Oaky: Das hier ist meine 2. Inu FF. Sie ist vom Anfang her schon mal besser als "Zeitfluss", mein Erstlingswerk (wird aber eh noch besser). Ab dem 2. Kapitel schreibt meine liebe Freundin Birgit mit, das grantiert ein schelleres Vorwärtskommen.. Mit den Formatierungen hier hab ich noch so meinen Probleme, werds aber sich noch lernen. Verbesserungsvorschläge werden dankend angenommen. :)
Geister der VergangenheitJahre waren vergangen seit das Shikon no Tama endgültig zusammengefügt wurde. Danach hatte sich der Brunnen einfach geschlossen, für immer.
Die junge Frau stand mit gesengtem Haupt auf dem Hof vor dem Schrein und dachte an damals, als sie zurückgekommen war um sich zu verabschieden.
Sie hatte sich entschieden im Mittelalter zu bleiben, auch wenn ihr bei dem Gedanken, ihre Familie nicht mehr sehen zu können, schwer ums Herz geworden war. Sie wusste bis heute nicht, was damals geschehen ist, doch als sie wieder gehen wollte, war der Brunnen nicht mehr passierbar.
Wieder schlichen sich Tränen in ihre Augen, wie jedes Mal, wenn sie zu einem neuen Ausgrabungsort aufbrach und sich innerlich wieder einmal verabschiedete. Ihr Studium der Archäologie hatte sie schon vor langer Zeit mit Auszeichnung abgeschlossen. Trotzdem wohnte sie mit ihren 27 Jahren noch immer zu Hause im Higurashi Schrein, sie hatte es nicht fertig gebracht fort zu gehen. Solange sie hier wohnte, hatte sie noch das Gefühl einer Verbindung zu der anderen Zeit, obwohl der Schrein mitsamt den Sachen von dort versiegelt war.
Wochen, sogar Monate lang war sie nicht gewillt gewesen die Umstände zu akzeptieren. Immer und immer wieder hatte sie versucht zurück zu kehren. ‚Das war einfach nicht fair!' Nachdem endlich beide erkannt hatten dass sie sich liebten, war ihnen ein Zusammensein verwehrt worden. Es hatte lange, sehr lange gedauert, bis sie darüber hinweg war. Doch oft trügt der äußere Schein, denn tief drinnen in ihrem Herzen trug sie noch immer eine große Trauer mit sich. Sie war es gewesen die den Schrein versiegelt hatte, vorher hatte sie noch das Shikon no Tama in den Schacht geworfen, Pfeil und Bogen und eine übrig gebliebene Miko-Robe in die Ecke geräumt. In dem Brunnen befanden sich schon lange keine Dämonenknochen mehr, das Juwel würde dort nicht in falsche Hände geraten.
Tränen tropften von ihrem Gesicht und landeten mit einem leisen Geräusch auf dem Boden. Sie blickte auf die kleinen nassen Flecke, die diese hinterlassen hatte und langsam wurde ihr bewusst was sie da tat. „Ich kann nicht ewig trauern. Mein Flug geht in 2 Stunden." Flüsterte sie und hob ihren Kopf. Ihr Blick streifte kurz den hölzernen Verschlag, als sie sich umdrehte und ins Haus zurück gehen wollte. Ein Klappern hinderte sie aber daran. „Inu Yasha?" rief Kagome hoffnungsvoll, eilte zu dem kleinen Gebäude und legte ihr Ohr an die Bretter. Sogar nach all den Jahren wartete sich noch darauf, dass er kam und sie holte, obwohl sie sehr gut wusste, dass für ihn der Weg hierher ebenfalls versperrt war. Enttäuscht lies sie von der Wand ab, kein Klopfen, kein Lebenszeichen war dahinter zu vernehmen gewesen.
Der Wind fuhr durch ihre Haare, ihr trauriger Blick glitt durch die Zweige des Goshinbuko und vor ihrem geistigen Auge sah sie den Halbdämonen darin sitzen. Mit einem Lächeln riss sie sich endgültig von ihrer Erinnerung los und ging ins Haus um zu frühstücken.
Kagome trank gemütlich ihren Tee, noch war Zeit, die Taschen waren gepackt und das Taxi längst bestellt. Entspannt lehnet sie sich auf ihrem Sitz zurück und nahm die Zeitung zur Hand. Schon die erste Seite lies sie ärgerlich die Augenbrauen zusammenziehen. Die Schlagzeile des Tages: „Aufregender neuer Fund im Süden Japans." Nachdem sie den Artikel weiter verfolgt hatte wurde sie entgültig wütend. „Das darf doch nicht wahr sein! Das ist meine Ausgrabungsstätte. Die haben einfach ohne mich angefangen und mir dann auch noch nicht einmal über den Fund bescheid gesagt." Dann blieb ihr Blick an dem Bild des Fundstückes hängen. Die Zeitung entglitt ihren Fingern und die Blätter segelten raschelnd zu Boden. „Tessaiga" hauchte sie nur, zu mehr war sie in dem Moment nicht imstande. Erst das klingeln des Telefons erlöste sie aus ihrer Starre.
„Hier bei Higurashi?"
„Frau Higurashi!" Klang es aufgeregt von andren Ende der Leitung. „Sie werden nie erraten was wir gefunden haben!"
„Wer ist da überhaupt?"
„Hier spricht Fumio von der Ausgrabungsstelle."
„Aha, na dann lass mich mal raten. Ein altes Schwert?" Kagome Stimme triefte nur so vor Hohn, sie war echt sauer deswegen.
„Äh, das auch." Kam es etwas peinlich berührt zurück.
„Wie kommen sie eigentlich dazu, ohne mich die Arbeiten zu beginnen." Kagome brüllte schon in den Hörer und wollte bereits auflegen, aber ein Name lies sie dann doch noch inne halten.
„Aber Herr Jigóku hat gesagt,..."
„WAS! Was macht der dort?"
„Er wurde ebenfalls von unserem Auftraggeber engagiert." Fumio war eindeutig verschüchtert von Kagome's ungewohnt aggressiven Sprechensweise.
Kagome hatte von diesem Herrn Jigóku schon gehört, er war ebenfalls ein sehr berühmter Archäologe. Sie war ihm sogar schon einmal begegnet, Gott sei Dank nur kurz, denn er war ihr von Anfang an unsympathisch gewesen. Allein der Blick, mit dem er sie gemusterte hatte.
Bei der Erinnerung an dieses kurze Zusammentreffen, kroch Kagome ein kalte Schauer den Rücken hoch. Und mit diesem Typen würde sie jetzt zusammenarbeiten müssen. Geistesabwesend legte sie auf und Fumio starrte ungläubig auf den Hörer der nur noch ein gleichmäßiges Tuten von sich gab. „Ich hab ihr doch noch gar nicht gesagt, was wir gefunden haben."
„Ich muss schnell dort hin, wer weiß was der Kerl sonst so alles anstellt." Hektisch suchte sie nach ihrem Koffer und fand ihn letztendlich abfahrtsbereit bei der Tür stehen. Ein Blick auf die Uhr: „In fünf Minuten müsste das Taxi kommen." Sie trat hinaus auf den Hof und schloss die Tür hinter sich, ohne sich bei ihrer Familie, die gerade erst verschlafen die Treppe herunter kam, zu verabschieden. Sogar die Reste ihres Frühstückes hatte die sonst so ordentlich junge Frau einfach am Tisch stehen lassen und hetzte nun hinunter zu der Straße.
Dort blieb sie erst mal stehen und versuchte zu Ruhe zu kommen.
Ein lauer Wind umwehte ihre Kleidung und ihr Haar, und ein ungutes Gefühl beschlich sie. Sie sah hinauf zum Schrein, ihrem Zuhause, ihre Augen suchten den heiligen Baum, von dem von der Straße aus nur die einige Blätter zu erkennen waren. Der Wind neigte die Äste, sodass er ihr zum Abschied zu winken schien. ‚Werde ich wieder zurück kommen?' Es war das erste Mal, dass sie sich diese Frage stellte. Gerade wollte sie noch hoch , sich von ihrer Familie verabschieden, doch das Taxi, das einige Verspätung hatte, hielt gerade mit quietschende Reifen vor ihr.
„Verzeihen Sie die Verspätung, Miss. Aber da war ein Stau,... und na ja. Auf jeden Fall wird es knapp mit dem Flugzeug." Er riss ihr den Koffer aus der Hand und schmiss diesen lieblos in den Kofferraum, danach bugsierte er seinen Fahrgast unsanft auf den Rücksitz. Die überrumpelte Kagome schaffte es gerade einmal Sota und ihrer Mutter, die nun am oberen Ende der Treppe standen, ein letztes Mal zuzuwinken, bevor das Auto wieder los fuhr und sich hupend zwischen die anderen Wagen drängte.
Endlich saß sie im Flugzeug nach Shikoku, die Taxifahrt war ein wahrer Alptraum gewesen und in Gedanken notierte sie sich, dieses Taxiunternehmen nie wieder zu beauftragen. Der Fahrer war unangenehm aufdringlich gewesen, ständig hatte er sie mit persönlichen Fragen gelöchert. Obwohl Kagome nie eine Antwort gegeben hatte, hatte er einfach nicht aufgegeben. Das Fahrzeug selbst hatte furchtbar gestunken und sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, worauf sie möglicher Weise gesessen hatte. Und mehr als einmal waren sie bloß knapp einem Unfall entgangen, sie hatte sich schon gefragt, ob er den Führerschein vielleicht im Lotto gewonnen hatte. Einem Anschiss ihrerseits ist er nur entkommen, da als sie gerade Luft dazu holte, sie bereits am Flughafen hielten und das Flugzeug bereits am Gate stand.
Nun konnte sie sich endlich entspannen und den Schlaf nachholen, den sie durch ihr frühes Aufstehen versäumt hatte. Dachte sie.
Als das Flugzeug langsam begann sich von der Bahn zu lösen, meldete sich wieder dieses mulmige Gefühl, das sich Flugangst nannte. Eigentlich hätte sie auch mit Auto und Schiff an ihr Ziel gelangen können, aber sie hatte extra einen Kurs wegen ihrer Flugangst besucht und hatte nun die Ergebnisse testen wollen.
„Tief einatmen. Mir kann hier nichts geschehen." Sagte sie sich laut vor.
‚Komisch. Damals hatte ich nie Angst.' Und wieder holte sie tief Luft und schloss die Augen um sich in eine Art Selbsthypnose zu versetzen.
Anstatt der Bilder von Ruhe und Gelassenheit, wie sie hätten erscheinen sollen, sah sie allerdings Bilder von damals. Damals als sie noch auf Kirara's Rücken quer durch Japan gereist ist. Oder mit Inu Yasha über die Wipfel der Bäume gesprungen. Da hatte sie niemals Angst zu haben gebraucht, immer war die Sicherheit da gewesen, dass sie jemand aufgefangen hätte, wäre sie gefallen. Doch das hier war eine Maschine, würde sie den Weg senkrecht zu Boden wählen, würde das auch so geschehen.
Panik wallte in ihr hoch und drohte sie zu überwältigen. Ein leiser Hauch an ihrem Ohr und ein sanfte, fast nicht wahrnehmbarer Druck an ihrer Schulter ließen sie wieder zu Ruhe kommen.
„Inu Yasha?" Schnell drehte sie ihren Kopf zur Seite und hoffte ihn zu erblicken, aber neben ihr war nur das kleine Fenster durch das man auf die Wolken blicken konnte. Sie sah hinunter und ihr fiel auf, dass sie schon über der kleinen Insel waren und wohl bald landen würden. Auch der Berg Tokushima, wo ihre jetzige Arbeitsstätte lag, war schon zu erkennen.
Irgendwie war sie jetzt ruhiger, hatte das Gefühl nicht mehr allein zu sein. ‚Was ist nur seit heute morgen geschehen?'
Das Flugzeug setzte zur Landung an und wieder wurde Kagome mulmig im Magen. Sie kniff die Augen fest zu und krallte ihre Finger in die Armlehnen der Sitze. ‚Hoffentlich ist es bald vorbei.' Und noch einmal spürte sie den sanften Druck auf ihrer Schulter. Sie öffnete ihre Augen nicht, auch die Lehnen lies sie nicht los, aber sie entspannte sich etwas und stellte sich vor, das Inu Yasha's Hand dort läge.
Als das Flugzeug endlich endgültig hielt und die Tür sich öffnete, stürzte Kagome als erste hinaus. Sie hatte sogar dabei einige Leute umgerannt, was sie in diesem Moment wenig kümmerte. Erleichtert lehnte sie sich an eine Wand und lies sich langsam dran hinunter gleiten. Wie froh war sie, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die Leute dich nach ihr den Ausgang passierten, bedachten sie mit seltsamen Blicken und die, die sie umgerannt hatte, tuschelten mit ihren Begleitern. Doch das war jetzt alles egal, sie hatte es geschafft, die Maschine wieder heil verlassen und nie wieder würde sie eine betreten, das stand für sie fest.
Die Gänge leerten sich immer mehr, nach und nach wurde es ruhig um Kagome. Als auch der letzte Passagier das Flugzeug verlassen hatte, wandte auch sie sich zum Gehen. Jemand von Hotel würde sicher schon warten, um sie abzuholen. Um ihren Koffer müsste sie ich keine Gedanken machen, die würden direkt zum Hotel geliefert werden. So ging sie, nun wieder festen Schrittes zum Ausgang, wo sie von jemanden in Empfang genommen wurde. Ein junger Mann mit dunklen Haaren wartete schon ungeduldig auf sie.
„Guten Tag, Frau Higurashi. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, sie hätten vielleicht den Flug verpasst."
„Nein, ich gehe nur gern als letzte raus. Kein Gedränge, sie verstehen?"
„Aber natürlich. Folgen sie mir, der Wagen wartet schon."
Mit einem knappen Nicken ging sie hinter ihm her und verließen den Flughafen. Die Fahrt zum Hotel gestaltet sich wesentlich angenehmer, als ihre letzte Taxifahrt. Der Wagen war sehr gepflegt und der Fahrer hüllte sich in Schweigen, sodass Kagome in Ruhe ihren Gedanken nachhängen konnte. Geistesabwesend starret sie aus dem Fenster, nur ab und zu erhaschte sie mit einem bewussten Blick ein Stück von der schönen Landschaft oder den Leuten an denen sie vorbeifuhren. Bald konnte sie auch schon im Hintergrund das Rauschen des Meeres vernehmen und sie fragte sich, ob sie von ihrem Zimmer aus, das Spiel der Wellen würde beobachten können.
Dann hielt der Wagen auch schon wieder und die Tür wurde ihr aufgehalten. Sichtlich entspannter als vor der Fahrt stieg sie aus, und starrte erst mal eine Weile das Hotel an, in dem sie Quartier beziehen sollte.
‚Ich wusste ja, dass der Auftraggeber nicht gerade arm ist. Aber wenn er es sich leisten kann, seine Archäologen in SO einem Hotel unterzubringen, dann muss er ja steinreich sein.'
Hinter ihr schloss sich die Autotür und riss sie aus ihren Überlegungen.
„Na dann wollen wir mal." Und sie ging in das Hotel um einzuchecken. Jetzt freute sie sich erst recht auf ihr Zimmer, mit Meerblick, wie sie von dem Rezeptzionisten erfahren hat.
Sie öffnete die Tür der Suite. Auf dem Bett lag schon ihr Koffer und wartet nur noch darauf von ihr ausgepackt zu werden. Doch zuerst betrat sie den Balkon, war einen Blick auf den Strand und das Meer, und zog genüsslich die salzig Luft ein. Erst dann ging sie zu ihrem Koffer und öffnete ihn.
„Das sind aber nicht meine Sachen."
Vorsichtig zog sie ein paar Kleidungstücke heraus.
„Eine rote Hose? Ein weißes Hemd?" Ihr Herz setzte eine Schlag aus und ihr Atem stockte, als ihr bewusst wurde, was das für eine Robe war. Noch ein Blick auf den restlichen Inhalt genügte und sie verlor das Bewusstsein. ‚Das muss ein böser Scherz sein.' Waren ihre letzten Gedanken, bevor sich ein Schleier darum legte.
In dem Koffer lagen noch 5 andere Sachen; eine kleine Stoffkatze, ein Kreisel, eine Kette mir Gebetsperlen, ein kleiner Boomrang und ein Rosenkranz.
