Papierkram:

Mir gehört weder Harry Potter, noch alle anderen Charaktere oder die ganze Welt rundum. Ich habe nur Ayleen frei erfunden, der Rest gehört alles J.K.Rowling.

Viel Spaß beim lesen und schreibt bitte eine Review, egal ob es euch gefallen hat oder nicht. Ich bin auch für Kritik jederzeit dankbar.

Familienwirren und Gefühlschaos

1.Unerwarteter Besuch

Eigentlich war es viel zu heiß für diese Tageszeit. Harry saß im Schatten einer riesigen Buche im Park in Little Whinging und beobachtete die spielenden Kinder am nahe gelegenen Spielplatz.

Die Sommerferien hatten erst vor zwei Tagen angefangen, zogen sich aber bereits so in die Länge, dass es Harry vorkam, als betrüge seine Leidenszeit im Hause der Dursleys schon mehr als zwei Monate.

Der schlanke Junge mit den wirren, schwarzen Haaren sah auf seine Uhr und verzog genervt das Gesicht. In weniger als 25 Minuten musste er bei den Dursleys „anständig angezogen" erscheinen.

Heute kam Tante Magda zu Besuch und da sie mindestens eine Woche bleiben würde, konnte er in dieser Zeit jeden seiner Streifzüge durch den Ort, die meistens eher einer Flucht gleichkamen, vergessen. Sie würde ihn wie immer jede Minute im Auge behalten wollen, um den verbalen Sondermüll abzusondern, den sie Ratschläge für seine Erziehung nannte.

Lustlos erhob er sich und begab sich langsam in Richtung Ligusterweg 4.

Harry hatte es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Seit sein Pate, Sirius in sein Leben getreten war, hatte er von den Dursleys, außer Onkel Vernons gelegentlichen Wutanfällen, die sich mit nichts als lautstarkem Geschrei äußerten, ohnehin nichts mehr zu befürchten. Dass Sirius nun, seit er sich im Kampf in der Mysteriumsabteilung eindeutig auf der Seite von Dumbledore und dem Orden gestellt hatte und von seiner Cousine beinahe getötet worden wäre, kein gesuchter Mörder mehr war, hatte Harry praktischerweise zu erwähnen vergessen.

Irgendwann in den Ferien hatte Sirius ihn zu besuchen versprochen. Sie würden sich hier im Park treffen müssen, da die Dursleys seinen Paten wohl kaum ins Haus lassen würden. Harry konnte es jetzt schon kam erwarten, bis Sirius' Eule mit einem Brief, der ihm den genauen Zeitpunkt mitteilen würde, bei ihm eintreffen würde.

Als Harry vor dem Haus seiner verhassten Verwandtschaft eintraf, kamen Onkel Vernon und Dudley bereits heraus, um Tante Magda abzuholen. Der Kopf seines Onkels war schon wieder einmal sehr rot angelaufen, was darauf schließen lies, dass sein Besitzer von Harrys spätem Erscheinen alles andere als begeistert war.

„Wo hast du dich schon wieder herumgetrieben?", brüllte er auch schon los, „Mach, dass du auf dein Zimmer kommst und dich umziehst! Wenn Magda kommt, will ich dich sauber angezogen an der Türe sehen, damit du ihr Gepäck hinauftragen kannst. Ist das klar?"

Die Ader auf seiner Stirn pulsierte unübersehbar. Trotz allem hielt Harry es für das Beste, seinen Onkel nicht mehr unnötig zu reizen. „Natürlich, ich bin ja nicht blöd," ganz konnte er sich eine freche Antwort doch nicht verkneifen. Onkel Vernon schluckte sichtlich einige üble Beschimpfungen hinunter und rauschte dann, Dudley halb hinter sich herziehend, an seinem Neffen vorbei zum Auto.

Harry ging in sein mit Dudleys alten Spielsachen voll gestopftes Zimmer und zog sich ein paar neue, wie alle seine von Dudley abgelegten Sachen, viel zu große Kleidungsstücke an.

Kurz darauf klingelte es auch schon an der Tür. Äußerst verwundert über die rasche Rückkehr seiner verhassten Verwandten, machte sich Harry langsam auf den Weg nach unten zur Haustüre. Auf halbem Weg die Treppe hinunter begann seine Tante Petunia zu rufen, er solle seinen nichtsnutzigen Hintern etwas schneller bewegen und Tante Magda nicht unnötig warten lassen. Nach einem weiteren Klingeln war er an der Tür und öffnete sie.

Harry hielt abrupt inne, als er sah, dass nicht sein Onkel und dessen Schwester davor standen, sondern ein Mädchen. Da sie ungefähr in seinem Alter war, überlegte er kurz, ob Dudley doch irgendwie eine Freundin gefunden hatte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Wäre er nicht so erstaunt über diese unerwartete Besucherin gewesen, hätte er über die Überlegung gelacht.

„Hallo!" sagte er stattdessen. Wer bist du und was willst du hier, dachte er sich, aber so direkt wäre diese Frage wohl sehr unfreundlich gewesen. „Hi!" antwortete das Mädchen. „Ich heiße Ayleen. Bist du nicht Harry Potter? Wohnst du hier?" Woher kannte diese seltsame Person ihn nur?

In diesem Moment kam schon Tante Petunia an die Tür: „Was dauert denn hier so…?" der Rest des Satzes blieb ihr in ihrem langen Hals stecken, als sie sah, wer vor der Türe stand. „Wer bist du, was willst du hier?" fragte sie höflich wie immer.

Die Angesprochene schien zwar wegen dieser Grobheit erstaunt, brachte jedoch ein schwaches Lächeln zustande. „Ich bin Ayleen." Als Petunia sie nur verständnislos ansah, fügte sie noch hinzu: „Deine Tochter." Petunia schien nicht im Mindesten beeindruckt: „Soso, und wer soll dir das glauben? Da könnte ja jeder kommen. Schau, dass du verschwindest!" Ayleen fing die Tür auf, die Petunia ihr um ein Haar auf die Nase geschlagen hatte, so eilig hatte diese es auf einmal gehabt, dem Gespräch zu entkommen.

„Halt, hör mir doch erst mal zu. Ich kann's beweisen", sie kramte eine Mappe aus ihrer Umhängetasche. „Hier, meine Geburtsurkunde und mein Personalausweis." Eine ganze Weile sagte Harrys Tante gar nichts mehr und studierte nur schweigend die Dokumente. Als sie fertig war, schien sie noch verwirrter: „Okay, sie scheinen echt zu sein, aber was willst du jetzt hier? Wie hast du uns eigentlich gefunden?"

Harry verstand gar nichts mehr, das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Die Dursleys hatten eine Tochter? Bevor er jedoch irgendetwas sagen konnte, um seiner Verwirrung Ausdruck zu verleihen, antwortete Ayleen ihrer Mutter: „Eure Adresse habe ich beim Jugendamt erfragt. Ich wollte meine leiblichen Eltern einfach mal kennen lernen und hatte gehofft, die restlichen Ferien über bei euch bleiben und nachher dann mit meinem Bruder und Harry nach Hogwarts gehen zu können." Das wurde ja immer besser, nicht nur, dass er eine Cousine hatte, sie war auch noch eine Hexe.

Tante Petunia sah ihre Tochter kritisch an: „Hast du also gehofft", sagte sie kalt. „Ich will ja auch keine Umstände machen, ich bin ruhig und störe nicht", versuchte Ayleen ihre Mutter zu beruhigen. „Du kannst während der Ferien da bleiben, aber kein Wort über diese Schule und derartige Dinge. Wenn dich jemand fragt, bist du eine Schulfreundin von Harry und gehst auf das St.Brutus Institut für unheilbar kriminelle Jugendliche. Und wir bekommen jetzt dann Besuch, also schau, dass du so oft wie möglich nicht hier oder zumindest in Harrys Zimmer bist."

Ayleen sah bleich und entsetzt aus, als ob sie das alles gar nicht richtig glauben könnte. „Okay", sagte sie nur. „Bring dein Gepäck auf Harrys Zimmer, Harry hilf ihr, aber schnell, Magda muss jeden Moment hier sein", wies Tante Petunia die beiden an.

Harry griff nach dem Koffer, neben dem ein leerer Eulenkäfig stand. „Komm mit!" Harry konnte in ihren Augen Tränen glitzern sehen. Schweigend ging seine neue Cousine mit dem Käfig in der Hand hinter ihm her nach oben. In seinem Zimmer bat er Ayleen erst einmal Platz zu nehmen. Sie lies sich auf sein Bett fallen und sah nur noch enttäuscht und traurig aus.

Harry hätte so gerne etwas Aufmunterndes gesagt, aber was lies sich in dieser Situation schon groß sagen. „Tante Petunia ist manchmal etwas komisch…" Selbst in seinen Ohren hörte sich das lahm an.

„Ich weiß, dass ich ein wenig überraschend hier aufgetaucht bin, aber deine Tante hat mich seit sechzehn Jahren nicht mehr gesehen und das einzige, was sie mir zu sagen hat, war, dass ich am besten gleich wieder verschwinden soll", entgegnete sie traurig.

„Hm, wo warst du eigentlich bis jetzt? Warum habe ich noch nie von dir gehört?", fragte Harry. Ayleen zeigte sich erstaunt: „Haben mich meine Eltern nie erwähnt? Soweit mir meine Adoptiveltern erzählt haben, gaben sie mich mit etwas mehr als einem Jahr zur Adoption frei. Warum, weiß ich nicht." Als Harry auf ihren fragenden Blick nur die Schultern zuckte, fuhr sie fort. „Als ich fünf Jahre alt war, zogen die Millers, meine Adoptiveltern, nach Frankreich. Mit elf Jahren bekam ich dann den Brief von Beauxbatons, der mir mitteilte, wo ich Schulsachen kaufen kann und wie ich zur Schule komme. Das hat meinen Eltern einiges erklärt."

Nun war Harry wirklich neugierig: „Hast du als kleines Kind schon versehentlich gezaubert?" „Manchmal, aber meistens nur dann, wenn ich wütend war. Dann konnte schon mal eine Glühlampe zerspringen oder ein Mülleimer durchs Zimmer fliegen und seinen Inhalt überall verteilen", erzählte seine Cousine.

„Jetzt mal eine andere Frage, wo ist eigentlich der Rest der Familie? Ich habe gehört, ich habe auch noch einen Bruder. Du müsstest mein Cousin sein." Harry nickte: „Dudley, dein Bruder, und dein Vater, Vernon, holen Magda, deine Tante väterlicherseits vom Bahnhof ab." Ayleen hatte noch mehr Fragen: „Warum darf ich eigentlich Hogwarts nicht erwähnen? Hat deine Petunia etwas gegen diese Schule?" „Die Dursleys hassen Magie und wollen damit nichts zu tun haben. Sobald ich Hogwarts oder irgendetwas anderes, das mit Hexerei zu tun hat, erwähne, treibe ich Tante Petunia an den Rand einer Ohnmacht und Onkel Vernon in die Raserei. Tante Magda weiß nicht, dass es Magie überhaupt gibt und auch nicht, dass ich ein Zauberer bin."

Das ging Ayleen nun beim besten Willen nicht ein: „Aber wenn ihr Sohn selbst ein Zauberer ist und nach Hogwarts geht… oder geht er auf eine andere Schule? Es gibt doch nur eine Zaubererschule in England, oder?" „Ich glaube, du hast da was falsch verstanden, Dudley ist ein Muggle und hat Angst vor Zauberern", klärte Harry sie auf.

Nach einer kurzen Phase, in der beide schwiegen, entweder um das Gesagte zu verdauen oder weil Harry nicht mehr wusste, welche der 1000 Fragen, die in seinem Kopf schwirrten, er zuerst stellen sollte, brach er die Stille: „Wenn du dich nach der langen Reise ein wenig frisch machen willst, das Bad ist am Ende des Ganges links."

„Vielen Dank", damit griff sie nach ihrem Koffer, warf ihn aufs Bett, entnahm ihm eine Kosmetiktasche und verschwand ins Bad. In der Annahme, seine Cousine werde einige Zeit in der Nasszelle zubringen, ging Harry wieder nach unten.

Im Wohnzimmer ging Tante Petunia rastlos auf und ab. Harry schenkte sich währenddessen in der Küche ein Glas Wasser ein. Seine Cousine war ihm auf den ersten Eindruck recht sympathisch vorgekommen. Er freute sich, in der verbleibenden Zeit, bis er hoffentlich bald die restlichen Ferien bei den Weasleys im Fuchsbau verbringen konnte, jemanden aus der Zaubererwelt im Haus zu haben. Trotzdem war es ein merkwürdiges Gefühl von einem Moment auf den anderen eine Cousine zu haben, auch wenn sie ihm gänzlich anders als der Rest der Familie Dursley erschien.

Ayleen stand vor dem Waschbecken, hatte die Hände schwer darauf aufgestützt und starrte mit Tränen in den Augen in den Spiegel darüber. Ihr bleiches Spiegelbild starrte zurück.

Sie konnte es immer noch nicht fassen, mit wie viel Ablehnung ihre leibliche Mutter ihr begegnet war. Sie hatte sich nicht im Geringsten dafür interessiert, was ihre Tochter in den letzten Jahren getan hatte oder wie es ihr in ihrer Adoptivfamilie ergangen war. Einen Moment lang wünschte sie sich nach Frankreich zurück.

Ayleen hatte eine sehr schöne Kindheit gehabt. Ihre Eltern hatten sie nie spüren lassen, dass sie ein Adoptivkind war, jedoch auch nie ein Geheimnis daraus gemacht. Trotzdem hatte sie sich auf diesen Tag, an dem sie ihre leiblichen Eltern kennen lernen würde, gefreut. So hatte Ayleen ihn sich allerdings nicht vorgestellt.

Mit einem Ruck kam sie in die Wirklichkeit zurück und wischte ihre Tränen fort. Mit etwas Magie und Konzentration brachte sie ihre verschmierte Schminke wieder in Form. Während sie sich die Zähne putzte, versuchte sie auch ihre Gefühlswelt in Ordnung zu bringen.

Erst einmal sehen, wie sich die Sache entwickelte, weg konnte Ayleen in den nächsten Wochen ohnehin nicht. Auch wenn es komisch war, jegliche Verwandtschaft zur Familie Dursley leugnen zu müssen, hoffte sie, die ganze Sache würde sich irgendwie einrenken. An dieser Stelle riss sie das Klingeln an der Haustüre aus ihren Gedanken. Aus Gewohnheit ordnete sie noch einmal mit den Fingern die Haare und machte sich auf den Weg nach unten.

Als Harry dieses Mal die Türe öffnete, stand Tante Petunia schon hinter ihm. Magda drückte ihm wie immer zuallererst ihr Gepäck in die Hände. Ayleen kam schon die Treppe herunter, blieb kurz stehen, um die drei Neuankömmlinge zu betrachten: "Hallo!", grüßte sie.

Da keiner etwas sagte und sie offenbar auch nicht mehr zu sagen wusste, wandte sie sich Harry zu: „Warte, lass mich auch etwas nehmen," bot sie ihm an und nahm, ohne eine Antwort abzuwarten, die beiden Reisetaschen, sodass ihm nur noch der Koffer blieb. Dankbar, nur einmal laufen zu müssen, ging er in Richtung Gästezimmer voraus.

Onkel Vernon, der während der ganzen Zeit nur wie versteinert dagestanden war, schnappte sichtlich nach Luft und setzte nun dazu an, sie zurückzurufen, vermutlich hatte er einige Fragen zu stellen. Tante Petunia, die die Gefahr witterte, warf ihrem Gatten einen beschwörenden Blick zu, schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu bedeuten, nur nichts zu sagen und fing nun ihrerseits an, wie ein Wasserfall zu reden:

„Hallo Magda, schön dich zu sehen, geh doch erst einmal hoch und richte dich ein, der Tee ist schon fast fertig." Nachdem Magda ihrerseits ihre Schwägerin begrüßt hatte, folgte sie den beiden Teenagern, die ihr Gepäck mittlerweile die Treppe hinauf geschleppt hatten.

Im Gästezimmer stellte Harry den Koffer an die Wand: „Stell die Taschen einfach daneben und vielen Dank." Ayleen schüttelte nur den Kopf: „Schon okay", wehrte sie ab.

„Na, auch noch da?" Hinter ihnen war Magda im Zimmer aufgetaucht und wie es schien, hatte sie ihren Charme während der letzten Jahre nicht verloren. „Und was willst du hier?", wollte sie von Ayleen wissen, „Wer bist du überhaupt?" „Ayleen, äh, ich gehe mit Harry auf die Schule…" antwortete die Angesprochene.

„Na, dann bist du ja auch nicht besonders helle", stellte Magda fest und musterte sie mit einem verächtlichen Blick. Aus Ayleens Augen schienen fast Funken zu sprühen, so wütend sah sie aus.

„Gehen wir besser runter, du willst dich sicherlich erst einmal in Ruhe einrichten," auf einmal hatte Harry, der die angespannte Stimmung besorgt beobachtet hatte, es sehr eilig, das Zimmer zu verlassen. „Hat man dir in dieser Anstalt doch noch etwas Anstand eingeprügelt?" Magda war wirklich unmöglich, das fing ja schon wieder gut an.

Bevor Harry etwas auf diese neuerliche Unverschämtheit antworten konnte, zerplatzte irgendwo hinter Magda lautstark eine Vase, worauf seine Tante heftig zusammenzuckte. „Bis gleich", er warf seiner Cousine einen warnenden Blick zu und zog sie rasch aus dem Zimmer.

„Was bildet sich diese arrogante Ziege eigentlich ein, wer sie ist? Die behandelt einen ja wie den letzten Dreck!", platzte diese auch schon los, kaum das Harry seine Zimmertür von innen hinter ihnen geschlossen hatte. „Magda ist immer so, lass sie einfach reden", antwortete er, „warst du das gerade mit der Vase?" „Ja, tut mir leid, aber ich habe mich so fürchterlich geärgert, über sie und alles…", entschuldigte Ayleen sich bei ihrem Cousin, der jedoch abwinkte: „Schon in Ordnung, ist ja auch irgendwie verständlich, dass du durch den Wind bist. Gehen wir runter, dein Vater wird auch noch einige Fragen haben."

Auf der Treppe konnten Ayleen und Harry Petunia und Vernon schon unten in der Küche reden hören. Ayleen blieb stehen: „Warte bitte mal, ich wüsste nur zu gerne, was die beiden reden." Harry grinste: „Tut man das denn?"

„Und was jetzt? Was sollen wir nur Magda erzählen? Unsere Tochter ist nicht gestorben, wir haben nur festgestellt, dass sie du weißt schon was ist und Geschirr fliegen und Lampen an- und ausgehen lies?", drang Vernons Stimme aus der Küche.

„Haben deine Adoptiveltern nie gemerkt, dass du eine Hexe bist?", Harry konnte sich das gar nicht vorstellen. „Na ja, sie wussten nichts von Magie und Hexerei und kamen daher auch nie auf die Idee, dass ich das sein könnte, wenn ich irgendetwas schweben ließ. Damals fiel mir auch alles mehr oder weniger schnell wieder zu Boden und ich konnte auch nicht kontrollieren, wann ich was tat. Das passierte immer nur, wenn ich wütend war. Meine Eltern haben es immer auf die Katze geschoben, oder darauf, dass es halt nicht richtig stand. Als dann der Brief von Beauxbatons kam, ging ihnen ein Licht auf", antwortete seine Cousine.

„Ich hätte nie gedacht, dass die beiden", sie wies in Richtung Küche, „mich deshalb weggegeben haben."

Bevor Harry etwas darauf sagen konnte, rief Vernon Ayleen in die Küche. „Dich habe ich nicht gerufen", schnauzte er Harry, der mitgekommen war, an. „Weiß ich schon, ich bin trotzdem da, von ganz alleine", gab dieser frech zurück. „Raus!", schrie sein Onkel, dessen Gesicht schon wieder knallrot war, ihn an und Harry zog es vor, doch lieber zu verschwinden.

„Ist der Umgangston hier immer so nett?", Ayleen war mittlerweile alles andere als begeistert von ihren leiblichen Eltern.

„Halt du dich da raus. Du kannst während dieser Ferien hier bleiben, aber mehr brauchst du von uns gar nicht erwarten. Wir wollen nichts mit solchen", er rang sichtlich nach Worten, „mit solchem Gesocks zu tun haben. Ihn", er wies in die Richtung, in der Harry verschwunden war, „haben wir auch nur am Hals, weil der Leiter dieser Schule Druck gemacht hat, aber das hat auch bald ein Ende, wenn er volljährig ist. Und dir rate ich bei der Geschichte mit der Schulfreundin von ihm zu bleiben."

Ayleen, die während Vernons Ausbruch immer bleicher geworden war, sagte nur: „Keine Sorge, von euch erwarte ich auch nichts mehr, zumindest nicht Gescheites", und verlies sehr schnell die Küche und das Haus.

Draußen rannte sie erst einmal ziellos um die Ecke, sie hatte nicht vor, weg zu laufen, die paar Wochen, bis die Schule wieder anfing, würde sie es schon aushalten, Harry schien ganz nett zu sein, aber im Moment wollte sie einfach nur ein paar Minuten raus und in Ruhe nachdenken.

Harry, der das Gespräch teilweise vor der Küchentür mitangehört hatte, war ihr gefolgt und sprach sie nun an: „Wenn du reden willst, komm mit, ich weiß einen netten Platz in der Nähe." Ayleen nickte.

Zum zweiten Mal an diesem Tag trottete er nun zum Spielplatz, dieses Mal seine Cousine im Schlepptau. Er setzte sich mit ihr auf die Rückenlehne einer Bank in der Nähe seines Lieblingsbaums: „Tut mir leid, das mit deiner Familie, aber die sind halt so. Mach dir nichts draus, in ein paar Wochen gehen wir wieder nach Hogwarts und da ist das Haus, in dem du landest, so eine Art Ersatzfamilie. Weißt du schon, wo du hin kommst oder wird das bei dir auch erst während der Auswahlzeremonie bestimmt?"

„Ich weiß nicht, ich dachte, ich könnte von hier aus einen Brief an den Schulleiter schicken und anfragen, ob ich kommen darf. Meine", sie schluckte, „Eltern wollte ich ja sowieso besuchen."

Wegen Dumbledore machte Harry sich weniger Sorgen: „Schreib am besten gleich an Dumbledore, aber ich glaube nicht, dass er dich wieder heimschickt."

„Ich hoffe, du hast Recht", antwortete Ayleen.

Eine Zeitlang schwiegen beide und Harry nutzte die Gelegenheit, seine Cousine eingehender zu betrachten. Im Aussehen hatte sie mit den Dursleys wirklich nichts gemein. Im Gegensatz zu Dudley und Vernon war sie schlank und sportlich. Ihr langes, glänzendbraunes Haar hatte in der Sonne einen rötlichen Schimmer. Ihre Haut wies eine sommerliche Bräune auf.

„Wo in Frankreich wohnst du eigentlich?", fragte er sie. „Marseille", auf Harrys verständnislosen Blick fügte sie hinzu: „Im Süden, am Mittelmeer." „Wow, da würde ich auch gerne mal hin", Harry grinste. „Kannst gerne mal vorbei kommen", bot seine Cousine ihm an, „meine Adoptiveltern sind etwas gastfreundlicher." Harry zuckte die Schultern: „Wenn ich mit der Schule fertig bin, gerne."

Nach einer Weile sah sie ihn wieder mit ihren grünen Augen an: „Komm, gehen wir wieder, wir können leider nicht den Rest der Ferien hier sitzen bleiben." Sie stand auf und Harry stellte fest, dass sie ein gutes Stück größer als er war, was angesichts seiner geringen Größe jedoch nichts Besonderes war.

Im Ligusterweg saßen sämtliche Dursleys bereits am Tisch und tranken Tee, als die beiden die Küche betraten. Magda versäumte es natürlich nicht, sich über diese Unpünktlichkeit gehörig auszulassen. Da weder von Harry noch von Ayleen eine Reaktion kam, beschränkte sie sich darauf, Vernon darauf hinzuweisen, dass die Erziehungsmethoden in dieser Anstalt immer noch viel zu lasch seien.

Während die Dursleys wieder über Magdas Hunde und Vernons Bohrmaschinen sprachen, weidete sich Harry an dem panischen Ausdruck in Dudleys Gesicht mit dem er Ayleen musterte. Offenbar wusste er zumindest, dass sie eine Hexe war. Harry fragte sich, ob er auch wusste, dass sie seine Schwester war.

Nach einer halben Stunde, während der sie beim Tee trinken gesessen waren und sich Magdas Bosheiten ausgesetzt hatten, ertönte aus Harrys Zimmer Eulengeschrei.

Magda schien nichts bemerkt zu haben, sie sprach ungerührt weiter. Dudley war sowieso viel zu sehr mit seinem vierten Kuchenstück beschäftigt, um überhaupt viel mitzubekommen. Tante Petunia hingegen war zusammen gezuckt, während Onkel Vernon Harry drohende Blicke zuwarf.

Harrys Herz hüpfte bei dem Gedanken, dass oben womöglich Hedwig mit einer Nachricht von Sirius saß. „Komm, gehen wir nach oben", forderte er seine Cousine, die nur zu gerne von dieser ungemütlichen Runde wegging, deshalb auf. Was Magda dazu zu sagen hatte, hörten sie schon gar nicht mehr richtig.

Harry war erstaunt und etwas enttäuscht, dass statt seiner Schneeeule ein großer Uhu am Fensterbrett saß. „Athene, da bist du ja", erfreut ging Ayleen auf die Eule zu, streichelte ihr den Kopf und gab ihr ein wenig Futter.

„Dann schreibe ich jetzt am besten gleich den Brief an Dumbledore." Sie holte Pergament, Tinte und eine Feder aus den Untiefen ihres Koffers. „Darf ich mal deinen Tisch benutzen?" „Klar, tut mir leid, bei mir sieht's chaotisch aus", Harry räumte ihr einen Platz auf der völlig überfüllten Fläche frei.

„Wo war deine Eule eigentlich?", fragte er, während seine Cousine die Feder in die Tinte tauchte und überlegte, wie sie am besten anfangen sollte. „Ich wollte ihr die lange Zugfahrt ersparen, darum habe ich sie selbst fliegen lassen. Sie hasst es sehr, eingesperrt zu sein," antwortete sie gedankenverloren.

Harry stutze: „Aber du bist doch schon 17? Hast du die Apparationsprüfung nicht bestanden?" „Doch schon, aber ich reise ganz gerne mal mit dem Zug, da sieht man mehr von der Landschaft", antwortete sie und setzte nach einiger Zeit hinzu: „Was schreibe ich jetzt bloß?"

Kurz darauf hatten die beiden einen ganz passablen Text aufgesetzt:

Sehr geehrter Mr Dumbledore,

ich bitte sie hiermit, das nächste Jahr auf ihrer erwürdigen Schule verbringen zu dürfen.

Mein Name ist Ayleen Miller, ich habe die letzten 12 Jahre in Frankreich gelebt und bin dort in Beauxbatons zur Schule gegangen. Da ich gehört habe, Hogwarts sei die beste Schule für Hexerei und Zauberei überhaupt, möchte ich nun dort die 7.Klasse besuchen und meinen Abschluss machen. Mein letztes Zeugnis ist anbei.

Ich verbleibe in der Hoffnung auf eine positive Antwort.

Hochachtungsvoll,

Ayleen Miller

Nachdem sie den Brief unterschrieben und abgeschickt hatte, sah sie Harry fragend an: „Was machen wir jetzt, wo ist eigentlich mein Bruder?" Laute Geräusche aus dem Nebenzimmer verrieten, dass er in seinem Zimmer war und ein Videospiel spielte.

„Der ist mit seinem Fernseher beschäftigt, lassen wir ihn lieber in Ruhe. Ich glaube nicht, dass er von einem Besuch von uns beiden jetzt so erbaut wäre." Er konnte sich nicht vorstellen, dass er irgendwann von einem Besuch von ihnen erbaut wäre, stattdessen sagte er jedoch: „In einer halben Stunde gibt es sowieso Abendessen, wir können einfach noch ein wenig hier sitzen und quatschen, was anderes anzufangen lohnt sich eh nicht mehr sonderlich."

„Gute Idee, erzähl doch mal was von dir. Warum wohnst du in so einer Rumpelkammer und wem gehört all das kaputte Zeug?", Ayleen fing gleich ein Gespräch an. Also erzählte Harry ihr die Geschichte, wie er zuerst im Schrank gewohnt hatte, der dann auf den Briefen von Hogwarts als Adresse angegeben war, was seinen Onkel und seine Tante derart irritiert hatte, dass sie ihm Dudleys zweites Zimmer mit seinen alten kaputten Spielsachen zugewiesen hatten.

Bei dieser Gelegenheit erzählte er auch von der Flucht vor den Briefen und wie Hagrid ihm den Brief persönlich überbracht hatte. Natürlich ließ er auch die Story von Dudleys Schweineschwänzchen nicht aus. „Tja, seither sind ihm Zauberer nicht mehr so ganz geheuer", schloss er.

„Nun ja, das wäre eine Erklärung für seinen Gesichtsausdruck beim Tee", auch Ayleen war Dudleys offensichtliche Angst bei Tisch nicht entgangen. „Harry, deck den Tisch, das Essen ist schon fast fertig", rief Tante Petunia in diesem Moment auch schon ziemlich unfreundlich von unten herauf.

Das Essen verlief nicht viel anders als das Teetrinken. Während die Dursleys sich vor dem Fernseher einrichteten, offenbar in der Absicht sich dort nicht mehr so schnell wegzubewegen, machten Harry und seine Cousine sich auf, eine Runde spazieren zu gehen.

Ayleen wollte natürlich alles über Hogwarts hören, sie war ganz aufgeregt: „Ich hoffe so, dass es klappt und ich nächstes Jahr mit dir nach Hogwarts gehen kann."

Harry war da zuversichtlicher: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Dumbledore dich aufnimmt, ich glaube, dass ich ihn genug kenne, dass ich dich da beruhigen kann." Ayleen war immer noch skeptisch: „Ich hoffe sehr, dass du Recht hast."

Als die beiden spät am Abend im Ligusterweg ankamen, saß die Familie Dursley immer noch vor dem Fernseher. Magda begann umgehend über ihr spätes Auftauchen zu schimpfen und Vermutungen anzustellen, welche kriminellen Handlungen sie wohl während der Zeit begangen haben konnten.

Zum Glück gingen alle bald schlafen, sodass Magda zumindest bis zum nächsten Morgen ruhig war. Da Ayleen auf dem Sofa schlafen würde, holte sie nur noch ein paar Sachen aus ihrem Koffer, den sie aus Platzgründen in Harrys Zimmer stehen ließ.

Petunia kam noch kurz herunter, um ihr Kissen, Decke und Bettbezüge auf die Couch zu werfen: „Beziehen wirst du es dir ja wohl selbst können." „Ja, danke", mittlerweile waren ihr die Grobheiten ihrer Familie fast egal. Zuletzt ging sie ins Bad, bezog ihr Bett und legte sich dann hin.

Sie sollte in dieser Nacht nicht viel Schlaf finden…