Disclaimer: Das übliche: kein komerzieller Erfolg geplant, die Charaktere sind ausgeliehen. Die Photoshop-Ressourcen für das Titelbild stammen von Obsidian Dawn (obsidiandawn com).

Anmerkung:

Die Idee mit der Wette ist natürlich nicht neu, diese Interpretation ist mir allerdings bislang noch nicht begegnet.
Sollte jemandem das ein oder andere im ersten Kapitel bekannt vorkommen, liegt das daran, dass ich mir einige Motive des Beginns mit Erlaubnis anderswo ausgeliehen habe ( s/3021360/1/In_der_Hitze_des_Gefechts).

Insgesamt wird es 5 Akte geben mit je ca. 5-7 Kapiteln. Die einzelnen Kapitel werden alle relativ kurz und ziemlich dialoglastig sein, wer das nicht mag, sei hiermit gewarnt.

Die Handlung ist im 6. Schuljahr der Rumtreiber-Zeit angesiedelt, Beginn der Geschichte ist der 29. März 1977.

Kommentare sind natürlich immer willkommen, damit ich sehe, ob alles so rüberkommt, wie ich es mir gedacht hatte. Das dürft ihr als Aufforderung verstehen. ;-)

Zum Abschluss herzlichen Dank an meine Betaleserin Vistin, die mir jedes Wort dreimal umgedreht hat.


1. Akt
En Garde

1. Szene
Ohne Worte

Lily konnte ihr Pech kaum begreifen, als sie aufblickte und sah, mit wem sie gerade zusammengestoßen war. Es hätte jeder sein können. Aber natürlich war es James Potter, Nervensäge erster Klasse. Es genügte ja nicht, dass sie ohnehin schon den ganzen Tag von einem Fettnäpfchen ins andere trat, sie musste natürlich auch noch James anrempeln, der sich zweifellos nicht mit einer einfachen Entschuldigung zufriedengeben würde. Sie atmete tief ein, um sich für das Unvermeidliche zu wappnen.

„Tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst." Wie erwartet setzte er ein Lächeln auf, das er wahrscheinlich für äußerst charmant hielt.

„Schon gut, Lily. Ich kann verstehen, dass dir so schnell nichts Besseres eingefallen ist."

Lily runzelte die Stirn, besann sich jedoch eines Besseren. „Was auch immer du damit andeuten willst, erzähl es mir ein andermal. Ich bin gerade ziemlich spät dran. Wie gesagt, tut mir leid."

James lachte ein unerträglich überhebliches Lachen, ganz so als hätte er sie durchschaut. „Wie gesagt, kein Problem. Das braucht dir wirklich nicht peinlich zu sein. Aber wenn es dir so unangenehm ist, warum treffen wir uns nicht nächsten Samstag in Hogsmeade und du gibst mir ein Butterbier aus. Dann wären wir quitt."

„Ich hätt's wissen müssen." Lily schüttelte ungläubig den Kopf. Er war wirklich unfassbar. Sie lächelte süßlich. „Warum verpass ich dir nicht noch einen Tritt in den Hintern, damit es sich so richtig für dich lohnt?"

„Na, du gehst ja ran. Was genau bietest du denn als Wiedergutmachung?"

Langsam war Lilys Geduld ausgereizt. „Du bist wirklich das Letzte, Potter."

„Die Letzten werden die Ersten sein, Evans."

„Du wirst höchstens der erste sein, den ich mit meinen eigenen Händen erwürge!"

„Wenn du mich so dringend anfassen willst, brauchst du es nur zu sagen, Lilylein." James grinste versonnen. Offenbar machte ihm das Ganze tatsächlich Spaß. Was stimmte mit dem bloß nicht?

„Träum weiter. Und jetzt entschuldige mich." Sie wollte sich gerade an ihm vorbei durch die Tür zur Großen Halle schieben, um vielleicht doch noch etwas vom Abendessen abzubekommen, als James einen Schritt zur Seite machte und sich ihr damit wieder in den Weg schob.
„Was denn jetzt noch?", fragte sie, inzwischen deutlich gereizt, wie für jeden klar erkennbar war. Für jeden außer James offenbar. Wo waren eigentlich Sirius und Peter? Sollten die nicht irgendwo in der Nähe sein, um James an sein Quidditchtraining zu erinnern oder etwas in der Art? Oder besser noch, wo war Remus? Nicht dass James auf ihn gehört hätte, hätte er versucht, ihn zur Aufgabe zu überreden, aber möglicherweise hätte Lily die drei Sekunden nutzen können, in denen er abgelenkt gewesen wäre.

„Was hältst du von einer kleinen Wette, Lily?"

„Was denn für eine Wette?"

„Ich wette, dass du mich innerhalb der kommenden drei Monate freiwillig anfassen wirst, und das nicht, um mir bleibende Schäden zuzufügen, wenn du verstehst, was ich meine."

„Tu mir den Gefallen und erklär's mir nicht."

„Ich wette, ich kann dich innerhalb von drei Monaten zu einem Date überreden."

„Wieso glaubst du, dass das klappt, wo es bisher auch nicht funktioniert hat?" Lily konnte nicht verhehlen, dass sie jetzt wirklich neugierig war. Er musste doch glauben, irgendein As im Ärmel zu haben. Entweder das, oder er hatte einen Klatscher zuviel an den Kopf bekommen.

„Du mußt mir schon eine Chance geben. Vielleicht magst du mich ja doch, wenn du mich erst mal besser kennst, hm?"

„Warte, heißt das, ich soll mich mit dir verabreden, um zu sehen, ob ich mich nicht doch mit dir verabreden will? Willst du mich veralbern?"

„Ganz und gar nicht. Verbring jeden ersten Samstag im Monat mit mir, und wenn du anschließend nie wieder mit mir reden willst, werd ich dich nie wieder ansprechen, versprochen. Falls aber doch, wovon ich ausgehe …" Er grinste selbstsicher.

„Und was ist dabei für mich drin?"

„Eine Reihe unvergesslicher Wochenenden, liebe Lily."

„Auf die eine oder andere Weise." Sie schnaubte abschätzig. „Du sprichst mich nie wieder an? Unter keinen Umständen?"

„Na ja, sagen wir, ich werde nie wieder versuchen, mich mit dir zu verabreden."

Lily starrte ihn an. Er musste von allen guten Geistern verlassen sein. Was brachte ihn nur auf den Gedanken, er könne sich Chancen bei ihr ausrechnen? Wodurch hatte sie ihn jemals ermutigt? Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr erschien ihr dieses Szenario idiotensicher. Was waren schon ein paar lausige Wochenenden mit James angesichts der Aussicht auf eine Menge mehr Wochenenden ohne ihn und seine dummen Sprüche? Damit war die Sache für sie entschieden.

„Abgemacht." Sie bahnte sich ihren Weg in die Halle und ließ James zurück.

Wo sie gerade noch gestanden hatte, tauchte wie aus dem Nichts Severus Snape auf.

„Wenn ich du wäre, Potter, würde ich aufhören zu grinsen. Du siehst debil aus."

„Wenn du ich wärst, hättest du gewaschene Haare." James rümpfte angewidert die Nase und wandte sich zum Gehen. „Verzieh dich in deinen Kerker und spiel mit den Kellerasseln", warf er ihm über die Schulter zu.

Severus lächelte James unbeeindruckt an, während er rief: „Hey, Evans, warte mal!"

James blieb nichts anderes übrig als zuzusehen, wie Severus Lily mit ausgreifenden Schritten einholte und ihr eine Hand auf die Schulter legte, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Sie drehte sich zu ihm um, lächelte und beugte sich vertraulich zu Severus vor, um ihm etwas zuzuflüstern. Auf seine Erwiderung hin lachte sie und schubste ihn freundschaftlich, während James die beiden unentschieden zwischen Unglaube und Ekel beobachtete.

James stand noch da, als die Tür längst hinter Severus zugefallen war.