Im matten Licht der Nacht, die nur durch den Mond beleuchtet wurde, schimmerten ihre Haare dunkel, beinahe schwarz. Die vollen, schweren Locken, die sich auf ihren Schultern kringelten, wehten sanft im Wind.

„Warst du es?" Ohne sie anzublicken, drehte er sich zu dem großen Wald an dem sie standen. Das sanfte Licht leuchtete auch auf ihn hinab. Langsam, versunken in seinen Gedanken, strich er sich durch die blonden, ja im Licht beinahe weißen Haare. Er zitterte, doch es lag nicht an der Kälte um ihn herum. Nein, es lag an der Kälte in ihrer Stimme, die sich nun wie Gift durch seine Adern fraß.

Ein Schaudern lief über ihren Rücken und sie schlang sich die Arme um den Körper. Wollte sie seine Antwort überhaupt hören? Wusste sie sie nicht schon? Und doch... Es war wie ein innerer Zwang, der sie dazu brachte, ihm diese Frage zu stellen. Ihr war klar gewesen, dass dieser Moment irgendwann hatte kommen müssen, doch nun, da sie hier stand, wusste sie nicht was sie sonst noch sagen sollte.

Leicht zuckte er mit den Schultern, die Augen immer noch auf den Wald gerichtet. „Ja, ich war es." Seine Stimme klang leise, und in dem Moment in dem er sprach, hörte der Wind auf durch die Bäume zu rauschen. Eine beinahe beängstigende Stile legte sich über beide. Er lauschte ihrem Atem, gleichmäßig und ruhig. Anscheinend hatte sie seine Antwort gekannt, bevor er sie ihr gegeben hatte.

„Und wieso?" Ein Flüstern, nur ein Hauch, und doch war sie sich sicher, dass er sie hörte. Ihre Augen lagen auf ihm, bedacht und konzentriert. Sie hatte keine Angst, nein, nicht vor ihm und auch nicht vor dem, was er gleich sagen würde. Wieso auch? Sie kannte die Antwort auch diesmal. Ihre Geschichte war besonders gewesen, und war es wahrscheinlich auch immer noch. Ihre Verbindung war so komplex und doch so einfach. Sie verstanden sich ohne Worte, aber alles mussten sie einander erklären.

Langsam drehte er sich zu ihr. In der Stille der Nacht kam ihm selbst diese kleine Bewegung laut vor, als wenn er die ausgeklügelte Struktur der Natur auf eine Weise stören würde, die ihm selbst nicht klar war. „Ich weiß es nicht..." Auf sein Gesicht legte sich ein leichtes, feines Lächeln. Abwesend starrte er an ihr vorbei, hinauf in den Schein des Mondes. „Das verstehst du nicht, oder? Du, die schlaueste Person die ich kenne? Du hast doch für alles immer eine Erklärung, doch ich...ich habe jetzt keine."

Ein Windhauch fuhr durch den Wald und brachte sie zum Frösteln. „Ich habe es getan, weil ich es tun musste. Ob ich wollte oder nicht, hat dabei keine große Rolle gespielt." Langsam breitete sich Entsetzen auf ihrem Gesicht aus, doch er sprach unbeirrt weiter. „Ich glaube für mich ist es jetzt zu spät mich zu ändern. Es gibt Dinge im Leben eines jeden Menschen, die ihn verändern. Und ich bin mir sicher, wenn man einen anderen Menschen tötet, verändert das einen sehr."

Ein Seufzen brach aus ihm. „Für mich hat es diese Möglichkeit nie gegeben, schwarz oder weiß. Von Anfang an stand es fest, ohne, dass ich wählen konnte." Noch einmal kurz wanderte sein Blick zu ihr. Dann schloss er die Augen, und merkte schon im nächsten Moment die Übelkeit. Wie sehr er apparieren doch hasste.