Eigentlich hatte sich Don Eppes, Spezialagent des FBIs in L.A., auf einen ruhigen Freitagabend mit Baseball, Pizza und 2-3 Flaschen seines Lieblingsbiers gefreut. Doch das Klingeln seines Handys machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Genervt fischte er das Telefon von dem kleinen Tisch neben der Couch. Ohne auf das Display zu achten nahm er das Gespräch mit einem genervt klingenden „Eppes." an.

Ein paar Augenblicke hörte er nichts, doch dann vernahm er eine weinerliche Stimme die seinen Namen flüsterte. „Don." Sofort war er wieder voll da und erkannte die Stimme. „Amita, was ist los? Ist dir was passiert? Geht`s Charlie gut?" „Ja dem geht's gut. Mehr als gut." Es klang bitter. „Wie meinst du das?" „Ich, ich wollte ihn heute Abend spontan mal besuchen, aber… es war schrecklich." Wieder fing sie an zu weinen. „Amita bitte: Was ist passiert?"

„Ich habe Geräusche aus dem Schlafzimmer gehört. Ich bin hoch um nach zu sehen und hab…, habe ihn mit einer anderen im Bett erwischt." Stille. „Sag das noch mal, ich glaub ich habe mich verhört." „Nein hast du nicht, Don. Es ist wahr." „Hast du sie erkannt?" „Ja, es war seine Ex. Diese blonde Doktorin." „Susan?" „Ja ich glaub so hieß sie. Kennst du sie?" „Nur flüchtig. Bin ihr ein oder zweimal über den Weg gelaufen, war zu der Zeit in Quantico. Aber wie geht es dir? Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen? Ich weiß, ich bin nicht grad die beste Anlaufstelle, aber trotzdem."

„Hey Don, mach dich nicht so schlecht. Nur weil Charles dein Bruder ist, übertrage ich seine Fehler nicht automatisch auf dich. Und ich könnte wirklich deine Hilfe brauchen." „Ok, wo bist du? Ich hol dich ab." „Danke. Aber das ist gerade mein Problem, ich habe keine Ahnung wo ich gerade bin. Ich bin einfach in den nächst besten Bus gestiegen und hab mich durch die Gegend fahren lassen. Und jetzt hat mich der Fahrer raus gebeten, weil er Feierabend macht und zum Depo zurückmusste." „Ok, das kriegen wir hin. Ich lass einfach dein Telefon orten und komm dann. Bleib kurz in der Leitung." „Mach ich."

Nach einem kurzen Telefonat mit dem FBI hatte er Amitas Standort, der gar nicht weit weg war. „Amita, ich bin in 15 Minuten bei dir. Du bist ganz in der Nähe. Ich mach mich sofort auch den Weg. Bis gleich und rühr dich nicht von der Stelle." „Ok, ich bleibe wo ich bin. Danke." „Kein Problem." Schnell zog Don sich wieder seine Jeans an, warf sich noch ein Hemd über und griff nach seiner Waffe. Dann schnappte er sich seinen Schlüssel und eilte mit langen Schritten aus der Wohnung.

Ein paar Augenblicke lang starrte Amita noch auf ihr Telefon. Warum hatte sie ausgerechnet Don angerufen. Wäre ihre beste Freundin nicht die logischere Wahl gewesen als der Bruder des Mannes der sie gerade betrogen hatte. Doch sie konnte im Augenblick nicht logisch denken und hatte einfach aus dem Bauch heraus gehandelt. Und genau aus diesem Grund saß sie jetzt auch mitten im Nirgendwo und wartete auf Don der sie holte.

Noch immer konnte sie nicht ganz begreifen was sie da vor einer Stunde in Charlies Schlafzimmer gesehen hatte. Wie der Mann, von dem sie geglaubt hatte, dass er sie lieben würde, mit seiner Ex-Freundin rummachte. Sie hatte sich einfach umgedreht und war gegangen. Da konnte Charlie noch so laut rufen. Glaubte er alles Ernstes sie würde jetzt mit ihm reden. Im Moment war sie so dermaßen wütend, verletzt und enttäuscht, dass sie wahrscheinlich nie wieder mit ihm reden würde. Langsam ließ sie ich auf die Parkbank sinken vor der sie, bis von wenigen Augenblicken, noch auf und abgelaufen war.

Was sollte sie nur tun? Auf Don warten, das hatte er gesagt. Er würde gleich hier sein. Erneut begannen die Tränen zu fließen und sie zog die Knie an und legte ihren Kopf darauf. Warum? Das war die Frage die sie sich immer wieder stellte. Warum sie? Sie waren doch erst ein paar Monate zusammen. Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte sie ihm nicht genug gegeben? War er ihrer so schnell überdrüssig geworden? Sie brachte noch eine Weile mit solchen Überlegungen zu, bis sie Schritte hörte, die auf sie zu kamen.

Das musste Don sein. Schnell hob sie den Kopf, doch der Kerl der auf sie zu kam war nicht Don. Dazu war seine Statur viel zu klobig und außerdem hatte der Typ längere Haare als Don. Ihre Nackenhaare stellten sie auf und ihr Instinkt riet ihr sich schleunigst vom Acker zu machen. Doch dann würde Don sie nicht finden.

So stand sie auf und ging in einen kleinen Nebenweg des Parks, um in einem Bogen wieder zu ihrem Ausgangsort zurück zu gelangen. Doch die Schritte verrieten ihr nichts Gutes. Der Kerl lief in dieselbe Richtung wie sie. Das konnte natürlich auch ein Zufall sein. Doch das um halb zwölf Uhr nachts ein Mann den gleichen Weg wählt wie eine junge Frau die allein war, war ihr zu viel Zufall auf einmal. Sie begann zu laufen. Er auch und er war schnell. Nach nur einhundert Metern hatte er sie eingeholt. Er packte sie hart am Arm, riss sie zurück und presste seine Hand auf ihren Mund. Den anderen Arm legte er um ihre Taille und zog sie in Richtung des Nordausgangs.

Mit quietschenden Reifen kam Don vor dem Park zum Stehen. Er musste sich beeilen. Das hier war kein guter Ort für eine junge Frau wie Amita. Hier hatte es in letzter Zeit mehrere Übergriffe auf Frauen gegeben und die waren alle jung und brünett. Und Amita war beides. Ein perfektes Opfer. Er konnte nur hoffen das der Kerl heute nicht hier war. Er stieg aus dem Auto und befestigte währenddessen seine Waffe am Gürtel. Eilig lief er durch den Park zu der Stelle zu der das GPS-Signal ihn führte. Doch sie war nicht da. Verdammt. Wo steckt sie bloß? Schnell lief der den ersten der beiden Wege ab, die in einem Bogen wieder hierherführten. Doch da war nichts. Wieder zurück wollte er gerade den zweiten Weg ablaufen, als er einen erstickten Schrei hörte. Er kam aus Norden. Scheiße, er hatte sie. Das war Amitas Stimme. Er war sich sicher.

So schnell er konnte rannte er in Richtung aus der der Schrei kam. Dann sah er sie. Amita währte sich heftig, doch gegen diesen Typen hatte sie keine Chance. Er griff nach seiner Waffe. Mit der Pistole am Anschlag näherte er sich den beiden. „FBI, lassen sie sofort die Frau los!" Erschrocken drehte sich der Kerl um, Amita immer noch in seinem Griff. „Keinen Schritt weiter oder sie ist tot." „Vorher hast du ein Loch im Kopf. Also wird's bald. Die Frau loslassen und hinlegen, mit dem Gesicht nach unter. Pronto wenn ich bitten darf."

Und tatsächlich ließ der Kerl Amita los. Diese rannte auf ihn zu und klammerte sich an ihn. Don legte seinen linken Arm um sie. Mit der Rechten zielte er immer noch auf den Kerl. „Ist alles ok bei dir?" „Ging schon mal besser, aber ja, mir geht's gut."

„Ok, nimm bitte das Telefon aus meiner Hosentasche und ruf die Polizei an." „Ok." Sie fischte das Telefon aus seiner Tasche und wählte die Nummer des Notrufs. „Bleib hier stehen." Sie nickte. Langsam ging Don auf den Kerl zu, der immer noch am Boden lag. „Keine falsche Bewegung, sonst ist dein Gehirn Matsch." Der Typ nickte. „Gut, Hände auf den Rücken. Na wird's bald." Der Kerl gehorchte und Don kniete sich auf ihn um ihm Handschellen anzulegen. Von ferne konnte er schon die Sirenen hören. Er blickte zu Amita, die immer noch zitternd mit seinem Telefon in der Hand dastand und zu ihm schaute. Langsam stand er auf, ohne den Kerl jedoch aus den Augen zu lassen und ging zu Amita. Diese warf sich schluchzend in seine Arme und klammerte sich an ihn. Beruhigend legte er einem Arm um sie. Dann kamen endlich die Kollegen der Polizei und nahmen den Kerl mit.

Detektive Graham stellte ihm noch ein paar Fragen und Don musste versprechen im Verlauf des nächsten Tages vorbeizukommen um mit Amita ihre Aussagen zu machen. Er nickte und dann führte er Amita schnell aus den Park und verfrachtete sie in sein Auto. Schnell lief er um das Auto herum, stieg ein und verriegelte die Türen. Er sah wie Amita erleichtert aufatmete. Er ergriff ihre Hand und sie blickte ihn aus immer noch verweinten Augen an. Langsam zog er sie in seine Arme und hob sie auf seinen Schoß. Wieder brachen die Dämme und er ließ sie weinen, strich ihr dabei immer wieder beruhigend über den Rücken. Langsam wurden die Tränen weniger und versiegten schließlich ganz.

„Geht's wieder, Amita?" „Ja, es geht schon." Immer noch lag sie an seiner Brust und dachte gar nicht daran dort je wieder fort zu gehen. Hier fühlte sie sich sicher und geborgen. „Ich werde dich jetzt nach Hause bringen, ist das ok für dich?" Langsam richtete sie sich auf und sah ihm in die Augen. „Kann ich nicht bei dir bleiben, ich möchte jetzt nicht allein sein." „Hältst du das für eine gute Idee?" Sie nickte und kuschelte sich wieder an ihn. „Ok, und du hast auch nicht vor dich auf den Beifahrersitz zu setzen, oder?" Wieder ein Kopfschütteln. „Na hoffentlich erwischt uns keiner." „Du bist doch FIB-Agent, da weder die sicher mal ein Auge zudrücken." gab sie leicht schmunzelnd zurück. „Du hast es faustdick hinter den Ohren, Amita." Er freute sich das sie trotz allem was heute passiert war noch etwas Lächeln konnte.