Titel: Unabwendbar

Fiction Rated: M, um sicher zu gehen

Genre: Humor, Drama, Romance

Zusammenfassung: Hermine hat sich immer auf die Logik verlassen, aber als sie anfängt prophetische Träume über einen Trank zu haben, der einen zu seinem Seelengefährten führt, spielt Logik keine Rolle mehr. Sie steht im Begriff, einen Zusammenstoß mit den beiden Dingen zu haben, die sie am meisten fürchtet: Wahrsagen und Professor Snape.

Disclaimer: Mir gehört weder "Harry Potter" noch "Unabwendbar". Dies ist nur eine Übersetzung von "Inevitable" by EggplantAndCaviar.


Kapitel eins: Schlaflosigkeit

Hermine schaute blinzelnd durch den Klassenraum, ihr Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Ihre Augen waren wie Schlitze, die den Rand ihres Sichtfeldes unangenehm verschwimmen ließen. Ihr Schulsprecherabzeichen grub sich in ihre Haut, als sie sich gegen den Zaubertranktisch lehnte und ihre Roben fühlten sich schrecklich sperrig und kratzig an.

Vor ihr befand sich ein sprudelnder Kessel, aus dem der Geruch nach Zimt und nachtblühendem Jasmin aufstieg. Ein Haufen mit Hagebutten und Orangenblüten lagen an der Seite und Hermine konzentrierte sich darauf, sie mit dem Messer zu zerkleinern.

Sie konnte die Instruktionen an der Tafel nicht lesen und tastete blind in ihrem Gedächtnis nach dem Rezept, von dem sie wusste, dass sie es auswendig gelernt hatte. Die Stimmen im Kerker um sie herum blendeten sich ein und aus, im einen Moment war sie vollkommen verwirrt von deren Intensität und im nächsten angespannt, weil sie versuchte den Unterhaltungen zu folgen.

Hermine fühlte sich schrecklich. Sie war sich nicht sicher, ob sie unter diesen Bedingungen den Trank fertig brauen konnte, die dicke, parfümierte Luft brannte in ihrer Lunge und rührte ihren Magen auf. Schweiß begann von ihrer Stirn zu tropfen, sie brach endgültig über ihrem Tisch zusammen und hob ihre Hand.

"Miss Granger", der Klang war gefährlich und nahe an ihrem Ohr. Hermine rollte ihren Kopf zur Seite und schaute in das finstere Gesicht ihres Zaubertranklehrers, gefangen, Auge in Auge.

"Professor, ich bin krank. Darf ich gehen?"

Der Professor ignorierte ihre Bitte und begann stattdessen eine Erdbeere zu schneiden, sie in den Kessel fallen zu lassen und dabei eine weitere Welle schwerer, süßer Düfte freizusetzen.

"Denken Sie nach, Miss Granger. Erdbeeren sind ein starkes Aphrodisiakum."

"Ich weiß das. Bitte, Professor, ich muss zu Madame Pomfrey."

"Was sind die Eigenschaften von Zimt, Rosen und Orangenblüten? Beeilung, Miss Granger. Das ist ein Test."

Zimt wird als Schutz und für psychische Erkenntnis genutzt. Bitte", Hermine versuchte ihre Augen zu schließen, doch der Meister für Zaubertränke sprach weiter und packte sie roh mit harter Hand am Kinn.

"Was hat das mit Erdbeeren zu tun?!

"Ich weiß es nicht. Mir ist schlecht."

"Was sind die Eigenschaften von Zimt, Jasmin, Rosen und Orangenblüten? Wieso die Erdbeeren? Antworte Hermine."

Der Name brachte Hermine zur Besinnung, sie setzte sich auf, der Klassenraum schien sich dabei zu drehen. "Alle sind Aphrodisiaka und sie werden in Wahrsagen eingesetzt. Ich weiß nicht, warum wir diesen Trank brauen, aber mir ist schrecklich schlecht, Professor. Bitte."

Er schaute sie kaum an, mit seinen Fingern hatte er immer noch ihr Gesicht im Griff. Hermine hatte das Gefühl zu stürzen.

"Bitte, Severus."

Mit einem Wink seiner Hand verschwand der Klassenraum und sie hingen in der Dunkelheit. "Ah, das magische Wort."

Hermine öffnete ihre Augen.

Licht floss durch die hauchdünnen Vorhänge, berührte das Kissen neben ihrem Kopf und erhellte den sachlichen aber gemütlichen Raum. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie lag, die Umgebung kam ihr unbestimmt bekannt vor, aber als das nachklingende üble Gefühl in ihrem Magen mit dem Traum zerfloss, kamen die Erinnerungen an den vergangenen Tag zurück. Sie befand sich in der Diagon Ally, nicht in Hogwarts oder zu Hause, und ihr nächstes Schuljahr kam näher.

Ein Blick auf ihren Nachttisch bestätigte nur einen Aspekt ihres Traums. Das Abzeichen, das sie bekommen hatte, funkelte sie an, und ein Lächeln spielte auf ihren Lippen. Unwillig aufzustehen und immer noch ziemlich verwirrt von ihren nächtlichen Visionen vergrub sie ihren Kopf wieder im Kissen, als ein schwacher Duft ihre Nase kitzelte. Unter ihrem Kopfkissen fand sie ein Duftsäckchen, das nach Rosen roch. Daher kam also der Geruch, dachte sie schläfrig.

Eine vollkommen logische Erklärung für das Ganze, wirklich. Sie machte sich schreckliche Sorgen über ihren „Fortgeschrittene Zaubertränke" Unterricht, also war es durchaus normal für sie, von einem Trank, mit dem sie nicht vertraut war, zu träumen. Die Aufregung, die sich ihrer wegen des wieder beginnenden Schuljahres bemächtigt hatte, zusammen mit dem Stolz und der Verantwortung Schulsprecherin zu sein, lagen wie ein flaues Gefühl in ihrem Magen. Ein Heilmittel dagegen: Frühstück und eine Überprüfung ihrer Bestände.

Hermine schüttelte den Traum ab und machte sich auf den Weg zur Kommode um hastig eine Robe auszusuchen. Harry und Ron würden wahrscheinlich noch für einige Stunden schlafen, es war also an der Zeit, dass sie ihre Verpflichtungen hinter sich brachte. Sie würden später zweifellos den letzten Tag des Sommers mit einem Butterbier oder zweien würdigen wollen.

Ein seltsames Gefühl überkam Hermine, als sie realisierte, dass sie in einigen Tagen legal achtzehn Jahre alt sein würde und sich dann nicht mehr nur mit Butterbier abgeben musste. Nicht dass sie Butterbier verachtete – vielmehr bevorzugte sie dessen Geschmack gegenüber Wein oder den Spirituosen, die sie auf einigen Partys ihrer Eltern probiert hatte, - aber sie war wegen ihrer großzügigen Nutzung des Zeitumkehrers körperlich schon seit einiger Zeit achtzehn, und ärgerte sich darüber, dass sie immer noch wie eine Minderjährige behandelt wurde. Nun, sie würde dieses Gefühl nicht mehr lange haben.

Sie traf ihre eigenen Augen im Spiegel, die, genau genommen, nicht nur vor Stolz leuchteten, und hob leicht ihr Kinn. Ein angenehmer Schauer rann ihr über den Rücken, als sie ihr Schulsprecher-Abzeichen an den Pullover heftete und es leicht mit ihrer Robe verdeckte. Nur zu wissen, dass es da war, genügte ihr – sie fühlte kein Bedürfnis anzugeben. Geschäftig schnappte Hermine nach ihrer Schultasche, verließ den Raum, und ließ eine kurze „Dankeschön" Notiz auf dem Kissen zurück. Da Hauselfen nicht für ihre Idee von Freiheit empfänglich waren, hatte sich Hermine mit ihrem Gewissen darauf geeinigt, sie mit größter Zuvorkommenheit zu behandeln. Ein Bisschen Freundlichkeit konnte weitreichend sein.

Der Morgen war hell und klar. Die abnehmende Kraft der Sonne wärmte noch immer sommerlich, aber eine frische Brise brachte den Vorboten des Herbstes. Hermine fand dies durchaus angenehm und außerdem zuträglich für ihre Zwecke. Ein heißer Sommertag war nicht unbedingt geeignet, um ihn nach Texten suchend in verstaubten Buchläden zu verbringen. Wenn es etwas gab, das sie gerne in die Zaubererwelt mitgenommen hätte, dachte Hermine, dann waren es Klimaanlagen. Zumindest irgendeine Art der Klimaregulation. Leider schienen Zauberer große Bottiche mit Eis im Sommer und ein Feuer im Winter zu bevorzugen. Sie waren in vielen Dingen definitiv zu altmodisch.

Spaßeshalber grübelte Hermine darüber nach, ob es möglich wäre, eine Art der Klimaanlage mit Hilfe von Magie zurechtzubasteln. Es konnte nicht allzu schwierig sein, schlussfolgerte sie. Einfach eine Art von weitreichendem Wärme- oder Kühlungszauber, gebunden an einen Gegenstand, der als Schalter genutzt werden konnte…

Dieser Gedankengang brachte sie zu Flourish & Blotts, wo sie sofort damit begann, nach Effekten von wetterverändernden und bindenden Zaubersprüchen auf Objekte zu forschen. Ehrlich gesagt, hatte sie eigentlich nur vorgehabt ein Lehrbuch zu kaufen, aber es war immer noch früh am Morgen und außerdem hatte sie sich jetzt schon in dieses Thema vertieft.

Ihre Suche brachte sie durch vier Gänge bevor sie realisierte, wie dumm sie war. Ehrlich, Klimaanlagen. Ein kleines Glucksen entkam ihrem Mund und sie schüttelte ihren Kopf, als sie ihre Schultasche nach der Liste der erforderlichen Bücher durchstöberte (und natürlich auch nach Büchern, die von den Lehrern zusätzlich für die einzelnen Unterrichtsfächer empfohlen worden waren). Sie kannte die wissenschaftlichen Abteilungen des Ladens so gut, dass sie sich dabei ertappte, automatisch loszugehen, während sie in Gedanken über mehrere Probleme nachdachte, bei denen sie sich sicher war, eine Lösung finden zu können.

Jasmin und Hagebutten? Was zum Teufel…? Hermine versuchte sich von dem Gedankengang loszureißen, merkte aber, dass sie immer noch über den Trank nachgrübelte, den sie in ihrem Traum gebraut hatte. Alle Zutaten waren, wie sie gesagt hatte, Aphrodisiaken, hatten aber auch Eigenschaften mit verschiedenen hellseherischen Nebenbedeutungen. Es war eine Art Rätsel, an der Hermine normalerweise Spaß hatte, aber der Themengehalt von beidem, Liebe und Wahrsagen, waren ihr unangenehm.

Hermine hatte selten romantische Begegnungen erlebt; Viktor hatte in ihrem vierten Jahr auf sie gestanden, aber das war eine eher einseitige Beziehung gewesen, die sie wegen dem Reiz des Neuen genossen hatte. Es war zu schnell vorbei gewesen, als dass sie zu irgendeiner Art Ergebnis hatte kommen können. Auch Wahrsagen war eine wunde Stelle – sie hatte keinen Fuß mehr in Professor Trelawneys Unterricht gesetzt, seit sie in ihrem dritten Jahr dort hinausgestürmt war.

Sie schaute hinunter auf die Bücher, die sie trug und öffnete zögerlich das, was sie für Fortgeschrittene Zaubertränke kaufen wollte. Hermines Finger blätterten durch die Seiten, bis sie zum Inhaltsverzeichnis kam. Es gab einige Einträge für jede der Zutaten, von denen sie geträumt hatte, aber beim Überfliegen merkte sie, dass alle einen Eintrag auf Seite 1583 hatten. Hermine blätterte zu diesem Abschnitt, ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

Die Seite lag deutlich offen vor ihr, aber sie verstand trotzdem nicht ganz, was sie las. „Adamare Animae" war der Titel, und ihre Kenntnisse in Latein waren genug, um ein sonderbares Gefühl von ihrem Herz in ihre Füße und zurück zu schicken. Die Liebe zwischen zwei Seelen. Ein Trank über Seelengefährten. Wie seltsam, überlegte sie. Was um alles auf der Welt hatte sie von so einem Trank träumen lassen, und in so einem Ausmaß, dass sie von jeder Zutat geträumt hatte? Hermine hatte noch nicht einmal von so etwas Ähnlichem gehört, und war sich auch nicht wirklich sicher, ob dies unter Liebestränke fiel oder nicht. Waren Liebestränke nicht von Hogwarts verbannt worden?

Wissenschaftliche Neugier übernahm die Kontrolle, Hermine vergrub sich tiefer in die Erklärungen auf der Seite. Nein, es war nicht genau ein Liebestrank, stellte sie fest. Es war eher ein Liebeserkenntnis-Trank. Und er war nicht für eine andere Person bestimmt, sondern für einen selber. Die Theorie war sehr sachlich, und verworren genug, dass Hermine, wenn überhaupt, gerade mal das Konzept verstand. Eine penetrante Stimme in ihrem Hinterkopf erinnerte sie an ihre Erkenntnis, dass Wahrsagen eine Kunst und keine Wissenschaft war. Aus irgendeinem Grund bekam sie das Gefühl, dass es bei diesem Trank genauso war. Das war schwerlich ein angenehmes Gefühl, und Hermine knallte das Buch zu und steckte es ziemlich ärgerlich nach ganz unten in den Stapel. Den Rest ihres Einkaufs erledigte sie in Eile und bald sauste sie fort zu Florean Fortescue's um Harry und Ron zu treffen. Falls sie nicht schon dort waren, würden sie es bald sein, sagte ihr unfehlbares Zeitgefühl Hermine.

Tatsächlich, die Jungs unterhielten sich über entsetzlich große Portionen Eiscreme und einen kalten Krug Butterbier neben jeder überfüllten Schale.

"Das ist eine ziemlich schwere Ladung, Hermine. Benutzt du den…" Ron gab ihr einen bedeutungsvollen Blick, beendete den Satz aber nicht. Hermine lachte und schüttelte den Kopf.

Nein, ich habe nur ein paar Titel mitgenommen, über die Anthony mir am Ende vom letzten Jahr erzählt hat." Sie würde ihren letzten Dollar darauf setzen, dass Anthony zum Schulsprecher kandidiert hatte, und sandte beiden ihren Freunden einen neugierigen Blick. Sie glaubte nicht, dass Dumbledore Harry noch mehr Belastung aufhalsen würde und Ron schien wirklich nicht der Schulsprecher-Typ zu sein, aber…

"Schande über Anthony, wirklich", sagte Ron mit einem kleinen Glitzern in den Augen. „Wir haben ihn vorhin getroffen. Er hat mir gratuliert, aber es war offensichtlich, dass er sich wirklich gekränkt fühlte." Hermines Augen weiteten sich, als sie das Aufblinken eines Schulsprecherabzeichens auf Rons Shirt einfing.

"Ron! Ich glaub's nicht!", stieß Hermine hervor und wandte sich nach Bestätigung suchend an Harry. Harry neigte seinen Kopf leicht, ein stolzes Grinsen auf dem Gesicht. Hermine quietschte und lehnte sich nach vorne um Ron aufgeregt zu umarmen.

"Es ist lustig, wie sich die Dinge entwickeln … mein Leben ist fast wie die Vision, die ich in meinem ersten Schuljahr in dem Spiegel gesehen habe", sann Ron nach. „Als ich wusste, was ich wollte, musste ich nur losgehen und es mir holen. Natürlich schulde ich dir wirklich meinen Dank, Hermine. Wenn du mich nicht zum Lernen gebracht hättest…", er zuckte mit den Schultern. „Allerdings hat mir Dumbledore eine Eule mit ein paar Erklärungen geschickt. Meint, ich hätte die Voraussetzungen für einen richtigen Leader. Ich." Er schüttelte seinen Kopf. "Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich nicht träume."

"Aber, das ist doch wunderbar!", rief Hermine mit glänzenden Augen. Sie konnte nicht genug kriegen von diesem Bild von dem Abzeichen auf Rons Brust. Der Rothaarige stupste lächelnd ihre Schulter mit seinem Daumen an.

"Und jetzt sag mir, dass ich nicht einen Gemeinschaftsraum mit einer pingeligen Ravenclaw teilen muss", lachte Ron zuversichtlich. Hermine grinste breit und zeigte ihr eigenes Abzeichen, während sie einen Finger vor ihre Lippen hielt.

"Schhhhh, das ist ein Geheimnis", antwortete sie flüsternd. Die Jungs lachten.

"Ich glaube nicht, dass irgendjemand auch nur irgendwelche Zweifel hatte. Ehrlich, wer sonst wäre überhaupt im Rennen?" Die beiden Schulsprecher grinsten sich an und Hermine war von Herzen froh, dass sie ihre Räume nicht mit einem Fremden teilen musste. Und wenn auch sonst nichts, dachte sie lächelnd, zumindest wird er einfach zu bändigen sein. Sie würde sich scheuen, die Gewohnheiten anderer Schüler zu bemängeln, aber sie hatte eine Menge Erfahrung darin, Ron zu sagen, was er zu tun hatte. Die nachklingende Besorgnis von ihrem Traum und die seltsamen Ereignisse in dem Buchladen verschwanden aus ihren Gedanken, als sie sich auf die gemütlichen Abende mit ihren zwei besten Freunden in der Ungestörtheit ihres eigenen Gemeinschaftsraums freute.

"Das wird das beste Jahr von allen."

Hermine kratzte die letzten Reste des Abendessens von ihrem Teller, tief versunken in einem ihrer zusätzlichen Verwandlungsbücher, die sie am Vortag in Flourish and Blotts besorgt hatte. Es war fantastisch, zurück in Hogwarts zu sein, wo sie ihre Zauberbücher lesen konnte, ohne andauernde Unterbrechungen von ihren Eltern, die sich damit vergnügten über ihre Schulter hinweg mitzulesen und sie dann nach der Erklärung jedes zweiten Wortes fragten. Es war schön, dass sie aufmerksam waren, aber es wurde auch schnell nervig. Alles, worum sie sich in Hogwarts zu kümmern brauchte, war ihr beständiger Ruf als "Bücherwurm", der sich, wie das Abzeichen auf ihrer Robe bewies, ausgezahlt hatte. Sie runzelte die Stirn. Ron hatte nicht so ein Bücherwurm sein müssen, um Schulsprecher zu werden. Natürlich hatte er sich immer wieder durch Mut und Treue bewiesen, genauso wie sie. Nicht dass sie sich etwas darauf einbildete, ein Bücherwurm zu sein. Es schien nur so ... sinnlos auf so etwas herabzusehen, wenn es Harry und Ron und die gesamte Schule immer wieder gerettet hatte. Und etwas unfair, musste sie eingestehen, dass Ron herumgeblödelt und Spaß gehabt hatte, während sie ihre Zeit lernend in der Bibliothek verbrachte...

Ein köstlicher Geruch schwebte in ihre Nase, als der Hauptgang vom Nachtisch abgelöst wurde. Sie blickte auf und ließ ihre Augen über die Auswahl wandern. So viel, und in ihrem Magen war nur noch so wenig Platz. Sie wandte sich zurück zu ihrem Buch und machte ein paar Notizen an den Seitenrand, während sie eine Entscheidung zu treffen versuchte.

"Lernen Sie schon bei dem Willkommensfest, meine Liebe? Sie sind viel zu angespannt. Darf ich den Kuchen vorschlagen? Er ist ausgesprochen köstlich."

Hermine drehte ihren Kopf und sah eine lächelnde Trelawney hinter sich. Diese hob nun eine Augenbraue. Seltsam, aber zumindest warf sie nicht wie sonst mit Prophezeiungen um sich. "Danke sehr. Ich werde daran denken." Die Frau klopfte ihr beim Weitergehen auf die Schulter und ging zurück zum Lehrertisch. Hermine seufzte und nahm, um höflich zu sein, ein Stück Kuchen, tat es auf ihren Teller und manövrierte einen Bissen vorsichtig mit der Gabel in ihren Mund, während sie weiterlas. Es schmeckte wirklich ziemlich gut. Der Teig war außen knusprig und innen nicht zu trocken, mit Sahnecreme...

Zimtkuchen, mit Erdbeeren darauf. Mitten im Kauen starrte sie plötzlich auf ihren Nachtisch, die Gabel fiel klappernd auf den Teller. Sie schluckte reflexartig und fühlte die unangenehme Wärme ihren Weg in ihren Magen nehmen. Ihre Augen schossen empor zum Lehrertisch und fingen für einen Moment Trelawneys lächelnden Blick ein, bevor die spindeldürre, Brillen tragende Lehrerin für Wahrsagen sich an einen ihr gegenüber teilnahmslosen Zaubertrankmeister wandte. Hermine starrte wütend auf die Frau, erkannte aber dann, wie dumm und abergläubig sie war. Wie konnte Trelawney von ihrem Traum gewusst haben? Wahrscheinlich hatte sie sich erinnert, dass der Kuchen im letzten Jahr serviert worden war und deshalb waren zwei der Inhaltsstoffe in ihrem Traum vorgekommen. Absolut logisch.

Aber es erklärte nicht, warum sie den Trank in ihrem Lehrbuch gefunden hatte.

Und es erklärte nicht, warum diese Trelawney so heimlich mit dem Mann sprach, den Hermine Severus genannt hatte.

Hermine erwachte ruckartig auf dem Plüschsofa, ein Schulbuch fiel ihr aus der Hand, Schweiß lief ihr über die Stirn. Ihre Haare waren wild und durcheinander, als ob sie elektrisch geladen wären. Ron starrte sie von seinem eigenen Sessel aus an, halb amüsiert halb besorgt. "Alles in Ordnung, Hermine?", fragte er mit leiser Stimme, als wolle er sie nicht erschrecken. Hermine schüttelte ihren Kopf.

"Ja. Mir geht's gut. War nur..." Ein Albtraum? Nicht wirklich, obwohl er verwirrend gewesen war. Ihr wiederkehrender Traum veränderte sich jedes Mal ein Bisschen, aber alle grundlegenden Elemente waren da. Erdbeeren, Zimt, Jasmin, Orangenblüten, Rosen - und Severus.

Es war überhaupt nicht wie in den Träumen, die sie normalerweise hatte. Diese machten selten überhaupt einen Sinn, und liefen darauf hinaus, dass sie Selbstgespräche führte, während sie mit einem verrückten Hut an irgendjemandes Decke Tee trank und ähnlichen Blödsinn. Selbst so viel Realität entsprach nicht ganz der Wahrheit. Dieser Traum jedoch machte beinahe Sinn. Beinahe, da er eine Art Struktur hatte und das Rezept eines wirklichen Tranks beinhaltete, aber er hinterließ so ein surreales Gefühl, dass sie es schwerlich logisch nennen konnte.

"Ich hatte nur einen seltsamen Traum", meinte Hermine schließlich. Ron zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht hast du was Falsches gegessen. Worum ging es?"

Hermine fiel fast von der Couch, gewann aber gerade so noch ihre Balance zurück. Vielleicht hast du was Falsches gegessen. Obwohl Ron echt interessiert zu sein schien, zögerte Hermine. Aus irgendeinem Grund wollte sie ihm nicht den ganzen Traum verraten, speziell nicht den Teil vom Zaubertrankmeister. Trotzdem wollte sie die Meinung von jemandem zu der ganzen Sache hören.

"Ich hatte die letzten drei Nächte fast den gleichen Traum. Ich braue einen Trank, kann aber das Rezept nicht sehen, aber ich habe alle Zutaten und eine Ahnung, was ich damit machen soll. Das Seltsame daran ist, dass ich genau den gleichen Trank in meinem Buch Zaubertränke für Fortgeschrittene gefunden habe, und ich habe nie zuvor überhaupt von diesem Trank gehört, geschweige denn dass ich wusste, wie man ihn braut." Sie schaute zu dem schlaksigen Rothaarigen und wartete auf eine Antwort.

"Hmm", begann Ron und legte ein Buchzeichen in seine eigene Lektüre, "Ich sag es nicht gern ausgerechnet zu dir, aber vielleicht hast du prophetische Träume. Vielleicht solltest du mit Professor Trelawney sprechen."

Hermine erbleichte.

"Mit ... mit dieser Frau? Sie...argh!" Das Mädchen konnte kaum mehr als ein paar Geräusche aus hervorbringen, so groß war ihre Abscheu. "Ich kann sie nicht leiden", sagte sie schließlich. Ron nickte verstehend.

"ich weiß, dass ihr zwei nicht miteinander klarkommt, aber doch nur weil du gedacht hast, dass alles was sie tut, Flunkerei ist. Was sie tut, könnte Flunkerei sein, aber das heißt nicht, dass Wahrsagen nicht existiert. Ich meine, es gibt Prophezeiungen. Selbst Dumbledore glaubt daran. Es kann doch nicht schaden, einfach mal zu fragen, oder?"

"Doch!", blaffte Hermine empört, verschränkte ihre Arme und zog ihre Füße auf die Couch. "Ich kann mit dieser Frau nicht mehr als fünfzehn Sekunden in einem Raum verbringen. Und sie hat mir den Kuchen aufgezwungen!"

Ron schaute sie merkwürdig an. "Wie bitte? Welchen Kuchen?"

"Den Kuchen, den ich zum Nachtisch gegessen habe! Sie weiß es! Sie weiß von meinem Traum und versucht ein Spiel mit mir zu spielen!" Rons Blick war vorsichtig zurückhalten. Hermine knurrte. "Der Kuchen, den sie mir empfohlen hat, hatte zwei der Hauptzutaten von dem Trank, den ich gebraut habe. Und dann..." Sie biss sich auf die Zunge, bevor sie weitersprechen konnte. Und dann hat sie mit Sev - Snape geredet! Aber sie konnte Ron nicht diesen Teil erzählen. Aus welchem Grund, wusste sie nicht, aber sie fühlte sich unwohl mit diesem Teil des Traums.

"Und dann...?", fragte Ron nach. Als sie nach einem Moment Stille nicht antwortete, fragte Ron eine andere Frage: "Was waren die Zutaten?"

Hermine murmelte etwas Unverständliches.

"Hmm?"

"Zimt und Erdbeeren." Hermine errötete. Ron hob eine Augenbraue.

"Nun?"

"Ist doch egal!", schrie Hermine, schwang ihre Füße von der Couch und stürmte in ihr eigenes Zimmer. Ron starrte ihr leicht irritiert hinterher. Als sie die Tür zuknallte, wandte er sich jedoch seufzend zurück zu seinem Buch.

"Frauen."

Das berauschende Aroma von starkem schwarzem Tee vermischt mit Orangen und Gewürzen entströmte Hermines Becher, als sie träge ihr Frühstücksgetränk braute. Dunkle Ringe unter ihren Augen verrieten die Tatsache, dass sie nie länger als ein paar Minuten am Stück geschlafen hatte und jedesmal ruckartig aufgewacht war, wenn sie auch nur eine Andeutung von kochendem Wasser oder vom Zaubertrank-Klassenraum bemerkt hatte.

Was will dieser Traum von mir? fragte sich Hermine mit ungutem Gefühl im Magen. Ich will diesen Trank nicht brauen. Ich möchte meinen Seelengefährten nicht finden, und ich möchte ganz sicher nicht mit der Oberschlange von Slytherin oder dieser verdammten Trelawney sprechen, um das zu verstehen. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?

Sie fühlte sich ziemlich elend. Ihre erste Stunde war nicht schlecht - Fortgeschrittene Verwandlung - aber darauf folgte eine Doppelstunde Fortgeschrittene Zaubertränke, was sie über ihr Fassungsvermögen hinaus ängstigte. Hermine hatte nie etwas anderes als gespannte Vorfreude am ersten Schultag empfunden, auch wenn sie von Anfang an Professor Snapes Unterrichtsstunden gehasst hatte. Sie mochte diesen Mann nicht, aber sie fürchtete sich auch nicht vor ihm, und in gewisser Hinsicht respektierte sie ihn widerwillig. Sich zu fürchten war kein Gefühl, das Hermine mit Lehrern verband; nicht im Geringsten. Jetzt hingegen, fühlte Hermine Panik in sich aufsteigen.

Und sie wusste nicht genau wieso. Sicherlich beunruhigte es sie, dass sie von einem Lehrer träumte - noch dazu Snape - und das im Zusammenhang mit dem Brauen eines Trankes zum finden des Seelengefährten, bestehend aus einer vielfältigen Sammlung von Aphrodisiaken, der zufälligerweise tatsächlich in dem Buch, das sie im Unterricht benutzen würde, existierte, aber das war kein Grund sich zu fürchten. Hermine fühlte in sich hinein, um den Grund für ihr Unbehagen herauszufinden.

Vielleicht ist es deshalb, weil ich prophetische Träume hatte. Wahrsagen hat mich immer...verunsichert. Ich habe kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, dass ich keine Kontrolle über meine Zukunft habe. Sie runzelte die Stirn und nippte tief in Gedanken an ihrem Tee. Vielleicht war das wirklich das Problem. Dies war immerhin ihr letztes Jahr in Hogwarts, und dieses Jahr würde sie über ihre Zukunft entscheiden. Das an sich war schon beängstigend; sie musste nicht noch die Tatsache hinzufügen, dass sie nicht die einzige war, die Einfluss auf ihre Zukunft hatte. Ja. Aber ja, das war das Problem. Als ihr dies aufgegangen war, fühlte sich Hermine gleich besser.

Sie trank den Rest ihres Tees aus, stellte den Becher zurück auf den Tisch und lächelte Lavender und Parvati kurz zu. Sie sammelte ihre Bücher ein und entschied sich, gleich zu Verwandlung zu gehen, nur für den Fall dass es einen Massenandrang gab.

Parvati schlängelte sich mit einer Hand zu Hermines Teetasse und zog diese, Lavender angrinsend, zu sich. Seit Hermine aus Wahrsagen ausgetreten war, waren sie zu anderen Mitteln übergegangen, um heimlich Einblick in die Angelegenheiten des anderen Mädchens zu bekommen.

"Was haben wir denn heute, Parvati, meine Süße?" Lavenders Stimme war trällernd und spottend, aber nicht böswillig. Parvati kniff die Augen zusammen und spähte in die Tasse, eine Hand elegant an ihrer Schläfe.

"Ich sehe einen Mann, ein Buch und etwas, das entweder ein Messer oder ein Schlüssel sein kann. Der Mann und das Buch sind fast miteinander verschmolzen, also vermute ich, dass es sich um einen weisen Mann handelt, oder einen älteren Mann, oder einen gelehrten Mann. Also - es geht um Granger. Sie wird heute wohl mit einem Lehrer reden. Das Messer Schrägstrich der Schlüssel, nun, das ist ein Missverständnis und ein Geheimnis oder eine günstige Gelegenheit. Ich denke, das Mädchen hat Glück. Was meinst du?"

Lavender nahm die Tasse und blickte selbst hinein. "Ich denke, du hast es präzise gelesen. Sie wird einen Lehrer treffen, über eine Kleinigkeit diskutieren, und durch Zufall etwas viel nützlicheres herausfinden. Denke ich." Lavender gab ein Geräusch von sich, das bei jeder weniger gebildeten Frau ein Schnauben gewesen wäre. Sie stellte die Tasse auf den Tisch und wollte sich gerade davon abwenden, als ihr etwas ins Auge fiel. Lavender schaute ein zweites Mal hin schob die Tasse Parvati unter die Nase.

"Schau dir das an! Siehst du es?"

"Ob ich was sehe? Das sind alle Elemente, die ich sehe - Mann, Buch Messer-Schrägstrich-Schlüssel."

"Schau auf das, was drum herum ist!", wisperte Lavender und wies mit einem elegant manikürten Nagel darauf. Parvati beugte sich vor, um es genauer zu sehen.

"Salazars Socken", stieß Parvati mit aufgerissenen Augen hervor. "Also, das verändert alles." Die beiden Mädchen tauschten einen Blick aus. Wenn in diesem Moment ein Schnappschuss gemacht worden wäre, wäre das Bild mehr als tausend Worte wert gewesen.


So, reviewt schön fleißig, dann stell ich bald das nächste Kapitel rein.