Der Schlüssel zur Unsterblichkeit

Prolog

Die Sonne kroch langsam am Himmel empor und schien zunehmend durch den schmalen Schlitz des Vorhanges am Fenster, der am letzten Abend nicht ganz zugezogen wurde.

Das Hotelzimmer war gemütlich und warm eingerichtet.

Die dunklen Holzmöbel, wie ein kleiner Schrank, die vielen Regale, die Minibar oder der Esstisch mit den vier Stühlen, brachten zu dem etwas helleren Teppichboden einen starken und schönen Kontrast.

Er war noch nie hier gewesen, denn normalerweise hatte er früher, bevor er sie kennen gelernt hatte, in seiner kleinen Wohnung oder eben bei Freunden, die er hier in ganz Paris hatte, übernachtet.

Kurtis hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt, doch blickte aus dem schmalen Spalt des Vorhangs, hinaus aus dem Fenster. Er sah gerade noch so den Obelisken am Place de la Concorde, nicht weit entfernt, und hörte bereits viele Menschen und Autos auf den Straßen. Eben, vor einigen Minuten erst, war er aufgewacht und hatte es richtig genossen langsam wach zu werden, doch er wusste, das sie noch schlief.

Kurtis drehte den Kopf zu seiner linken und erblickte sie.

Sie schlief tief und friedlich. Sie lag auf dem Bauch und der Kopf ruhte auf ihren Händen. Die Bettdecke ging ihr bis zu den Schultern.

Er grinste, denn er fand sie süß und einfach unwiderstehlich, wenn sie so neben ihm lag. Man sah ihr kaum an, das sie eine unerschrocken Archäologin und Grabjägerin war. Auch das ihr Leben nur von Abenteuern bestimmt wurde, war in diesem Moment völlig fremd.

Überhaupt erinnerte sie Kurtis nicht an die Lara, die gegen Dämonen, Monster, Söldner und deren Herrn kämpfte, auf der Jagd nach Artefakten. Sie erinnerte ihn eher an einen Engel. Einen Schlafenden Engel und für Kurtis war sie auch nichts anderes. Er liebte sie sehr.

Langsam drehte er sich zu ihr, bis er ganz nah über ihr hing und strich ihr einige Strähnen des offenen, langen, wundervollen, rotbraunen Haares aus dem Gesicht. Sie war unglaublich hübsch und Kurtis fragte sich, was sie wohl gerade träumte. Eigentlich wollte er sie ja noch nicht wecken, denn er sah ihr viel zu gerne zu, doch er wollte sie ja heute noch mit etwas ganz besonderem überraschen.

Dann flüsterte er in ihr Ohr: ,,Lara…aufwachen."

Sie regte sich langsam und gab einen Seufzer von sich, doch hatte die Augen noch geschlossen.

Kurtis grinste breiter, das tat sie immer, wenn er sie weckte. Langsam, beugte er sich zu ihr runter und gab ihr einen federleichten Kuss auf die Wange: ,,Die Sonne lacht, Schlafmütze…"

Er ließ ihr Zeit um zu sich zu kommen. Sehr langsam drehte sie sich zu ihm um und öffnete dann sachte die Augen, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann murmelte sie leise: ,,Kurtis?"

,,Guten Morgen…" trällerte er fröhlich grinsend und legte seine Stirn sanft auf die ihre, ,,...Hast du gut geschlafen?"

Lara lächelte noch etwas verschlafen: ,,Morgen…Ja, so gut wie seit Wochen schon nicht mehr…Und du?"

,,Super, immerhin lagst du ja bei mir…" antwortete er.

Lara nickte und blickte ihn an. Sie war noch etwas müde und war normalerweise immer ein Morgenmuffel, nur heute war es seltsamer weise anders.

Kurtis schluckte, hob den Kopf und fragte, diesmal aber ohne ein Lächeln: ,,…Bereust du es, das du hier bist?"

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Sie waren gestern Nachmittag erst in Paris angekommen und das ganze war Kurtis´ Idee gewesen.

Seit der Sache mit Amanda, Natla und ihrer Mutter, vor einem Monat, war Lara mehr als bedrückt. Sie wusste nun, das ihre Mutter wirklich tot war und das es keine Möglichkeit mehr gab, sie je wieder zu sehen oder zurück zu bekommen.

Kurtis war während dieser Zeit ausgiebig seine Mutter besuchen gegangen, doch kam natürlich sofort wieder zurück, als er in den Nachrichten von der Explosion im Croft Manor gehört hatte.

Kurtis ließ nicht zu, das Lara sich wieder in einem Schneckenhaus verkroch. Er hatte ihr diesen Kurztrip vorgeschlagen, um sie etwas abzulenken und aufzumuntern.

Lara wusste, das sie ihn in der letzten Zeit etwas vernachlässigt hatte, doch die Sache mit ihrer Mutter war ihr eben sehr an die Nieren gegangen.

Natürlich waren alle auch etwas geknickt wegen Alister, denn in ihm hatten sie einen sehr guten Freund verloren.

Zip war wegen seiner Schusswunde am Bein, die er von Laras Doppelgängerin erlitten hatte, lange im Krankenhaus gewesen.

Madeleine und Sammy hatte Lara kurzerhand in den Urlaub geschickt, damit die beiden auch etwas abschalten konnten.

Sie brauchten eben alle eine Pause und so waren nur noch Lara und Kurtis im halb zerstörten Manor geblieben, das mittlerweile wieder aufgebaut wurde und fast so gut wie neu war.

Kurtis musste allerdings etwas an ihr herumreden, ihn nach Paris zu begleiten, doch dann war Lara mit dem kurzen Tapetenwechsel einverstanden. Sie war froh, Kurtis bei sich zu haben, denn wenn er bei ihr war, fühlte sie sich nicht alleine.

Also waren sie, mit zwei Rucksäcken geschultert, auf sein Motorrad gestiegen und nach Paris gefahren, dort wo mit ihnen damals alles angefangen hatte…

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Lara strich ihm eine dunkle Haarsträhne aus dem Auge und schüttelte langsam den Kopf: ,,Nein. Bis jetzt bereue ich es noch nicht…" sie lächelte wieder, ,,…Ich wollte zwar nie wieder nach Paris, aber jetzt bin ich doch wieder hier."

,,Und diesmal bist du nicht auf der Flucht." entgegnete er lächelnd und blickte dabei in ihre wundervollen, tiefbraunen Augen.

,,Ja, das ist ein sehr wichtiger Faktor…" sagte sie lachend und fragte dann, ,,…Wie spät ist es überhaupt?"

Kurtis drehte kurz den Kopf, um auf den Radiowecker zu blicken, der auf dem Nachttisch an seiner Seite des Bettes stand und schaute dann wieder zu ihr: ,,Viertel vor zehn…"

,,Dann sollten wir uns langsam aufraffen, findest du nicht?…" begann sie und wollte aufstehen, doch er drückte sie sanft wieder in die Kissen zurück. Es war schön bei ihre zu sein und noch schöner mit ihr alleine zu sein. Kurtis wollte diesen Moment noch etwas länger auskosten.

,,Oder…" er gab ihr einen Kuss auf die vollen Lippen und grinste dann wieder, ,,…wir machen einfach da weiter…wo wir letzte Nacht aufgehört haben und bleiben im Bett."

Lara hatte seinen Kuss erwidert und musste nun anfangen zu lachen: ,,Aber Mr. Trent, Sie wollen mich doch nicht etwa schon wieder verführen?"

,,Ich?…" fragte Kurtis unschuldig und grinste dann spitzbübig, ,,…Niemals…" er kam ihr wieder näher, ,,…Nur ein bisschen, vielleicht…" Dann küsste er sie abermals…