Mir gehört keine der bekannten Figuren aus "Der Herr der Ringe". Alle sonstigen Personen, die hier auftauchen, allerdings schon :)

Geld verdiene ich hiermit nicht. Ich habe einfach nur Spaß daran und hoffe, euch macht das Lesen dieser Geschichte so viel Freude, wie mir das Schreiben.


Ankunft

Der Tag neigte sich langsam seinem Ende, als sich die Wagenkolonne am Ufer des Anduin entlang auf Lothlorien zu bewegte. Die Strahlen der untergehenden Sonne ließen das glitzernde Wasser des Flusses golden schimmern und das Farbenspiel der Sonnenstrahlen auf den Wipfeln der mächtigen Bäume von Lothlorien rief bei den Reisenden ehrfürchtiges Staunen hervor, hatten sie solche Schönheit doch nie vorher gesehen.

Auf ein Zeichen des Reiters an der Spitze des Zuges kam dieser langsam zum Stehen.

„Wir werden hier für die Nacht rasten", verkündete der groß gewachsene Mann mit lauter Stimme. Erleichterung machte sich breit unter den Menschen, als die Entscheidung ihres Anführers vom Einen zum Anderen weitergegeben wurde, bis sie auch die letzten am Ende der Kolonne erreicht hatte. Sogleich wurden Pferde und Ochsen abgespannt und ein jeder ging seinen Aufgaben nach, eine behelfsmäßige Lagerstätte herzurichten, ehe die Nacht hereinbrach.

Müde von den Anstrengungen der Reise und der Last der Verantwortung stieg der Hüne von seinem Pferd. Kaum hatte er sich in Richtung des Wagens seiner Familie gewandt, sah er auch schon einen rabenschwarzen Hengst gemächlich auf sich zutraben. Das dunkle Haar seiner Reiterin leuchte im letzten Licht des Tages und obwohl ihr Gesicht im Schatten lag, wusste er, dass sie lächelte. Doch kaum hatte sie ihn erreicht, da erlosch das Lächeln auf ihrem Gesicht und ihre braunen Augen wurden vor Sorge noch ein wenig dunkler.

„Beros, du siehst erschöpft aus." Auf ihre ganz eigene Weise schaffte sie es, vorwurfsvoll und besorgt zugleich zu klingen. Obwohl Beros' breitschultrige Gestalt in keiner Weise seine Anspannung und Müdigkeit verriet, wusste die Reiterin es offenbar besser - aber schließlich war sie seine Tochter.

„Es geht mir gut, Ataria", versuchte Beros zu beschwichtigen und fügte sofort hinzu „Sobald das Lager errichtet ist und die Tiere versorgt sind, werde ich mir etwas Ruhe gönnen. Es war eine lange Reise, doch noch sind wir nicht am Ziel. Wenn wir erst einmal angekommen sind, werde ich mich entspannen können und ausruhen. Versprochen."

Ihrem Gesichtsausdruck nach war Ataria alles andere als überzeugt von diesen Versprechungen, doch sie schwieg und runzelte nur missbilligend die Stirn. Beros lachte laut und trat an den Hengst heran, um ihr die Hand auf den Arm zu legen. „Du bist viel zu jung für diese Sorgenfalten in deinem Gesicht, meine Kleine. Und nun sag mir, wo ist Belan? Ich hoffe doch sehr, mein Sohn macht sich nützlich?"

Das gutmütige Geplänkel ließ Ataria grinsen. „Nur keine Sorge. Als ich ihn verließ, kümmerte er sich um die Schlafstätte für die Kleinen. Bestimmt ist er bereits damit fertig und wartet nur darauf, dass du ihn mit weiteren Aufgaben durch das Lager scheuchst." Beide mussten bei dieser Vorstellung schmunzeln. „Nun denn, ich kann es kaum erwarten", grinste Beros und begann, sein Pferd in die Richtung zu führen, in der er seinen Sohn vermutete.

Immer noch schmunzelnd rief Ataria ihm nach „Aber denke nicht, ich hätte den plötzlichen Themenwechsel nicht bemerkt. Ich werde ein Auge auf dich haben, Sorgenfalten hin oder her." Beros Antwort bestand aus einem belustigten Schnauben und der Beschleunigung seiner Schritte.

Als er aus ihrer Sicht verschwunden war, ließ Ataria ihren Blick langsam über die Umgebung schweifen, bis er schließlich am Waldrand von Lothlorien hängen blieb. Etwas unbeschreiblich Beruhigendes ging von diesem Anblick aus, obwohl die Schatten unter den Bäumen im schwindenden Licht zunahmen. Ataria wusste, dass scharfe Elbenaugen jede Bewegung beobachteten. Doch gerade das war es, was ihr ein Gefühl von Sicherheit gab. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise würden sie ohne Angst vor Orküberfällen schlafen können. Entschlossen, die erste Gelegenheit zu nutzen, mit Beros über die Dauer ihrer Rast zu sprechen, wandte sie sich ab.

Wenn der Mann nur nicht so dickköpfig wäre!

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Schon lange bevor die Menschen Halt machten, um ihr Lager aufzuschlagen, hatte das kleine elbische Kontingent, das diese relativ friedliche Grenze des Goldenen Waldes bewachte, sie bereits bemerkt. Schnell hatten die Wachen geeignete Positionen eingenommen, um ein eventuelles Eindringen der Menschen in ihren Wald zu verhindern. Doch als offensichtlich wurde, dass dies nicht ihre Absicht war, verteilten sich die Elben rasch und nahmen ihre Patrouillen wieder auf. Allein drei von ihnen verblieben, um die Gruppe weiter im Auge zu behalten. Entspannt saßen und standen sie auf einem Talan hoch über dem Boden und beobachteten das geschäftige Treiben.

„Selten habe ich hier Menschen gesehen, schon gar nicht eine so große Gruppe mit Pferd und Wagen", bemerkte Faeron nachdenklich.

„Orks werden sie dazu bewogen haben, die viel genutzten, doch gefahrvolleren Routen zu meiden. Ich sehe unter diesen Menschen keine Krieger. Sicher hat die Furcht vor diesen Kreaturen sie diesen Weg wählen lassen", warf Lamiel mit einem Blick ans Ufer ein, bevor er sich wieder dem Pfeil zuwandte, an dem er gerade arbeitete.

„Hm, warum auch immer sie gerade hierher gekommen sind, sie scheinen keine Bedrohung darzustellen", fuhr Faeron fort und wandte sich dem dritten Elb zu, der bis jetzt geschwiegen hatte.

„Rúmil?"

Fragend sahen sich die beiden Elben an, als Rúmil weiterhin stumm zu den Menschen hinüber sah. Anscheinend hatte er ihr Gespräch nicht einmal wahrgenommen und hielt seinen Blick auf das ungleiche Paar an der Spitze der Wagen fixiert. Faeron und Lamiel folgten seinem Blick und sahen gerade noch den großen Mann hinter einem der Wagen verschwinden. Zurück blieb eine junge Frau auf einem nachtschwarzen Pferd. Deutlich sahen die Elben die schwarzen Reithosen und Stiefel, die eng anliegende dunkelblaue Tunika, den Dolch an ihrem Gürtel. Ein mehr als ungewöhnlicher Anblick für eine Tochter der Menschen. Sie schien den Goldenen Wald und seine Beschützer zu mustern, obwohl ihr menschliches Auge die Elben unmöglich wahrnehmen konnte. Nach ein paar Augenblicken aber wandte auch sie sich ab und verschwand aus ihrem Sichtfeld.

Daraufhin drehte Rúmil sich um und nickte seinen beiden Freunden zu. „Ja, eine Bedrohung scheinen sie nicht zu sein, sie halten Abstand zu uns. Doch irgendetwas sagt mir, dass das nicht lange so bleiben wird."