The End ….and a new beginning?

Chapter 1: Versetzt!

Sie blickte auf. Doch die Wunde an ihrer Seite ließ sie zusammen zucken, so dass sie ihren Kopf nur soweit heben konnte, um die Schuhe eines Mannes zu sehen, der nicht mal einen Meter von ihr entfernt stand. Sicher war sie sich nicht, aber es mussten die Schuhe eines Mannes sein. Solche hatte ihr Vater auch gehabt. Bei diesem Gedanken spürte sie erneut einen Schmerz. Nur diesmal war es nicht die Wunde, sondern ihr Herz, das ihr weh tat. Ihr Vater. Er war ihr als einziger geblieben. Aber er war nicht mehr da. Das hatten sie ihr gesagt. Aber sie konnte es nicht glauben. Das war doch nicht möglich. Nein!! Es konnte nicht wahr sein. Ihr Vater war doch ihr einziger Bezugspunkt. Der einzige, der ihr noch geblieben war. Nein!! Das stimmte auch nicht. Sie hatte noch IHN. Er war doch noch da! Und er würde sie sicher finden. Das würde er doch? Oder? Er war doch Detektiv! Er musste sie einfach finden! Er musste einfach!!

„Verdammt! Wo steckt die nur wieder?" Der junge Mann war nicht gerade dafür bekannt sehr geduldig zu sein. Und dieses mal hatte er schon gar keine Lust oder Zeit zu warten.

Sein Blick glitt zu der Uhr an seinem linken Handgelenk. „Ne halbe Stunde! Echt, die kann was erleben, wenn se hier auftaucht!"

Der Platz, an dem er stand und wartete war gut gefüllt. Menschen drängten sich in den Cafes und Restaurants, liefen durch die Geschäfte oder schlenderten nur so über den Platz. Das Wetter lud auch dazu ein. Es war wirklich ein herrlicher Tag. Die Sonne schien und von den vorhergesagten Wolken und Gewittern war nichts zu sehen.

Der junge Mann schaute aufmerksam auf die Menschenmassen, die an ihm vorbei strömten. Er suchte nach einem bekannten Gesicht. Nach ihrem Gesicht. Ja, er kannte ihr Gesicht in und auswendig. So wie sie seines kannte. Aber er wusste nicht nur, wie sie aussah, nein, er wusste wie sie war. Wie sie lachte, wie sie ging, wie ihre Stimme klang, wenn sie sich mit ihm unterhielt, oder ihn anschrie, je nach dem was er ihrer Meinung nach verdient hatte. Bei dem Gedanken musste er grinsen. Das Funkeln in ihren Augen wenn sie sich stritten. Er würde es sicher nie zu geben und schon gar nicht IHR sagen, aber sie hatte schon was. Etwas, das ihm gefiel, sehr sogar, wenn er ehrlich war. So war sie eben. Seine „Freundin".

Wieder sah er auf seine Uhr. „Also, das is' nich' normal. Die is' doch sonst immer überpünktlich." So langsam verlor er die Geduld. „Ich sollt' sie anrufen. Wahrscheinlich steht die hier schon rum, nur am falschen Platz." Etwas entnervt rollte er seine Augen bei dem Gedanken, dass sie beide auf einander wartend hier rum standen und sich am Ende wieder anschreien würden, nur um zu klären, wer denn jetzt am falschen Treffpunkt gewesen war.

Noch ganz in Gedanken versunken griff er mit der linken Hand in die Jackentasche. Doch was er suchte fand er weder in den Jackentaschen noch in den Taschen seiner Jeans.

„Verdammt! Jetzt liegt mein Handy auch noch zu Hause!" Am liebsten hätte er sich für diese Dummheit geohrfeigt, doch das hätte wirklich dumm ausgesehen und auch nichts gebracht.

Seine Augen suchten nach einem öffentlichen Telefon und nur einige Sekunden später hatte er eines ganz in seiner Nähe entdeckt.

Ein Mann telefonierte dort gerade, doch er schien das Gespräch zu beenden, denn Heiji hörte ihn sagen: "…bis später. Ich meld mich, wenn ich im Hotel bin." Damit hängte er den Hörer auf und verschwand in der Menschenmenge. Heiji blickte ihm einem Moment nach. Irgendetwas an diesem Mann erregte die Aufmerksamkeit des Detektivs. Etwas, das er nicht in Worte fassen konnte.

Der junge Mann schüttelte kurz den Kopf, wie um die Grübelei abzuwerfen.

„Das einzig komisch an dem Kerl sind seine Klamotten", stellte er entschieden fest und wandte sich ab.

Tatsächlich war der Mann, der eben den Apparat benutzt hatte, in den jetzt der junge Detektiv Münzen warf, mit einem langen schwarzen Mantel bekleidet. Damit hob er sich deutlich von den Mensche, die auf dem Platz zu sehen waren ab. Die meisten trugen bunte Kleidung. Aber in allen Fällen war sie leicht und entsprach eher den Temperaturen von über 30°C entsprachen, als die schwarzen Kleider dieses Mannes.

Den Detektiv interessierte er aber nicht mehr. Heiji wählte eine Nummer, die er sogar auswendig sagen konnte, würde man ihn nachts um zwei Uhr aus dem Schlaf reißen.

„Dann will ich mal hör' n, was se für ne Ausrede hat." Doch außer einem Freizeichen bekam er gar keine Antwort.

„Super! Wahrscheinlich treibt die sich in irgend' nem Laden rum und hat das Treffen vor lauter Einkaufen vergessen!" Der junge Mann konnte seine Wut nicht mehr verbergen, und donnerte den Hörer auf die Kabel, was ihm Kopfschütteln und missbilligende Blicke einiger Umstehender einbrachte. Eine ältere Dame konnte er über die Jugend von heute schimpfen hören. Doch Heiji hatte für solche Gespräche keinen Nerv. Er warf der Frau nur einen abschätzigen Blick zu und verzog sich dann, die Hände wütend in den Hosentaschen, Richtung Parkplatz.

Er hatte genug für heute. Erst der Fall, den er nicht voran brachte, dann der Krach mit seinem Vater, der mal wieder der Meinung war, die „Detektivspiele" seines Sohnes würden zu nichts führen, und schließlich die Warterei eben. Er war sauer und sie würde das zu spüren bekommen, wenn sie sich bei ihm meldete.

Sicher, es war nicht in Ordnung, den ganzen Ärger, der sich in ihm aufgestaut hatte an ihr auszulassen. Schließlich konnte sie weder etwas für den komplizierten Fall noch für die Einstellung seines Vaters, aber hätte sie ihn nicht angerufen und gebeten sich mit ihm treffen zu können, wäre er vielleicht in dem Fall schon weiter.

Als der junge Mann den Parkplatz, auf dem er sein Motorrad abgestellt hatte, erreichte, war seine Wut darüber versetzt worden zu sein schon verraucht.

Es war doch eigentlich gar nicht Kazuha's Art zuerst ein Treffen auszumachen und dann nicht zu erscheinen. Bis jetzt war immer er es gewesen, der sie hatte warten lassen. Sie hatte immer angerufen und gesagt, wenn es bei ihr später wurde, auch, wenn es sich nur um wenige Minuten handelte.

Aber ganz weg bleiben? Nein, das war nicht Kazuha! Er überlegte, was passiert sein konnte. Was konnte so wichtig sein, dass sie ein Treffen nicht absagte.

Er musste wieder an den Anruf denken. Sie hatte ihn aus seinen Grübeleien über den Fall gerissen und er war zu nächst alles andere als begeistert darüber gewesen. Doch irgendetwas war in ihrer Stimme. Sie klang anders. Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, und es als eine ihrer Launen abgetan. Doch jetzt, nachdem sie so für sie untypisch eine Verabredung hatte platzen lassen, fiel ihm das Telefonat wieder ein.

Eigentlich hatte sie nicht viel gesagt. Nur, dass sie ihm etwas sagen müsse, und das nicht über das Telefon ging. Er wollte zu ihr fahren, aber sie hatte als Treffpunkt den Platz vorgeschlagen, an dem er eben auf sie gewartet hatte.

Heiji setzte seinen Helm auf, und startet das Motorrad. Er verließ den Parkplatz, doch anstatt Richtung Polizei Hauptquartier zu fahren, wie er es eigentlich vorgehabt hatte, um dort vielleicht Informationen zu seinem Fall zu bekommen, bog er auf eine Straße, die aus der Stadt hinaus und in die Wohngegend, in der er mit seinen Eltern und auch Kazuha mit ihrem Vater lebte, führte.

Er wollte nach sehen, wo sie war. So langsam fing er an, sich Sorgen um sie zu machen.