Ruhig betrachtete er den jungen Mann, der bewegungslos in seinem Bett lag und lauschte seinem flachen Atem.
„Lucci?", flüsterte er kaum hörbar. „Luc… Rob?"
Sanft fuhr er die Gesichtszüge des Schlafenden nach, strich ihm eine der schwarzen, welligen Strähnen zur Seite und seufzte.
Kurz schloss Pauli die Augen und dachte daran, wie er den schwer verletzten CP9-Agenten auf das rettende Schiff geschleppt hatte, bevor Enies Lobby dem BusterCall zum Opfer fiel.
Wir sind doch Kumpels, oder?
Wie gerne hätte er ihn damals für diesen Satz umgebracht. Verprügelt. Geschlagen. Hauptsache irgendwas. Nur nicht so hilflos sein, nicht so schwach.
Seine Hand fuhr zu Luccis Hals, schlang sich um ihn und drückte sanft zu.
„Wie leicht es jetzt für dich vorbei sein könnte, Rob…"
Nicht so schwach sein. Nicht so unterlegen sein. Das hatte er damals gewollt.
Er drückte noch etwas fester zu – genoss das Gefühl von Macht über diesen schwachen Körper vor ihm, das ihn durchströmte.
Nicht so schwach. Schwach.
Wir sind doch Kumpels, oder?
Ihn überkam wieder dieser grenzenlose Hass. Hass auf die Regierung. Hass auf Water7. Hass auf die CP9, Hass auf Galleyla. Hass auf Lucci – und am allerschlimmsten war der Hass auf sich selbst, der ihn fast zu erdrücken schien.
Wie hatte er in dieser Situation noch behaupten können, sie seinen „Kumpels"? Wie hatte er überhaupt behaupten können, sie seien nur „Kumpels" nach allem, was passiert war zwischen ihnen?
„Nein. Zwischen uns ist eigentlich nichts passiert."
Es war lächerlich gewesen, es so zu sehen. Es war lächerlich gewesen, in Luccis Augen mehr als nur Kälte zu sehen. Es war lächerlich gewesen, so etwas wie Zuneigung zu ihm in seine Handlungen zu interpretieren.
Egal wie warm sich Luccis Hals auch anfühlte – in Wirklichkeit war Lucci kalt. Kalt wie Eis.
Schließlich nahm er seine Hand von dem Hals und beugte sich zu ihm hinunter, bis er Luccis sanften Atem auf seinem Gesicht spüren konnte und seine Nase die von Lucci berührte. Und dann legte er seine Lippen ganz leicht auf die des Mannes unter ihm, ganz leicht, als wolle er nichts kaputt machen. Und er spürte wie weich sie waren, und der warme Atem der seine Wangen streifte und überhaupt wollte er, dass dieser Moment ewig anhalten würde.
Und dann realisierte er, was er tat. Wen er hier unter sich hatte, und dass er die Kontrolle verloren hatte. Dass ihm das nie wieder passieren durfte. Und dass er jetzt verschwinden musste. Dass er sich von diesen Lippen lösen musste, dass er jetzt aus diesem Raum weg musste. Weg von diesem Raum - weg von Lucci.
