1. Kapitel: In dem ein Junge einen Brief bekommt, erzählt wird, wo und mit wem er lebt, Einkäufe erledigt und neue Bekanntschaften gemacht werden

In Wales gab es einen kleinen Ort an der Nähe der Küste, in dem bisweilen sehr außergewöhnliche Dinge geschahen, von denen jedoch nur wenige außerhalb des Dorfs erfuhren und die einige der Bewohner in keiner Weise merkwürdig fanden.
Der Grund dafür war, dass einige der Menschen, die hier lebten, zaubern konnten und somit der Zaubererwelt angehörten. Die meisten anderen Bewohner wussten darum und oft waren sie auch mit einer der Familien, in denen es Zauberer gab, verwandt oder hatten in sie eingeheiratet. Nur ein paar wenige Ausnahmen schienen, wenn am Abend einmal der Himmel plötzlich unnatürlich grün wurde, Eulen umherflogen, es im Sommer schneite oder eines der Häuser eines Tages verschwand oder ein neues Gebäude, eine Statue oder ein Baum auftauchte, diese Dinge zu übersehen und nicht zu bemerken oder sofort zu vergessen. Außerdem mieden sie die Stellen, an denen öfter Seltsames geschah, wie zum Beispiel das kleine Haus aus grauem Stein mit dem großen Garten auf dem Hügel beim Waldrand.
Auch in der Zaubererwelt war der Ort eher unbekannt, allerdings beobachtete man ihn sorgfältig im Ministerium für Zauberei als einen Platz, an dem Muggel (wie man die nicht-zaubernden Menschen nannte) und Zauberer nah beieinander lebten, um zu vermeiden, dass er auffällig wurde und die Welt der Muggel von der Welt der Zauberer erfuhr. Aber ansonsten gingen Bewohner und Dorf im Rest von Wales unter, sicher auch durch Mitwirken einiger der Bewohner, die ihre Privatsphäre wollten.

Zwei der Ortsansässigen waren der braunhaarige höfliche Mann und der kleine dunkelhaarige Junge mit auffällig smaragdgrünen Augen. Eben jene beiden, die das Haus auf dem Hügel bewohnten. Eigentlich hatte das Haus allerdings viel mehr nicht zwei sondern drei Bewohner, jedoch war der dritte, ein weiterer Mann mit pechschwarzen Haaren und einer markanten Nase, der im allgemeinem reserviert und streng war, den Großteil des Jahres außerhalb von Llanbedr und bisweilen vergaßen dann die anderen Leute des Dorfs, dass es ihn ja auch noch gab.
Die Familie in dem Haus war, nach Maßstäben Llanbedrs, noch nicht lange Bestandteil des Ortes, wurde jedoch allgemein gern gesehen und galt als mehr oder weniger freundlich und einigermaßen gebildet, wenn sie auch nicht allzu viele Kontakte im Dorf pflegte.
Von dem Jungen sagte man sich zudem unter den Zauberern des Orts, dass er irgendeine geheime bekannte Herkunft habe, auch wenn nicht alle daran glaubten. Andererseits gab es mehr als nur eine Hexe oder einen weiteren Zauberer, der selbst heimliche mehr oder weniger ehrenhafte Berühmtheit innehatte, einer der Gründe in Llanbedr zu leben, war für sich sein zu können und seine Ruhe zu haben, so dass dieses Gerücht nicht ins Gewicht fiel. Viele Dorfbewohner vertraten die Meinung, dass sie sich nicht für die Geheimnisse anderer zu interessieren brauchten, wenn man sie ihre eigenen kleinen Geschichten verbergen ließ.

Die Familie auf dem Hügel bestand ausnahmslos aus Zauberern, ihre Mitglieder hatten jedoch, wie man ein paar wenigen Gesprächen mit den beiden Erwachsenen entnehmen konnte, zumindest irgendwann einmal alle drei auch Verwandtschaft in der Muggelwelt gehabt.

Mrs. Polly McGregor, die nächste Nachbarin der Familie, die den Umstand der Zaubererwelt anzugehören nicht wirklich mit ihnen teilte, obwohl sie mit ihm vertraut war (sie gehörte zwar einer Zaubererfamilie an, war selbst aber keine Hexe), wusste ein wenig mehr über die drei Männer.
Sie stand im regelmäßigem Kontakt mit dem braunhaarigem Mann und dem Jungen.
So wusste sie, dass der Mann mit dem Namen Remus Lupin das traurige Schicksal hatte, als Kind zum Werwolf geworden zu sein und regelmäßig Wolfsbanntränke zu sich nahm, dafür sorgte, bei Vollmond entweder im Wald in der Nähe des Hauses zu sein (den viele Bewohner an den Stellen, zu denen er ging, mieden, da es nicht ganz falsche Gerüchte über einige gefährliche Tiere und Pflanzen in der Gegend gab) oder sich im unteren Keller einschloss, für den Fall, dass der Trank einmal aus welchen Gründen auch immer nicht wirkte. Ausgenommen Tage, an denen der andere erwachsene Bewohner des Hauses da war, der ihn in Schach halten könnte, sollte es brenzlig werden.
Er hatte ihr davon, bald nachdem er und die beiden anderen nach Llanbedr gekommen waren, in aller Stille erzählt und sie darum gebeten bei Vollmond auf den Jungen, der sein Patensohn war und dessen Vormund er geworden war, als seine Eltern gestorben waren, aufzupassen. Dies tat sie gern und bereitwillig. Auch weil sie selbst nur mit ihren beiden Katzen zusammen lebte, seit ihr Sohn Fergus vor ein paar Jahren nach Glasgow gezogen war, wo er als Anwalt für Zauberer arbeitete, ein Beruf, der recht neuartig und selten gesehen war, jedoch durchaus Anklang fand. Ein Grund aus dem Polly gern bereit war Remus Lupin zu helfen, war der, dass er sie ein wenig an ihren Sohn erinnerte.

Der Junge, auf den sie so regelmäßig aufpasste und der auch außerhalb der Zeit des Vollmonds durchaus manchmal vorbei kam, war, als sie ihn das erste mal sah, nicht einmal zwei Jahre alt.
Seine Augen fielen ihr auf und deren Farbe und auch die Zeit, in der die drei Bewohner des Hauses auf dem Hügel nach Llanbedr gekommen waren, gaben ihr eine gewisse Vermutung darüber, wer sie sein könnten, jedoch beschloss sie bald, dass wenn einer der Männer der Meinung wäre, sie solle davon erfahren, sich ihr anvertrauen würde, sie aber ansonsten wohl besser über die Ideen und Theorien, die sie hatte, schwieg. Tatsächlich würden sie ihr ein paar Jahre später vieles erzählen.
Der Junge hieß Harry (wie sein Nachname lautete, wusste sie zu Anfang noch nicht, auch wenn sie einen Verdacht hatte) und war furchtbar neugierig und schien ein beachtliches Potential an magischen Fähigkeiten zu haben.
Sie hatte selten erlebt, dass ein junger Zauberer so viel an magischen Unfällen zustande bringen konnte. Nicht, dass er jemals wirklich Schaden anrichtete, die Dinge, die er tat waren größtenteils eher seltsam und harmlos (wie wenn er das Fell ihrer Katzen wachsen ließ und es gleichzeitig irgendwie blau färbte), aber sie schätzte, dass in der Nähe dieses Jungen sehr viel mehr geschah, als es bei anderen Zaubererkindern üblich war. Jedoch hatte sie auch neben ihrem Sohn wenige andere Kinder in dem Alter gekannt (und in Llanbedr war Harry der einzige in seinem Alter außer ihm gab es überhaupt nur noch zwei Dorfbewohner, die jünger als 14 Jahre waren, denn viele der Kinder, die es einmal gegeben hatte, waren lange erwachsen geworden und fortgezogen, wenige waren in einem Alter, um Kinder zu bekommen, oder zeigten großes Interesse daran und neue Bewohner gab es nur selten).

Wie es bei vielen Zauberern üblich war, kümmerte sich Harrys Vormund um seine Ausbildung, unterstützt von Polly, dem schwarzhaarigem dritten Bewohner des Hauses mit dem Namen Severus Snape und einer weiteren Bewohnerin des Dorfes, eine alte Frau, die (auch wenn Polly es nicht gern zugab) ihr relativ ähnlich war, mit dem Namen Arabella Figg, die wie sie zwar Teil einer Zaubererfamilie war jedoch selbst keine Hexe. Schnell zeigte sich, dass Harry neben den Anzeichen starker Magie in Form zufälliger Ausbrüche wilder Magie auch ein gutes Verständnis für Logik und Sprache besaß verbunden mit einem Sinn für Ästhetik, den er als siebenjähriger deutlich machte, als er begann, Abbildungen aus den verschiedenen Büchern von Remus und Severus und aus den drei Kinderbüchern, die ihm selbst gehörten, abzuzeichnen und farbig zu gestalten in einer Art, die zwar sicherlich noch kindlich war, aber zeigte, dass er ein Auge dafür besaß, welche Farben, Proportionen und Schattierungen ansprechend wirkten. Allerdings langweilten ihn allzu theoretische Dinge. So zeigte er deutlich seinen Unmut, als Mrs. Figg (die alle Mrs. Figg nannten, auch wenn sie ihren Vornamen kannten, im Gegensatz zu Polly, die alle Polly nannten und von der einige Leute im Dorf wahrscheinlich nicht mal mehr wussten, wie ihr Nachname lautete) versuchte ihm Mathematik nahe zu bringen.

Zaubern lernte er natürlich noch nicht (das würde er in der Zauberschule Hogwarts lernen, bei der er schon seit seiner Geburt (laut Remus Lupin) eingeschrieben war), jedoch versuchte Severus Snape, der irgendwie eine Art Zweit-Vormund für ihn war, wenn er nicht gerade arbeitete (an eben jener Schule, zu der Harry später gehen würde) über Flohnetzwerk, Eulenpost oder wenn er einmal wieder in Person in Llanbedr war, ihm Zaubertrankkunde nahe zu bringen, indem er ihm aufgab bestimmte Kapitel in ausgewählten Büchern zu lesen, die Bestimmung der Pflanzen in dem sonst Harry verwehrtem Teil des Gartens der Familie durchzuführen (bei der Lupin oder Polly in der Nähe blieben, um sicherzugehen, dass Harry nicht irgendetwas Gefährliches dabei anstellte) oder ihn nach seiner Meinung zu einem bestimmten Trank, einer Zutat oder einem Herstellungsverfahren fragte und (als Harry acht wurde) auch begann, ihm beim Zubereiten von Tränken helfen und zuschauen zu lassen. Weil der Trank, den Severus, wenn er in Llanbedr war, am häufigsten braute der Wolfsbanntrank für Remus war, war dies der erste Trank, dessen Rezeptur (obgleich eine der schwierigsten) Harry ihm fehlerfrei beschreiben konnte, auch wenn er ihn nicht zubereitete, da das selbstständige Brauen von Tränken (auf Remus Wunsch hin) für Harry erst mit der Zeit in Hogwarts beginnen sollte.

Es bereitete allen große Freude, als Severus (untypisch für ihn selbst) aus diesem Anlass und weil bald Harrys Geburtstag haben würde, sich mit Remus zusammentat und in ihrer Küche etwas für eine kleine Feier zusammen kochte, denn beide hatten ein großes Talent fürs Backen und Kochen und wenn sie sich einmal zusammentaten und sich ein wenig Zeit nahmen, entstand Essen, das sie auch gut in einem teurem Restaurant hätten verkaufen können.
Außerdem war es das Jahr, in dem Harry das letzte mal zu Hause unterrichtet werden würde, da er nun nach Hogwarts gehen sollte.

Derjenige, der Letzterem am meisten entgegen sah, war zweifellos Harry selbst, der sich außerdem freute endlich einen eigenen Zauberstab zu bekommen. Er hätte einen Kinderzauberstab (ein Spielzeug, das nur wenige und sehr harmlose Zauber vollbringen ließ, vor allem Lichteffekte oder Geruchserzeugungen) haben können und Polly wusste, dass in einigen seltenen Fällen Kinder in Zaubererfamilien auch früh echte Stäbe bekamen, aber angesichts der schon zu Genüge geschehenden Zaubereien, die Harry ohne Zauberstab vollbrachte und auch weil die meisten Zauberer (darunter Lupin, der natürlich das meiste in Bezug auf Harrys Erziehung zu sagen hatte) der Meinung waren, dass es vernünftig war, Kindern erst ab einem gewissem Alter Zauberstäbe zu geben, hatte Lupin entschieden, dass sie Harrys Stab erst kaufen gingen, wenn er den Brief von Hogwarts bekam.

Sie hatten gerade angefangen in kleiner Runde vor dem Haus Lupins, Snapes und Harrys zu essen (Harry, Lupin, Snape, Polly, Mrs. Figg, Mr. und Mrs. Bérnard (die französische Wurzeln hatten und mit denen sich Lupin gut verstand), sowie die Katzenschar Pollys und Mrs. Figgs und die beiden Hunde der Bérnards (die Lupin misstrauische Hundeblicke zuwarfen)), als die ersehnte Eule kam. Harry wollte eigentlich sofort den Brief lesen und dann losgehen und einen Zauberstab bekommen und zaubern und nach Hogwarts reisen, aber Remus schaffte es ihn (mit dem unglaublichen Talent eines Ziehvaters) zu beruhigen und zum Hinsetzen zu bewegen (Harry hatte angefangen enthusiastisch durch den Vorgarten zu laufen und dabei auch ein paar mal vor Freude zu hüpfen (ein liebenswerter Anblick)). Keiner nahm jedoch dem Jungen seine Begeisterung übel.
Und Remus lieh sich Mr. Bérnards Schleiereule, um schnell einen Brief an die Schule zu schicken, mit dem sie bestätigten, dass Harrys Brief angekommen war (auch wenn das nicht unbedingt nötig war, da Severus als Lehrer an Hogwarts arbeitete und seine Kenntnisnahme wahrscheinlich genügte, aber das ganze war mehr eine Formsache).

Das Essen war (wie vorausgesehen) wunderbar und während die anderen Erwachsenen sich unterhielten, fragte Harry Remus über einige Dinge über Hogwarts aus und darüber, wann sie die Sachen kaufen würden, die in dem Brief (den er trotz eines strengen Blicks Severus', weil er eigentlich essen sollte, inzwischen fünfmal gelesen hatte) erwähnt wurden.
Es wurde beschlossen, dass Harry mit Severus und Remus am nächsten Tag nach London gehen würde, um dort in der Einkaufsstraße für Zauberer mit dem Namen Winkelgasse die benötigten Sachen zu besorgen. Es gab zwar auch in ihrer Nähe eine kleine Straße mit vielem Benötigtem, jedoch war dort das Angebot oft sehr begrenzt und Harry brauchte neben einem Zauberstab, einigen Büchern und ein paar Dingen, die sie teilweise bereits besaßen, auch ein Paar Schulumhänge und ein Haustier. Hierfür boten sich der Zauberstabladen von Ollivander, Madam Malkins' Laden für Umhänge und einer der Tierläden in der Winkelgasse an.
Weil es dann langsam spät wurde, brachte Lupin es irgendwie fertig, Harry etwas zu beruhigen und ins Bett zu bringen, und ging selbst ebenfalls schlafen, während die übrigen Erwachsenen noch eine Weile bei ein paar Gläsern Wein aus dem kleinem Vorrat Severus', den er sich neben guten Zaubertrankzutaten, wie er den anderen nach ein wenig Alkohol verriet, als einzigen Luxus leistete, zusammensaßen, bis sich die Gäste schließlich verabschiedeten.
Polly hatte es interessant gefunden, den zweiten Mann des Hauses etwas näher kennenzulernen, und freute sich für Harry, sie hoffte, er würde die gute Zeit, die ihm alle in Hogwarts wünschten, auch haben und vielleicht auch ein paar Freunde in seinem Alter finden (schließlich mangelte es an diesen in ihrem kleinem Ort).

Als Harry in seinem Zimmer im Haus auf dem Hügel erwachte, grinste er breit, nachdem sein Blick auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett fiel, auf dem neben seiner Brille der Brief von Hogwarts lag, den er vorm Schlafen noch mehrere weitere male gelesen hatte.

An: Mr. H. Potter
Das Haus auf dem Hügel
Im Vorgarten
Llanbedr, Wales

stand auf dem Umschlag und Harry fragte sich, ob bei der Adressierung irgendein Zauber gewirkt worden war, der automatisch seinen Standpunkt erkannte, oder ob man beim Versenden ihn irgendwie auf magischem Wege gesucht und dann den Brief dementsprechend adressiert hatte.
Der Brief selbst war höflich und knapp gehalten, und wenig von Interesse. Das wichtige war die Liste, die beilag, und auf der alle die Dinge aufgeführt waren, die er als Erstklässler benötigen würde. Harry würde Schulkleidung, Umhänge und Schutzhandschuhe brauchen (letzteres versprach, gefährliche und interessante Unterrichtsstunden), einen eigenen Kessel (den Severus versprochen hatte mit ihm aus seiner Sammlung auszusuchen) und vor allem eine ganze Reihe an Büchern mit vielversprechenden Titeln (einige waren nicht ganz so vielversprechend, aber Harry entschied, dass sie es dennoch durchaus sein könnten). Remus hatte ihm allerdings gesagt, dass sie nicht alle Bücher neu kaufen würden müssen, da er und Severus zumindest vier selbst bereits zu ihrer Schulzeit verwendet hatten, bei Zweien mussten sie allerdings erst überprüfen, ob es allzu große Unterschiede bei der vor acht Jahren erschienen Neuauflage gab.
Das beste waren jedoch natürlich der Vermerk über ein Haustier am Ende der Liste und der Zauberstab.

Harry schielte zu der kleinen Tischuhr neben dem Brief. Es war schon um 5. Sicher war das eine berechtigte Zeit, um Remus und Severus zu wecken, damit sie sich schnell fertig machen und nach London gehen konnten (Und noch etwas, dass einfach nur genial war: Er würde London sehen.)?

Schnell stand er auf und rannte die kleine Treppe hinunter zu den beiden anderen Schlafzimmern des Hauses, die nahe beim Wohnzimmer im Erdgeschoss lagen.
Anscheinend war Remus bereits aufgewacht, denn er kam gerade aus seinem Zimmer und sah ein wenig verschlafen aus. Harry strahlte ihn begeistert an.

„Wann gehen wir los?", sagte er zu seinem Paten und gab sich große Mühe nicht auf der Stelle herumzuhüpfen vor Vorfreude. „Soll ich Sev schon wecken? Soll ich mich schon anziehen? Werden wir über das Flohnetzwerk reisen oder apparieren?", okay er hüpfte trotzdem. Und vielleicht hätte ihn das für gewöhnlich gestört, denn schließlich war er kein kleines Kind, er ging bald nach Hogwarts und er wusste schon viel, aber er war einfach sehr sehr aufgeregt (allerdings auch ein wenig nervös, was er jedoch Remus nicht zeigen wollte).

Remus stöhnte leise, aber auch etwas belustigt. „Ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre, Severus jetzt zu wecken, ich glaube, er war noch etwas länger wach als wir beide. Und du weißt, wie er sein kann, wenn er nicht ausgeschlafen hat. Aber wir können Frühstück machen, wenn du willst."

Seinem Vorschlag folgend, ging Harry mit seinem Paten in die Küche und begann den kleinen Tisch, der gegenüber der Küchenzeile vor dem Fenster stand, zu decken, während Remus ein paar Eier und etwas Speck anbriet und zwei Pfannkuchen für Harry machte.
Kurz darauf kam Severus in die Küche, der bereits angezogen war, und einen seiner langen schwarzen Umhänge über einer dunklen Hose trug. Er sah düster und ernst aus, aber als er Harry und Remus anschaute, konnten beide doch ein leichtes Lächeln in seinen Augen sehen (er hätte dies natürlich bestritten). Er hatte die Morgenzeitung in seiner Hand und setzte sich nach einem Morgengruß an seine beiden Mitbewohner an den Tisch, wo er begann, die Schlagzeilen zu überfliegen. Er gab Harry, der sich inzwischen zu ihm gesetzt hatte, die Rätselseite und während Remus noch den zweiten Pfannkuchen fertig machte, versuchte sich Harry an dem Kreuzworträtsel. Er schaffte es drei der gesuchten Wörter zu finden, ehe sein Pate fertig wurde (Vorname der Sängerin C. Warbeck (er hatte CELESTINA schon ein paar mal in ihrem Radio gehört (Severus suchte bei ihrer Ansage stets einen anderen Sender)), Autor eines Buchs über magische Geschöpfe (Newt) – SCAMANDER stand auf seiner Bücherliste und der berühmte Magier und die Sagengestalt mit dem L von CELESTINA und dem R aus SCAMANDER war MERLIN). Dann legte Severus seine Zeitung neben seinen Teller und Harry tippte die Rätselseite mit seinem Finger an (was einen einfachen in die Seite eingelegten Zauber auslöste, der die Begriffe, die er bereits gefunden hatte aus dem Papier hervorhob) bevor er seine Seite ebenfalls weglegte.

Als sie fertig gegessen hatten, ging Harry schnell nach oben um sich Anzuziehen und die Liste einzustecken, während Severus den Tisch abräumte und Remus nach einem kurzem Blick auf die Zeitung ebenfalls ging, um sich anzuziehen.
Harry wurde ein wenig unsicher, als er darüber nachdachte, dass er heute sicher auch ein paar gleichaltrige Zauberer oder Hexen treffen könnte und er gar nicht wusste, wie sich andere Kinder in seinem Alter eigentlich anzogen. Sein einziges „Vorbild" hätte sein Cousin Dudley Dursley sein können, dessen Familie er einmal im Jahr besuchte, aus Gründen die ihm schleierhaft waren, da sie einander nicht leiden konnten, die jedoch keine Diskussion mit Harrys Paten oder den anderen Erwachsenen zuließen. Doch sich nach Dudley zu richten, schien ihm wenig ratsam. Er war nicht gerade der sympathischste oder bestangezogendste Junge.
Schließlich dachte er sich, dass er mit einer einfache dunklen Hose und einem einfarbigen T-Shirt nichts falsch machen könnte. Und so wichtig konnte Kleidung nicht sein.

Remus und Severus waren im Wohnzimmer und warteten bereits, als er wieder herunterkam, fragten aber nicht, warum ausgerechnet Harry (der ja so ungeduldig gewesen war) am längsten gebraucht hatte. Sie waren vor dem Kamin und Remus hatte die Dose mit dem Flohpulver in der Hand, wie Harry erleichtert feststellte, da dies hieß, dass sie nicht apparieren würden, wovon ihm immer übel wurde.

„In Ordnung.", sagte Remus, „Severus geht als Erster, dann kommst du, Harry, und ich folge euch beiden als Letzter."
Dann entzündete er mit einer kleinen Geste seiner Hand ein Feuer im Kamin und warf er ein wenig von dem Pulver hinein, das die Flammen kurz darauf grün färbte. Severus trat in das Feuer und sprach „Winkelgasse" und Remus und Harry sahen zu, wie er verschwand.
„Gut. Nun du.", sagte Harrys Pate zu ihm „Und pass auf, dass du deutlich sprichst.", ergänzte er (es hatte bei einer der wenigen Reisen per Flohnetzwerk Harrys einen Vorfall gegeben, bei dem er seinem Paten einiges an Sorgen bereitet hatte, weil er eine Silbe des Ziels verschluckt hatte, und folglich nicht ankam, wo er hätte ankommen sollen, der jedoch glimpflich ausgegangen war).
Harry unterdrückte den Drang die Augen zu verdrehen (das Ereignis mit seinem kleinem Irrweg war ein Jahr her und seither hatte er bei den beiden anderen malen die er gereist war, alles richtig gemacht) und folgte Severus.

Er kam auf dem Kaminrost in einem gemütlich wirkendem kleinem Zimmer an und stieg aus dem Kamin, wo Severus bereits wartete.
„Wir sind im „Tropfenden Kessel". ", erklärte Remus Harry, nachdem er diesem gefolgt war. „Zur Winkelgasse kommen wir durch den Hinterhof."

Harry folgte den beiden anderen also in besagten Hof und zu einer Mauer, wo Remus leicht mit dem Zauberstab gegen einige der Steine tippte, die dann auseinander glitten und einen Durchgang bildeten.

Die Winkelgasse war überwältigend. Die kleine Ladenecke in der Nähe ihres Dorfes war nichts dagegen. Harry staunte nicht schlecht über die Reihe an Läden und geheimnisvoll wirkenden Gebäuden. Alles wirkte größer und teilweise auch irgendwie moderner als die weit auseinander liegenden alten Häuser in Llanbedr.
Harry folgte Remus und Severus zu „Gringotts". Das Gebäude war hoch und schneeweiß und fiel zwischen den anderen Häusern sehr auf. Vor einem Tor stand ein Wesen in einer rot-goldenen Uniform, das nur ein Kobold sein konnte. Harry hatte einmal einen in Llanbedr gesehen, allerdings war dies bereits ein paar Jahre her, und betrachtete ihn fasziniert.
Er wusste von der Zaubererbank, wenn er sie hingegen auch nie zuvor selbst gesehen hatte. Auch von dem Spruch, den er auf der silbernen Doppeltür lesen konnte, als sie auf diese zugingen und dann hindurch schritten, hatte er schon gehört. Remus hatte ihm erklärt, dass der Spruch (der vor Diebstahl warnte) nicht nur eine Warnung an jeden Dieb war, sondern obendrein ein Zauber, der jedes mal, wenn ihn jemand las, den Schutz der Bank verstärkte. Eine ziemlich geniale Art und Weise das Gold der Zauberer, die ihre Kunden waren, zu beschützen, wie Harry fand.

Im Innern sah er viele weitere Kobolde und sie teilten sich auf. Severus ging zu einem freiem Schalter mit einem leicht griesgrämig blickendem dunkel-blauäugigen Kobold und er und Remus standen bald vor einem weiterem Kobold, dem Remus einen kleinen Schlüssel gab.
An dem Schalter neben ihnen bemerkte Harry einen großen bärtigen Mann, der hoch über dem Kobold vor ihm aufragte und eine Reihe an Taschen in seiner Kleidung entleerte, wohl auf der Suche nach irgendetwas darin.

„Hallo Hagrid.", sagte sein Pate zu dem Mann, als auch er ihn bemerkte. Der Riese schaute auf und sah Remus und Harry und lächelte dann breit.

„Lupin.", sagte er freudig. Dann betrachtete er Harry neugierig.

„Harry.", erwiderte er die unausgesprochene Frage.

Hagrids Augen wurden groß. Dann wurde sein Lächeln noch breiter. „Du bist Harry? Ich hab dich als Baby gekannt. Warst noch ganz klein und winzig." Nun im Vergleich zu dem großen Mann war Harry das wohl immer noch.

„Kommst dieses Jahr nach Hogwarts nich wahr?"

„Ja.", antwortete Harry und beschloss, dass Hagrid in Ordnung war.

„Brauchst du Hilfe?", fragte Remus und deutete auf den auf dem Schalter entleerten Inhalt von Hagrids Taschen.

„Such einen Brief von Dumbledore, bin in seinem Auftrag hier, kann ihn aber nich mehr finden. Muss irgendwo hier sein."

Lupin zog seinen Zauberstab und deutete auf Hagrid.

„Accio Brief.", murmelte er und ein zerknitterter Umschlag flog aus einer der Taschen Hagrids.

„Danke dir.", erwiderte dieser. „Hätte noch eine Weile gebraucht ihn zu find'n, schätz ich." Dann reichte er den Brief an den ebenfalls erleichtert wirkenden Kobold vor ihm und begann die verschiedenen Dinge auf dem Schalter wieder einzupacken.

Inzwischen hatte der Kobold an Remus' und Harrys Theke einen weiteren Kobold herbeigerufen und wies sie nun an ihm zu folgen. Severus war bereits mit einem anderem vorausgegangen.
Sie verabschiedeten sich von Hagrid, folgten dem Kobold und fuhren auf Schienen in einem kleinem Wagen durch die unteren Stockwerke der Bank und an mehreren Verliesen vorbei, in denen andere Zauberer und Hexen ihr Vermögen liegen hatten, und holten dann schließlich ein wenig Gold aus Lupins Verlies und etwas mehr für Harry selbst aus dem Verlies, das seinen Eltern gehört hatte (es war voller als das von seinem Paten, weswegen er sich beinahe schlecht gefühlt hätte, doch der andere hatte ihm klar gemacht, dass er sich deswegen keine Gedanken machen sollte).
Als sie wieder aus den Verliesen kamen, wartete Severus bereits auf sie, Hagrid allerdings schien noch nicht zurückgekommen zu sein. Harry hätte ihn gern noch einmal gesprochen, aber Severus erklärte ihm, dass er ihn in Hogwarts sehen würde, da er wie er selbst dort arbeitete, wenn auch nicht als Lehrer sondern als Wildhüter, der die Ländereien verwaltete.

Dann gingen sie zusammen zu „Flourish & Blotts", um seine Bücher zu holen. Harrys Pate zeigte außerdem auf eines der Werke im Schaufenster und erklärte, dass das das Buch von dem Autor war, für den er am Anfang des Jahres Korrektur gelesen und ein paar Fakten recherchiert hatte. Harry betrachtete es interessiert, denn er hatte einen Teil der Arbeit seines Paten mitbekommen, jedoch war das Buch ein Werk über Geschichte (ein Thema, das ihn nur mäßig begeisterte) und somit richtete er seinen Blick bald auf die anderen Bücher.
Ein paar von ihnen hatte er schon bei ihnen zu Hause oder in einem der Regale anderer Bewohner des Dorfs gesehen, doch die meisten waren ihm unbekannt. Er hätte gerne einige von ihnen näher betrachtete, Remus bestand jedoch darauf, zunächst seine Schulbücher zu kaufen und zog Harry auch ohne viele Worte aus einer Ecke mit Büchern über Flüche, Tricks und Zauberscherze fort.

Es gab eine ganze Reihe Kinder in Harrys Alter in dem Laden. Viele schienen wie er ihre Bücher für Hogwarts zu kaufen und nachdem er seine Augen von den Regalen (mehr oder weniger freiwillig im Fall der Zauberscherzbücher) gelöst hatte, betrachtete er verstohlen diejenigen, die die gleichen Bücher wie er selbst zu kaufen schienen, während Remus in einer Ecke mit Büchern über Geister und Geistwesen anscheinend etwas entdeckt hatte, das sein Interesse erweckt und ihn abgelenkt hatte, und in die ersten Seiten eines dunkelblauen Buches versunken war. Severus hatte es ihm gleich getan und begutachtete ein paar Werke in den Regalen zu Büchern zum Thema Zaubertrankkunde. Deswegen konnte Harry sich selbst ein wenig Zeit nehmen, um die vermeintlichen zukünftigen Mitschüler genauer zu betrachten.
Die anderen Kinder waren vollkommen unterschiedlich und Harry stellte erleichtert fest, dass er mit seiner Kleidung nicht aus ihnen herausstach. Viele waren anscheinend mit ihren Eltern und Geschwistern unterwegs und Harry fühlte etwas Bedauern darüber, dass seine Mutter und sein Vater gestorben waren, und er sich im Grunde nicht an sie erinnern konnte, dachte dann aber an Remus und Severus und wusste, dass es zwar traurig, aber in Ordnung war, dass seine Eltern ihn nicht begleiten konnten.

Eine der Familien fiel ihm auf, da ihr gleich fünf Kinder angehörten und alle, auch die beiden Eltern, auffällig rote Haare hatten. Zwei der Kinder, die Harry ein wenig älter als sich selbst einschätzte, zeigten wie er Interesse an dem Regal mit den bunten Zauberscherz und Fluchbüchern und sahen sich beinahe unheimlich ähnlich. Wahrscheinlich waren sie Zwillinge.
Die beiden anderen Jungen der Familie hingegen schienen Harry sehr unterschiedlich. Der augenscheinlich Ältere hatte eine strenge Haltung, wirkte etwas eingebildet und hatte sehr ordentlich angelegte Kleidung, der andere hatte viele Sommersprossen um seine Nase, sein Sachen waren etwas durcheinander und er schien irgendwie wenig begeistert von seinem Bruder zu sein (falls sie Brüder waren, wie Harry annahm). Das kleine Mädchen, das neben der etwas molligen Frau, die sicher die Mutter war, die einzige weibliche Person in der Gruppe zu sein schien, merkte anscheinend, dass er sie beobachtete und sah auf, also ließ Harry seinen Blick weiterwandern (er wollte nicht unhöflich erscheinen), bemerkte aber noch, dass der jüngste Junge eines der Bücher in der Hand hatte, die er selbst brauchen würde. Wahrscheinlich würden sie in einem Jahrgang in Hogwarts sein.

Harry hätte sich noch weiter umgesehen, allerdings stand inzwischen sein Pate neben ihm, der sich von seinem Buch gelöst hatte.
Er hatte Harrys Betrachtung der rothaarigen Familie anscheinend bemerkt, denn, nachdem er dem Vater kurz zugewunken hatte, sagte er zu Harry: „Das sind die Weasleys. Arthur und Molly und ihre Kinder. Sind eine nette Familie, aber manchmal etwas hitzköpfig."
„Ich glaube, der Junge mit den vielen Sommersprossen kommt dieses Jahr auch nach Hogwarts.", sagte Harry „Er hat eins der Bücher in der Hand, das Erstklässler benötigen."
„Stimmt. Das müsste Ronald sein. Allerdings kann ich mich irren. Sie haben sieben Kinder und ich bin mir bei den Namen nicht ganz sicher. Naja. Sicher erfährst du das ja bald. Komm jetzt, ich habe deine Bücher schon bezahlt und Severus ist schon draußen."

Sie ließen also den Buchladen und die Weasleys hinter sich und gingen nun zu einem Laden für Zaubertränkebedarf, in dem Severus mit Harry eine Reihe an Zutaten heraussuchte. Als Professor für Zaubertränke in Hogwarts war er für die Befüllung der Zaubertrankzutatenschränke zuständig und er meinte, dass es nicht schaden könne, wenn sie beide Harrys Wissen über die Zutaten etwas übten. Außerdem suchte er sich auf diese Weise auch die Dinge aus, mit denen er selbst würde arbeiten müssen und laut Severus sollten gute Tränkebrauer stets selbst die Qualität ihrer Zutaten überprüfen oder einige, bei denen sich dies anbot, am besten auch selbst anbauen oder besorgen (bei ihnen zu Hause hatte er dafür einen gesonderten Platz im Garten).

Es folgte der Ladenbesuch, dem Harry am ungeduldigsten entgegengefiebert hatte. Sie mussten nicht weit gehen. „Ollivander – Gute Zauberstäbe seit 382 v. Chr." stand auf dem Aushängeschild über der Tür und Harrys Hände kribbelten bei dem Gedanken einen eigenen Zauberstab zu bekommen.
Im Gegensatz zu den anderen Läden war das Schaufenster hier wenig dekoriert und wirkte etwas staubig. Ein einzelner Stab lag auf einem Samtkissen und Harry vermutete, dass dieser wohl irgendeine besondere Antiquität sein könnte, aber wahrscheinlicher nur ein Zauberstab von vielen des Ladens, der für jeden einzelnen anderen stand, den man in ihm kaufen konnte.
Zu dritt traten sie ein und sahen sich einer alten Theke und einer Reihe von Regalen voller verschlossener Schachteln gegenüber. Auf der Theke selbst und einem einzelnen Stuhl lagen weitere Schachteln und Harry wurde klar, dass in ihnen allen Zauberstäbe sein mussten. Ein Gedanke, der etwas Überwältigendes hatte.
Ansonsten schien es, als wäre der Großteil des Ladens seit Jahrzehnten unberührt, auch wenn Harry sich sicher war, dass dem nicht so sein konnte, wenn es stimmte, was Remus ihm erzählt hatte (nämlich, dass die meisten Zauberer Britanniens bei Ollivander ihre Stäbe im Alter von 10 oder 11 Jahren kauften). Er fragte sich, ob eine Art Zauber auf dem Raum lag, der Altertum und Staub hervorrief. Zumindest fühlte es sich an, als würde irgendeine Art von Magie in dem Laden wirken, denn er spürte ein leichtes Kribbeln unter der Haut, das er sich nur so und durch die Nähe zu den viele Zauberstäben erklären konnte.

Wie aus dem Nichts stand dann plötzlich ein alter silberhaariger Mann vor ihnen. „Ah ja.", sagte er. „Harry Potter. Ich wusste doch, dass sie bald kommen würden." Er betrachtete ihn kurz und meinte dann: „Sie haben die Augen Ihrer Mutter. Ist ein paar Jahre her, dass sie zu mir kam. Hatte einen schönen Stab. Weidenholz, geschmeidig, 10 ¼ Zoll, ein sehr hübscher Stab und gut für Verzauberungen. Ja, ja." Er trat näher und meinte dann: „Aber Sie sehen auch Ihrem Vater sehr ähnlich. Ihm habe ich damals einen Stab aus Mahagoni verkauft, 11 Zoll, recht elastisch. Einiges an Kraft und recht gut für Verwandlungszauber."
Dann stand er fast direkt vor Harry und berührte seine Stirn.
Harry wusste, was er anschaute.
„Ah und hier", sagte der Mann „Hier hat..."
Er sprach nicht weiter und Harry spürte Remus Hand auf seiner Schulter. Natürlich wusste er wovon der Mann, offenkundig Mr. Ollivander, sprach. Sein Pate hatte ihm vor ein paar Jahren erzählt, warum er mit ihm und Severus zusammen wohnte, und dass seine Eltern von einem Zauberer getötet worden waren, der auch ihn hatte töten wollen, dies jedoch nicht geschafft hatte. Der Versuch hatte stattdessen den anderen umgebracht aus Gründen, die keiner so recht zu kennen schien, aber Remus meinte, er vermutete, dass irgendeine Art alte Magie ihn beschützt hatte. Ein weiteres Ergebnis der Nacht, in der seine Eltern starben und er irgendwie überlebte, war, dass er auf der Stirn eine feine Narbe hatte, die einem Blitz ähnelte. Meistens verdeckten sie jedoch seine Haare, worüber Harry irgendwie ganz froh war, denn er wusste, dass Remus und Severus bei ihrem Anblick manchmal traurig wurden, wohl weil sie an seine Eltern dachten, obwohl sie natürlich auch froh waren, dass er noch lebte.
„Nun, es tut mir leid, dies zu sagen, aber ich habe auch den Stab, der dies angerichtet hat verkauft...", murmelte Mr Ollivander „13 ½ Zoll und aus Eibe. Ein sehr, sehr mächtiger Stab..."
Harry vermutete, er hätte noch weiter gesprochen (oder wäre noch näher herangerückt, irgendwie waren diese Nähe und auch die unwirklich hellen offenen Augen unheimlich), dann jedoch bemerkte Mr Olllivander zum Glück die beiden Männer hinter Harry.
„Remus Lupin.", bekundete er und lächelte ein wenig „10 ¼ Zoll, Zypresse, Einhornhaarkern, biegsam, guter Stab und eine interessante Mischung. Ich glaube ihr Vater hatte einen Stab mit ähnlicher Länge, ebenfalls Einhorn, aber ich weiß nicht, aus welchem Holz der Stab gewesen ist, war leider keiner meiner eigenen Kunden, zu alt, Sie verstehen.", er nickte ihm zu und Harry vermutete, er hoffte, Lupin könnte ihm sämtliche Daten nennen (anscheinend war Zauberstäbe zu kennen ein Spleen Ollivanders, und auch sicher nicht schlecht für seinen Beruf).

Der Mann wandte sich gerade Severus zu, wohl um sich auch seinen Stab ins Gedächtnis zu rufen und womöglich noch das Wissen über den Stab seiner Mutter (Severus Vater war, wie Harry wusste, ebenso wie Remus Mutter keine Hexe, kein Zauberer gewesen (und auch kein sehr guter Vater, wie er aus dem wenigen was der Mann ihm gegenüber zu dem Thema preisgegeben hatte, entnahm)), doch Remus unterbrach ihn.
„Nun wie Sie schon festgestellt haben, Mr. Ollivander, sind wir wegen Harry hier.", erklärte er.
„Ah, ich bin ein wenig abgeschweift, nicht wahr...", sagte der alte Mann, wohl mehr zu sich selbst und zog dann ein langes Maßband aus einer Tasche. „Nun gut. Welches ist Ihre Zauberstabhand?"
„Ich bin Rechtshänder.", erklärte Harry und ließ Mr. Ollivander die Länge seiner Arme, den Abstand seiner Schultern und seine Größe abmessen. Nach einer Weile verselbständigte sich das Band und maß von alleine weiter, wobei Harry sich zunehmend fragte, wozu es manche Dinge abmaß (den Abstand seiner Augenbrauen, die Höhe seiner Ohren...) und gleichzeitig fasziniert wunderte, wie wohl dieses Band funktionierte.
Mr. Ollivander verschwand derweil zwischen einigen Regalen und erfuhr wohl die Abmessungen irgendwie auf magischem Wege. Harry hörte ihn zwischen einigen der Schachteln herum kramen.

Severus hatte derweil den kleinen Stuhl freigeräumt, sich gesetzt und begonnen ein Buch zu lesen, das er bei ihrem Einkauf in Flourish & Blotts erstanden hatte.

„Ist er immer so?", fragte Harry an Remus gewandt und meinte Mr. Ollivander.

„Ich schätze schon.", meinte Remus und schmunzelte ein wenig. „Als ich meinen Zauberstab bekommen habe, war es jedenfalls. Und ich habe gehört, sein Vater war ihm im Äußeren als auch im Verhalten sehr ähnlich, also scheint es bei den Ollivanders in der Familie zu liegen. Ich muss sagen, es ist beachtlich, wie viele Zauberstäbe und Benutzer er aus dem Gedächtnis abrufen kann und die Zauberstablehre selbst ist ein sehr interessanter Zweig der Magie, wenn auch einer von dem ich wenig verstehe."

Das Maßband begann den Abstand zwischen Harrys Nasenlöchern zu messen, als Ollivander ihm sagte, das das genüge (und Harry fragte sich, ob der Mann neben den Daten der Zauberstäbe wohl auch die Maße ihrer Besitzer verinnerlichte) und mit einigen Schachteln aus den Regalreihen zurückkam.

„Hier", sagte er zu Harry und reichte ihm einen Stab aus einer der Schachteln „Versuchen Sie den hier. Buche und Drachenherzfasern, 9 Zoll, biegsam. Schwingen Sie ihn einmal in der Luft."
Harry nahm den Stab und folgte der Anweisung, doch sogleich riss der alte Mann ihm den Stab wieder aus der Hand.
„Nein, nein. Hier: Ahornholz mit Phönixfeder."
Diesmal hatte Harry den Stab kaum erhoben, da nahm Mr. Ollivander ihn wieder fort.
„Ebenholz und Einhornhaare", sagte er und reichte ihm einen weiteren Stab.
Harry schwang ihn kurz und Severus sprang erschrocken auf, als neben ihm eine Scheibe Glas zerbrach.
„Absolut nicht.", rief Ollivander und nahm auch diesen Stab wieder weg, während Harry entschuldigend zu Severus blickte und Remus leise gluckste, was ihm einen unfreundlichen Blick von dem anderem Mann einbrachte, der jedoch Harry zeigte, dass nichts geschehen war. Der Zauber, der wohl auch für den Eindruck von Alter im Laden sorgte, ersetzte bereits das zerbrochene Glas und die Scherben verschwanden nur einen Moment später.

Mr. Ollivander begann Schachteln um Schachteln zu öffnen und Harry hörte auf zu zählen, wie viele Zauberstäbe er in der Hand gehalten hatte. Er war fast ein wenig unsicher und fürchtete, dass er vielleicht keinen Stab bekommen würde, aber Remus stand neben ihm und sagte:
„Das ist nicht ungewöhnlich, Harry. Und außerdem...", er nickte Richtung Mr. Ollivander, der inzwischen immer lebhafter zu werden schien (und Harry war sich nicht sicher, ob er sich nicht täuschte, aber er schien angefangen zu haben zu summen). „... machst du ihm eine große Freude. Mr. Ollivander mag schwierige Kunden."
„Allerdings, allerdings", meinte der Mann, der Harrys Paten anscheinend gehört hatte. „Nun, ich frage mich... ja... hier versuchen Sie es mal mit diesem. 11 Zoll, Stechpalme und Phönixfeder."

Diesmal spürte Harry, dass etwas anders war. Irgendwie wurde ihm warm, als er den Stab berührte. Er schwang ihn kurz und nur ganz leicht und ein paar goldene und silberne Funken kamen aus dem Zauberstab. Severus sah auf und Remus zwinkerte Harry zu.

„Das ist der richtige.", stellte Harry leicht fragend fest. Er war kein Zauberstabmacher, aber es fühlte sich natürlich an den Stab zu halten, also nahm er an, dass irgendetwas daran richtig war.

„Oh ja. Ja, in der Tat. Sehr gut, sehr gut. Wenn auch seltsam...", begann Mr. Ollivander zu murmeln und legte derweil einige der Stäbe in ihre Schachteln zurück.
„Wirklich seltsam..."

Harry verunsicherte das „seltsam" doch etwas, er sagte nichts, aber sein Blick musste dem Zauberstabverkäufer gezeigt haben, dass er sich fragte, was er meinte.

„Nun, sehen Sie, Mr. Potter", sagte Mr. Ollivander und wandte sich wieder Harry, Remus und dem inzwischen aufgestandenem Severus zu, „Ich erinnere mich an jeden Stab, den ich je verkauft habe und es gab einen weiteren Stab mit einer Feder eben jenes Phönix, der auch diesem seinen Kern gegeben hat. Einen Stab, der, wie ich sehr bedauere, Ihnen" und er zeigte auf seine Stirn „diese Narbe gegeben hat. 13 ½ Zoll, Eibe. Mächtiger Stab. Interessante Verbindung. Zu vielem fähig. Hat viel Großartiges geleistet, wenn natürlich auch Schreckliches."

Harry wurde ein wenig schlecht bei dem Gedanken und sein Pate beeilte sich zum Glück und bezahlte den Stab.

Als sie den Laden verließen, sah Harry Remus und Severus in die Augen und fragte: „Ist das schlimm? Mit dem Stab meine ich. Ich meine, er fühlt sich richtig an, aber wenn..."

Severus unterbrach ihn und sagte bestimmt: „... du bist der Zauberer, Harry und du bestimmst, was du mit den Dingen, die dir gegeben werden, tust und ich denke nicht, dass du wie ER wirst."

Remus nickte. „Außerdem versteht fast keiner, wie sich Stäbe ihre Besitzer aussuchen und wie sie untereinander wirken. Selbst Leuten wie Ollivander geben sich in dem Bereich einige Rätsel auf und ich bin sicher, dass es gute Gründe für die Wahl eines Stabs gibt und wenn du mit ihm arbeiten kannst, wird daraus nichts Schlechtes entstehen."

Harry war immer noch etwas beunruhigt, doch dann schaute sein Pate sehr ernst drein und sagte: „Allerdings" und Harry hatte irgendwie Angst, dass er etwas sehr Übles sagen würde und spürte neben ihm, wie Severus irritiert auf Remus' Tonfall reagierte „allerdings sollten wir aufpassen, dass du dich nicht in jemanden verliebst, der einen Zauberstab aus Eiche hat, es heißt Ehen zwischen den beiden enden nie gut."

Harry wurde rot und fing an zu stammeln, denn er hatte überhaupt kein Interesse daran und überhaupt er war erst 11 (naja fast) und Mädchen und Liebessachen waren peinlich.

Severus' Blick wurde genervt und er murmelte etwas von „Aberglauben" (etwas von dem er nicht viel hielt (allerdings wussten alle drei, dass auch Remus derlei Dinge ablehnte und dass er sie einfach nur hatte aufheitern wollen, was er erfolgreich getan hatte)).

Remus gluckste belustigt ob seiner beiden Begleiter und etwas weniger bedrückt gingen sie zum nächsten Punkt auf Harrys Liste über.

„Ich denke, das Haustier besorgen wir zuletzt.", meinte Harrys Pate und Severus und Harry stimmten ihm zu. „Nun dann brauchen wir deine Kleidung."
Sie gingen zu einem Geschäft dessen Ladenschild es als „Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten" auswies.
Eine stämmige kleine Frau begrüßte sie und erkannte gleich, dass Harry nach Hogwarts gehen würde und seine Uniform brauchte.
„Es wird eine kleine Weile dauern.", sagte sie und Harry versicherte Remus und Severus, die beide noch ein paar eigene Besorgungen machen wollten, dass er allein zurecht kam und sie ruhig kurz ihre Angelegenheiten erledigen konnten.

„Bis gleich.", sagte Remus und dann verließen er und Severus den Laden.

„Nette Begleiter, hast du da.", sagte Madam Malkin (zumindest war sich Harry sicher, dass sie Madam Malkin war) und zwinkerte freundlich. „Du kannst nach hinten gehen, ich komme gleich nach. Es ist übrigens noch jemand hier, der nach Hogwarts geht."

Nun, das konnte Harrys Interesse durchaus erwecken. Zwar hatte er heute schon eine ganze Reihe an faszinierenden Dingen erlebt und gesehen, aber er hatte bisher mit keinem gleichaltrigem Zauberer oder einer gleichaltrigen Hexe geredet und war dementsprechend aufgeregt.

Der andere Schüler, der nach Hogwarts gehen würde, stellte sich als blonder, etwas blasser Junge mit einem leicht spitzem Gesicht heraus, der ein wenig steif auf einem Schemel stand, hinter dem eine weitere Hexe stand und mit Nadeln einen langen Umhang absteckte, dem sie ihm übergezogen hatte. Harry selbst wurde von der ersten Hexe auf einen zweiten Schemel neben dem ersten gestellt und dann wurde auch ihm ein Umhang über den Kopf gezogen.

Er wandte sich dem Jungen zu.

„Hallo", sagte er. „Ich bin Harry, du gehst auch nach Hogwarts, nicht wahr?"

Erst dachte er, er hätte vielleicht etwas falsch gemacht, denn der Gesichtsausdruck des Jungen war nicht gerade freundlich, dann jedoch schien sich irgendetwas zu verändern und der andere sah ein wenig netter aus.

„Ja.", meinte er und nickte, was die Hexe hinter ihm kurz zu irritieren schien, da der Umhang leicht verrutschte, doch sie fasste sich gleich wieder. „Ich bin mit meinen Eltern hier. Mein Vater besorgt gerade die Bücher und meine Mutter schaut sich ein paar Zauberstäbe an.", er klang leicht arrogant als er das sagte, aber irgendwie auch wenig begeistert.

„Musst du nicht deinen Zauberstab mit aussuchen?", fragte Harry ihn.

„Eigentlich schon.", meinte der andere „Ich glaube, sie hat nur irgendetwas gesucht, was sie tun kann, schätze ich. Was ist mit dir, bist du alleine hier?"

„Nein.", erwiderte Harry „Ich bin mit meinem Paten und nun... ich schätze Severus ist eine Art Ziehelternteil... nun jedenfalls bin ich mit den beiden hier."

„Severus?", fragte der blonde Junge, nun auf einmal hellhörig geworden, und Harry wusste nicht, ob er es sich einbildete, aber irgendwie schien er etwas fröhlicher zu sein. „Doch nicht Severus Snape, oder?"

„Doch.", sagte Harry und freute sich, weil er anscheinend etwas gefunden hatte, dass den anderen begeistern konnte und weil der blonde Junge hinter seiner Steifheit und leichten Arroganz zuvor doch ganz nett sein zu können schien. „Woher kennst du ihn?"
„Severus ist mein Pate.", sagte der Junge. „Naja. Mehr oder weniger." und er schaute etwas griesgrämig „Mein Vater und er hatten vor einiger Zeit irgendeinen Streit, deswegen seh ich ihn nicht allzu oft, auch wenn meine Mutter ihn mag."

„Du bist Draco?", fragte Harry, der Severus schon von seinem Patensohn hatte sprechen hören.

„Ja, genau. Wie kommt es, dass Onkel Sev dich begleitet?"

Harry zögerte kurz. „Meine Eltern sind tot", sagte er dann. „Ich lebe bei meinem Paten und Severus."

„Oh."

„Ist nicht so schlimm. Sie sind schon recht lange tot, ich meine ich erinnere mich wenig an sie, was schade ist, aber Severus und Remus sind toll. Remus ist mein Pate."

Draco schien die Erklärung hinzunehmen oder nicht weiter zu beachten (anscheinend wollte er auf ein bestimmtes Thema hinaus). „Mit Sev zu leben ist bestimmt nicht schlecht.", sagte er (und Harry bemerkte, dass Draco den selben Spitznamen für Severus benutzte wie er selbst, was ihn innerlich etwas grinsen ließ, weil er wusste, dass „Sev" immer sagte, dass er diesen Namen nicht ganz so sehr mochte, auch wenn er eigentlich Gefallen daran zu haben schien, wenn Harry ihn so nannte und er vermutete, dass es ihm mit seinem Patensohn genauso erging) und dann „Er ist der Leiter von einem der Häuser in Hogwarts, wusstest du das?"

Harry nickte (und irritierte seinerseits nun die Hexe hinter ihm).

„Weißt du schon, in welches Haus du kommst? Ich meine, ja, eigentlich weiß man es nicht, bevor man zugeordnet wurde, aber ich bin sicher, dass ich in Onkel Sevs Haus komme, alle in meiner Familie waren in Slytherin."

Harry überlegte, was er über das Haus von Severus wusste. Er hatte einmal gehört, dass Slytherin dafür bekannt war viele Vorurteile gegen Hexen und Zauberer zu haben, die Muggelgeborene waren oder Eltern hatten, die muggelgeboren waren, und dass angeblich viele „böse" Zauberer aus dem Haus kamen. Allerdings hielt Harry wenig von Vorurteilen (Remus und Severus hatten ihm beigebracht, sich zwar stets die Meinung anderer anzuhören, jedoch zunächst selbst Informationen und Erfahrung zu sammeln und dann seine eigenen Schlüsse zu ziehen) und wusste auch, dass auch scharfer Verstand und Spitzfindigkeit (wenn auch bisweilen mit etwas List vermischt) als Qualitäten von Schülern Slytherins galten. Wenngleich es vielleicht nicht unwahrscheinlich war, dass in der Familie Dracos durchaus einige Mitglieder in den dunklen Künsten bewandert waren, dem Zweig der Magie, den man allgemein hin als böse betrachtete und der tatsächlich einige Zauber hatte, die Harry selbst in diese Kategorie zugeordnet hätte. Nicht zuletzt den Fluch, der seine Eltern umgebracht hatte. Doch zu dem Haus gehörte auch einiges mehr.
Er überlegte, was er dem anderen antworten könnte.

„Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, wohin ich kommen könnte.", sagte er schließlich „Meine Eltern waren, soweit ich weiß, in Gryffindor und Remus auch, aber er wäre beinahe nach Ravenclaw gekommen, und Sev war natürlich in Slytherin. Ich habe eigentlich gegen keins der Häuser etwas. Aber ich schätze Hufflepuff würde mich nicht unbedingt begeistern, ich denke nicht, dass ich in das Haus passen würde." Harry kannte nur eine ehemalige Hufflepuffschülerin und das war die alte Mrs. McLachlan, die im Zentrum von Llanbedr wohnte und ihr Geld mit mehr oder weniger präzisem Handlesen verdiente. Sie war zwar nett, aber er glaubte nicht, ihr ähnlich zu sein und sie galt als typische Hufflepuff, auch nach Severus und Remus Meinung.
„Mh.", machte der andere „Ich schätze, wenn ich nach Hufflepuff käme, würde ich weglaufen."

„Naja.", erwiderte Harry „Wie gesagt, ich wäre nicht begeistert darüber, aber ich denke, weglaufen würde ich nicht, schließlich wäre ich immer noch Schüler von Hogwarts."

Der andere musterte ihn interessiert.

„Nun, ich meine, es ist eine gute Schule. Und außerdem kenne ich nur eine Ehemalige aus Hufflepuff, vielleicht merke ich, dass das Haus okay ist. Aber ich denke sowieso, dass es unwahrscheinlich ist, dass ich ein Hufflepuff werde, also muss ich mir wahrscheinlich keine Gedanken machen.", erklärte sich Harry und war sicher, dass er ein wenig rot wurde.

„Mm.", machte der andere. Dann verstummte ihr Gespräch etwas, was Harry leicht verstörte.

„Ist das dein Pate?", fragte Draco und deutete auf das Fenster zur Straße hinaus.

Tatsächlich stand Remus draußen vor dem Geschäft. Er hatte drei Eistüten in der Hand (zwei links, eine rechts) und winkte Harry mit der rechten Hand leicht zu, als er seinen Blick bemerkte. Er nickte zu dem Eis und gab Harry so zu verstehen, dass er vor dem Laden warten würde. Zwar kannte er sicher einen Zauber, um zu verhindern mit dem Eis Flecken zu machen, aber irgendwie gehörte es sich einfach nicht, in ein Bekleidungsgeschäft mit etwas zum essen zu gehen.

„Ja.", sagte Harry.

Kurz wirkte der Junge neben ihm, als ob er etwas Abschätziges sagen wollte, dann jedoch schien Draco es sich anders zu überlegen und nickte nur. Harry war ihm dafür dankbar, denn eigentlich war der Blonde ganz okay, aber er neigte vielleicht ein wenig dazu arrogant zu sein. Er wollte ihn nicht nicht leiden können, wegen eines blöden halbherzigen Kommentars, den er abgeben könnte.

Severus gesellte sich zu Remus und hob eine Augenbraue, als er Draco bemerkte, er nickte ihm und Harry zu und Harry sah, dass Draco leicht lächelte, und begann dann ein Gespräch mit Remus.

„Nun, wenn Sev ihn mag, ist dein Pate sicher auch okay.", meinte der blonde Junge.

„So, du bist fertig.", sagte da Madam Malkin (bzw. die Hexe, die hinter Harry stand, schließlich könnte auch die zweite Hexe Madam Malkin sein oder sie waren beide Madam Malkin und Schwestern oder so (auch wenn sie sich nicht ähnlich sahen)).

Harry sprang von dem Schemel und überlegte, ob er auf Draco warten sollte, aber der meinte: „Ist schon okay. Wir sehen uns ja sicher bald. Und mein Vater und Onkel Sev haben wie gesagt eine kleine Meinungsverschiedenheit, sie müssen sich nicht unbedingt über den Weg laufen."

„Okay. Bis bald, hoffentlich.", sagte Harry, nickte ihm zu und verließ den Laden. Die Rechnung und die Kleidung würden ihm per Eulenpost zugeschickt werden, wie ihm Madam Malkin erklärt hatte (anscheinend hatten sie dafür eigens ein paar gut ausgebildete große Eulen).

Dann reichte ihm Remus ein Eis (das andere hatte er bereits Severus gegeben, der zwar meinte, er fände Süßspeisen nicht besonders toll, aber dennoch seine Eistüte genommen hatte) und sie liefen ein wenig weiter die Straßen entlang.

„Warum verstehst du dich nicht mit Dracos Vater?", fragte Harry Severus beim Gehen.

Der Mann zuckte ein wenig zusammen und zog dann eine Grimasse.

„Er und ich haben... ein paar unterschiedliche Ansichten."

„Lucius Malfoy ist bisweilen kein sehr angenehmer Mann", meinte Remus. „Er hat einige Vorurteile gegen Muggelstämmige und neigt dazu sich mit Geld Sympathien zu erkaufen."

„Ich hoffe nur er verzieht Draco nicht allzu sehr.", meinte Severus. „Der Junge ist eigentlich recht klug und sicher auch fähig, aber ich glaube, er könnte auch durchaus etwas weniger selbstgefällig sein und einige der Dinge, die er anscheinend von seinem Vater aufschnappt, hätte ich lieber nicht aus seinem Mund gehört."

„Das habe ich mir auch gedacht.", erwiderte Harry nachdenklich. „Dass er eigentlich ganz nett und interessant sein könnte, aber etwas herablassend zu sein scheint, meine ich."

Severus schwieg.

Sie aßen ihr Eis auf und gingen dann in einen Laden für Schreibbedarf, wo Harry gemeinsam mit Remus ein paar Federkiele aussuchte und Severus für seinen eigenen und nun auch Harrys Bedarf Pergament kaufte.

Danach gingen sie zu „Eeylops Eulenkaufhaus". Sie hatten beschlossen, dass eine Eule sicherlich das nützlichste Haustier war, und Harry bestaunte dir große Auswahl an Vögeln, bis er sich für eine weiße Schneeeule entschied, die auch Severus Zustimmung fand, der erzählte, dass er selbst einmal einen Bekannten mit einer Schneeeule gehabt habe und sie diesem gute Dienste geleistet hatte. Remus schaute leicht wehmütig zu einem kleinem Waldkauz (er hatte einmal einen besessen, der jedoch verstorben war) und dann verließen sie das Gebäude wieder und Harry musste ein wenig blinzeln, da es in dem Kaufhaus sehr dunkel gewesen war und die plötzliche Sonne, wenn sie auch schon fast dabei war unterzugehen, da es doch schon recht spät geworden war, ihn irritierte.

Sie beeilten sich auf dem Rückweg und Severus apparierte mit ihren Einkäufen voraus.

Zu Hause angekommen brachten sie Ordnung in die Einkäufe und suchten einen guten Platz für den Käfig von Harrys Eule in seinem Zimmer, die bereits losgeflogen war, um die Gegend zu erkunden, wohl um gute Futterstellen zu finden.

Dann aßen sie noch schnell zu Abend und wie am Tag zuvor gingen Remus und Harry früh zu Bett, während Severus noch etwas aufblieb.

Die Zeit bis zum 1. September, an dem das Schuljahr beginnen würde, verflog danach schnell. Ein paar Tage nach ihrem Einkauf hatte Harry Geburtstag. Aber in Anbetracht dessen, dass es erst kurz vorher eine Feier gegeben hatte, hielten sie diesen recht spartanisch und in familiärer Runde ab und Remus hatte einen kleinen aber köstlichen Kuchen gebacken und mit elf kleinen blauen Feuern, die auf dessen Rand brannten und keine Wärme abgaben, aber sehr schön aussahen, verziert. Da einige der Sachen für Hogwarts bereits Teile seiner Geschenke gewesen waren, bekam Harry nicht mehr viel (ein kleines dünnes Buch mit einfachen Ratschlägen für alle möglichen Gelegenheiten, das wie Remus meinte ein paar nützliche Informationen enthielt, und eine Packung mit Schokofröschen, die er und Severus in der Winkelgasse gekauft hatten, während Harry bei Madam Malkin war), aber die besten Geschenke hatte er ja auch bereits gehabt.

Severus verabschiedete sich ein paar Tage vor September, da er als Lehrer frühzeitig nach Hogwarts musste, um Vorbereitungen für das Schuljahr zu treffen, und Harry verbrachte die Tage mit dem Lesen seiner Schulbücher, ein paar Spielen Zaubererschach, um das ihm beizubringen er seinen Paten gebeten hatte, mit wenigen Gesprächen mit Polly, der er begeistert seinen Stab und seine Eule zeigte, die er Hedwig getauft hatte, und er war sogar so guter Dinge, dass er einen Brief an seine Verwandten schrieb (in dem er jedoch vieles, die Magie Betreffendes, ausließ, da er sehr gut wusste, dass sie Zauberei ablehnten) von dem er aber nicht erwartete, dass sie ihn beantworten würden. Kurz hatte er überlegt, Hedwig den Brief bringen zu lassen, dann jedoch entschied er sich, dass ein Brief per Muggelpost die bessere Lösung war. Er war mit dem Konzept dieser Briefüberbringung vertraut, in Llanbedr benutzte man beides gleichermaßen, also bereitete es ihm keine Probleme. Remus hatte begonnen an der Korrektur eines neuen Buchs zu arbeiten und erzählte Harry bisweilen über das Schachbrett oder den Frühstückstisch hinweg über dessen Inhalt (es war ein Buch über die Theorie des Zauberspruchkreierens und klang sehr interessant, aber auch sehr kompliziert, und Remus zeigte ihm einen der neuen Sprüche, die der Autor als Beispiel gebracht hatte (er testete als Teil seiner Korrekturen Zaubersprüche häufig selbst aus, Zaubertränke beriet er jedoch, wenn er einmal auf sie stieß, mit Severus). Bevor sie es sich versahen, waren sie auch schon am 31. August angelangt.

Am Abend packten Harry und sein Pate seine Sachen zusammen und überprüften, dass auch alles da war und dann ging er noch, um sich von Polly zu verabschieden, die am nächsten Morgen nicht mitkommen würde, und schließlich lag Harry auch schon in seinem Bett und begann von Hogwarts zu träumen.