Die Legenden der Ranger – Eine Geistergeschichte
Autorin: silverbullet27
Disclaimer: Nix meins außer ein paar OCs, sonst alles JMS, Warner, etc
Genre: Abenteuer mit silverbullet-Humor – don't take anything too serious!
Rating: ab 12 Jahre
A/N zu dieser Story: Fortgesetztes DVD-Gucken von B5 und verwandten Serien bzw. Filmen führt bei Vielen zu Fanfictions. Bei mir auch. Zugegeben, der Pilot zu den Rangerlegenden ist mittelmäßig bis öde – aber das war der Pilot zu B5 auch. G'Kar war witzig, aber etwas auf Droge. Der Plot erinnert nicht nur ein wenig an die OS und den Beginn des Schattenkriegs, aber wer kann JMS schon vorwerfen, bei sich selbst zu klauen. Was letztendlich mich, als offiziell Minbari-Geschädigte, von dem Film überzeugte war Tafeek – und wie er den Diplomaten als vorläufige Unterkünfte nicht nur die schönen langen Flure, sondern auch ein paar nette Wandschränke anbot. Nun schaue ich seit Erfindung der DVD fast alles im Originalton – Wandschränke heißen auf Englisch „closets" – der Gedankensprung hin zum deutschen Wasserklosett kam von allein und war nicht von mir beabsichtigt. Nachdem ich meinen Lachkrampf überwunden hatte, nahm die Idee zu dieser FF langsam Gestalt an. Tja. Und hier habt ihr nun das, was aus meinem kranken Hirn hervor gekrochen ist: eine Geistergeschichte.
Prolog
Der beschädigte Na'Ril – Gleiter war schon einige Zeit im Normalraum mit Ziel Minbar unterwegs, als die „Liandra" auf ihn stieß. So klein, wie dieser Gleiter für vier Personen war, konnten sie ihn fast problemlos an Bord holen, auch wenn Frachtraum Acht nun überfüllt war – im wahrsten Sinne des Wortes.
„Lebenszeichen?", fragte David Martel und runzelte skeptisch die Stirn.
„Ich empfange hier nichts!" antwortete Malcolm und schaute zweifelnd von dem Handscanner auf.
„Es ist jemand dort drin!" Dulann wurde langsam ärgerlich, auch wenn er das nicht zeigte.
„Ich hoffe, du behältst Recht, mein Freund. Wenn wir den Code nicht entschlüsseln, müssen wir nämlich die Luke aufbrechen – und das Letzte, was ich im Moment dem Rat erklären möchte ist, warum ich einen Raumgleiter für nichts und wieder nichts noch weiter beschädigt habe!" Das schlechte Verhältnis des Captains der „Liandra" zum Grauen Rat bedurfte keiner weiteren Erklärung. Besonders nicht nach dem kleinen Zwischenfall mit dem Centauri-Kreuzer.
„… und genau das werden wir tun müssen", meldete sich Na'Feel zu Wort. „Ich habe nicht die entfernteste Ahnung, wie ich diesen Code knacken oder umgehen soll. Ich komme nicht einmal an die Notkonsole heran ohne einen Zugangscode!" Sie krabbelte unter dem Gleiter hervor und kaute missmutig an ihrer Unterlippe.
Noch einmal warf David seinem ersten Offizier einen bohrenden Blick zu, dann rief er: „Tirk! Wir brauchen den Plasmabrenner!"
Etliche Narn- und Drazi-Flüche später ließ sich die Eingangsluke öffnen und vorsichtig bestieg der Captain das Innere des Gleiters. Eine Woge eiskalter Luft kam ihm entgegen und er fröstelte. Auf dem Pilotensitz entdeckte er eine Gestalt: eine Minbari saß dort wie leblos in sich zusammengesunken, auf ihrer Knochenkrone schimmerten die Eiskristalle im hereinfallenden Licht.
„Jetzt empfange ich etwas!" rief Malcolm, als er den Scanner in das Innere hielt. „Der Gleiter muss komplett abgeschirmt sein! Garantiert keine Standard-Ausrüstung für einen Na'Ril…"
Dulann unterdrückte einen erleichterten Seufzer. Seit er das erste Mal an Bord der „Liandra" gekommen war, hatten ihn die Geister der vorherigen Mannschaft schon des Öfteren verwirrt. Was wäre gewesen, wenn er auch in diesem Gleiter wieder nur einen Geist gespürt hätte?
„Allerdings sind die Lebenszeichen sehr schwach… wir sollten Firell rufen…" murmelte Malcolm und zuckte mit den Schultern.
„Dann sollten wir das wohl tun…" David war bewusst, wie zäh und ausdauernd Minbari sein konnten, aber wie jemand in dieser Eiseskälte überleben konnte, war ihm ein Rätsel.
Kapitel 1
„Der Kleidung und dem Knochenschnitt nach eine Kriegerin. Von welchem Clan kann ich nicht sagen."
„DNS?"
„Keine Ergebnisse."
„Hm." Alle Mitglieder der Kriegerkaste waren in der DNS-Datenbank der Minbari erfasst – nicht zuletzt zur Identifizierung im Todesfall. Dass Firell keinen Eintrag gefunden hatte, besorgte David Martel fast mehr als es ihn verwunderte. „Zustand?"
Die Heilerin schaute auf ihren Scanner. „Stabilisiert. Sie hat einige Erfrierungen, zwei gebrochene Rippen, Schnittwunden, Prellungen, eine Gehirnerschütterung, einen verstauchten Knöchel und etliche Schürfwunden. Keine inneren Blutungen."
„…und keine Identität." Geistesabwesend strich der Captain sich über das Kinn. „Dann werden wir eben warten, bis sie es uns sagen kann. Wann wird das ungefähr sein?"
„Frühestens in ein paar Stunden. Ich werde Sie dann informieren."
Zurück auf der Brücke ließ David sich schwer auf seinen Sitz fallen. Die Untersuchung des Gleiters hatte bisher auch nicht viel ergeben. Malcolm kam nicht ins Computersystem, hatte aber die DNS von vier verschiedenen Personen – Minbari – gefunden, eine davon war jetzt auf der Krankenstation. Aber zu keiner war eine Eintragung in den Datenbänken zu finden. Und auf seine Anfrage an die Zentrale der Ranger auf Minbar hatte er noch keine Antwort erhalten. Bei den Menschen nannte man weibliche Unbekannte im Allgemeinen Jane Doe – aber wie nannten Minbari ihre Nichtidentifizierten?
Auch das Alter des Gleiters war nicht festzustellen. Er hätte ebenso gut vor fünf oder fünfzig Jahren gebaut werden können. Die Valen'tha war schon einige Jahrhunderte alt, aber immer wieder komplett modernisiert worden. Modernisiert im Sinne der Minbari… Der Captain seufzte und blickte sich um.
„Probleme?" fragte Sarah und beugte sich zu ihm hinüber.
„Mehr oder weniger. Weder der Gleiter noch die Pilotin sind in irgendeiner Form zuzuordnen. Firell ist sogar der Meinung, dass die Kälte einen gewissen konservierenden Effekt gehabt haben könnte. Die Unbekannte könnte schon sehr lang dort draußen unterwegs gewesen sein…"
„Und wie lang ungefähr?"
„Wir wissen, dass der Na'Ril-Typ erst vor etwa dreiundfünfzig Jahren in Serie ging – und der Bau vor vier Jahren endgültig eingestellt wurde, aber bis heute immer noch eingesetzt wird. Irgendwo dazwischen also." Er stützte den Kopf auf die Hände und atmete tief durch.
„Das grenzt es immerhin schon auf dieses Jahrhundert ein." Sarah musste grinsen.
„Bedenke, dass in diesem Jahrhundert auch der Krieg zwischen den Menschen und Minbari stattgefunden hat. Was ist, wenn sie aus dieser Zeit stammt und glaubt, auf einem Schiff des Feindes zu sein?"
„Dann hoffe ich, dass sie einer unserer Minbari darüber aufklärt, dass der Krieg vorüber ist.", meinte Sarah trocken und wendete sich wieder ihren Anzeigen zu.
Frustriert und ratlos lehnte sich der Captain zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er ahnte, dass er seinen Freund Dulann mit seinen Zweifeln verärgert haben könnte. Und dass der Graue Rat ihm unter Umständen Schwierigkeiten bereiten könnte durch die gewaltsame Öffnung der Einstiegsluke des Gleiters. Ganz zu schweigen davon, dass auf seiner Krankenstation eine Unbekannte im Koma lag, die eine unbestimmte Zeit tief gefroren wie ein Fischstäbchen durch das All geschwebt war. Außerdem bekam er Hunger. Auf panierten Fisch. „Tafeek?"
„Ja, Captain?"
„Gibt es einen Grund, warum jemand auf Minbar die Identifizierung eines Mitglieds der Kriegerkaste unmöglich machen wollte?"
Der Politoffizier überlegte kurz, was er antworten sollte. Ihm war durchaus ein Grund bekannt, allerdings rankten sich darum sehr viele Gerüchte und keines davon war angenehm für das Ansehen der Minbari in den Augen eines Menschen. „Ich könnte dem Nachgehen, Sir…"
„Dann also bitte!", meinte David und versank wieder in seine Grübeleien.
Zum ersten Mal seit Beginn dieses bisher doch recht ruhigen Patrouillenflugs wünschte sich Tafeek, irgendetwas würde geschehen. Vielleicht konnten sie ja noch einen verschollenen Gleiter bergen. Oder mit Verbündeten der Hand zusammenstoßen. Das Einzige, was er nicht tun wollte, war, sich wirklich ernsthaft mit dem auseinanderzusetzen, was schon seit einigen Stunden in seinem Hinterkopf spukte.
###
Ihr war kalt. Unendlich kalt. Die Schmerzen waren zu ertragen, auch wenn jeder Atemzug eine Qual war, aber diese Kälte… Als sie die Augen öffnete, traf sie das Licht mit unvermittelter Härte. Sie stöhnte auf und versuchte den Kopf zu wenden, was allerdings nur mit weiteren Schmerzen und aufsteigender Übelkeit verbunden war.
„Captain, meine Patientin wacht gerade auf." Eine weibliche Stimme.
Die verletzte Kriegerin musste kurz überlegen, bevor sie die Sprache erkannte – es war die der Menschen. Gesprochen von einer Minbari, die sich nun mit einem Med-Scanner in der Hand über sie beugte. Anla'Shok. Ranger. Wie viel Pech hatte sie wohl noch gehabt? Außer, dass sich ihr Körper anfühlte, als wäre er zermalmt worden?
Die nächsten Minuten kämpfte sie gegen die Übelkeit und versuchte, sich die Heilerin vom Hals zu halten. Ein aussichtsloses Unterfangen angesichts ihrer Verletzungen und der lähmenden Schmerzen, aber wenigstens gab es ihr das Gefühl, nicht gänzlich ausgeliefert zu sein. Außerdem war ihr dadurch nicht mehr so kalt.
Als sich die Tür zu der kleinen Krankenstation öffnete, traten ein Mensch und ein Minbari zusammen ein. „Firell, was ist hier los?", fragte der Mensch und trat an die Seite der Heilerin, bereit, ihr zu helfen.
„Meine Patientin ist sehr unkooperativ." Dann fügte sie auf Feek hinzu: „Ich würde ihr gern etwas gegen die Schmerzen geben, aber sie lässt mich nicht!"
Daraufhin wurde die Kriegerin ruhiger und erduldete die Injektion. Sie schaute sich genauer um und maß den Minbari mit abschätzendem Blick. Religiöse Kaste. Dem Knochenschnitt nach Tempel des Chudomo. Wie wunderbar. Menschen, Fromme und Heiler. So ungefähr stellte sie sich die Verdammnis vor. Wenigstens wurden die Schmerzen nun weniger.
„Du bist an Bord des Ranger- Schiffs „Liandra". Wir fanden dich in einem beschädigten Gleiter. Wer bist du und was ist dir geschehen?", fragte der Mensch nun auf Feek und sie erschauerte bei seiner Aussprache.
Als sie nicht antwortete, trat der Mensch zurück und der Minbari meldete sich zu Wort: „Du bist in Sicherheit. Wir wollen dir helfen, aber dazu müssen wir erst etwas über dich wissen!"
Sie schwieg weiter.
„Ich bin Dulann, erster Offizier der „Liandra". Die Heilerin ist Firell und der Mensch unser Captain David Martel. Wie ist dein Name?"
Auf ihr Schweigen hin bemerkte der Mensch namens David Martel: „Wir können dich auch Jane Doe nennen, wenn du deinen Namen nicht mehr weißt…"
„Was ist ein Jan'Do?" fragte die Kriegerin und biss sich auf die Lippen. Sie hatte nicht vorgehabt, etwas zu sagen. Und erst recht nicht in der Sprache der Menschen. Wahrscheinlich war sie schlimmer verletzt, als ihr bewusst war, sonst wäre sie nicht so unbedacht gewesen.
„Na bitte, sie kann reden." Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Captains aus.
Und Dulann ahnte, dass die Kriegerin dieses Lächeln bei voller Gesundheit aus David's Gesicht geprügelt hätte, sagte aber nichts dazu, sondern tauschte nur verschwörerische Blicke mit Firell, die Ähnliches dachte. Menschen waren manchmal wirklich sehr dumm.
„Verrätst du uns nun deinen Namen, damit wir deinen Clan benachrichtigen können?" fragte Martel und beugte sich über die Verletzte.
Einen Moment lang war die Kriegerin versucht, dem Menschen das Genick zu brechen. Dann jedoch entschloss sie sich, zu antworten: „Man nennt mich Sikara von den Night Walkers."
Das war die letzte Information die Tafeek benötigte, um sich endgültig elend zu fühlen. Nun würde er nicht mehr darum herum kommen, seinem Captain, einem Menschen, die Wahrheit zu erzählen. Oder zumindest das, was ihm als Wahrheit bekannt war.
