Autor: Nugua

Genre: Action, Romance

Character: Scotty/Lilly

Timeline: ein paar Monate nach s04e24 "Stalker"

Summary: Lilly gerät bei einem Alleingang in Gefahr. Scotty versucht sie noch rechtzeitig zu erreichen, bevor etwas Schlimmes passiert. Wird er es schaffen?

Disclaimer: Mir gehört nichts, weder die Serie noch die darin vorkommenden Personen! Ich borge mir alles nur kurz aus, um euch eine Freude zu machen ;-)


Stolen Heart

Scotty konnte nicht glauben, was soeben geschehen war. Was die nochmalige Auswertung aller Beweise ergeben hatte. Nämlich, dass sie die ganze Zeit über falsch gelegen hatten, und sich an der Nase herum führen ließen. Von einem Kerl, der sich geradezu auffällig bereitwillig hatte festnehmen lassen und dessen Vorstrafenregister für sich allein sprach. Er hatte bei den Verhören fröhlich aus dem Nähkästchen geplaudert und sie hatten sich von seinen Angebereien und detailgetreuen bunt geschmückten Schilderungen über den Tathergang einwickeln lassen. Ein herber Rückschlag und wie sich nun herausstellte ein fataler Fehler.

Die Einzige, die sich von den blumigen Erzählungen des Hauptverdächtigen nicht hatte in die Irre führen lassen, war Lilly gewesen. Sie hatte den Betrug bemerkt und seitdem wiederholt versucht ihn und die anderen Kollegen davon zu überzeugen, dass sie falsch lagen. Das der wahre Mörder von drei jungen Frauen noch immer auf freien Fuß war. Doch ihrem bekannt guten Spürsinn zum Trotz, waren sie nicht darauf eingegangen und hatten statt dessen versucht sie davon zu überzeugen, dass es nicht immer so kompliziert sein musste, dass man auch einfach mal Glück haben konnte. Wie falsch sie doch gelegen hatten.

Allerdings erklärte das noch lange nicht, warum sie nun so leichtsinnig war und auf eigene Faust ihre Ermittlungen weiterführte. Ganz ohne Begleitschutz. Nicht nur, dass das eigentlich verboten war, sondern dazu auch noch extrem gefährlich. Sich allein in die Höhle des Löwen zu begeben, war wohl kaum das, was er von ihr erwartet hätte. Wieso also hatte sie das getan? Hatte sie denn gar nichts aus dem, einige Monate zurückliegenden, Jacobi-Fall gelernt? Dem Fall, bei dem sie nach einer Geiselnahme niedergeschossen worden war. Es hatte nicht viel gefehlt und sie wäre gestorben. Nur um ein Haar hatte er sie damals nicht verloren - er und der Rest des Teams.

Nur ungern dachte Scotty an jenen Tag zurück, denn es bereitete ihm auch heute noch ungeheure seelische Qualen auch nur kurz an diesen grausamen Moment zu denken, in dem er erkennen musste, dass eben nicht noch mal alles gut gegangen war. Die bloße Erinnerung daran, als er Lilly blutend an der Tür lehnen sah, mit starren schockgeweihteten Augen, schnürte ihm jedes Mal wieder aufs Neue die Luft ab und ließ sein Herz schmerzlich zusammenziehen, wobei das beklemmende Gefühl der Hilflosigkeit seinen Körper wie eine eisige Schicht überzog. Wie sie zitternd in seinen Armen gelegen hatte, bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, so dünn und zerbrechlich, kein Zeichen mehr von ihrer eigentlichen Stärke und Willenskraft, während er seine Hand fest auf die Wunde gedrückt und ihr dabei unaufhörlich flehentlich ins Ohr geflüstert hatte, dass sie durchhalten solle, würde er wahrscheinlich seinen Lebtag nicht mehr vergessen. Und er war sich sicher, dass auch ihr dieser Tag noch in den Knochen steckte. Wieso also dieser Alleingang? Wieso begab sie sich so unbedarft erneut in eine solche Situation?

Auch wenn er natürlich nicht wusste, ob es wieder zu einem derartigen Drama kam und vielleicht war Lil ja sogar besser als ihr brillanter Ruf, doch Scotty hatte ernsthafte Bedenken. Sein Herz hämmerte, als er - dem Signalgeheul seiner Sirene sei Dank - an einer Wagenkolonne vorbeijagte, die sich an einer roten Ampel angestaut hatte. Auf dem Beifahrersitz rutschte Nick, nicht weniger angespannt, nervös hin und her. Eben hatte er über Funk Verstärkung angefordert, jetzt murmelte er wieder leise vor sich hin, doch alles was Scotty daraus entnehmen konnte, waren die gleichen Befürchtungen und Hoffnungen die auch er hatte. Er versuchte sich lieber nicht auszumalen, was alles geschehen konnte, bis zu ihrer Ankunft. Was wenn dem Täter mittlerweile klar war, dass er auf Dauer nicht mit seiner Geschichte durchkam? Dass der Schwindel, den er mit seinem vorbestraften Kumpel ausgeheckt hatte, früher oder später auffliegen würde? Was wenn Ben Mitchell erkannte, dass er nun nichts mehr zu verlieren hatte? Würde er dann noch vor einem weiteren Mord zurückschrecken? Wohl kaum. Scotty kannte die Art

von Typen. Er würde eher noch eins oben drauf setzten und was käme ihm da gelegener als eine junge Frau, dazu noch Polizistin, die bereitwillig an seine Tür klopfte?

Scotty schlängelte sich weiter durch nicht enden wollende Autoschlangen, wechselte dabei geradezu slalommäßig die Spuren und bahnte sich unermüdlich einen Weg durch die dichtbefahrene Innenstadt. Der Weg kam ihm so lang vor, wie eine Tagesreise. Scheinbar Stunden waren vergangen, seit der letzten Beweisanalyse und der erschreckenden Erkenntnis, wer der wahre Mörder, der drei Frauen war. Unaufhörlich versuchten sie per Wahlwiederholung Lilly auf dem Handy zu erreichen, sie zu warnen und von der großen Dummheit abzuhalten, die sie gerade im Begriff war zu tun. Bisher jedoch blieben all ihre versuche ohne Erfolg. Lilly ging nicht ran. Vielleicht weil sie nicht konnte? Nicht durfte? Oder weil es bereits zu spät war? Nein! So etwas durfte er nicht einmal denken.