Dies hier ist das erste Kapitel meiner vollständig überarbeiteten und veränderten Version einer FanFiction, die ich bereits auf der deutschen FanFiction-Seite hochgeladen hatte. Wer die ursprüngliche Version lesen möchte, kann das dort gerne tun. Der Titel ist Strange Ways. Ich weiß nicht genau, wann ich hier weitere Kapitel hochladen werde, da ich neben meinem Job auch noch an anderen Sachen arbeite, aber sobald ein neues Kapitel fertig ist, lade ich es erst auf der deutschen Seite und dann hier hoch.
Wer mir Reviews hinterlassen möchte, kann das gerne machen. Ich werde Fragen gerne beantworten und gehe auf Verbesserungsvorschläge und Ideen gerne ein.
Es war noch dunkel draußen, als mein Wecker klingelte. Ich hatte die Jalousie oben gelassen, so wie ich im Winter immer tat. Ich schaltete also meinen Wecker ab und knipste das Licht neben meinem Bett an. Heute war der Tag. Mein Geburtstag.
Nachdem ich eine Runde durch das leere Haus gedreht hatte, legte ich mich wieder ins Bett. Ich wollte nicht in die Schule. Nicht in die Klasse, die mich wechselnd ignorierte, oder zum Sandsack und Sündenbock machte. Nicht in den Unterricht, von dem ich nichts hatte, weil meine Lehrer mich ignorierten und meine Mitschüler dafür sorgten, dass ich nichts mit bekam.
Meine Eltern waren auf der Arbeit. Wie immer. Es war still geworden in unserem Haus. Anfang des Sommer war meine Schwester Lea ausgezogen. Sie hatte ihr Abi geschafft und sich um eine Ausbildung und eine WG gekümmert. Wir redeten noch häufig miteinander. Da unsere Eltern sich in keinster Weise für unsere Existenz zu interessieren schienen, mussten wir uns gegenseitig unterstützen. Leider half das nicht bei allen Problemen, die wir hatten.
Den Rest unserer Familie hatten wir nie kennen gelernt. Wir wussten, dass unsere Großeltern noch lebten. Sie hatten Lea zu ihrem 18. Geburtstag jeweils einen Brief geschickt, in welchem Sparbücher waren. Mehr hatten wir von ihnen nicht.
Ich wachte ein paar Stunden später wieder auf. Es war mittlerweile hell draußen, oder was man Mitte November noch als hell bezeichnen konnte. Graue Wolken hingen am Himmel. Es regnete zwar nicht, allerdings konnte es jederzeit anfangen. Ich blickte auf die Uhr. Es war halb zwölf. Ich stand also auf und ging erst einmal unter die Dusche. Danach fing ich an mir etwas zu essen zu kochen.
Um kurz nach zwölf klingelte das Telefon. Ich erkannte die Nummer auf dem Display als Leas und ging ran.
„Hey Schwesterchen."
„Alles Gute zum Geburtstag, Kleiner", begrüßte sie mich. Ich musste grinsen.
„Woher wusstest du, dass ich zu Hause bin?"
„Naja. Es ist dein Geburtstag. Du gehst nicht gerne in die Schule. Und es kontrolliert keiner, ob du hingehst oder nicht."
„Schon klar. Ich bin vorhersehbar."
„Wie geht's dir?"
„Na wie schon. Es geht", seufzte ich.
„Wollen wir am Wochenende was machen?"
„Was denn? Und die viel bessere Frage: Wo denn?"
„Wie wäre es damit: Ich bitte Jannik mir morgen Nachmittag sein Auto zu leihen. Dann gehen wir ins Kino und danach fahren wir ins Tennessee Mountain. Wie klingt das?"
„Schön."
„In Ordnung. Dann sehen wir uns morgen. Ich muss leider Schluss machen. Der Unterricht geht weiter. Hab noch einen schönen Tag. Ich hab dich lieb, Kleiner."
„Hab dich auch lieb, Schwesterchen", verabschiedete ich mich traurig.
Ich nahm mein Essen und ging zurück in mein Zimmer. Dort setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schaltete meinen PC an. Ich startete meine Lieblingsplaylist und suchte im Internet nach irgendetwas, das mich beschäftigen könnte. So sah mein Tag häufig aus. Ich drückte mich vor der Schule und durchforstete die unterschiedlichsten Seiten nach Geschichten, die ich noch nicht gelesen hatte. Manchmal las ich auch eines meiner Bücher.
Außer meiner Schwester hatte ich keine Familie. Ich hatte keine Freunde, nicht seit ich auf dem Gymnasium war und sich alle gegen gewendet hatten. Die Einzigen, zu denen ich noch ein wenig Kontakt hatte, waren Niklas und Annina. Und auch das war selten. Niklas war einer meiner ersten Freunde gewesen. Allerdings fand er auf dem Carolinum neue Freunde und neue Hobbies.
Annina hatte ich kennen gelernt, als ich anfing zum Bogenschießen zu gehen. Es war die einzige Sache, zu der meine Eltern mich konsequent brachten. Aber auch mit ihr sprach ich nur dort, alle zwei Wochen.
Ich hatte Angst mit Menschen zu reden. Ich hatte Schwierigkeiten damit in einem Restaurant zu bestellen, konnte keine neuen Freunde finden und schon gar nicht Mädchen ansprechen für die ich irgendetwas empfand. Der einzige Grund für meine mehr oder weniger Freundschaft mit Annina war, dass sie auf mich zukam und mich angesprochen hat, als ich das erste Mal beim Bogenschießen war.
Ich verbrachte also den Nachmittag auf meinem Zimmer. Vertieft in Bücher, Geschichten und die Musik. Als ich irgendwann ins Bad ging, um mir die Zähne zu putzen, merkte ich, dass meine Eltern zu Hause waren. Ich kehrte in mein Zimmer zurück und legte mich ins Bett.
Freitag stand ich wieder auf, als mein Wecker klingelte. Ich hatte gestern eine Entscheidung getroffen. Es war mir schwer gefallen, doch die Idee dazu, hatte ich bereits länger.
Ich konnte so nicht mehr weitermachen. Ich hatte schon häufiger darüber nachgedacht mir das Leben zu nehmen. Allerdings hielt Lea mich immer davon ab. Sie wusste zwar nichts von diesen Gedanken, aber einfach das Wissen, wie sie reagieren würde, machte mich fertig.
Aber wenn ich nicht hier leben konnte, musste ich es woanders neu versuchen. Irgendwo, wo mich niemand kannte. Irgendwo, wo ich verschwinden konnte. Vielleicht wäre es die Lösung.
Ich fing also an meine Flucht zu planen. Ich konnte nicht hier in der Nähe bleiben. Süddeutschland wäre eine Möglichkeit. Jedoch könnte man dort meine Herkunft leicht ermitteln und mich nach Hause bringen. England wäre einen Schritt weiter. Allerdings war mir das auch ein wenig zu nah.
Also fiel mein Blick auf Nordamerika. Es lag weit weg. Es gab kein Problem mit der Sprache, zumindest kein großes. Die einzigen Hürden waren, die Reise dorthin und meine Staatsbürgerschaft. Ich würde illegal einwandern müssen.
Ich suchte also einen Flug raus und hatte dadurch ein Datum. Meine Flucht würde am 24. November über die Bühne gehen. Vorher musste ich noch mein ganzes Geld von der Bank holen. Dann musste ich meine Sachen packen und erst einmal überlegen, was ich mitnehmen würde. Und zuletzt wollte ich noch einen Abschiedsbrief mit einer Bitte für Lea verfassen. Es gab Einiges zu tun.
Gegen drei Uhr kam Lea und holte mich ab. Wir fuhren in die Stadt und gingen dann ins Cinema Arthouse. Lea hatte Karten für Real Steel reserviert. Wir kauften uns etwas Popcorn und setzten uns ins Kino. Der Film war super. Anschließend fuhren wir ins Tennessee Mountain. Das Restaurant lag etwas außerhalb von Osnabrück. Als Lea mich zu Hause absetzte, war es bereits spät.
Den Rest des Wochenendes kümmerte ich mich vor allem darum, dass ich alles hatte, was ich für die Reise brauchen würde. Ich wusch die Kleidung, die ich mitnehmen wollte. Packte bereits den Koffer, zumindest mit den Sachen, die ich nicht mehr brauchte. Und schrieb mir eine Liste mit noch zu erledigenden Dingen.
Montag schwänzte ich erneut die Schule und besuchte die Sparkasse, um mein Sparbuch leer zu räumen und einen Großteil des Geldes von meinem Girokonto abzuheben./p
Dienstag ging ich in die Schule. Allerdings auch nur, um mein Schließfach zu leeren. Es war zwar nichts wirklich wichtiges darin, aber ich wollte lieber alles zu Hause haben. Am Nachmittag machte ich mich an die schwere Aufgabe den Abschiedsbrief für Lea zu schreiben.
Mittwoch blieb ich erneut zu Hause. Ich packte die letzten Sachen in meinen Koffer. Es war nur ein kleiner Rollkoffer. Mehr als Kleidung für drei Tage und meinen Kulturbeutel passte nicht hinein. Zusätzlich hatte ich meinen Rucksack mit den wichtigsten Dingen gepackt. Mein Laptop, mein MP3-Player, meine Notizbücher und der USB-Stick mit meinem gesamten Leben, zusätzlich noch ein Block, ein paar Stifte und alle benötigten Kabel passten so gerade in die Tasche. Mein Handy würde ich hier lassen. Leas Nummer hatte ich mir aufgeschrieben und den Rest brauchte ich nicht mehr.
Am Nachmittag kam mein Vater pünktlich um zehn vor fünf vorbei und brachte mich zum Bogenschießen. Abgesehen von der Auskunft, das meine Mutter mich wieder abholen würde, sagte er kein Wort zu mir. Das Schießen an sich war in Ordnung. Ich redete etwas mit Annina und Niklas und genoss die körperliche Aktivität. Um sieben Uhr verließ ich das Schützenhaus und stieg zu meiner wartenden Mutter ins Auto.
