1. Prolog

„Verlieren, wir werden sie verlieren, verlieren…."

„NEIN, NEIN, NEIN!"

Er schreckte mit einem lauten Schrei aus dem Schlaf auf, sein Atem ging keuchend und sein Körper war mit einer dünnen Schicht aus kaltem Schweiß bedeckt.

Nach Luft schnappend zerrte er den Knoten seines Binders auf und riss am Kragen seines Hemdes, während er sich hektisch im Raum umsah. Es dauerte wirklich einige Augenblicke, bis er wusste, wo er war und was ihn so in Panik versetzt hatte.

Großer Merlin! Er war dummerweise an seinem Schreibtisch eingeschlafen und hatte dann wieder diesen grauenhaften Traum gehabt.

Mit ärgerlich zitternden Händen fuhr er sich über die klamme Stirn und versuchte sich erst einmal zu beruhigen. Ein Blick auf seine Taschenuhr zeigt an, dass es schon gegen zwei Uhr morgens war. Müde streckt er seinen schmerzenden Rücken und rieb sich die Augen.

Verdammt! Verdammt! Verdammt! Wann hörte das auf? Wann hörte das endlich auf?

Als er die brennenden Augen schloss, drängten sich, ohne dass er es verhindern konnte, wieder einzelne Sequenzen des Traumes in sein Bewusstsein und brachten sein armes Herz augenblicklich dazu, erneut heftig gegen seine Brust zu schlagen.

Er kannte diese Bilder nur zu gut und er würde sie nie in seinem ganzen Leben je wieder vergessen können, diese verstörenden Erinnerungen, das Gefühl seiner Ohnmacht, sein Schmerz und seine Verzweiflung und vor allem diese grenzenlose, alles lähmende und beherrschende Angst. All das hatte sich so unendlich tief in seine Seele gebrannt.

Schnell riss er seine Augen wieder auf und stand mit zitternden Knien vom Stuhl auf, um seine steifen Glieder ein wenig zu lockern. Bei Merlin! Er musste sich beruhigen! Sofort! Er riss sich mit aller Gewalt zusammen. Ignorierte stoisch die Übelkeit in seinem Magen, genauso wie seinen wilden Herzschlag.

Ein Alptraum ohne Zweifel! Was sonst!

Einer der sich leider immer wieder und immer noch einstellte und einen sehr realen Hintergrund hatte. Die Erinnerungen an die Ereignisse des vergangenen Spätherbstes waren einfach nicht wegzuwischen. Er wusste den Tag und die Stunde ganz genau und er würde sich an dieses Datum bis ans Ende seiner Tage erinnern! Es war der 07. November 2016 und es war ein völlig normaler Montag gewesen.