Prolog. Für immer fünfzehn.

Wenn man alles auf das Wesentliche reduziert, so schrieb Melissa Dyther in ihr Tagebuch, ist das Leben nicht mehr als ein simpler Kampf: Verarbeitungsmechanismen gegen Schmerz.
Vier Tage später nahm sie bei einem Ausflug in das nahegelegene Hogsmeade einen Giftcocktail aus Aconite und Asphodel zu sich und starb qualvoll in den Armen ihrer hilflosen Mitschüler. Sie wurde nur fünfzehn.
Ein einfacher Bezoar hätte sie gerettet.

Als die Hilfeschreie endlich bei Severus Snape eintrafen, war es bereits viel zu spät.
Er konnte nur noch fassungslos den Tod feststellen.

Viele Wochen später stieß er auf der Suche nach dem Warum auf einen Brief an ihre tote Mutter, auf Zeilen, die ihm nie wieder aus dem Kopf gehen würden. Zeilen, die eines Tages für viele jungen Menschen die Welt verändern würden.
Was ist schlimmer: Niemanden zu haben, oder gar nicht zu erwarten, jemand könnte für einen da sein?


"Wood, Oliver."
"Hier, Sir.", tschirpte ein Junge.
"Was ist Aconite?"
"K-keine Ahnung, Sir."
Snape schnaubte.
"Idiot. Was ist ein Bezoar, und wo kannst du ihn finden?"

Zu Snape, so wurde immer wieder geflüstert, konnte man kommen, wenn man Probleme hatte. Mit der Familie, mit anderen, mit dem Leben. Wenn die Krankenschwester oder der Hauslehrer nicht die geeigneten Ansprechpartner waren. In seinem Büro half er, schnell, und unbürokratisch. Und vertraulich. Es drangen nie Worte nach draußen. Und trotzdem hielt sich das Gerücht.


"Severus - du musst verstehen. Ich bin jetzt dreißig Jahre Lehrerin, und wenn ich eines weiß, dann ist es, dass die Kinder nicht kommen, wenn du ihnen Hilfe anbietest," sagte Minerva McGonnagal, "Das ist jetzt nicht Resignation oder so, es ist einfach Realität. Scham und Stolz sind zu groß, das Vertrauen in uns zu klein."
Was ist schlimmer -?