Hier stehe ich. Inmitten meiner Sachen, inmitten meines Lebens. Nichts hier lebt. Nichts liebt mich und nichts braucht mich. Der Mantel fällt von meinen Schultern doch es ist gleich, die Kälte kann er nicht abhalten. Sie kommt von innen, aus mir selbst. So gehe ich ins Bad, vor dem Spiegel halte ich inne und sehe hinein. Wer blickt mich dort an? Ein Mann, groß und hager. Knochig, mit blasser Haut, fast weiß wie die eines Toten. Strähnige Haare liegen um das Gesicht, sie sind fettig und matt. Die Augen, schwarz und kalt, ohne Gefühl und Regung blicken sie mir entgegen und stechen in das taube Herz. Wen sehe ich dort? Bin ich es? Ist dies meine Nase, gehören mir die blutleeren Striche die man Lippen nennt? Mein Blick wandert an meinem Körper hinunter. Er ist hässlich im kalten Licht des Morgens, scharfe Narben sind über meine Brust gegraben, rötlich scheinend durch die pergamentene Haut. Mein Blick heftet sich auf das dunkle Mal am linken Arm. Eine weitere Narbe meines Körpers will ich mir sagen. Verbranntes Fleisch, verschmorte Haut, nicht mehr. Doch es ist ein Zeichen. Für das Mal auf meiner Seele, das man nicht sieht. Das niemand sehen will, auch ich nicht. Ich schließe die Augen und horche was in mir ist. Hass, Wut, Trauer. Reue , Angst. Vor vielen Dingen. Das macht mich aus, das ist es was mich zurückhält und verstößt, was mich stark macht und schützt. Vor mir selbst und vor den anderen. Was mich abhält mich einzulassen auf ihn. Ich versuche zu lächeln doch es misslingt. An ihm ist nichts hart oder kalt, nichts ist eckig und abweisend. Alles scheint warm und geborgen. Zumindest bilde ich es mir ein. Ich öffne meine Augen und blicke mich an. Geradeheraus. Und ich erkenne. Meine Angst liegt um mich obwohl ich nackt bin. Die Trauer steckt in meiner Brust obwohl die Haut nicht blutet. Hass liegt in meinen Augen und vergiftet sie. Wut in meinen Händen macht sie grob. Die Reue ist zu klein. Sie hat einen Platz gefunden doch sie ist zu unbedeutend zwischen all dem was mich beherrscht. Ich hebe meine Hand und schlage in den Spiegel. Wieso zeigt er mir was ich nicht sehen will. Was ich nicht ändern kann. Die Scherben schneiden in die tote Haut. Ich spüre es nicht. Klebriges Blut befleckt den Boden, ich habe ihn entweiht. Dünne rote Rinnsale laufen meinen Arm hinab, sie sind kalt und tragen kein Leben in sich. Sogar das Blut in meinen Adern verweigert das Leben und die Wärme.

Und mit einem Mal wird alles unwichtig. Fortgewischt sind die Gedanken und mein Herz beginnt zu schmerzen.

Du stehst hinter mir und blickst mich an. Ich sehe dich vielfach in den Scherben meines Lebens.

Und aus jeder Scherbe lächelst du.