Beinhalten nur die ersten drei Bänder. Hab ich zwar schon mal erwähnt, aber ich LIEBE Pritkin und Cassie als Paar. Bin ganz fest im Pritkin-Lager. Im Grunde genommen ist der OneShot sinnlos, aber ein Pritkin/Cassie Moment. Mein Hirn versucht selbst eine nette Geschichte bis zum vierten Teil zu erschaffen. Nur noch einen Monat. ^_^
Disclaimer: alles Karen Chance, ich nix
Cassie POV
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„Willst du uns unbedingt umbringen?!", knurrte ein wütender Kriegsmagier und griff nach mir, seinem Schützling, um mich hinter sich zu ziehen. Dort sollte ich zumindest für eine Weile sicher und aus der Schusslinie sein.
Ich, Cassie Palmer, die amtierende Pythia, hatte es wieder einmal geschafft uns in Schwierigkeiten zu bringen. Ohne es zu wollen war es mir gelungen, in eine andere Zeit zu springen.
„Ich wollte das gar nicht", versuchte ich mich zu rechtfertigen, „manchmal passiert es, wenn jemand an der Zeitlinie herum pfuscht oder ich mich bedroht fühle."
Bunte Zauber, die die Nacht erhellten, flogen um uns beide herum, alle mit dem selben Ziel: Pritkin und mich zu zerstören.
Sofort griff der Halbdämon in seinen Mantel und zückte seine Pistolen, während er seinem Tattoo, einem Schwert, Leben einhauchte. Nachdenklich betrachtete ich mein Armband und dann meinen Leibwächter. Die zwei verstanden sich nicht wirklich super, also ließ ich meinen Arm wieder sinken. Immerhin half mir ein halbtoter Pritkin gar nichts.
„Erklär's mir später, wenn wir in Sicherheit sind", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und konzentrierte sich auf seine Schilde. Es war innerhalb einer halben Stunde sein zweiter Kampf.
„Wann sind wir schon mal sicher?", kam ein gezischelter Konter meinerseits.
Auf eine Antwort musste ich leider verzichten, da Pritkin gerade einige schwarze Magier abwehren musste. Wir waren deutlich in der Unterzahl – zwei gegen acht – aber wer brauchte schon eine Armee, wenn er John Pritkin an seiner Seite hatte? Der Mann in seinen ausgewaschenen Jeans, mit einigen Löchern und Flecken, seinem schwarzen T-Shirt und seinem knielangen Ledermantel sah zwar nicht gerade so aus, als könnte er einen Gegner mit einem Löffel auf 20 verschiedene Arten töten, aber die Wirklichkeit sah anders aus. Jeder, der ihn unterschätzte, hatte sein Testament schon unterschrieben. Ich wusste, wovon ich sprach, immerhin sah ich ihn schon einige Male in vollem Einsatz.
„Cassie, spring! Mach, dass du hier wegkommst!"
„Pff, von wegen! Ich lass dich nicht allein", schnaubte ich und griff nach meiner eigenen Waffe, einem Schwert mit einer schmalen aber tödlichen Klinge.
Auch wenn ich mir nicht sicher war, jemanden zu treffen, wussten das meine Gegner noch lange nicht. Jemand mit einer Knarre oder einem Schwert in der Hand war schon um einiges beeindruckender, als jemand, der sich zitternd versteckte. Zumindest war das meine Meinung.
Ein Magier schritt an Pritkin, der gerade alle Hände voll zu tun hatte, vorbei und kam geradewegs mit einem bösartigen Lächeln auf mich zu. Dieser Typ hatte eindeutig ein paar schmutzige Hintergedanken.
Nur nicht die Nerven verlieren. Nicht zurückweichen. Immer eine Armlänge zwischen uns frei halten. Und ganz wichtig: nicht umbringen lassen!, dachte ich mürrisch und schluckte einen Schrei hinunter, als mein Gegner auf mich zusprang.
Gekonnt wich ich einigen Zaubern aus, tänzelte um ihn herum und hatte ihm schon einige Verletzungen beschert, aber wie Pritkin waren anscheinend alle Kriegsmagier schwer zu erledigen. Trotzdem merkte ich in diesem echten Zweikampf, dass mein Training mit meinem verrückten Mentor schon Früchte trug.
Einmal um ihn herum, einen Schlag angedeutet und hinter ihn gesprungen, emotionslos stach ich zu und durchbohrte sein Herz. Kalte, leere, braune Augen sahen mich ungläubig an, sprachen mich schuldig. Angeekelt vor mir selbst wich ich von der Leiche zurück und zog mein Schwert aus dem Körper, um es an meinem dunkelblauen Tanktop abzuwischen.
An das Töten konnte und wollte ich mich einfach nicht gewöhnen, obwohl meine innere Stimme mich dafür lobte. Es ging nun mal um mein Leben. Vor langer Zeit schon hatte ich gelernt, dass mein Wohlergehen an oberster Stelle stand.
Jemandem, der es auf dich abgesehen hat, solltest du kein Mitgefühl entgegenbringen. Das ist eine Schwäche, die leicht ausgenützt werden kann, erklang ungewollt Pritkins Stimme in meinem Kopf.
Bei dem Gedanken an meinen Leibwächter schoss mein Blick in Richtung Schlachtfeld, wo sieben Magier am Boden lagen, viel Blut herum schwabbte und ein Mann mitten auf der Lichtung kniete. Er atmete schwer, aber ich konnte seine starke Energie spüren.
„John!", so schnell ich konnte, rannte ich zu ihm und fiel vor ihm auf die Knie, „Bist du verletzt? Fehlt dir irgendein Körperteil?"
Kritisch musterte ich ihn, stellte aber fest, dass noch alles an seinem ursprünglichen Platz war. Das Blut war mittlerweile schon ein gewohnter Anblick auf seinem Körper und in seinen Haaren. Wütend packte er mich plötzlich an den Armen und suchte ebenfalls nach irgendwelchen Verletzungen. Natürlich sah er den langen Schnitt an meinem Schenkel und den blauen Fleck an meiner Wange.
„Hab ich dir nicht gesagt, dass du springen sollst? Wie soll ich meinen Job machen, wenn du dich absichtlich in solch lebensgefährliche Situationen bringst?", erschöpft stand der blonde Mann auf und strich sich durchs kurze Haar, wobei er das Blut noch mehr verschmierte, „wohin hast du uns gebracht?"
Beide blickten wir uns um. Wir waren in irgendeinem Wald auf einer Lichtung gelandet, mitten in einem Lager bestehend aus schwarzen Magiern. Typisches Glück für meine Verhältnisse und jedem, der in meiner Nähe war.
„Billy-Joe! Komm bitte raus aus der Kette."
Ein Geist in einem Cowboy-Outfit schwebte sichtlich verärgert vor meinem Gesicht auf und ab.
„Ich bin gerade dabei, Kräfte zu sammeln", sein Blick huschte über die toten schwarzen Zauberer, „Was zum Teufel war hier los? Wo sind wir?"
„Ich bin gesprungen und hier sind wir gelandet. Es ist nun dein Job herauszufinden, wo wir sind und vielleicht auch in welcher Zeit wir stecken. Ich für meinen Teil kann erst morgen wieder springen", erwiderte ich müde und bedachte Pritkin weiterhin mit besorgten Blicken.
Mit einem Nicken flog der Geist widerwillig davon. Auch wenn er den halben Inkubus nicht wirklich mochte, vertraute er darauf, dass ich bei ihm sicher war.
„Wir sollten von hier verschwinden. Ich glaube nicht, dass dieses Lager aus nur acht Personen bestand. Nimm Essen und Munition mit. Wir können alles gebrauchen, was wir tragen können."
Nachdenklich ging ich ums Lagerfeuer, griff in Krüge, Beutel und Mäntel. Humpelnd kam mein Leibwächter auf mich zu und blitzte mich aus eisgrünen Augen an.
„Falls wir in einer anderen Zeit sind, könnten wir damit die Geschichte verändert haben."
„Das glaube ich nicht", ein Stirnrunzeln zeigte sich auf meinem Gesicht, „ich bin zwar gesprungen, aus Angst wir würden irgendwo aufgespießt enden, aber eigentlich hatte ich ein anderes Ziel vor Augen. Ich wollte uns ins Dante's bringen und nicht in irgendeinen Wald mitten im nirgendwo. Hat einer von denen mit dir geredet? Meiner hat nämlich nicht mal Hallo gesagt. Nur dieses widerliche Lächeln, das mir zu verstehen gab, ich wäre ein netter Zeitvertreib für die Nacht."
Nach meiner Hand greifend führte er mich tiefer in den Wald.
„Einer hat etwas auf italienisch gesagt", brummte er und suchte nach einem geeigneten Schlupfwinkel, an dem wir die Nacht unbeschadet verbringen konnten, „Dein Vampir wird nicht begeistert sein, wenn er das hier erfährt."
Mircea, der verdammt sexy, ruhige, gelassene Mircea. Wenn er das wüsste, würde er mich wahrscheinlich mit ein paar Nullbomben einsperren wollen, damit ich nicht noch mal in eine solche Gefahr geraten konnte.Ich sah konzentriert auf die starke Hand, die die meine festhielt.
„Mit dir kann mir nichts passieren", meinte ich bestimmt und wappnete mich schon für die nahende Diskussion mit Pritkin, aber er schwieg beharrlich.
Hätte ich sein Gesicht sehen können, hätte ich gewusst, dass er die Stirn gerunzelt und die Augen sich durch Unsicherheit und Selbstzweifel verdunkelt hatten.
„Und außerdem ist er nicht mein Vampir."
„Das Zeichen an deinem Hals erzählt aber eine andere Geschichte."
Innerlich stöhnte ich auf. Wie oft wollte er noch darüber diskutieren?
„Damals war er nicht ganz bei Sinnen, als er mir das verpasst hatte. Ich möchte nicht, dass jeder denkt, ich gehöre ihm."
„Dafür ist es zu spät. Nur Mircea kann dieses Zeichen von dir nehmen und mittlerweile weiß es jeder, dass du sein bist", gab Pritkin emotionslos von sich, nur das „sein" betonte er ein wenig eigenartig.
Und meine Meinung wurde natürlich nicht berücksichtigt, dachte ich grimmig. Ich war mir meiner Gefühle noch nicht so sicher. Immerhin war ich vom Geis beeinflusst worden und das auf einen sehr langen Zeitraum gesehen. Bei Pritkin sah die Sache anders aus.
Nach einer halben Stunde meinte er, dass wir hier sicher wären. Erschöpft zog sich der Mann den Mantel aus und ließ sich an einem Baum herunter gleiten. Scharf sog er die Luft ein, als er versuchte, das Bein zu strecken.
„Lass mal sehen", ungeschickt schnitt ich die Jeans mit einem kurzen Dolch, den ich vorhin mitgehen hatte lassen, auf und begutachtete das Knie.
Mit einem Finger strich ich sanft von der Mitte seines Oberschenkels hinab zum Kniegelenk. Sofort spürte ich, wie sich unsere Energien aneinander rieben und dort scheinbar Funken sprühten. Ein Kribbeln von meiner Magengegend ausgehend zog sich durch meinen ganzen Körper, gefolgt von einem wohligen Schauer, der mir eine Gänsehaut über Arme und Beine jagte. Als ich ihm in die Augen sah, wusste ich, dass es ihm gleich erging wie mir. Den Blick hatte ich schon vor ein paar Woche gesehen, bevor Rosier versucht hatte, mir das Leben auszusagen. Die Erinnerung an den Moment, als wir beide kurz davorstanden miteinander zu schlafen, ließ mir die Röte ins Gesicht steigen.
Ich war nicht prüde, aber eine solche Verbindung mit dem Mann, der mich am Anfang umbringen wollte, mich weder respektiert oder gemocht hatte, war irgendwie grotesk. Ohne es zu bemerken war mir dieser Halbdämon, Kriegsmagier und Mann mehr ans Herz gewachsen, als mir eigentlich lieb sein sollte. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass er mich verlassen könnte. Ich wollte, dass er mir vertraute, dass er mich respektierte und sich um mich sorgte. Er war mein Partner, mein Freund. Er war derjenige, der mir die Wahrheit kurz und schmerzlos zeigte. Er war es, der mir als Erster einen Teil meiner Bürde nahm. Er trieb mich voran, sodass ich mein Limit immer wieder austesten, dass ich mich verbessern musste.
Bevor die Erregung uns beiden die Gehirnwindungen vernebeln konnte, packte Pritkin meine Hände und schüttelte den Kopf.
„Warum nicht? Du spürst die Verbindung doch auch", ungläubig starrte ich ihn an, „diesmal kannst du es nicht auf deinen Vater schieben. Verdammt noch mal, gestehe es dir endlich ein!"
Wütend stand ich auf und begann auf und ab zu gehen. Eine dumme Angewohnheit, die ich diesem Mann zu verdanken hatte.
„Hier sind wir. Allein. Ohne Vampire, die ihren Anspruch auf mich erheben und dich töten wollen. Ohne schwarze Magier, die uns beide umbringen wollen. Ohne den silbernen Kreis, der mich unter Kontrolle bringen und dich umbringen will. Ohne Apollo, der mich umbringen will, weil ich es gewagt hatte, nein zu ihm zu sagen. Ohne irgendjemanden, der uns stören könnte. Und du sagst NEIN?!"
Zornig versuchte Pritkin aufzustehen, blieb dann aber doch sitzen, als er es nicht schaffte. Leuchtende Smaragde trafen auf blitzende Saphire.
„Da könnte ich dir gleich eine Kugel verpassen", diese scharfen Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht.
„Du wirst mich nicht umbringen. Du weißt, dass ich dir vertraue", begann ich sanft und ließ mich wieder vor ihn fallen, „deine Frau wusste nicht, wer du bist und du kanntest die Gefahr damals nicht. Heute wissen wir es beide besser. Ich weiß, dass du mich dadurch töten könntest, aber das wird nicht passieren."
„Du kannst dir nicht sicher sein! Und eben weil du mir vertraust, kannst du das nicht von mir verlangen", seine leisen, scharfen Worte hatten den gleichen Effekt auf mich wie ein Peitschenhieb.
Zögernd ergriff ich seine Hand, legte unsere Handflächen aufeinander und sah ihm herausfordernd in die Augen.
„Sag mir, dass du das nicht spürst und ich werde dich für immer mit diesem Thema in Ruhe lassen. Ich will dich nicht verletzen oder verscheuchen und unsere Beziehung aufs Spiel setzen, aber ich muss es wissen. Ich muss wissen, ob nur ich so empfinde", meine Stimme war nur ein Flüstern.
Die Sekunden verstrichen, während meine Angst sich verstärkte und mein Mut schrumpfte. Wenn er jetzt die falsche Antwort gab, war unsere Verbindung dahin, nada, futsch.
„Cassie", schnell zog ich meine Hand zurück und drehte mich nach Billy um, „wir sind nur eine Woche zurück und irgendwo im Süden von Italien. Von den schwarzen Magiern ist nichts zu finden. Sag mal, hab ich gerade bei etwas gestört?"
Ja, hast du!
Kurzerhand stand ich auf, ging auf meinen persönlichen Geist zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Mir war gerade nicht nach Reden zumute, da Pritkin immer noch vor sich hin schwieg und mich nur beobachtete. Sein Blick war so intensiv wie noch nie, strich mir damit so sanft er nur konnte über jede Stelle meines Körpers. Seine Energie schien mich einzuhüllen wie eine Decke. Mit Pritkin fühlte sich alles so richtig und natürlich an. Es kostete mich alle Kraft, die ich noch besaß, um einen klaren Gedanken fassen zu können.
„Ruh dich aus", sprach ich zu beiden, „ich suche nach Feuerholz. Es ist verdammt kalt geworden."
Unsicher, aber ohne ein weiteres Wort zu sagen verzog sich Billy wieder in meiner Grausamkeit von Kette. Er musste wirklich schwach sein, wenn er einfach so nachgab. Bei Pritkin war es einfach nur Sturheit, warum er nichts sagen wollte. Es war erstaunlich, aber ich war so ausgelaugt, dass ich nicht mal mehr Wut aufbringen konnte. Ich war so müde von diesem ewigen Kampf mit meinen Gefühlen, ganz zu schweigen mit meinen Gegnern. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen, schreiend davonlaufen und mich mit meinem Teddybären in meinem Bett verkriechen, aber ich hatte dieses dumme, überflüssige Gewissen, das mich einfach nicht loslassen wollte. Manchmal hasste ich mein Leben.
Als ich so durchs Unterholz stapfte und Pritkin auf alle erdenklichen Arten und Sprachen verfluchte, dachte ich über unsere momentane Situation nach. Warum waren wir hier? Ich spürte keine anderen Zeitreisenden in dieser Gegend. In meinem Kopf wiederholte ich diese Frage immer und immer wieder.
Nach einigen Minuten blieb ich stehen und war über meinen eigenen unbewussten Wunsch überrascht. Ich wollte allein mit diesem halben Inkubus sein und sprang einfach in blinder Panik irgendwo hin. Aber eine Woche in der Vergangenheit und irgendwo in Italien?
Oh Gott, doch nicht wegen dieser verdammten Zeitschrift? Innerlich stöhnte ich auf und dachte an einen Artikel über Italien. Das Magazin war eine Woche alt, als ich es gestern gelesen hatte.
Diese Frage geklärt und mit einigen geeigneten Holzstücken im Arm kehrte ich zu unserem Lager zurück.
„Wie ich sehe, geht es deinem Knie schon besser", murmelte ich, als ich den blonden Mann dabei entdeckte, wie er einen Schutzkreis um die von ihm bestimmte Feuerstelle zog. Mir fiel auf, dass er immer noch leicht humpelte.
Schweigend baute ich das Lagerfeuer auf und tastete mich nach einem Feuerzeug ab. Die Kälte war mir mittlerweile in die Knochen gefahren und ließ meine Zähne aufeinander klappern. Wenn ich mir mein Outfit so ansah, war es kein Wunder, dass ich fror. Mein Tanktop und mein kurzer Rock boten nicht gerade Wärme an.
Pritkin saß inzwischen wieder unter dem Baum, sah mir eine Weile zu und sprach dann einige mir unbekannte Worte. Daraufhin entzündete sich das Holz und ein schönes Lagerfeuer knisterte fröhlich vor sich hin. Schnell stand ich auf, ging einmal um die Feuerstelle herum und setzte mich neben meinen Leibwächter. Auch wenn ich wütend sein wollte, ich konnte nicht mehr. Ich verstand seine Ängste und Zweifel, außerdem fielen mir fast die Augen zu. Heute war ich insgesamt sechsmal gesprungen. Juhu, ein neuer Rekord!
„Du wirkst erschöpft. Schlaf lieber ein paar Stunden. Morgen wirst du die Kraft brauchen."
„Nett, dass du wieder mit mir sprichst", man konnte den Sarkasmus in meiner Stimme schon fast streicheln, „Ich will es immer noch wissen."
„Was?", fragte er etwas gereizt.
„Alle Götter dieser Welt steht mir bei mit diesem Mann", seufzte ich theatralisch, „wenn ich dich überstehe, überlebe ich höchstwahrscheinlich auch die Apokalypse. Was empfindest du für mich? Spürst du nun eine Verbindung zwischen uns oder nicht?"
Ich hoffte inständig, dass er sich seine Antwort so schnell wie möglich überlegte, denn ich spürte wie mein Bewusstsein langsam aber sicher immer näher ins Traumland hinab glitt. Müde drehte ich meinen Kopf um ihm in die Augen sehen zu können. Seine Kiefermuskulatur war verspannt und seine Augen wirkten dunkler als sonst. War es wirklich so grausam von mir so eine Frage zu stellen und eine Antwort zu verlangen?
„Es ist über zweihundert Jahre her. Sie hat dir sicher schon längst vergeben. Es wird Zeit, dass du dir selbst vergibst", flüsterte ich ihm sanft entgegen, während sein typischer Geruch nach Magie, Kraft und Schießpulver meine Fantasie ein wenig zu sehr anregte und mit meiner Müdigkeit um den ersten Platz wetteiferte, „die Vergangenheit kann man nicht ändern." Ha, und das kam von derjenigen, die durch die Zeit wandert und schon selbst die Vergangenheit verändert hat!
Während er wieder einmal das Schweigen bevorzugte, lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter. Mit seiner rauen Stimme riss Pritkin mich aus dämmrigen Zustand.
„Es sind unsere Energien, die aufeinander reagieren. Meine Dämonenseite will deine Macht als Pythia vereinen."
„Blah, blah, erzähl mir was, was ich noch nicht weiß. Wenn es nur wegen dem ist, dann würde es sich anders anfühlen. Glaub mir, ich stand unter dem Einfluss eines Geis. Ich weiß, wie sich magisch unterstütztes Verlangen anfühlt. Es fühlt sich eigenartig und fremd an. Bei dir..."
Ich ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen. Von mir aus sollte er den Rest selbst herausfinden, mir egal. Im Moment war mir alles egal. Ich wollte nur noch schlafen.
Bevor ich einschlief spürte ich, wie er den Arm um meine Schulter legte und mir einen Kuss auf die Haare gab.
„Glaub mir, ich spüre es ebenfalls", seine leisen Worte hallten freudig in meinen Gedanken wieder, bis ich in einen der schöneren Träume verfiel.
Es sind genau solche Momente, die mir immer wieder den Tag versüßten und mich darin bestärkten, dass John Pritkin es Wert war, um ihn zu kämpfen. Meine Welt würde ziemlich düster aussehen, wenn ich diesen Mann verlieren würde.
Diese Nacht hatte einige unschöne, aber auch nette Überraschungen für mich parat gehabt. Morgen würde ich wahrscheinlich aufwachen, weit weg von meinem Leibwächter und wir würden streiten wie jeden Tag, aber das, was heute geschehen war, würde uns immer im Hinterkopf sitzen und uns beide wegen unserer Scharade auslachen.
