Alice nahm das weiße Leinen mit einer Zange aus dem warmen Wasser. Sie hörte Schritte und jemand klopfte an die offene Tür. Als sie sich umdrehte stand er da. Edward.

Das Erste, was ihr auffiel waren seine Blutunterlaufenen Augen, der müde Blick.

Keiner von ihnen hatte in letzter Zeit viel geschlafen.

„Ich bereite frische Verbände für Lucius vor. Er braucht sie." Sie spürte, dass er hinter ihr stand und sie anschaute. Sie spürte seinen Blick, immer. Und dann, plötzlich:

"Alice, ich lasse Hilfe holen."

Verwirrt drehte sie sich zu ihm und blickte ihm in die Augen. Der Wind wehte durch die offene Tür herein. Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht und sie strich sie beiseite.

"Ich habe Ivy in die Stadt geschickt." Ihre Hand hielt in der Luft inne.

Er hatte was? Sein Blick war so durchdringend, ihre Angst um ihren einzigen Sohn so stark, dass sie fast zu weinen begann. "Das kannst du doch nicht tun."

Sie schüttelte den Kopf und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Er kam einen Schritt auf sie zu. "Das ist alles, was ich dir geben kann." Sie schluckte und schaute zu Boden.

Alice kniff die Augen zusammen, verzweifelt versuchte sie sich unter Kontrolle zu halten.

Als Edward noch einen Schritt tat, blickte sie auf und sah ihn an. Er war plötzlich sehr nah.

Sie konnte so tief in seine dunklen Augen sehen, wie selten zuvor. Und sein Blick veränderte sich, als wolle er noch etwas sagen, etwas Rettendes, etwas Wahres.

"Das ist alles, was ich dir geben kann." Seine Stimme klang so sanft, fast schon ein wenig zerbrechlich in ihren Ohren. Sie wollte ihn einfach nur ansehen. Seine Gesichtszüge, er war so nah, sein Duft, sein Körper. Sie beugte sich kaum merklich nach vorn.

"Ich will es akzeptieren." Ihre Köpfe waren nun dicht beieinander, Millimeter von leerem Raum das Einzige zwischen ihnen. Sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht ruhen und alles was sie wollte war die Hand auszustrecken und seine Wange zu berühren.

Stattdessen brachte sie den Mut auf ihn anzusehen. Er wandte den Kopf zur Seite, weg von ihr, sie schaute zu Boden. Alice fühlte den Moment verschwinden, was immer es auch gewesen sein mochte. Das war alles was er ihr geben konnte.

Schwerfällig ging er zur Tür hinaus.

Sie blieb stehen, die Augen immer noch auf den Punkt gerichtet, wo gerade noch seine rechte Schulter gewesen war und atmete tief ein, als könnte sie so seinen Geruch festhalten.

Aber es wollte ihr nicht gelingen.