Die Dunkelheit hatte sich wie ein feiner Schleier über das Anwesen gelegt. Das gewaltige, schmiedeeiserne Tor am Zufahrtsweg war vom Fenster der Bibliothek aus nur noch als Schatten erkennbar. Er starrte in die Schwärze hinaus, unfähig klare Formen zu erkennen. Was für eine triste, mondlose Nacht! Trist, ja so könnte man noch so einige Dinge in seinem Leben nennen, dachte er.
Sie hätte schon lange zurück sein müssen. "Nur eine kurze Besprechung", hatte sie gesagt bevor sie am Morgen verschwunden war. Zu IHM...seine Hand verkrampfte sich um das Sherryglas das er hielt bis seine Knöchel weiß wurden. ER...loyal und ergeben hatte er IHM gedient all die Jahre. Bitter hatte er schon oftmals den Preis bereut den er dafür bezahlt hatte. Noch immer, Jahre nach ihrer Flucht aus den düsteren Mauern von Askaban, erwachte er Nachts schweißgebadet und glaubte die gellenden Schreie der Gefangenen zu hören. Er versuchte sich zu besinnen was für ein Gefühl es war unbeschwert gewesen zu sein. Er konnte es nicht.
Er bereute, ja er bereute zutiefst sich auf diese Sache eingelassen zu haben. Hatte er denn nicht sehen können dass es ihn vernichten würde? Jetzt war es zu spät. Aus den Verliesen von Askaban mochte er befreit sein doch aus der Gefolgschaft von IHM nicht. Man reicht bei Lord Voldemort nicht einfach seinen Rücktritt ein. Dienen ein Leben lang oder Tod.
SIE ist schon immer völlig vernarrt gewesen in seine Ideen. Schon als sie beide noch Schüler gewesen waren hatte sie von IHM und seinen Zielen geschwärmt. Sobald sie volljährig wurde hat sie sich ihm angeschlossen und natürlich blieb ihm keine Wahl als es ihr nachzutun. SEINE Worte waren verlockend und in ihrem jugendlichen Leichtsinn ließen sie sich mitreißen. ER versprach bald schon Taten folgen zu lassen. Große Taten, die das Angesicht der Welt reinwaschen würden von Muggelabschaum.
Natürlich sind sie ihm bereitwillig gefolgt! Es hat keinen Sinn nachzugrübeln, er kann seine Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen. Er darf nicht an IHM zweifeln, er darf nicht!
Wenn SIE wüsste welche Gedanken ihn umtreiben..."Verräter!", würden ihre Worte ihn durchbohren, und ihre kalten Blicke. Wie Klingen...eigentlich sind all ihre Worte wie Klingen. Wenn sie den Raum betritt hat er jedes Mal das Gefühl kleiner zu werden, schwächer. Er fürchtet sie und er braucht sie. BELLA! Jahre seines Lebens hat er an ihrer Seite verbracht. Sein ist sie niemals gewesen...
Schön, elegant, stark, klug und mutig! Sie hat niemals Zweifel! Sie ist stolz auf ihren makellosen Stammbaum und darauf IHM dienen zu dürfen. Hat sie je bereut? Bereut dass all die Jahre in Askaban sie ihrer Jugend und Schönheit fast gänzlich beraubt haben? Bereut dass sie beide niemals Kinder haben konnten? Bereut dass sie jetzt von der Gnade ihrer Schwester abhängig sind und wie Bittsteller in deren Haus leben müssen? Bereut dass die magische Gemeinschaft nichts als Verachtung für sie empfindet?
Er denkt an das fanatische Glühen in ihren dunklen Augen, an die Freude die sie durchströmt wenn sie für IHN foltert und tötet. Wie sie vor stolz fast zu bersten scheint wenn er sie "Meine treuste Anhängerin" nennt. Wie sie an seinen Lippen hängt wenn sich jedes seiner vergifteten Worte in ihre Seele brennt.
Nein, sie hat niemals bereut! Niemals hat es einen anderen Weg für sie gegeben. Bereitwillig hat sie ihr ganzes Leben in SEINE Hände gelegt. Er selbst, Rodolphus, war immer nur eine Randfigur.
