Zeit: 4ABY

Inhalt: Anakin Skywalker überlebt die Zerstörung des zweiten Todessterns, sieht sich jedoch sofort mit einem neuen Problem konfrontiert: eine Bombe, die in seinem Inneren schlummert. Die Uhr tickt.
Rechtehinweis (Disclaimer): Dieses Werk basiert auf Figuren und Handlungen von Krieg der Sterne. Krieg der Sterne, alle Namen und Bilder von Krieg-der-Sterne-Figuren und alle anderen mit Krieg der Sterne in Verbindung stehenden Symbole sind eingetragene Markenzeichen und/oder unterliegen dem Copyright von Lucasfilm Ltd.

This literary work is a piece of fan fiction. Star Wars, and all associated content (whether trademarked, copyrighted or otherwise protected by U.S. or international law) are property of LucasFilm Ltd.Ankunft auf Endor

Anakin öffnete seine Augen und sah nichts als Dunkelheit.

Bin ich tot?

Plötzlich fühlte er einen stechenden Schmerz. Ein kurzes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Dann wurde er sich bewusst, was er tat. Er entsann sich seiner üblichen Disziplin und unterdrückte weitere Schmerzesäußerungen.

Wenn er Schmerzen spüren konnte, dann war er höchstwahrscheinlich nicht tot.

Wo bin ich? Wohin hat Luke mich gebracht?

Langsam nahm er verschwommene Konturen wahr. Außerdem klangen ihm die Geräusche seines Atemgeräts laut in den Ohren.

Seine Erinnerungen brachen über ihn herein wie ein heftiges Unwetter.

Ein Kampf – zerrissen zwischen Liebe, Pflicht und Machtgier.

Verrat – jener, dem er seine Herrschaft erst ermöglicht hatte, wendete sich gegen ihn, um ihn zu ersetzen wie einen ausrangierten Droiden. Zwischen Zuneigung und Verachtung schwankend, hatten sie ihren Tanz beachtlich lange fortgeführt. Aber es konnte nicht ewig andauern, und so zerbrach es auch auf dem zweiten Todesstern.

Die bedeutendste Tat seines Lebens - gleichermaßen begangen aus Hass gegen seinen Meister und Liebe für seinen Sohn. Licht und Dunkelheit vermählt, während er vom Einen in das Andere wechselte.

Er befand sich auf dem Shuttle, das Luke für ihre Flucht benutzt hatte.

Er denkt, sie werden mich hier nicht suchen, und dass er mich deswegen verstecken kann. Aber das wird niemals funktionieren.

Anakin brütete. Er konnte sich gut die Konsequenzen vorstellen, wenn die Rebellion ihn hier fand. Luke würde als Verräter abgestempelt, daran bestand keinerlei Zweifel. Der Hass der meisten Rebellen auf ihn war bei weitem zu groß, um Lukes Entscheidung zu akzeptieren, und als das hinzunehmen, was sie war. Nämlich einfach nur der Wunsch eines jungen Mannes, seinen Vater kennen zu lernen und zu retten.

Ich bin in meinem derzeitigen Zustand ziemlich hilflos. Natürlich könnte ich Eindringlinge eliminieren, aber das würde die Rebellen auf meine Präsenz aufmerksam machen.

Es ist auch nicht so, als wollte ich die dunkle Seite jemals wieder verwenden.

„Tatsächlich?"

Anakin kannte diese Stimme nur allzu gut. Es war die Stimme von Darth Sidious, seinem früheren Meister. Dabei hatte er gehofft, dass es nun endgültig zuende sei. Doch offenbar lag er da falsch.

Er blinzelte und erkannte die Geistergestalt, die vor ihm stand.

Ihr kontrolliert mich nicht mehr!

„Ich kann Euren Zorn fühlen," sprach Sidious in einem beinahe genießerischen Tonfall. „Und Ihr wollt ein Jedi sein?" Die Verachtung in seinen Worten war beinahe greifbar. „Denkt Ihr etwa, dass Ihr Eurem eigenen Selbst entfliehen könnt? Ihr seid, wozu ich Euch geformt habe, daran könnt Ihr nichts ändern." Er betrachtete Anakin nachdenklich. Vermutlich erinnerte er sich gerade an seinen eigenen Meister, der seinen Verstand ebenfalls modifiziert hatte. Eine bösartige Tradition der Sith unter vielen.

Tja, und weil er in gewisser Hinsicht wie ein kleines Kind denkt, glaubt er, dass er dadurch das Recht besäße ebenfalls so grausam zu handeln. Wodurch er natürlich viele andere Palpatines erschuf.

Anakin starrte ihn stumm an. Es gab keinen Grund, seinen Ärger an diesem Verräter zu verschwenden, der nicht das geringste von Loyalität oder höheren Zielen verstand.

Er ist tot, und ich war es, der ihn zerstört hat. Das sollte ich nie vergessen.

Sidious fuhr hämisch fort: „Ich frage mich, welche Märchen Ihr Euch gerade erzählt. Aber Ihr könnt Euch sicherlich trotzdem erinnern, welch ein verräterisches Wesen der Mensch ist."

Anakin presste die Zähne zusammen. In diesem Punkt hatte sein früherer Meister nicht unrecht, das wusste er.

So etwas wie hundertprozentige Verlässlichkeit existiert nicht. Auch Luke ist des Verrats fähig. Aber wenn ich keine Fehler mache, haben wir vielleicht eine Chance.

„Also wollt Ihr so zerstört werden, wie einst durch Kenobi? Ihr habt wahrlich eine Leidenschaft für den Schmerz, Lord Vader."

Extrem schmerzhafte Erinnerungen stiegen in Anakin hoch. Erinnerungen daran, wie Obi Wan ihm beim Verbrennen zusah, und sich nicht einmal dazu herabließ, ihm den Gnadenstoß zu erteilen. Er hätte im vorhinein niemals erwartet, dass Obi Wan einer solchen Tat fähig wäre. Genauso, wie er es bei Luke nicht erwartete...

Er – würde es nicht tun. Nicht Luke!

Anakin fühlte einen Stich der Nervosität in seinem Herzen.

„Ihr solltet Euch auch fürchten," riet Sidious scheinbar mitfühlend.

Anakin riss sich zusammen.

Bloß, weil es mir passiert ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es sich um eine Regel handelt! Luke ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anders als Obi Wan. Außerdem bin ich jetzt vorsichtiger, biete nicht so viele Angriffsflächen.

„Ich mag Angst haben. Aber zumindest kann ich meine Ängste überwinden, im Gegensatz zu Euch!"

Sidious Miene schlug in das Verärgerte um.

Einem Sith Lord Furcht zu unterstellen war eine der größten Beleidigungen, die es gab. Denn Furcht bedeutete Schwäche. Die allergrößte Schwäche stellte allerdings Mitleid dar.

Trotzig wie ein Kind zischte er: „Ihr denkt, Ihr braucht meinen Rat nicht? Fein, so sei es!"

Er wird zurückkommen, um mich zu manipulieren. Er denkt, dass er durch mich immer noch die Geschehnisse beeinflussen kann. Es ist die einzige Macht, die er noch hat. Und an die klammert er sich jetzt.

Luke saß an einer Kante und seine Füße baumelten locker hin und her. Während seine Freunde fröhlich feierten, drehten sich die Gedanken in Lukes Hirn im Kreis. Seine Anspannung war sichtbar und es brauchte nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass ihn etwas beunruhigte.

Mit der Flasche in der Hand besuchte ihn sein Freund Han. Chewie war natürlich im Schlepptau, so wie immer.

„He Kleiner, du siehst aus, als hättest du am Hinterteil eines Banthas geschnüffelt." Han hockte sich neben ihn.

Luke seufzte tief. Wie soll Han bloß meine Probleme verstehen? Luke rann es kalt den Rücken hinunter. Ihm war nur allzu klar, wie beliebt Darth Vader bei seinen Freunden war.

Er hat ihn in Karbonit eingeschmolzen, verdammt noch mal!

Ich kann ihm doch nicht erzählen, dass Darth Vader noch lebt. Ich muss mir irgendetwas ausdenken.

„Naja, es war nicht einfach, weißt du? Ich dachte, ich würde da einfach nur reinspazieren und kämpfen, aber es war viel komplizierter."

Han rieb sich grüblerisch seine Narbe.

„Du siehst ganz gut aus, Kleiner. Nicht einmal ein Kratzer. Jetzt fehlt dir nur noch eine Freundin, stimmt's Chewie?"

„Arrhnoo."

Luke lächelte bei dem Gedanken an eine Freundin. Ja, er hatte schon länger keine mehr gehabt. Durch die Arbeit bei der Rebellion und durch sein Jedi Training war ihm einfach keine Zeit geblieben.

„Es ist nur ... wie soll ich dir das erklären? Vader war mein Vater."

Es gab nicht viel, das Han Solo umhaute, aber diese Enthüllung gehörte definitiv dazu. Er starrte Luke entgeistert an. Dann schüttelte er langsam seinen Kopf.

„Auf die Gene kommt's nicht an, Luke. Du willst nicht wissen, wo ich rausgekrochen bin. Mit diesem Scheusal hast du doch nichts gemeinsam."

Han erinnerte sich an die Sal-Solos, seine leibliche Verwandtschaft, die er nach einiger Suche vor langer Zeit gefunden hatte. Anstatt ihn herzlich bei ihm aufzunehmen, hatte ihm sein Cousin Thrackan wehgetan, bedroht und für den schlechten Geisteszustand seiner Mutter verantwortlich gemacht.

Seitdem sprach Han eigentlich nicht mehr über seine Herkunft.

Luke zuckte zusammen. Mist, das war die falsche Reaktion. Jetzt ahnt er vielleicht etwas. Er versuchte einen ernsten Gesichtsausdruck aufzusetzen.

„Er hat mir das Leben gerettet und dafür sein eigenes riskiert," entgegnete er melancholisch.

„Mynockpisse!" Han kam sich ein bisschen blöd vor und das merkte man ihm auch an. „Naja, jedenfalls ist die Party in vollem Gange. Wenn du Lust hast, schau doch mal vorbei."

„Hmm, das würde mich freuen." Luke lächelte frech. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob das den Jedi Regeln entspricht," scherzte er, sich freuend, dass sie über etwas anderes sprachen.

„Dann wird's höchste Zeit für ein paar Regeländerungen. Wo du doch eh der letzte Jedi bist..."

Es erschien Luke fast so, als hätte Leia die Zeitspanne kalkuliert, nach der sie ihn aufsuchte.

Scheint, als ertragen sie mich nicht mit einem nachdenklichen Gesicht. Toll, Leia kann man nicht so leicht in die Irre führen wie Han.

„Han hat es mir erzählt," sagte sie schlicht und hockte sich neben ihm nieder.

Luke nickte einfach nur und sah in die Weiten des Waldes.

Nach einer Pause sprach er: „Das Ganze verwirrt mich total." Pause. „Ich wünschte mir, er wäre noch am Leben. Dann hätte ich wenigstens Gelegenheit ihn kennen zu lernen."

Leia betrachtete ihn mit mitfühlenden braunen Augen. „Vergiss nicht, was er dir angetan hat." Ihr Blick wanderte zu Lukes rechter Hand.

„Ja, ja, da hast du recht" gab Luke zu. Leias Augen beunruhigten ihn. Sie waren so groß und aufmerksam. Sie schienen zu tief zu blicken.

„Luke, du hältst irgendetwas geheim." Leias Miene wirkte unerschütterlich und ihre Stimme fest und bestimmt.

Luke zuckte leicht zusammen. Woher weiß sie das so schnell? Bin ich wirklich so ein Sieb?

Sie fuhr fort: „Ich habe da so ein Gefühl, weißt du? Ich denke, es ist die Macht."

Luke zögerte, bevor er antwortete: „Ich werde es dir bald erzählen. Aber noch nicht jetzt, okay?"

Leia gab sich damit zufrieden, wohl weil sie wusste, dass dies im Moment alles war, was sie Luke entlocken konnte.

„Natürlich, Luke. Ich werde dich mit deinen Überlegungen in Ruhe lassen", versprach sie freundlich.

Warum kann sie mich bloß so gut durchschauen?

Dieser Gedanke beunruhigte ihn. Luke erinnerte sich, dass er in seinem Leben eigentlich immer ein offenes Buch für seine Freunde gewesen war. Geheimnisse für sich zu behalten war noch nie eine seiner Stärken. Er fühlte sich immer irgendwie unwohl, wenn er es tat.

Anakin lächelte, als Luke das Shuttle betrat. Sein Sohn war nicht lange fort gewesen, und dennoch hatte er ihn bereits vermisst.

Sind meine Gefühle für ihn wirklich bereits so stark?

Natürlich sind sie das, du Narr.

„Deine Rebellenfreunde werden nicht so glücklich darüber sein, dass ich überlebt habe", stellte er mit starker Stimme fest.

Luke musterte ihn nachdenklich mit seinen leuchtenden blauen Augen.

„Ich weiß, Vater. Ich arbeite daran", versuchte er einen offensichtlichen Beruhigungsversuch.

Immer der Optimist.

„Wenn du nicht bereit für die Tat bist, werde ich es tun," sagte Anakin mit einer beiläufigen Stimme.

Luke runzelte die Stirn. Er verstand nicht.

Er denkt anders als ich. Das ist ein gutes Zeichen, nehme ich an.

„Wovon redest du?", fragte er verwirrt.

Anakin erklärte: „Ich will nicht, dass mein Überleben zu deiner Bürde wird. Der Hass, den die Rebellen mir gegenüber hegen, wird auf dich abfärben, sobald sie von meinem Überleben erfahren."

Er wird mein Angebot vermutlich ablehnen. Aber es besteht die geringe Chance, dass er es doch annimmt.

Falls er das tut, wird jede Möglichkeit des Verrats eliminiert. Ein Gewinn für alle Parteien.

Der Ausdruck in Lukes Gesicht änderte sich zu einem der Entrüstung.

„Ich habe dich nicht hierher gebracht, damit du stirbst!", beschwerte er sich ungläubig.

Anakin schwieg kurz. Das hatte er erwartet.

„Dein vorheriges Urteil sollte nicht die Evaluation der momentanen Situation beeinflussen", belehrte er ihn. Kurze Pause. „Du musst wissen, dass ich deine Mutter getötet habe," gestand er mit tonloser Stimme.

Es ist zu seinem Besten. Außerdem schulde ich ihm die Wahrheit.

Anakin beobachtete Luke mit höchst zwiespältigen Gefühlen. Einerseits hoffte er, dass Luke ihm jetzt den Kopf abschlug, andererseits erfüllte ihn diese Möglichkeit mit Grauen.

Luke wurde ganz blaß, seine Lippen zitterten leicht. Man konnte ihn beinahe mit einem Geist verwechseln, so emotional betroffen war der junge Mann.

„Warum?" Er fragte das mit einer Stimme, die gerade noch seine Gefühle zurückzuhalten schien.

Anakin verstörte das innerlich. Er tat ihm weh, dass er Luke innerlich noch mehr Schmerzen zufügte.

„Ich war zornig," antwortete Anakin schlicht.

Und das ist die simple Wahrheit.

Man kann die damalige Situation aus vielen Blickwinkeln betrachten, aber im Kern steckt überall dasselbe: Dass ich zornig war und meinem Zorn nachgegeben habe.

Auf Lukes Gesicht spiegelten sich Hunderte von Gedanken und Gefühlen wieder. Anakin konnte den Zorn und den Schock deutlich spüren. Er schwankte hin und her, wie ein Blatt im Wind, Entsetzen und Verständnis abwechselnd.

Dann fällte Luke endlich eine Entscheidung.

Mit entschlossenen Stimme: „Du wirst mich nicht dazu manipulieren, dich umzubringen! Meine Mutter zu rächen wird sie nicht wieder lebendig machen!" Dann betrachtete er Anakin forschend. „Und ich denke, dass du dich selbst bereits genug dafür bestrafst."

Er ist gar nicht dumm. Anakin spürte den Stolz in sich aufwallen. Sein Sohn war so viel klüger, als er es selbst in diesem Alter gewesen war. Ein erwachsener Mann. Ich sollte ihn auch wie einen Mann behandeln.

„Gut. Ich werde deine Entscheidung respektieren.

Allerdings bleibt die Frage, was du wegen deinen Freunden tun wirst. Ich bin teilweise für die Zerstörung Alderaans verantwortlich, Leias Heimatplaneten. Ich repräsentiere alles, was die Rebellen am Imperium verabscheuen."

Und das wird sich so schnell nicht ändern.

Luke entgegnete nach langem Überlegen: „Ich denke, dass ich ihnen vielleicht erklären kann, wie korrumpierend der Einfluss der dunklen Seite ist. Sie verstehen nicht, dass die dunkle Seite die Handlungen einer Person kontrollieren kann. Sobald sie das erst begreifen, kapieren sie vielleicht, dass du eigentlich kein so schlechter Mensch bist."

Eine ziemlich naive Hoffnung. Niemand wird mich aufgrund einer magischen Kraft von meinen Taten freisprechen.

„Hmm."

Außerdem ist es sehr einfach, der dunklen Seite die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wesentlich schwerer ist es, selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Luke merkte das Zögern seines Vaters.

„Vater, es ist wahr."

Luke denkt doch nicht etwa, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich tat?

Anakin musste sich bemühen, diese ungeheuerliche Beleidigung hinunter zu schlucken, doch er schaffte es.

Ich sollte ihn vielleicht behutsam auf die Wahrheit vorbereiten. Ansonsten wird es einmal eine sehr böse Überraschung für ihn geben, bei der seine Illusionen ihm vor seinen Augen zerschellen.

„Möglicherweise, auch wenn ich die Opferrolle verabscheue."

„Wie auch immer. Wie möchtest du ab jetzt heißen?"

Weder Anakin noch Vader passt wirklich zu mir. Ich bin nicht mehr der Mann, der ich früher einmal war, aber Vader ist mein Sithname. Doch dann fiel ihm etwas ein, dass seine Entscheidung sehr vereinfachte.

„Ich möchte Anakin genannt werden, so wie es meine Mutter wollte."

Enthüllungen

„Ich habe eine Überraschung für Euch, mein Schüler."

„Tatsächlich?" Anakins Stimme klang gelangweilt. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er nach so kurzer Zeit wieder besucht wurde. Es konnte bedeuten, dass er es öfters mit seinem früheren Meister zu tun bekam. „Ich habe keine Lust, für Eure Unterhaltung zu sorgen", erwiderte er gereizt.

Sidious lächelte ein wenig sadistisch und überheblich.

„Ihr solltet wissen, dass ich Euch eine Bombe in Eure Lungen implantieren ließ. Die Bombe wurde von einem äußeren Sender kontrolliert, der wöchentlich ein Funksignal an sie absandte. Sobald die Bombe das wöchentliche Signal nicht registriert, explodiert sie. Und jetzt überlegt Euch doch, wo sich der Sender befand."

Er gackerte leise.

Könnte ein Bluff sein. Wenn er etwas kann, dann ist das lügen.

„Ihr habt den Sender stets bei Euch getragen," stellte Anakin fest.

Mit gespielter Überraschung: „Natürlich. Ich würde es ja kaum riskieren, dass mein nützlichstes Werkzeug zu Schaden kommt, nur weil irgendein Narr den falschen Knopf drückt."

Anakin runzelte die Stirn.

„Warum erzählt Ihr mir das?", fragte er skeptisch.

Sidious schien sich leicht zurückzulehnen, gegen die Wand des Shuttles. „Euer Tod ist bei weitem nicht so befriedigend wie die Zerstörung Eurer Familie."

Natürlich. Sobald Luke mich von hier wegbringt, werden die Rebellen denken, dass er ein Verräter sei. Durch das enge Zeitfenster gibt es keine Möglichkeit, seine Freunde mit mir vertraut zu machen.

Anakin rauchte vor Wut. Schon wieder versuchte Sidious, sein Leben zu zerstören. Ihm war überdies klar, dass er keine Möglichkeit hatte, sich an Sidious für diese Gemeinheit zu rächen. Er war tot, und damit außer Reichweite.

„Wann wurde die Bombe implantiert?"

Es kann nicht direkt nach Mustafar gewesen sein, er hatte damals nicht genug Zeit, um es zu planen und bewerkstelligen.

Sidious lächelte abfällig, wieder einmal seinen Größenwahn präsentierend. Es brachte Anakin auf die Palme. Hatte dieser Mann von seinem eigenen Tod denn nichts gelernt?

„Aaah, Ihr würdet mich jetzt nur allzu gerne töten, nicht wahr? Aber da ich mich immer noch an unsere spezielle Freundschaft erinnere, werde ich es preisgeben. Entsinnt Ihr Euch Eurer Zeit im Orbit von Alzoc 3?"

„Ja."

Anakin erinnerte sich gut. Eine der Arterien in seinen Lungen war geplatzt. Angeblich aufgrund von Nachwirkungen der Verletzungen, die er auf Mustafar erlitten hatte. Das zerplatzte Blutgefäß hatte seine Lungen mit Blut gefüllt und damit die Sauerstoffaufnahme blockiert. Dazu war ein schwerer Blutverlust gekommen. Er war innerhalb einiger Sekunden vor den Augen seiner Männer kollabiert, und danach vier Tage im Koma gelegen.

Das macht Sinn. Es ist vor allem gut möglich, dass Sidious vorhergesehen hat, dass so etwas einmal passieren würde.

Großartig, ein normaler Arzt wird nicht in der Lage sein, die Bombe sicher zu entfernen.

Er inquirierte: „Habt Ihr weitere Informationen?"

Sidious versetzte lediglich: „Ich würde mich beeilen, Lord Vader."

„Dieser Name hat keine Bedeutung mehr für mich," entgegnete Anakin brüsk.

Hoffentlich.

Luke war gerade dabei, sich einen Drink zu mixen, um sich durch die Wirkung des Alkohols von seinen Zweifeln zu erlösen, als er seinen Vater hörte.

„Luke?"

Es war noch immer ungewohnt, telepathisch mit seinem Vater zu kommunizieren. Er hatte auch eine Verbindung mit Ben Kenobi, doch jener hatte sich über das Band ganz anders angefühlt. Sanfter und weniger energisch. Außerdem besaß sein Vater eine gänzlich unüberhörbar laute Stimme, wenn er telepathisch sprach.

Luke hatte das unbestimmte Gefühl, dass es dringend war.

Aufgeregt meldete er sich: „Vater?"

Wir müssen dringend miteinander reden."

Oh nein, er will mich doch nicht etwa schon wieder zum Mord verleiten!

Luke graute vor dieser Möglichkeit. Noch nie war er einer Person begegnet, die so unangenehm und schwierig sein konnte wie sein Vater.

Trotzdem verstand Luke, dass sein Vater seine Unterstützung und Liebe benötigte, jetzt wo sein ganzes früheres Leben zerschellt war. Wahrscheinlich kapiert er nicht einmal selbst, wie sehr er es braucht. Luke war jedenfalls Willens, ihm beides zu geben.

Unauffällig verließ Luke die Party und betrat das Shuttle.

„Palpatine ließ eine Bombe in meinen Brustkorb implantieren," sagte Anakin ohne Umschweife. „Die Bombe empfing jede Woche ein von einem Sender ausgestrahltes Signal. Ohne dieses Signal wird sie explodieren. Unglücklicherweise wurde bei der Zerstörung des zweiten Todessterns auch der Sender vernichtet."

Luke war zunächst einmal eine Weile baff. Er musste sich erst über die Tragweite dieser Situation bewusst werden.

Äh, was? Ich stecke doch nicht etwa schon wieder in einem Abenteuer, oder?

Mit ernster Stimme erkundigte er sich: „Kann man die Bombe entfernen? Zum Beispiel durch eine Operation?"

„Ich denke, dass die Bombe explodiert, falls sie unsachgemäß gehandhabt wird. Wir müssten einen Chirurgen finden, der sich auf derartige Dinge spezialisiert."

„Aber du kennst doch sicher so einen Spezialisten, oder?", fragte er hoffnungsvoll.

„Ja, allerdings ist es fraglich, ob ich sie in dem derzeitigen Chaos kontaktieren kann."

Luke fasste sich nachdenklich an die Stirn.

„Und du hast keine Zeit, um wie wild durch die Gegend zu fliegen", eruierte er.

„Korrekt." Anakin zögerte. „Allerdings wollte ich schon immer ein Allbegräbnis."

Luke verzog seinen Mund, er fand das nicht sehr amüsant.

Bist du immer so morbide? Zuerst die Bitte, dass ich ihn ermorde, dann redet er über sein Begräbnis...

„Wohin dann?"

„Atzerri ist vermutlich der näheste Planet, wo dieser Service angeboten wird. Geld ist irrelevant, da zumindest eines meiner Konten noch funktionieren sollte."

Hmm, vielleicht sollte ich mir mal von ihm eine Villa schenken lassen. Oder noch besser, ein eigenes Raumschiff!

Bloß, dass es wohl jedem auffallen würde.

„Und die Flugzeit?"

„Ungefähr zwei Tage."

Luke nickte langsam.

„Okay, ich kümmere mich dann mal um den Proviant."

Luke wollte schon davon stürmen, als er von Anakin abgehalten wurde.

„Luke, ich brauche auch ein Beatmungsgerät, das an der Nase befestigt werden kann." Er wirkte dabei beinahe peinlich berührt.

Klar. Vielleicht sehe ich dich dann ja mal ohne dieses Ding. Wahrscheinlich sieht er eh nur halb so schrecklich aus, wie ich es mir vorstelle.

„Ich hole dir eines beim Medizinzelt."

Luke versuchte nochmals davon zu rennen, wurde aber abermals abgehalten.

„Was erzählst du deinen Freunden?"

Offensichtlich mochte Luke diese Frage nicht, weil er einen ziemlich angespannten Gesichtsausdruck aufsetzte.

„Ich kann es ihnen noch nicht erzählen", seufzte er. „Sie würden dich nicht gehen lassen und dann explodierst du!" Er biss sich nervös auf seine Lippe. „Ich vertraue ihnen. Ich glaube, sie werden mir im nachhinein die Chance geben, alles zu erklären."

Leia hatte ein komisches Gefühl wegen dieser Sache. Irgendetwas war mit Luke gewesen, und nun war er ohne ein Wort spurlos verschwunden! Das Lambda Shuttle, mit dem er geflohen war, hatte er mitgenommen. Man musste nicht eins und eins zusammenzählen können, um zu wissen, dass da etwas nicht stimmte. Besonders seltsam war, dass er sich nicht verabschiedet hatte. Luke war normalerweise eine freundliche und zuvorkommende Person. Die ganze Sache deutete auf große Eile hin. Eine Eile, für die Leia keine logische Erklärung fand.

Leia machte sich auf den Weg, um jene Leute zu suchen, die Luke zuletzt gesehen hatten. Vielleicht würde sich aus Lukes Handlungen eine Erklärung erschließen.

Schließlich betrat sie auch das medizinische Zelt. Eine alte Weequay Dame, die das Gewand eines Arztes trug, kam auf sie zu. Die Weequay waren dafür bekannt, Fremden wie mürrische Einzelgänger zu erscheinen, also bereitete Leia sich innerlich darauf vor, besonders höflich zu sein.

„Es tut mir leid, dass ich sie störe, aber haben Sie vielleicht Luke Skywalker gesehen?"

„Skywalker? Nein. Aber vielleicht können Sie ja etwas wegen den Dieben machen."

Leia überraschte das.

„Diebe?"

„Ja, die Ewoks stehlen unsere Ausrüstung."

Leia runzelte kurz die Stirn.

„Woher wissen Sie, dass es die Ewoks waren?"

Die Weequay grunzte leise. Es gefiel ihr offensichtlich nicht, das erklären zu müssen.

„Es verschwindet mehr als normal."

Leia nickte. Das sie eine hilfsbereite Person war, machte sie sich eine geistige Notiz, dieser Sache nachzugehen. Vermutlich verstanden die Ewoks gar nicht, dass es falsch war, medizinische Ausrüstung zu stehlen. Viele Rassen hatten unterschiedliche Ansichten, was das Prinzip persönlichen Eigentums anging. Etwas, das Leia eigentlich respektierte. Aber in diesem Fall konnte es zu einem Problem werden.

„Was wurde gestohlen?"

Die Weequay überreichte ihr einfach ein Datapad. Alles, was gestohlen wurde, war hier fein säuberlich vermerkt, inklusive, wann es genau verloren ging. Leia bemerkte, dass vor kurzem ein Beatmungsgerät entwendet wurde.

Nein!

Das kann doch nicht sein, oder?

Das komische Gefühl von vorhin wandelte sich jetzt in einen eisigen Strom um, der von ihrem ganzen Wesen Besitz zu ergreifen schien. In Leias Magen bildete sich ein harter, unangenehmer Klumpen. Sie bemerkte, dass ihre Finger leicht zitterten.

Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass sich ihr Verdacht bestätigen würde, auch wenn sie im Moment nur Indizien dafür hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Luke ihr erzählte, dass er versuchen wollte seinen Vater zu retten. Jetzt war ihr klar, wie wörtlich er es gemeint hatte.

„Ich weiß nicht genau, wie hässlich ich bin, da ich jetzt schon eine Weile keinen Blick mehr in den Spiegel geworfen habe," warnte Anakin mit trockener Stimme.

„Soll ich dir mit dem Helm helfen?", bot Luke hilfsbereit an.

„Nein."

Anakin konnte im Moment nur eine Hand benutzen, aber da er über die Macht verfügte, war es dennoch einfach für ihn die Verschlüsse zu öffnen. Er zog sich die Maske aus und Luke steckte ihm schnell die Mündung des Beatmungsgeräts auf die Nase.

Luke lächelte ihn an.

„Es ist nicht so schlimm," versicherte er geflissentlich. „Aber an deiner Stelle würde ich trotzdem nicht so schnell bei einer Schönheitskonkurrenz mitmachen."

Anakin war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, er verabscheute Mitleid eigentlich.

„Früher hätte ich Chancen gehabt," bemerkte Anakin ironisch.

Sie schnappten sich beide einen Energieriegel und würgten das Zeug schnell runter. Auf die Schnelle war es der beste Proviant, den Luke besorgen konnte. Diese Riegel waren auch bei weitem platzsparender, als alles andere.

Immer wieder sah Luke auf, um das Gesicht seines Vaters noch einmal zu betrachten.

Als sie fertig waren und die letzten paar Krümel verschwunden waren, fragte ihn Luke: „Warum hast du sie getötet?"

Anakin zog abrupt seine Augenbrauen zusammen. Er hatte das doch schon beantwortet. Aber dann begriff er, dass Luke es war, der ihm diese Frage stellte. Und er eine ausführlichere Antwort verdiente.

„Kann so nicht gut reden."

„Oh." Luke lächelte entschuldigend.

Ist das eine Lüge, willst du deine Gefühle hinter der Maske verbergen? Es gibt nur wenig, dass ich dir nicht zutraue.

Anakin zog sich die Maske wieder an.

„Nachdem ich im Namen des Imperators Jedi tötete, entschied sie, dass mir ein Ende gesetzt werden müsse. Sie stellte ihre moralische Verantwortung über unsere Liebe." Seine Stimme war dabei vollkommen neutral, als spräche er über ein banales Thema.

„Zu diesem Zweck schmuggelte sie Kenobi an Bord, bevor sie zu mir nach Mustafar flog. Dort stritten wir, da sie mir bei meinem Weg nicht mehr folgen wollte. Und sie hatte recht. Ich hatte mich zu sehr geändert, es hätte nicht funktioniert."

Er wirkte beinahe ein bisschen erschöpft und machte eine kurze Pause.

„Als ich lauter wurde verließ Kenobi das Schiff. Mit ihrem Verrat konfrontiert, verlor ich die Kontrolle über die dunkle Seite und würgte sie. Ich muss sie unabsichtlich auch anders verletzt haben, weil es sonst wohl nicht zu ihrem Tod gekommen wäre."

„War's das?", fragte Luke stählern.

Wenn man Luke gut kannte, wusste man, dass in seinem Inneren etwas brodelte.

„Ja." Dann sprach Anakin im Brustton der Überzeugung: „Ich schwor mir damals, niemals mehr die Kontrolle zu verlieren!"

Mit einer scheinbar ruhigen Stimme: „Warum hast du nicht versucht ihr zu helfen?"

„Ich war ... abgelenkt." Etwas Dunkles lag in diesem Satz.

Es war das erste Mal, dass Luke bemerkte, wie sein Vater zögerte.

Wie kann man seine eigene Frau so in Stich lassen? Das glaube ich einfach nicht!

Lukes Gesichtsausdruck war hart. Er akzeptierte, dass sein Vater die Kontrolle verloren hatte, aber wenn er seiner Frau nicht geholfen hatte, zeugte das von einer Kaltblütigkeit, die Luke nicht so leicht hinnehmen konnte.

„Was hat dich so abgelenkt?"

„Ich kämpfte um mein eigenes Leben, Luke."

Lukes Schultern sanken nach unten, die Spannung wich.

„Liebst du sie noch?"

Anakin schien einen Moment zu brauchen, um seine Antwort zu formulieren.

„Nein. Manchmal denke ich an die vergangenen Tage, aber ich hatte viel Zeit, um zu vergessen. An der Vergangenheit fest zuhängen, kann eine tödliche Ablenkung darstellen." Wieder diese sonderbare Müdigkeit.

Luke nickte schlicht. Bist du ein Lügner, Vater?

Ängste

„Was?"

Das kann ja wohl nur ein böser Traum sein!

„Nein, du träumst nicht, Kind." Sidious schien das letzte Wort förmlich auszuspucken. Luke Skywalker widerte ihn an. Der Junge war nicht nur willensschwach, sondern auch noch dumm. Was er bei ihrer Begegnung am Todesstern bewiesen hatte.

„Was machen Sie hier?"

Luke fühlte sich äußerst irritiert. Er verstand nicht ganz, warum er Palpatine überhaupt sehen konnte. Er hatte keine Verbindung zu diesem Mann. Bei seinem Vater war das schon eine ganz andere Geschichte.

Als wenn Ben nicht schon nervtötend genug wäre.

„Ich erzähle dir über deinen Vater die Wahrheit," erklärte ihm Palpatine ruhig. „Du musst wissen, dass dein Vater jene Person tötete, die ihm am meisten von allen bedeutete. Und er kann es erneut tun."

Luke rieb sich schläfrig die Augen. Er wollte viel lieber schlafen, da er seine Kraft auf Atzerri brauchen würde. Außerdem mochte er seinen Gesprächspartner nicht gerade.

„Ich werde Vater bei seinen Problemen helfen und dann wird er sich unter Kontrolle haben und..." Lukes Stimme verebbte. Er gähnte ausgiebig.

Sidious ärgerte sich. Wie kam dieser anmaßende Wurm dazu, ihm eine solche Antwort zu geben? Derselbe Junge, der niemals überlebt hätte, wenn er sein Väterchen nicht angefleht hätte ihm zu Hilfe zu eilen.

„Du hörst mir nicht zu. Das Temperament deines Vaters ist explosiv, sein Hass größer, als du es dir in deinen entferntesten Träumen vorstellen kannst." Er lächelte heimtückisch. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er einen deiner Freunde tötet."

Luke blinzelte. Er war immer noch nicht richtig wach und auf Nachdenken hatte er eigentlich erst recht keine Lust.

„Ich denke, Ihr unterschätzt ihn, Eure Hoheit." Lukes Stimme troff vor Sarkasmus.

Und er unterschätzt mich!

„Narr! Ich war es, der ihn geformt hat, der ihn erst zu dem gemacht hat, der er heute ist. Du hingegen kennst ihn erst seit sehr kurzer Zeit."

„Er bemüht sich seine Gefühle zu kontrollieren," entgegnete Luke. Er erinnerte sich an das, was sein Vater gesagt hatte.

„Er wird niemals vollständige Kontrolle besitzen. Er kann seinen Zorn nur aufstauen, da er von seinem unheilbaren Schmerz genährt wird. Das ist es, was ihm als Sith erst seine Stärke verliehen hat."

Luke musterte den erbarmungslosen Mund und die bohrenden gelben Augen genau. Er fühlte, dass der frühere Imperator von seinen eigenen Worten völlig überzeugt war. Luke hielt den Mund. Ich weiß so wenig über meinen Vater. Es war ein betrüblicher Gedanke. Dieser niemals endende Zorn, von dem Palpatine sprach – Luke hatte ihn auf diese Art nie gespürt. Wahrscheinlich, weil er noch nie auf mich zornig war. Ihm fröstelte ein wenig.

Palpatine schlug einen grüblerischeren Ton an: „Er versuchte deine Mutter zu retten, weil er dachte, dass sie sterben müsse. Und um sie zu retten opferte er alles. Seine Träume, seinen Glauben, seine Freunde und seine Seele."

Luke schluckte hart. Er spürte, dass ihm die Wahrheit gesagt wurde und es beunruhigte ihn zutiefst. Jemand, der schon einmal so tief gefallen war, konnte es auch ein zweites Mal tun, oder? Immerhin klang es ganz so, als hätte sein Vater gewusst, dass er sich eigentlich selbst zerstörte.

Dann lachte Sidious gackernd. „Anscheinend hat er sich ja erneut extrem von einer Person abhängig gemacht!" Er zerbarst beinahe vor lauter triumphaler Fröhlichkeit.

Anschließend verschwand der Geist und hinterließ einen geschockten Luke. Der kämpfte dagegen an, immerhin musste er jetzt schlafen. Er hoffte, dass er später Zeit fand, die Ereignisse zu überdenken.

„Han!"

„Was is los, Schätzchen? Vermisst du mich schon?"

Warte du nur, bis ich dich zähme!

Han lächelte, weil Leia ihn nicht in die Irre führen konnte. Er wusste genau, dass er sie geärgert hatte, auch wenn sie es noch so sehr versteckte. Han Solo entging eben nichts, der kapierte immer, wo's lang ging.

„Ich denke, ich weiß jetzt, warum Luke verschwunden ist." Leia war deutlich sehr aufgeregt, ihre Stimme hatte diesen speziellen Ton. Einen Ton, den Han nur allzu oft gehört hatte.

„Ja?"

„Ich vermute, dass Vader überlebt hat und Luke geflohen ist, um ihn irgendwo zu verstecken!"

Han vermochte das nicht so recht zu glauben. Das klang schon reichlich weit hergeholt. Vader sollte überlebt haben und dann auch noch von Luke hier fortgebracht worden sein?

„Warte mal. Es gibt ne Million andere Gründe, warum er abgehauen sein könnte. Vielleicht hat er ja ne Freundin..."

Leia drückte im wortlos das Datapad in die Hand. Aber ihr Gesicht verriet Han schon, dass er es sich eigentlich nicht ansehen musste.

„Rhoo Gneeu."

„Mynockpisse!" Von seiner Zeit als Schmuggler erinnerte sich Han genau, dass das schlimmste Szenario immer jenes war, das auch eintrat. So wie damals, als die Imperialen auch wirklich ausgerechnet am Treffpunkt aufgekreuzt waren, wo er sich mit Feldt treffen wollte. Damals hatte er eine ganze Ladung Glitzerstim an Bord. „Luke ist verrückt genug. Weißt du, wo er hin ist?"

„Woher sollte ich? Ich habe ihn schließlich nicht überwacht." Leia klang etwas schnippisch, aber Han nahm es ihr nicht übel. Das gehörte zum Gesamtpaket Leia einfach dazu.

„Naja, wir können ihn immer noch anfunken, oder?"

„Damit würden wir Vader warnen," entgegnete Leia vehement. Sie schien konzentriert die Optionen abzuwägen.

„Hast du ne bessere Idee?"

„Nein," gab sie zu. „Aber lass mich es tun."

Han nickte. Wenn's ums Reden ging, war Leia normal echt unschlagbar.

Es dauerte nicht lange, bis sie eine Verbindung zu Luke hergestellt hatten.

„Hallo, Luke!"

Luke wirkte nicht besonders überrascht. Eher so, als hätte er das bereits erwartet.

„Oh, hallo Leia! Es tut mir leid, dass ich so plötzlich verschwunden bin, aber es gab da einen Notruf. Ein alter Freund von mir hatte ein paar Probleme mit Gangstern, und na ja, ich konnte ihn ja nicht einfach so im Stich lassen."

Leia durchschaute diese Maskerade jedoch sofort.

„Luke, bitte hör auf zu lügen", bat sie. Dann fuhr sie mit weicherer Stimme fort: „Ich bin deine Schwester und du kannst mir bei jedem Problem vertrauen."

Luke ahnte, dass es jetzt kein zurück mehr gab. Sie wussten Bescheid. Ihm war zwar nicht ganz klar woher, aber sie taten es jedenfalls. Vielleicht hatten sie es ihm ja an der Nase angesehen.

„Okay, keine Lügen mehr," kapitulierte er zerknirscht. „Es ist halt so, ich mag ihn wirklich. Und da ist diese Bombe in seiner Brust, die jeden Moment explodieren könnte! Ich versuche nur ihn zu retten."

Leia war mit dieser Antwort jedoch noch nicht zufrieden.

„Luke, hast du irgendwelche Beweise dafür, dass diese Bombe existiert?"

Luke fühlte sich vor den Kopf gestoßen. An diese Möglichkeit hatte er bislang nicht einmal gedacht. „Nein..."

„Vielleicht liebt er dich wirklich, aber du darfst nicht vergessen, dass er ein ausgezeichneter Stratege ist. Du solltest zumindest in Betracht ziehen, dass er dich anlügt."

Luke wirkte niedergeschlagen.

Armer Luke. Wer weiß, was Vader gegen ihn ausheckt! Ich muss ihn retten.

Sie fuhr fort: „Wohin bringst du ihn?"

„Es tut mir leid, Leia, das kann ich dir nicht sagen. Ich will nicht, dass die Allianz von ihm erfährt und ihn vor Gericht stellt. Wir wissen ja alle, wie der Prozess ausgehen würde."

Diese Aussage legte einen Schalter in Leia um. Erinnerungen quollen in ihr hervor, Fragmente ihrer Kindheit, ihrer Zeit auf Alderaan. Und sie sah auch vor ihrem geistigen Auge, wie ihre ganze Vergangenheit plötzlich in Staub und Asche verwandelt worden war, mitsamt ihrer Familie und ihren Freunden.

„Die Bewohner Alderaans, und alle anderen, denen er schon Leid zugefügt hat, verdienen Gerechtigkeit! Wir können Leute nicht von ihren Verbrechen freisprechen, bloß weil wir sie mögen, andernfalls sind wir bald genauso korrupt wie das Imperium!"

Leia bereute ihre Predigt sofort, wusste sie doch, dass es nichts brachte. Doch es war einfach so aus ihr herausgeplatzt, bevor sie sich zurückhalten konnte.

Vorsichtig versetzte Luke: „Die dunkle Seite hat ihn dazu gezwungen, all diese Verbrechen zu begehen. Ich bin mir relativ sicher, dass er wenigstens einen Teil davon wieder gut machen wird. Außerdem glauben die Jedi nicht an Hinrichtungen."

Er kann doch nicht so naiv sein!

Leia musste sich davor zurückhalten, ihn anzuschreien. Mit gezwungen ruhiger Stimme: „Luke, es lässt sich bestimmt ein Kompromiss finden. Mir wäre es natürlich lieber, wenn er für seine Taten gerade stehen würde, aber du bist mein Bruder und ich mache mir Sorgen um dich."

Luke lächelte gequält.

„Ich kann dir trotzdem nicht erzählen, wo ich hinfliege. Ich werde mit euch in Kontakt bleiben, dass verspreche ich. Möge die Macht mit dir sein."

„Möge die Macht mit dir sein."

Leias Augen weiteten sich, so wie immer der Fall war, wenn sie etwas beunruhigte.

Han sorgte sich ebenfalls, da er die Konversation belauscht hatte. Es schien, als hätte Vader seine Pranken ganz tief in Luke vergraben. Natürlich zeigte er seine Emotionen nicht offen, so wie immer. Das Sabacc-Blatt frühzeitig preiszugeben war immer ne schlechte Idee.

„Diese Bombe, wer auch immer sie implantiert hat, muss sehr mächtig gewesen sein," meinte er. Er konnte sich nur schwer vorstellen, wer dazu in der Lage war, dass bei dem Sith Lord zu tun.

„Ich denke, es war der Imperator."

„Wroo nhii woohahoo."

Han nickte. „Stimmt Chewie, das ist nichts für einen normalen Arzt. Ich glaube, Lord Vader wird irgendwo hinfliegen, wo sie die richtige Ausrüstung für so was haben."

„Und es muss ein naher Ort sein," ergänzte Leia.

„Wruuf oo."

„Er kann den anderen Imperialen jetzt sicher nicht vertrauen, schon gar nicht verletzt. Also braucht er nen Schwarzmarkt Medikus."

„Und wo gibt es diesen Service? Immerhin bist du der Experte hier."

Han grinste schief. Er fasste das als Kompliment auf. „Ah, also jetzt brauchst du meine Hilfe? Was weiß ich, schauen wir mal auf die Astrogationskarten."

Leia seufzte herzhaft. „Warum habe ich eigentlich gefragt?"

Es dauerte nicht lange, bis sie die richtigen Karten fanden. Han deutete auf einen der Planeten.

„Atzerri," murmelte Leia.

„Dort gibt's alles für den richtigen Preis. Ich schätze, Ihre Lordschaft kann sich das leisten."

Anakin beobachtete seinen Sohn. Er war kaum ein Mensch, der anderen etwas vormachen konnte, so offen trug er seine Gefühle zur Schau.

„Irgendetwas beunruhigt dich", stellte er fest.

Und ich weiß nicht was, weil ich dich nicht so kenne, wie ich es sollte. Und das nur, weil Kenobi in seiner Arroganz dachte, dass es ihm unterliege, ein Urteil zu fällen, wo du besser aufgehoben bist!

Wut erschreckender Intensität wallte in ihm hoch.

„Ja, du."

„Ich? Warum?"

Anakin rätselte kurz, was seinen Sohn stören könnte und kam zu dem Ergebnis, dass es da etliche Sachen gab.

„Ich weiß so wenig über dich, Vater."

Anakin antwortete brüsk: „Ich verstehe nicht. Da ich prominent bin, ist es sehr leicht, sich Informationen..."

Luke unterbrach ihn: „Das meine ich nicht. Ich rede von deinem Inneren, deinem Gefühlsleben."

Anakin beäugte ihn neugierig. Immer noch war ihm nicht ganz klar, wie man sich überhaupt für sein schwarzes Herz interessieren konnte, und doch tat es sein Sohn. Es wirkte beinahe so, als wäre er ganz und gar immun gegen seine abschreckende Präsenz.

Ich glaube nicht, dass ich ihm die Antworten geben kann, nach denen er sich sehnt, außerdem ist solches Gelabere nutzlos.

„Smalltalk interessiert mich wenig."

Luke reagierte aufbrausend: „Und wie soll ich dich dann bitte kennen lernen?"

Er verzweifelte allmählich. Es kam ihm fast so vor, als hätte sein Vater verlernt, sich wie ein normaler Mensch zu verhalten. Und als ob er nicht einmal merkte, wie unfreundlich er war.

„Indem du meine Taten beurteilst, nicht meine Worte."

Worte sind voller Lügen. Ich habe nur selten Personen gesehen, die weniger als fünfzig Prozent logen.

Luke nickte langsam. Er hatte das Gefühl, gegen eine Granitwand zu rennen.

„Vater, gibt es diese Bombe wirklich?"

Anakin war jetzt ehrlich überrascht. Natürlich, der einzige Beweis, den er hat, sind meine Worte.

„Ja. Obwohl ich durchaus in der Lage wäre, es vorzutäuschen."

Luke mochte diese Antwort nicht gerade sonderlich.

„Hat Palpatine dich ebenfalls heimgesucht?", wechselte er das Thema.

„Ja. Am besten ignorierst du ihn, da er die Wahrheit so lange verdreht, bis sie seinen Ansichten entspricht."

„Und du?" Luke durchbohrte ihn förmlich mit Blicken.

Anakin lächelte stolz. Er lernt ja. Kluger Junge.

„Nur, wenn ich es für dein Wohlergehen als nötig erachte."

Oder wenn die Wahrheit zu sehr schmerzt.