„Und denk gar nicht erst daran, wieder her zu kommen!"
Kleine und große fliegende Steine ausweichend rannte ein junger Inuyasha zu seiner Mutter. Die beiden lebten nun seit fast sechs Jahren in dem Dorf, doch jedes Mal, wenn er mit den anderen Jungen spielen wollte, wurde er von diesen verspottet, und von den Erwachsenen verjagt.
„Mama!"
Weinend stürzte er sich in die Arme seiner Mutter. Izayoi hielt ihren Sohn tröstend fest. Sie wusste natürlich von all den Angriffen der anderen Menschen auf ihn. Doch dagegen tun konnte sie leider nichts. Niemand würde auf sie hören, besonders da nach Inuyashas Geburt und nachdem sie allen klar gemacht hatte, dass sie ihn nicht weggeben werde, sie jeglichen Respekt verloren hatte.
„Schhh, Inuyasha. Was ist denn passiert?"
„Ich, ich hab gesehen, wie die anderen Kinder beim Feld gespielt haben. Also bin ich hingegangen… aber, aber die haben mich ausgelacht, und… und dann haben die mich in das Reisfeld gestoßen!"
Das erklärte auf alle Fälle seine feuchte Kleidung. Außerdem konnte Izayoi sich denken, was danach passiert ist. Die Bauern werden wütend geworden sein, und wem gab man wohl am ehesten die Schuld? Seinen Söhnen, oder dem Hanyou?
„Schon gut, Inuyasha, willst du nach Hause? Dort können wir dich mal ein wenig abtrocknen, hm?"
Hektisch seine Tränen mit dem feuchten Ärmel abwischend, nickte er. Lächelnd hob sie ihn auf, und brachte ihn zurück zu dem Haus, das ihre Eltern ihr ‚freundlicherweise' überlassen hatten.
Einige Zeit später, lag ein trockener und erschöpfter Inuyasha auf seinem Futon und schlief. Immer wieder bewegten sich seine süßen Hundeohren, wenn er ein Geräusch draußen hörte. Seine Mutter saß bei ihm, und blickte durch die offene Schiebetür in den Garten. Nachdenklich sah sie den Schmetterlingen zu, die durch die Luft tanzten.
Neben ihr lag der Brief, den sie vor einiger Zeit bekommen hatte. Darin stand, dass ihre Eltern sie gerne wegen einer Angelegenheit sprechen wollten. Izayoi konnte sich schon denken worum es ging. Ihre Eltern hatten schon einige Male versucht, sie zu überzeugen, Inuyasha aufzugeben, und einen ehrenhaften Mann zu heiraten.
Es ist unnötig zu erwähnen, dass sie standhaft geblieben ist. Vermutlich war das ein weiterer dieser Versuche. Wie auch immer, erscheinen musste sie auf alle Fälle. Allerdings war keiner dieser Besuche sehr angenehm für sie oder Inuyasha gewesen. Das letzte Mal wäre er beinahe von den Pferden der Soldaten niedergetrampelt worden.
„Herrin?"
„Was gibt es Akane?"
„Es ist alles fertig. Die Kutsche wartet nur noch auf euch, Herrin"
„Was ist mit meinem Sohn?"
„Shorin-sama hat klargestellt, dass er nicht auf den… auf Inuyasha aufpassen wird."
„Ich verstehe. Wir werden in Kürze kommen."
„Hai"
Als sich die Dienerin entfernte, atmete Izayoi erleichtert auf. Sie war jedes Mal angespannt, wenn irgendwer in die Nähe ihres Sohnes kam. Zu oft wurde er in solchen Fällen verletzt. Sanft schüttelte sie Inuyasha wach. Als sich langsam die goldenen Augen öffneten, fing sie, ohne es zu merken, an zu lächeln. Diese Augen erinnerten sie zu sehr an Inuyashas Vater.
„Mama?"
„Es ist Zeit mein Kleiner. Unsere Kutsche wartet."
„Muss das sein? Die Männer in den Rüstungen machen mir Angst."
„Keine Sorge, bleib nur immer in meiner Nähe."
Inuyasha nickte. Noch immer etwas schläfrig setzte er sich auf, und gähnte erst mal laut. Dann erst stand er ganz auf. Seine Mutter war mittlerweile auch aufgestanden, und verließ das Zimmer. Etwas wackelig folgte er ihr. Auf halben Weg hatte er sie eingeholt, und reichte ihr eine Hand. Zusammen brachten sie den restlichen Weg hinter sich.
Die Fahrt dauerte nun schon fast einen halben Tag, und Izayoi wusste, dass das gerade erst der Halbe Weg war. Am späten Abend sollten sie dann ankommen. Sie war bloß froh, dass es bisher noch keinerlei Zwischenfälle gegeben hatte.
Allerdings wäre es ein Fehler zu glauben, die Fahrt würde ohne Probleme zu schaffen seien. Die Soldaten, die zu den Seiten ihrer Kutsche ritten, sahen immer wieder hasserfüllt auf Inuyasha, weshalb dieser die meiste Zeit sein Gesicht in ihrem Kimono vergrub.
„Izayoi-sama, wir werden für einige Zeit hier rasten."
„Ist es sicher?"
„Wir befinden uns inmitten eines Waldes. Mit Banditen brauchen wir nicht zu rechnen."
Izayoi nickte zur Antwort. Zufrieden half er seinen Männern dabei, die Pferde zu versorgen, und selbst zu einem Bissen zu kommen. Mutter und Sohn blieben noch einige Minuten in der Kutsche, bis sie Inuyasha schließlich dazu überredete, ein wenig auf der Lichtung spazieren zu gehen.
Zuerst noch sehr vorsichtig, und an der Kleidung seiner Mutter klammernd folgte er ihr. Ängstlich blickte er zu den Männern, die sich ein wenig abseits niedergelassen hatten. Er bekam von ihnen einige hasserfüllte, oder Schmerz versprechende Blicke.
Izayoi führte ihn auf die andere Seite der Lichtung, damit Inuyasha auch ein wenig entspannen konnte. Auch sie hatte die Blicke der Soldaten bemerkt, und versuchte ihren Sohn so gut wie möglich vor ihnen zu schützen.
Kaum hatte sie sich in das warme Gras gesetzt, schon löste sich Inuyasha von ihr, und blickte in alle Richtungen. Izayoi beobachtete ihn, als er neugierig seine Nase in die Luft hob, und all die verschiedenen Gerüche wahrnahm. Auch seine Ohren bewegten sich ständig, um auch das leiseste Geräusch zu erwischen.
Schließlich begann er einen kleinen Schmetterling zu beobachten, der auf einer gelben Blume gelandet war. Neugierig näherte er sich der Pflanze. Schließlich stand er auf Händen und Knien und seine gelben Augen waren nur Millimeter von dem Falter entfernt. Konzentriert fing er unbewusst an, auf seiner Unterlippe zu kauen.
Plötzlich trat ein Stiefel auf die Blume, und Inuyasha fiel erschrocken nach hinten. Mit weiten Augen blickte er zu dem Soldaten hoch, der ihn abfällig anstarrte. Sofort sprang Inuyasha hoch, und war binnen Augenblicke hinter seiner Mutter. Zitternd schaute er zu dem Mann, der ihn so erschrocken hatte.
„Was soll das, Shorin?"
„Ihr solltet eurem Haustier beibringen, Höhergestellte zu respektieren, Herrin."
„Er ist kein Hausier, sondern mein Sohn, und ich habe wenige Kinder in seinem Alter gesehen, die vor einem normalen Soldaten auf die Knie gefallen sind."
„Allerdings ist das kein Kind, sondern ein Monster, und ich bin auch kein normaler Soldat, sondern kommandiere die Truppe, die für eure Sicherheit zu sorgen hat."
„Das mag sein, und ich bin auch dankbar dafür. Dennoch will und werde ich es nicht tolerieren, wenn ihr weiterhin so über meinen Sohn redet, verstanden!"
Mit einem verächtlichen Schnauben, wandte sich Shorin von ihr ab. Doch als er zu seinen Leuten zurückging, die bereits wieder zusammenpackten, sagte er über seine Schulter:
„Seht zu, dass ihr in eure Kutsche steigt. Wenn euer Sohn nicht bis zur Abreise zurück ist, dann wird er hier bleiben. Ich bin immerhin für eure Sicherheit zuständig, nicht für seine."
„Was?" Verwirrt drehte sie sich um, und erwartete einen silbernen Haarschopf zu sehen. Doch zu Izayois Ersetzen war Inuyasha verschwunden. Er war weggelaufen, nachdem er die Worte dieses Mannes gehört hatte.
Sie wollte ihm nachlaufen, doch als sie den Rand der Lichtung erreicht hatte, wurde sie am Arm gepackt.
„Lasst mich los!"
„Nein, Herrin. Ihr werdet erwartet, also steigt nun in die Kutsche."
„Aber, Inuyasha…"
Wortlos hob der unbekannte Soldat sie in die Höhe, und marschierte mit seiner, um sich schlagenden, Fracht zu seinen grinsenden Kollegen. So behutsam wie möglich setzte er sie in die Kutsche, und verschloss diese, bevor die verzweifelte Mutter entkommen konnte.
„Das, das könnt ihr doch nicht tun! Lasst mich sofort raus! Inuyasha!..."
Mit mehr Geschwindigkeit, als Notwendig gewesen wäre setzten sie die Reise fort. Nun ohne den jungen Hanyou.
Zufrieden mit sich dachte Kommandant Shorin zu sich: ‚Auftrag ausgeführt. Makoto-sama wird zufrieden sein'
Inuyasha saß weinend unter einem großen Baum. Er versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Er hatte jedes Wort von dem Angst einflößenden Mann gehört, und hatte es nicht mehr ausgehalten. Er war weggelaufen, obwohl seine Mutter ihm gesagt hatte, bei ihr zu bleiben.
Nun saß er da, und weinte ganz allein. ‚Mama ist bestimmt böse, dass ich weggelaufen bin.' Der Gedanke brachte ihm nur noch mehr Tränen. Verzweifelt versuchte er sie zu stoppen, doch sie kamen immer wieder.
Schließlich hatte er sich wieder beruhigt. Er lauschte aufmerksam. Wieso konnte er die Männer und ihre Pferde nicht mehr hören? Hatten sie ihn hier gelassen. Seine Mutter würde das niemals tun, da war sich der junge Hanyou sicher.
Langsam stolperte er zurück zur Lichtung. Er war ziemlich weit in den Wald hinein gelaufen, und nur seine Nase konnte ihn zurückführen. Als er endlich ankam, füllten sich seine Augen erneut mit Tränen.
Die Lichtung war leer. Inuyasha konnte noch immer seine Mutter und die Soldaten riechen, aber sie waren nicht mehr da. Sie hatten ihn einfach hier gelassen. Verzweifelt begann er die Wiese abzuschnüffeln. Nach einigen Minuten hatte er die Fährte gefunden.
So gut er konnte, versuchte er die Tränen zurückzuhalten, als er der lange verschwundenen Gruppe zu folgen. In seinem Herzen fühlte er einen Stich. Er war tief enttäuscht, dass seine Mutter ihn einfach vergessen würde. Er konnte nicht verstehen, warum die anderen ihn nicht mochten, aber seine Mutter hatte ihn nie verlassen.
Nach einiger Zeit hatte Izayoi es aufgegeben die Soldaten anzuschreien, und nach ihrem Sohn zu rufen. Selbst wenn er sie hören würde, er war noch viel zu jung, um sie einholen zu können.
Nun saß sie schweigend in der Kutsche, und schaute mit leerem Blick in den Himmel. Innerlich schrie sie noch immer nach ihrem Sohn. Der Sohn, der nun ganz allein da draußen war, und sich bestimmt fürchtete. Sie betete, zu wer immer sie erhören würde, dass ihr Sohn zu ihr zurückkommen würde.
Die Soldaten konnten ihren Schmerz nicht teilen. Sie verstanden nicht einmal warum sie sich so aufregte. Es ging immerhin bloß um einen Hanyou. Wer würde ein solches Monster schon vermissen?
Shorin wiederum war äußerst zufrieden. Schon bald würde Izayoi-sama diesen Braten vergessen haben, und dann… Ihr Vater hatte ihm bereits ihre Hand versprochen, wenn er diesen kleinen Schandfleck der Familie beseitigen konnte.
‚Alles läuft genau nach Plan. Schon bald werdet ihr meine Frau sein, Izayoi-sama'
Schon seit Stunden folgte Inuyasha der Fährte, doch allmählich wurde er müde. Noch nie war er so viel auf einmal gelaufen. Seine Füße taten ihm weh, und ein großer blauer Fleck formte sich auf seinem Arm.
Er war kurz unaufmerksam gewesen, und hatte die Wurzel nicht bemerkt. Kurz darauf schon lag er am Boden, mit einem schmerzenden und eingeklemmten Fuß, und ebenfalls wehem Arm.
Mühsam hatte er sich wieder aufgerappelt und hatte seine Reise fortgesetzt.
Mit hängenden Ohren, und beinahe zufallenden Augen, sah er sich nun nach einem guten Rastplatz um. Seine Mutter hatte ihn einmal erklärt, dass er in Bäumen sicherer war, als auf dem Boden.
Schließlich fand er einen alten Baum, dessen Äste weit genug unten anfingen, dass Inuyasha den untersten Ast erreichen konnte. Innerhalb von Sekunden verschwand er in der Krone.
Die Reisegruppe erreichte das Anwesen bereits bei der Dämmerung. Izayoi hatte während der ganzen Fahrt kein Wort gesagt. Auch jetzt zeigte sie kein Interesse daran, sich an einen der Soldaten zu wenden.
Sie kamen an einigen Feldern vorbei, wo noch immer Bauern arbeiteten, und überall drehten sich die müden Gesichter zu der Kutsche. Es war allgemein bekannt, dass die Prinzessin und ihr Hanyou Sohn kommen sollte. Jeder wollte dieses Monster sehen.
Nach kurzer Zeit erreichten sie ihr Ziel. Shorin stieg von seinem Pferd und trat zur Kutsche, um Izayoi zu helfen. Schweigend und ohne jede Gefühlsregung stieg sie aus. Genauso ruhig folgte sie ihm in das Haus vor ihnen.
Bereits im ersten Raum warteten Diener auf die Angereiste. Sofort verbeugten sie sich vor ihr, und führten sie zu ihrem alten Zimmer. Kommandant Shorin wurde währenddessen zu Izayois Vater gebracht.
Nach weiteren Stunden, es war bereits Nacht wachte Inuyasha plötzlich auf. Verwirrt blickte er sich um, bis er endlich wieder wusste, wo er war. Sofort erinnerte er sich wieder an die Geschehnisse des Tages.
Doch bevor er wieder in Selbstmitleid versinken konnte, hörte er ein seltsames Geräusch. Sofort sah er sich aufmerksam um. Warum war er noch einmal aufgewacht? Da war das Geräusch schon wieder.
Der ganze Baum schien zu zittern unter dem dumpfen Aufschlagen. Inuyasha hatte keine Ahnung, was das war. Ängstlich klammerte er sich an den Stamm, um nicht hinunterzufallen. Ein leichter Luftzug brachte einen neuen Geruch zu seiner Nase.
Es roch nach Blut. Das war das Erste, was Inuyasha feststellte. Das Nächste war, dass er einen anderen Geruch wahrnahm, den er instinktiv für gefährlich hielt. Obwohl er das noch nie gerochen hatte.
Kurz darauf sah er, wie direkt vor ihm Bäume umgeworfen wurden, und plötzlich stand da das größte Wesen, dass er je gesehen hat.
Dieses Wesen hatte zwei große Füße, war komplett grün, und hatte große Hände mit Krallen, die fast so lang, wie Inuyasha groß waren. Sein Kopf war auch schrecklich. Große scharfe Zähne blitzen aus dem Maul, und riesige, rote Augen schienen auf ihn zu starren.
Der kleine Hanyou saß zitternd in seinem Baum, und starrte in diese blutigen Augen. Das Monster hatte ihn entdeckt und kam nun direkt auf ihn zu. Es war sich sicher, einen kleinen leckeren Imbiss gefunden zu haben.
Es holte weit mit einem Arm aus, und zerteilte den Baum mit seinen mächtigen Krallen. Seine Instinkte konnten Inuyasha gerade noch retten. Kurz bevor die Krallen ihn erreichten sprang er auf den Arm des Ungetüms.
Nun hang er, sich verzweifelt festkrallend, auf diesem riesigen Arm. Der Youkai war offensichtlich nicht gerade sehr aufmerksam, denn er brauchte einige Zeit, bis er wahrnahm, dass etwas an ihm hängte.
Er hob seine andere Hand, und griff nach Inuyasha. Dieser wurde panisch, als er die Hand sah, und zappelte verzweifelt. Im letzten Moment ließ er plötzlich los, und fiel zu Boden. Die Hand des Youkais schloss sich um Luft.
Kaum war Inuyasha hart auf seinem Rücken gelandet, rappelte er sich schon hoch, und lief los. Sein Rücken tat ihm furchtbar weh, und seine Füße waren noch immer müde, doch sein Überlebensinstinkt trieb ihn weiter.
Er rannte so schnell er nur konnte. Schneller als er je zuvor gerannt war. Der Boden bebte unter den schweren Schritten des Youkais. Er war dem, um einiges langsameren, Hanyou dicht auf den Fersen.
Schwer atmend kam Inuyasha zu einem Berghang. Dummerweise war das eine Sackgasse. Überall um ihn herum waren Steilwände, die er niemals hochklettern könnte. Ängstlich drückte er sich an die Steinwand, als der Youkai vor ihm zum stehen kam.
Das Gesicht des Monsters verzog sich zu einem Grinsen. Seine Beute war ihm nun gewiss. Erwartungsvoll bewegte er seine Krallen. Es genoss die Angst des Hanyous.
Inuyasha drückte sich immer fester an den Stein. Panisch suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit, fand aber keine. Tränen liefen ihm über die Wangen. Er wollte nicht sterben, aber es schien, als wäre sein Tod sicher. Alles was er noch tun konnte, war schreien.
„HILFE! MAAAMAAA!..."
Durch einen Tränenschleier hindurch sah er, wie das Monster mit ausgestreckten Krallen auf ihn zukam.
In dem Dunkeln der anbrechenden Nacht war es zwar schwer für Menschen etwas zu erkennen, doch die Figur, die sicher und arrogant durch den Wald ging, war kein Mensch.
Sowohl Tiere als auch Youkai verkrochen sich in ihren Verstecken, als die weiße Gestalt an ihnen vorbei kam. Jeder im Wald konnte fühlen, dass diese Figur gefährlich war.
Es war ein weiterer Youkai. Einer mit langen, silbernen Haaren, und kalten, goldenen Augen. Der Name des großen Youkais war Sesshomaru. Leise marschierte er zu einem unbekannten Ziel.
Er wusste selbst nicht, warum er gerade in diesem Teil des Landes war. Nicht, dass er das jemals zugeben würde.
„HILFE! MAAAMAAA!..."
Schreie durchbrachen die Stille des Waldes. Sesshomaru stoppte, allerdings nur kurz. Das Ganze ging ihn nichts an. Doch als er in eine andere Richtung gehen wollte, regte sich etwas in ihm.
All seine Instinkte sagten ihm, dass er etwas tun sollte. Dass er diesem Kind helfen sollte. Er hatte keine Ahnung warum, aber er hatte sich angewöhnt seinen Instinkten zu vertrauen.
Sofort rannte er in die Richtung aus der die Schreie gekommen waren. Er kam zu einer Klippe. Unter sich entdeckte er einen Youkai, der mit erhobenen Krallen auf die Steilwand zu rannte.
Blitzschnell hatte er seine Peitsche und köpfte den grünen Riesen. Zufrieden sah er, wie der Youkai stehen blieb, und kurz darauf zusammenbrach. Der Kopf landete einige Meter entfernt und rollte noch ein wenig weiter.
„Hmpf"
Er wollte sich schon abwenden, als er einen silbernen Haarschopf bei der Leiche entdeckte.
Inuyasha schloss seine Augen, und wartete darauf, die scharfen Krallen zu spüren. Doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil, das Beben hörte auf. Als er vorsichtig ein Auge öffnete, sah er, wie das Monster kopflos zu Boden fiel. Ein heftiger Schlag folgte dem Aufprall.
Der Hanyou öffnete nun auch das zweite Auge, und näherte sich dem gefallenen Youkai vorsichtig. Dann hörte er einen weiteren Aufschlag, und entdeckte den weggeflogenen Kopf.
Er spürte, dass er beobachtet wurde, und drehte sich ängstlich um. Dort auf der Spitze der Steilwand stand ein Mann. Ein Mann, der silberne Haare hatte, genauso wie Inuyasha selbst.
Die Blicke der so ähnlichen, goldenen Augenpaare trafen sich. Die geweiteten und tränengefüllten Augen Inuyashas blickten in die gefühlslosen Augen des Youkais. Schließlich wandte er sich ab, und verschwand.
Inuyasha atmete erleichtert auf, doch nach einem kuren Blick auf den Toten lief er, so schnell er konnte, weg.
„Ah, Shorin. Ich habe gehört, meine Tochter ist sicher angekommen?"
„Hai, Makoto-sama. Izayoi-sama ist unbeschadet angekommen."
„Es gab keine Probleme?"
„Nein, Herr"
„Was ist mit dem Hanyou geschehen?"
„Er wurde auf dem Weg zurückgelassen. Bis zum Morgengrauen wird er bestimmt schon tot sein."
„Ausgezeichnet. Ich zufrieden mit deiner Arbeit. Du kannst dich zurückziehen."
„Danke, Herr."
Shorin erhob sich und verließ den großen Raum. Kurz nach seiner Ankunft am Schloss hatte sein Herr ihn sprechen wollen. Nun konnte er aufatmen. Sein Herr war zufrieden mit ihm, und eine Heirat mit der schönen Tochter des Lords stand nun nichts mehr im Wege.
Alles, was noch fehlte, war das Einverständnis der Braut. Doch das war Makotos Problem, nicht seines.
Zufrieden zog er sich in sein Quartier zurück.
„Izayoi, meine Tochter. Ich bin so froh, dich mal wieder im Haus zu haben."
Das waren die ersten Worte, die die Lady des Hauses an ihre Tochter richteten. Die ältere Frau war lächelnd in ihr Zimmer gekommen, und hatte als Erstes die Diener weggeschickt.
„Guten Abend, Mutter."
Das waren die ersten Worte, die Izayoi seit Stunden gesprochen hatte. Sie waren derartig geflüstert, dass ihre Mutter es von ihren Lippen ablesen musste.
„Kindchen, was bedrückt dich denn? Du bist jung und wirst bald heiraten…"
„Wie bitte!"
„Hat es dir dein Vater noch nicht gesagt?"
„Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen."
„Wenn das so ist, dann wollen wir nicht weiter darüber reden. Wie ich sehe, hast du endlich diese Missgeburt weggegeben?"
„Nein, Mutter. Inuyasha wurde von euren Männern verjagt. Ich werde ihn suchen, sobald ich dieses Haus wieder verlassen kann."
Danach ignorierte sie ihre Mutter. Erst nach einiger Zeit bemerkte die alte Dame dies, und verließ schließlich das Zimmer. Izayoi atmete auf, als sie gegangen war.
Allerdings hieß dies auch, dass sie bald ihrem Vater gegenüber treten müsse, und sich diesem Verlobten stellen musste. ‚Ich hoffe du bist sicher, Inuyasha.'
Der eben erwähnte Hanyou hatte momentan andere Probleme. Nachdem er endlich weit genug gelaufen war, hatte er sich in einem anderen Baum versteckt. Er wusste zwar noch immer nicht, was er von dem silberhaarigen Fremden halten sollte, aber für den Moment wollte er einfach nur schlafen.
Unbemerkt von ihm, beobachteten ihn zwei goldene Augen. Noch immer rätselte Sesshomaru, warum er seinen Hanyou Halbbruder gerettet hatte. Er hatte nun wirklich keine Sympathie für den Welpen.
Aus demselben Grund fragte er sich, warum genau er nun hier saß, und über ihn wachte. Vielleicht lag es einfach daran, weil er sowieso nichts anderes vorhatte. Morgen würde er einfach wieder seiner Wege gehen, und den Hanyou sich selbst überlassen.
Der Morgen brach an. Als die ersten Sonnenstrahlen die Nase des jungen Inuyashas berührten, wachte er auf. Er hatte die restliche Nacht friedlich in seinem Baum geschlafen, und war nun bereit, seine Reise fortzusetzen.
Inuyasha blinzelte. Er setzte sich auf, und rieb erst einmal seine Augen. Dem folgte ein herzhaftes Gähnen. Schließlich sprang er von seinen Baum.
Am Boden angekommen streckte er sich. Er hielt seine Nase in den Wind, und versuchte die alte Fährte vom Vortag zu finden. Doch kein Glück. Er war weder geübt, noch war seine Nase fein genug, um den Weg wieder zu finden.
Doch anstatt erneut in Tränen auszubrechen, versuchte er wieder zu der Stelle zu finden, wo er auf das Monster getroffen war. Voller Hoffnung ging er los. Immer wieder blieb er stehen, um festzustellen, ob er richtig war.
Allerdings musste Inuyasha nach einiger Zeit etwas zugeben. Er hatte sich komplett verlaufen. Der Geruch des Youkais war einfach überall im Wald. Enttäuscht und verzweifelt setzte er sich auf den Boden, und ließ seine Tränen kommen.
Er hätte nie weglaufen dürfen. Seine Mutter hatte ihn davor gewarnt, sich von ihr zu entfernen. Trotzdem hatte er es getan, und nun saß er in diesem gefährlichen Wald, und wusste nicht mehr weiter.
Als er weinte, spürte er plötzlich Hunger. Sein Magen knurrte.
„Wo gibt es hier was zu essen?"
Er wischte sich die Tränen ab, und roch vorsichtig. Da war irgendwas. Schnell stand er auf, und stapfte seiner Nase nach. Kurz darauf kam er bei einem Busch mit roten Beeren an.
Ein zufriedenes Grinsen tauchte in seinem Gesicht auf. Er hatte es ganz allein geschafft, Essen zu finden. Seine Mutter wird bestimmt ganz stolz auf ihn sein, wenn er ihr das erzählt.
Inuyasha pflückte einige Beeren, und wollte gerade eine davon in seinen Mund stecken, als ihn eine dunkle Stimme stoppte.
„Die Beeren sind giftig."
Erschrocken ließ er die roten Beeren fallen, und drehte sich um. Einige Meter von ihm entfernt stand der Mann von gestern. Jetzt, wo er näher war, konnte Inuyasha auch die Streifen und den Mond im Gesicht des anderen erkennen.
„H-hallo"
Inuyasha winkte schüchtern. Der silberhaarige Fremde beunruhigte ihn. Auch jetzt blieb er einfach still, und schaute den jungen Hanyou an. Er fing an unruhig von einem Fuß auf den anderen zu steigen. Nach einigen Minuten sagte der Fremde endlich wieder etwas.
„Was machst du hier allein?"
„Ich… ich will zu meiner Mama, aber… aber ich kann sie nicht finden."
„Die Menschenfrau ist nicht hier."
Inuyasha drehte seinen Kopf verwirrt zur Seite. Woher sollte der Mann denn wissen, ob seine Mutter hier war. Vielleicht wusste er ja, wo sie war. Aufgemuntert von der Möglichkeit schlich sich ein unschuldiges Lächeln auf sein Gesicht.
„Ich bin Inuyasha. Hilfst du mir, meine Mama zu finden?"
Hallo! Das hier ist nun meine erste Inuyasha FF und... naja, ich rätsel, wie ich die Geschichte am Besten fortsetze... Also bitte ne Review schreiben, ja?
Altaya
