ist denn der junge Mann, der meiner Enkelin das Herz gestohlen hat?", wollte sie wissen. „Ich liebe ihn nicht, Oma. Er ist nur ein Freund. Ich kenne ihn aus der Schule. Er ist zwei Jahrgänge über mir. Er hat rote Haare, die ihm immer wieder in die Augen fallen. Seine Augen haben ein wunderschönes braun und scheinen zu leuchten, wenn sie Sonne im richtigen Winkel einfällt. Wir haben uns dieses Jahr besser kennen gelernt. Harry hat so etwas wie eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. George und ich haben häufig zusammen gearbeitet. Er ist so charmant und ein vollendete Gentleman, auch wenn er eigentlich der größte Scherzkeks an der ganze Schule ist", schwärmte sie.

„Junge Dame und du willst mir erzählen, dass du nicht in diese George verliebt bist", schmunzelte ihre Oma. „Aber nur ein ganz kleines bisschen", gab sie leise zu und wurde rot. „Ich versteh, warum du nicht länger bleiben kannst und er wird sich bestimmt freuen, wenn du ihn überraschst, mein Mädchen", lächelte ihre Oma. „Ich wusste du würdest mich verstehen", sagte sie erleichtert.
**Ende**

Ihre Oma war einfach die beste. Hermine hatte zusammen mit ihrer Großmutter einen großen Proviantbeutel vorbereitet und genug Geduld gezeigt mit ihr zusammen, für George einen Schal in den Gryffindorfarben zu stricken. Am einen Ende des Schals war ein G und an dem andere Ende ein W. Ich hoffte George wird sich über den Schal freuen. Außer dem Schal hatte sie für ihn noch eine neue Schreibfeder gekauft. Seine alte hatte auch schon bessere Tage gesehen. Die neue Schreibfeder war von einem Fwuuper und hatte einen satten Blauton. Hermine wusste, dass Georges Lieblingsfarbe blau war. Desweitern hatte sie für ihn Schokolade mit Toffee und ganzen Nüssen gekauft. Seine Schwäche für diese Süßigkeit aus der Muggelwelt erfuhr sie, als sie zusammen aus ihrem geheimen Vorrat genascht hatten. Sie lächelte, als sie an den Tag zurück dachte.
Wann genau sie eingeschlafen war konnte sie am nächsten Morgen nicht so genau sagen. Als sie die Gardienen an die Seite schob stockte ihr der Atem. Über Nacht war Schnee gefallen und nicht gerade wenig. Immer noch tanzten die Flocken an ihrem Fenster vorbei.

„HERMINE", hörte sie plötzlich ihre Großmutter rufen. „Ich komme, Oma", rief sie zurück und stolperte aus dem Zimmer. Ihre Oma war in der Küche, hatte das Radio eingeschaltet und war dabei Pfannkuchen zu machen.

„Hermine, sie haben gerade im Radio gesagt, dass auf Grund der Wetterlage in den nächsten Tagen keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren werden, da sie mit dem Räumen nicht hinterher kommen", sagte ihre Oma mit einem traurigen Gesichtsausdruck.

„Das darf doch nicht wahr sein", schimpfte Hermine. „Ach Schätzchen", meinte ihre Oma mittleidig und nahm sie in den Arm. „Oma, hast du nicht mal erzählt, dass du getrampt bist, als dein Vater dir verboten hat das Auto zu nehmen um zu Opa zu fahren. Du hast erzählt, dass du den zweiten Weihnachtstag mit ihm verbringen wolltest. Damals hätte es so sehr geschneit, dass kein Zug mehr gefahren war, aber du warst durch nichts abzuhalten, um zu deiner großen Liebe zu kommen. Genau das werde ich auch machen."

Hermine hatte einen Entschluss gefasst. „Ach Hermine", seufzte ihre Großmutter. „Was den Oma", meinte Hermine herausfordernd. „Ich habe das doch alles immer ein wenig aufgebauscht. Trampen kann man das nicht wirklich machen, was ich gemacht habe. Dein Opa hatte nur eine Stunde entfernt gewohnt und ich wusste, dass unsere Nachbarn ihre Verwandten in dem Dorf besuchen wollten, in dem dein Großvater damals lebte. Ich habe mich raus geschlichen, gefragt ob ich mitfahren könnte und behauptet meine Eltern hätten es erlaubt.

Sie haben mich mitgenommen", erzählte ihre Oma. „Das ist mir egal, Oma. Ich werde am ersten April George überraschen und wenn ich dafür trampen muss, dann mache ich das. Bevor du versuchst mich davon abzubringen, versuch es erst gar nicht. Du weißt doch, dass ich genauso stur bin wie du. Ich gehe mich jetzt anziehen."

Hermine ging zurück in das Zimmer, welches sie immer bewohnte, wenn sie ihre Großmutter besuchte. Sie war unglaublich froh, dass sie eine der dicken Strumpfhosen der Hogwartsuniform eingepackt hatte. Sie konnten selbst im Winter dann den Rock der Schuluniform tragen, ohne das ihr kalt wurde, obwohl es in den Klassenzimmern, aber besonders auf den Gängen empfindlich kalt war. In Kräuterkunde war ihr zwar trotzdem kalt, aber sie würde ja anstatt eines Rocks eine Hose über die Strumpfhose ziehen und das sollte gut gegen die Kälte helfen.

Dann suchte sie den Weasley-Pullover, welchen sie zu Weihnachten bekommen hatte, heraus und legte ihn aufs Bett. Der Pullover war bordeauxrot und das ‚H' war in beige. Sie suchte nach der bordeauxrot-beige karierten Flanellbluse, welche ihre Eltern ihr gekauft hatten.

Sie zog die Bluse über. Nur mit Bluse und Strumpfhose bekleidet gesellte sie sich wieder zu ihrer Großmutter. Diese war fertig damit die Pfannkuchen zu machen und hatte Tee aufgesetzt.
Nachdem die beiden das Frühstück beendet hatten, ging sie zurück auf ihr Zimmer und zog sich Hose, sowie Pullover über. Sie nahm ihren großen Rucksack und verließ das Zimmer.

„Hermine, ich habe dir Tee gemacht und heiße Milch mit Honig", sagte ihre Oma und reichte ihr zwei große Thermoskannen. Hermine nahm die Getränke dankend entgegen und verstaute sie in ihrem Rucksack. Ihre Großmutter hielt ihr auch den, bereits gestern vorbereiteten Proviantbeutel hin, welchen Hermine ebenfalls in ihrem Rucksack packte.

Hermines Großmutter lächelte, als sie ihre Enkelin dabei beobachtete, wie diese sich die Stiefel anzog, den Gryffindorschal um ihren Hals schlang und in ihre warme Parka schlüpfte. Dann schulterte Hermine den Rucksack und zog sich ihre graue Bommelmütze auf. „Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, hier hast du noch einen Stift und Pappe die ich nicht mehr brauche. Hast du deine Handschuh?" „Danke Oma. Ja, habe ich. Du wirst mir so sehr fehlen", meinte Hermine. „Du wirst mir auch fehlen. Und das du mir ja ein paar Eulen schickst, damit ich zumindest ein bisschen von deinem Leben mitbekomme", drohte sie Hermine halb ernst und zog sie in ihre Arme.

Bevor Hermine das Haus ihrer Großmutter verließ, schrieb sie ihr erstes Ziel Cambridge, auf die Pappe und schob den Stift in den Rucksack. Dann holte sie ihre Handschuhe aus den Taschen der Parka und zog sie an. „Bis dann Oma", sagte Hermine und öffnete die Tür. Der Schnee fiel immer noch und verzauberte die Landschaft in ein Winterwunderland, obwohl bald Ostern war.
Hermine trat in den Morgen des 29. März hinaus. „Bis bald Hermine", hörte sie ihre Oma noch, bevor diese die Tür hinter sich schloss. Die brünette Hexe atmete tief durch. „Viel Glück Hermine. Hoffentlich schaffst du das bis zum ersten April", murmelte sie leise vor sich hin.
Der Schnee knarzte unter ihren Stiefeln, als sie sich, den Bürgersteig entlang, auf den Weg ins Stadtzentrum machte, mit der Hoffnung dort eventuell eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Hermine schüttelte leicht mit dem Kopf, so hatte sie sich den Beginn ihrer Überraschung nicht vorgestellt. Sie hatte geplant gemütlich mit Zug und Bus nach Ottery St. Catchpole zu kommen und von dort aus, dann zum Fuchsbau zu laufen.