Ein Lord- Mein Feind, Ein Heiler- Mein Freund

My lord- my fiend, my healer- my friend –

Harrys Tränen waren versiegt. Sein ganzer Körper brannte vor Schmerzen. Auch seine Stimme hatte versagt. Dennoch, so lange er auch noch ab und zu ein leises Wimmern von sich gab würde der fette ihn weiter schlagen. Wie viel er bis jetzt schon hatte ertragen müssen wusste er nicht mehr. Irgendwann hatte er aufgehört sich Gedanken zu machen mit was er geschlagen oder wie einfallsreich er verletzt wurde. Fäuste, Gürtel, Rohrstock, brennende Zigarren sogar Papier hatte Vernon ausprobiert und zweimal zwang er Harry Schmerzmittel zu schlucken, damit er länger durchhielt ohne Bewusstlos zu werden.

Er konnte nicht sagen wie lange er schon hier war. Aber es mussten Stunden sein. Stunden! Und wie lange würde es noch weiter gehen? Gerade heute hatte er gehofft einen angenehmen Tag verleben zu können. Er hatte doch noch Geburtstag oder war es schon der 1. August? Noch kurz nach Mitternacht hatte sich Harry gefreut dass er 16 geworden war. Die ersten Eulen mit Briefen und kleinen Geschenken von seinen Freunden waren zu ihm gekommen. Er hatte von den Weasleys, mit freundlicher Unterstützung des gesamten Orden den Phönix, zugesichert bekommen dass er nur 48 Stunden würde warten müssen bis sie ihn abholen würden.

Doch leider war Dudley mit großen Schmerzen im rechten Unterbauch aufgewacht. Tante Petunia hatte ihn ins Krankenhaus gebracht. Sie kam den ganzen Tag nicht nach Hause. Sie sprach aber auf den Anrufbeantworter das Dudley wegen seines Blinddarms operiert werden müsse, Vernon solle sich keine Sorgen machen und sie melde sich bald wieder. So lange sie da war ging es Harry relativ gut. Natürlich musst er viel arbeiten und im Haushalt helfen, aber immerhin wurde er nicht mit Körperliche Gewalt bestraft und auch Beschimpfungen hielten sich in Grenzen. Petunia hatte es nie erlebt, doch sie musste wissen welche sadistische Ader ihr Mann hatte. Anscheinend begnügt er sich wohl damit wie Sie mit Harry umging – doch sorgte sie immer dafür dass Harry, seit er nach Hogwarts ging, nie allein mit ihm im Haus war. Nun, nachdem Harrys Onkel Vernon schon sehr früh nach Hause gekommen war und das Band abgehört hatte, stapfte er mit schweren Schritten die Treppe hoch zu Dudleys zweitem Zimmer - welches ja leihweise Harry überlassen war. Mit zittrigen Fingern öffnete er sämtliche Schlösser an der Tür, stieß mit einem gewaltigen Krachen die Tür auf und zerrte Harry von seinem Bett, die Treppe hinunter und in den Keller. Dort begannen die scheinbar unendlich andauernden Torturen.

Alles Widerliche, Grausame und Verletzende hörte Harry nur noch wie durch eine Wand aus Watte. Er maß all dem keine Bedeutung mehr bei. Alles hatte für ihn an Wert verloren. Hogwarts, der Orden, seine Freunde, sein Leben… In diesem Augenblick wünschte er nur eines: von gnädiger Hand sterben zu dürfen. Aber auch das würde ihn wohl verwehrt werden, ebenso wie ein ruhiger Geburtstag. Denn der fette Bastard würde ihn quälend langsam und sichend verrecken lassen.

°Mein Lord, bring es zu ende. Ich schenke euch Mein Leben. Hauptsache er bekommt es nicht° Dies waren Harrys letzte Gedanken bevor er das Rufen und dann den Krach von der Kellertür her hörte. Nur konnte er sich nicht erklären was es zu bedeuten hatte.

Einige Stunden zuvor im Herrenhaus der Riddle Familie in Little Hangleton. Lord Voldemort saß an seinem Schreibtisch, im Arbeitszimmer und las die Berichte seiner Untergebenen, Spione und Mittelsmänner der letzten Wochen. So wie er hier saß kannten ihn nur seine engsten Vertrauten aus dem Inneren Kreis. Schon einige Tage nach seiner Wiederauferstehung stellte er fest dass er auch wieder ein menschliches Aussehen besaß. Das war auch leichter und angenehmer zu tragen, als das mit dem er auf dem Friedhof erstanden war. Also beschloss er hier in seinem Haus (und nur vor ausgewählten Anhängern) diese Form zu tragen.

Bei Todesserversammlungen und anderen „Öffentlichen Auftritten" würde er sich anders zeigen. Er wollte sich gerade an einen Stapel Pergamente seiner Diener aus dem Inneren Kreis machen, als er etwas spürte. Etwas Vertrautes. Im letzten Jahr hatte er oft davon gebrauch gemacht um den Potter Jungen auszuspionieren und ihm eine Falle zu stellen. Seit dem Desaster im Ministerium vor einigen Wochen hatte er die Verbindung blockiert. Doch nun öffnete sie sich wieder und dieses Mal von der anderen Seite. Zuerst konnte er nur Gefühle wahrnehmen: es waren nur Schmerz, Wut, Trauer und Angst. Voldemort wollte die Verbindung schon sperren, doch als ihn das erste Bild erreichte wurde seine Neugier geweckt. Die Bilder, die er sah, waren noch unkoordiniert und verschwommen. Mit der Zeit allerdings verbesserte sich die Sicht auf die Dinge. Das was er sah bereitete ihm zuerst vergnügen. Nachdem er sich an die Perspektive gewöhnt hatte war es klar dass Potter gefoltert wurde. Und das sehr effizient. Jemand so skrupelloses wie den fetten da konnte er auch unter seinen Todessern gebrauchen. Je länger er aber zusah, und die Bilder immer öfter kamen und immer Intensiver wurden, beschlich ihn doch ein bisher unbekanntes Gefühl. Er konnte es nicht in Worte fassen, aber dieses Gefühl forderte ihn zum Handel und zwar sofort.

Ohne seinem Papierkram weiter Beachtung zu schenken stand er auf und trat vor seinen Kamin. Mit seinem Zauberstab tippte er auf seinen Unterarm. In nicht Mal 15 Minuten waren die 3 wichtigsten und treuesten Untergebenen vor ihn getreten. Severus Snape, Lucius Malfoy und Fenrir Grayback. Mehr als die würde e nicht brauchen. Alle drei knieten bei ihrem Eintreffen vor ihm nieder.

„Mein Lord, was ist es das ihr von uns wünscht," sprach Lucius vor.

Mit einer Handbewegung wischte er die Ehrerbietung seitens Malfoys beiseite und sagte unwirsch: "Spar dir das! Ich weiß wo Potter ist. Folgt mir." Mit seinen drei Anhängern verließ er das Zimmern und eilte die Treppe zum Haupteingang hinunter. Während sie liefen sprach er weiter:" Severus, ich nehme an du hast deine Notfall-Tränke dabei?"

„Ja, mein Lord!", antwortete diese ein wenig verwirrt.

„Lucius, hast du deinen Abakus?"

„Ja, mein Lord,wieso?"

„Sag ich euch später. Fenrir, wir werden gleich deine ganze Kraft brauchen, ich hoffe du bist bereit Blut zu vergiessen. "

Der Werwolf leckte sich über die Lippen: „Natürlich, Mein Lord, jeder Zeit."

„ wird diesen Jungen töten, außer mir!"

Sie verließen das Haus und Voldemort sagte nur noch:„Folgt mir" und apparierte umgehend zu seinem angedachten Ziel.

In Little Whinging erschien er direkt vor dem Haus Nr.4 im Ligusterweg. Jedenfalls so direkt wie ihn die Schutzzauber heran ließen. Als seine drei Diener hinter ihm erschienen waren wandte er sich sogleich an Malfoy: „Lucius, in dieses Haus müssen wir. Kümmere dich sofort darum."

Die Malfoys waren nicht nur von je her auf Herkunft, Macht und Geld aus, sondern auch auf besondere Talente die ein jedes Familienmitglied vorzuweisen hatte. Ganz besonders das Familienoberhaupt. Auch wenn Mr. Malfoy Schulrat war und im Ministerium arbeitete, so war sein besonderes Talent, welches jetzt gefragt war: Fluchbrecher zu sein. Das hieß dass er seinen Abakus aus der Tasche zog, ein paar Überprüfungen mittels seines Zauberstabs machte und schließlich berechnete mit welchem Zauber und an welcher Stelle er den Schutzwall zerstören konnte. Nach nur wenigen Minuten war er soweit. Er ging ein Stück auf das Grundstück zu bis zur Autoeinfahrt. Auf diese Stelle richtete er seinen Zauberstab. Mit einer recht langen Beschwörungsformel gelang es ihm nach nur vier Anläufen den, an dieser Stelle geschwächten, Schutzzauber zu brechen. Kaum hatte er das geschafft folgten ihm die anderen drei, wobei sich sein Herr wieder an die Spitze setzte. Ohne weiteres öffnete dieser die Haustür und trat in das scheinbar Menschenleere Haus.

„Ich riche Blut," kam es von Grayback.

„Wo?" fragte Voldemort kurzangebunden.

Grayback anwortete nicht und schob sich an seinem Herrn vorbei und ging direkt zu Kellertür. Er ahnte was von ihm erwartet wurde und so hebelte er einfach die Kellertür aus den Angeln. Er dachte nicht einmal daran seinen Zauberstab zu verwenden. Nachdem er die Vollholztür aus dem Weg geworfen hatte stieg er auch schon die Treppe zum Keller hinunter.

Voldemort ging ihm nach ihm und gleich darauf folgten auch Malfoy und Snape.

„Herr, was hat das zu bedeuten? Warum sind wir alleine hier, was ist wenn die Ordensleute hier hereinstürmen?, fragte Lucius mit leichter Besorgnis.

„Es wird keiner kommen Lucius und nun schweig."

„HE, wer seid ihr und wie seid ihr hier herein gekommen?" brüllte Vernon den vier Gestalten entgegen, die er die Treppe hinunter kommen sah. „Verzieht euch sofort sonst rufe ich die Polizei!"

Viel mehr war es nicht was Vernon von sich geben konnte. Denn schon war Fenrir bei ihm und riss ihn von den Füßen, so dass er mit seinem enormen Gewicht auf dem Arsch landete. Er konnte sich nicht einmal sammeln um zu erfassen was da gerade geschah, als er an dem bisschen seines fetten Halses, das greifbar war, hochgehoben und aufrecht an die Wand gepresst wurde.

Zu gleichen Zeit näherte sich Voldemort dem blutigen Leib von Harry Potter. Der sah ihn verwirrt und ein wenig hoffnungsvoll an. Er erkannte zwar nicht das Gesicht, aber wohl die roten Augen des Mannes vor ihm. Ein leises, kaum hörbares Krächtsen entkam Harrys Lippen: "Bitte.. .tötet mich….mein Lord…"

Eine ungeahnte Wut stieg in Lord Voldemort auf, wie er sie selten zuvor gefühlt hatte.

„Tom, jetzt!", mit diesen Worten riss ihn Severus aus seinen Gedanken - Rache konnte er auch später üben. Jetzt war es Zeit zu handeln. Er kniete sich mit Severus über den reglosen Körper. Mit stummen Zaubern schlossen sich die ersten kleinen Wunden, mit Diptam- Essens behandelte Severus Harrys Rücken, der nur noch blutiges Fleisch war, und die Haut, die in Fetzen herunter hing. Voldemort hingegen versuchte die Forderseite von Harry Torso zu behandeln. Er ließ es sich von Severus zwei Ampullen geben. Beide transformierte er in zwei Spritzen, eine kleine und eine große mit langer Kanüle. Die kleinere injezierte er in Harrys Oberarm. Mit kurzem Blick besah er sich Severus Arbeit.

„Mein Lord, Was tut ihr da?"

„Wie du sehen kannst heile ich gerade diesen Jungen. Und falls die Frage auch für Severus galt erinnere ich dich gerne daran dass er durch seinen Titel als Tränkemeister ein Heiler zweiter Kategorie ist."

„Aber warum tut Ihr das? Wieso helft ihr Potter? Ihr wolltet ihn doch ausschalten. Mein Lord?!"

Nun legten sich die Blicke von karminroten und schwarze Augen auf ihn.

„Mein Lieber Lucius. Du hast Recht. Aber dies hier ist anders. Betrachte es als Ausnahme von der Regel." Voldemort drehte sich wieder seinem Patienten zu „Und außerdem bin ich nicht nur dein Lord, jetzt im Moment bin ich auch Heiler. Und fallls du, mit deinem schlechter werdenden Gedächtnis, es vergessen hast sogar einer erster Kategorie, erster Klasse, ohne Einschränkungen." Während er das sagte drehte er Harry mit Severus Hilfe soweit um dass er guten Zugang zu Harry Bauch hatte. Er nahm die große Spritze und stieß die lange Nadel so tief wie möglich in das kaum vorhandene Unterbauchfett.

Noch gut eine halbe Stunde arbeiteten Voldemort und Snape an ihrem jungen Patienten. Sie beschlossen ihn mit sich zu nehmen und dann weiter zu versorgen. Immer wieder hörten sie das schwere Aufschreien von Vernon Dursley. Fenrir Greyback tat sein schlechtestes an dem Muggel und ließ keine Chance aus um seinen Herrn mit einem Quiecken, Seuftzen oder Schrei zu erfreuen. Doch richtete er ihn in der Zeit, die ihm gegeben war, nicht halb so schlimm zu wie Vernon Harry.

„Genug Fenrir," befahl seine Lordschaft.

Dieser knurrte zwar entäuscht lies Dursley aber los, so dass dieser wieder auf dem kalten, glitschigen Boden landete.

„Du darfst dein Spielzeug mitnehmen. Aber lass ihn am Leben so lange bis ich dir etwas anderes sage."

Bei diesen Worten waren die zwei Heiler bereist aufgestanden und hatten Harry transportfertig gemacht.

Lucius den das Verhalten seines Herrn immernoch verwirrte half nun dabei Dursley abzutransportieren.

Snape hingegen ließ für Harry eine Trage erscheinen, welche er mit einem Schwebezauber die Treppe hinauf beförderte.

Der letzte der den Keller verließ war Voldemort. Einmal schaute er zurück in den Raum, in dem er nicht einmal eine Stunde zuvor einen halbtoten Harry Potter, unter einer flackernden Glühbirne in seinem eigenen Blut liegend, vorgefunden hatte. Er drehte sich wieder zurück, stieg die Treppe hoch und verließ mit Begleitung seiner drei Todessern, seinem Gefangenen und seinem Patienten das Haus im Ligusterweg Nr.4.