Author's note:Tja, ich bin wohl wirklich größenwahnsinnig. Hab mir nämlich wirklich in den Kopf gesetzt, meine eigene zehnte Staffel von JAG zu produzieren...
Oh, und: Ich hab die Folge ‚This just in from Baghdad' nicht gesehen. Keine Ahnung, was da passiert ist...
Author's note2:Tja, das leidige Thema Timeline: A.J. wird sicher nicht zurücktreten, zumindest nicht in dieser Story...
Date:11.03.2006- 05.05.2006
Disclaimer: Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount. Alles, das aus Dragonball/DBZ/DBGT stammt ist Eigentum von Akira Toriyama. Die Leute und Ideen aus ‚A new Era of Warriors' gehören ganz alleine mir.
Warning:Es kommen einige ziemlich gewalttätige Szenen vor!
This just in from BaghdadBy Eve
0900 ZULU Dienstag, 02.03.2004Bagdad, Irak
Zum wiederholten Mal musste der Soldat seinen neugierigen Beifahrer nun schon zur Ruhe ermahnen. Nicht, dass es dem Marine nicht gefiel, dass sich ihr Fahrgast so sehr für ihren Job interessierte, nur hielt es ihn davon ab, sich genau auf die Straße zu konzentrieren. Fragen stellen konnten diese Regierungstypen auch in den befestigten Lagern, wo nicht hinter jeder Ecke ein bewaffneter, zu allem fähiger Irrer stand, der ihnen das Auto unterm Hintern wegsprengen wollte. Das Polizeifahrzeug vor ihnen bog links ab. Langsam begann er sich zu fragen, ob sie nicht einfach hätten warten sollen, bis der Unfall auf der Hauptroute geklärt war. Sie befanden sich hier im Nirgendwo...
Beinahe wie auf Kommando zersplitterte sein linker Seitenspiegel und der Sergeant zog seinen Beifahrer unter das Armaturenbrett, als Kugeln in die Windschutzscheibe einschlugen.
Es war ein Fehler gewesen, diesem Sesselfurzer aus D.C. zu erlauben, mit auf Patrouille zu gehen. Mit Gewalt musste ihn der Soldat davon abhalten, aus dem Wagen mitten ins Kreuzfeuer zu springen und sich selbst umzubringen...
1715 Z-Zeit (12:15 Uhr EST)
Mittwoch, 03.03.2004provisorisches JAG-Hauptquartier
Washington D.C.
„Geben sie mir das!" Harmon Rabb jr. nahm seiner Partnerin unaufgefordert einen Karton mit Akten ab, den diese gerade in ihrem neuen, provisorischen Büro im Übergangshauptquartier von JAG unterbringen wollte.
„Der Arzt hat mich wieder für voll diensttauglich erklärt!" maulte Cara McLachlan, überließ ihm jedoch bereitwillig die Schachtel. Vielleicht fand er ja noch ein Plätzchen dafür in der viel zu engen Abstellkammer, die ihr als Büro zugewiesen worden war. Sie hatte keine Ahnung, wo sie das Zeug noch unterbringen sollte, wenn sie gleichzeitig in dem Raum arbeiten sollte.
„Sie sind aber diejenige von uns beiden, die sich immer noch von einer beinahe tödlichen Begegnung mit einer Pistolenkugel erholen sollte", begründete Rabb inzwischen seine Fürsorge und erntete ein herzhaftes Lachen.
„Sagt der Mann, der noch vor einer Woche über Kopfschmerzen gejammert hat und gerade erst seinen Gips losgeworden ist. Sie sollen doch selbst nichts Schweres heben!" konterte die Anwältin. Harm schob inzwischen die Tür zu ihrem Büro auf.
„Ihres ist ja noch kleiner als meines...", stellte der hochgewachsene Ex-Pilot ernüchtert fest und lud die Schachtel auf einem ohnehin schon etwas windschiefen Stapel ab, was diesen nur noch umkipp-gefährdeter aussehen ließ.
„Kann man die Akten nicht einfach wo anders zwischenlagern? Die paar Monate, bis wir in das neue Hauptquartier in Falls Church einziehen können, kann man doch auch einen Kurier schicken..." Harm schob den ganzen Stapel senkrecht zusammen und schloss vorsichtig die Tür.
„Ich werde ohnehin nicht sonderlich viel darin arbeiten. Irgendwo da hinten hat sich eine Spinne von der Größe einer Maus häuslich eingerichtet. Ich dachte, ich überlasse ihr einfach das Feld", meinte sie mit einem Schaudern und erhielt einen schiefen Blick als Antwort. Seine Partnerin stellte sich furchtlos Clark Palmer in den Weg und hatte Angst vor einer kleinen Spinne?
„Was ist, begleiten sie mich zum Mittagessen?" Die Hand immer noch auf dem Knauf schenkte er seiner Partnerin ein aufmunterndes Lächeln. Irgendwann musste er mit ihr darüber reden, was im Büro des Admirals passiert war, als Palmer versucht hatte, ihn umzubringen. Schließlich war sie beinahe an seiner Stelle gestorben, und das nagte an ihm.
„Sie glauben gar nicht, was ich alles tun würde, um aus diesem Loch herauszukommen! Eine Kakerlake in einer Streichholzschachtel hat mehr Platz!" Cara nahm das Angebot gerne an. In den letzten Wochen, seit man sie aus dem Krankenhaus entlassen hatte, hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Ihr war aufgefallen, das Harm kaum aß und immer grübelnd in der Gegend herumsaß. Wenn sie sich von ihm zum Mittagessen einladen ließ und im Gegenzug abends für sich und ihn kochte, bekam er zumindest etwas in den Magen. Gegen seine Schuldgefühle konnte sie nichts tun. Sie wusste sehr wohl, dass er sich die Schuld daran gab, dass dieser Wahnsinnige sie angeschossen hatte. Mit einem aufgesetzten Lächeln auf den Lippen folgte sie ihm zum Fahrstuhl.
„Seltsamer Vergleich", meinte ihr Partner gerade und erhielt einen fragenden Blick als Antwort.
„Das mit der Kakerlake... Ich dachte, es war eine mausgroße Spinne", erklärte er grinsend. Ungeduldig drückte der Anwalt auf den Knopf für den Lift. In diesen engen Räumen mit all den herumwuselnden Menschen bekam sogar er, der das Cockpit einer F-14 gewohnt war ab und an Platzangst. Cara beobachtete seine rechte Hand, als er zum wiederholten mal den Knopf betätigte. Sie war schmal geworden in den Wochen, die er sie im Gips tragen musste.
„Übrigens, ich habe ihr Teesieb gefunden", verkündete sie schließlich, um die Stille zu brechen.
Harm sah sie amüsiert an. In letzter Zeit verbrachten sie mehr Zeit gemeinsam in irgendeiner von beiden Wohnungen als allein. Was meistens damit begann, dass eine der Katzen ausbüchste und sie nach ihnen suchen mussten. Dass er dabei allerdings ständig Sachen in ihrer Wohnung vergaß war ihm schon fast peinlich.
„Die Police-CD auch?" Das Teil brauchte er dringender als sein Teesieb. Seine Stimmung war zur Zeit eben Sting...
„Nein, dafür aber ein paar Hummer-Topfhandschuhe, 12 Gummimäuse von Tom und ein T-Shirt von der Patrick Henry. Haben sie eine Ahnung, wie das in meine Wohnung gekommen ist?" Nun drückte auch Cara auf den Knopf. In der Zeit, die der Fahrstuhl in diesem alten Regierungsgebäude brauchte , vom Erdgeschoss in den vierten Stock zu fahren könnte sie schon lange zu Fuß unten sein.
„Die Katastrophe mit ihrer Spüle vor zwei Tagen. Sie sollten ihren Klempner wirklich verklagen. Und sie haben angeboten, es zu waschen", erklärte der Ex-Pilot den Aufenthalt seiner Kleidung in ihrer Wohnung.
„Das erklärt auch, warum es auf dem Stapel mit der sauberen Wäsche lag!" lachte Cara und auch Harm brach in sein Flyboy-Grinsen aus.
„Wenn sie jetzt noch über vergessene Kämme und Zahnbürsten reden, gehe ich davon aus, dass sie ihr Revier markieren, Commander!"
Harm und Cara drehten sich erschrocken um. Beide hatten nicht bemerkt, dass mittlerweile hinter ihnen auch Admiral Chegwidden mit einem Aktenordner unter dem Arm auf den dahinschleichenden Fahrstuhl wartete.
Die sich öffnende Aufzugtür rettete sie vor eine Antwort auf die Feststellung des Admirals. Dieser begnügte sich damit, dass sowohl sein Spitzenanwalt als auch die hartgesottene Saiyajin leicht erröteten. Er beschloss, sie vom Haken zu lassen und ging zum Geschäftlichen über.
„Wie's aussieht haben wir einen neuen Fall, den wir vor Ort recherchieren müssen", meinte er kurz angebunden und wechselte den Aktenordner von einer Hand in die andere.
„Ich schlage vor, sie begleiten mich zum Essen und wir besprechen das Ganze."
„Beim Mittagessen?" Harm sah seinen C.O. an, als hätte er den Verstand verloren. Von Cara erntete der JAG einen ähnlichen Blick.
„Hey, sie sind nicht die Einzigen, die aus diesem Schuhkarton entkommen wollen! Eine Kakerlake in ner Streichholzschachtel hat mehr Platz als ich in dieser Besenkammer, die man mir als Büro untergejubelt hat."
Die mittlerweile amüsierten Gesichtsausdrücke seiner Senioranwälte fand A.J. überhaupt nicht lustig.
„Dieser Vergleich scheint zur Zeit in Mode zu sein", grinste Rabb und stieg gefolgt von Cara und Chegwidden in den Fahrstuhl ein.
„Onkel Sam zahlt, also hören sie auf mich anzustarren, als hätte ich gerade verkündet, dass die Uniformröcke ab jetzt fünf Zentimeter über dem Knie enden müssen."
Harm lachte auf.
„Also, mir persönlich würde das gefallen..."
Dafür handelte er sich einen Klaps von seiner Partnerin ein.
„Hey, Navy-Boy, immer schön sachte mit den Testosteron-Pferdchen!"
„Ich sollte mir langsam auch mal einen Spitznamen für sie ausdenken, Cara..."
„Uh, tun sie sich nicht weh dabei!"
„Und sowas ist meine Partnerin..." Harm verdrehte gespielt genervt die Augen.
A.J. beobachtete belustigt den freundschaftlichen Schlagabtausch der beiden Anwälte. Sie tat unwissentlich viel, um Harm von seinen Schuldgefühlen abzulenken. A.J. wusste, dass er sich die Schuld an dem Bombenattentat gab, bei dem insgesamt 11 Menschen im Hauptquartier ums Leben gekommen und viele mehr schwer verletzt worden waren.
Dafür lenkte Harm jedoch auch Cara ab. Die zwei verschwanden oft gemeinsam aus der Übergangsunterkunft von JAG, meist, um ihre Fälle irgendwo anders zu diskutieren. Er wusste, dass seine Patentochter angesichts der bedrückende Enge in den Räumlichkeiten sonst schon lange ausgerastet wäre.
Wieder einmal sagte sich der JAG, dass er gut daran getan hatte, die beiden zu Partnern zu machen. Und ihr neuer Fall würde sie zumindest für kurze Zeit aus diesen klaustrophobischen Zuständen herausholen.
„Was meinten sie eigentlich mit WIR, Sir?" wollte Harm plötzlich wissen, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte.
Als sie in das kleine Restaurant in der Nähe eintraten, hielt der Admiral sofort auf einen der Tische zu. Bud Roberts saß dort und machte sich gerade über einen Teller Spaghetti Alfredo her, nur um pflichtbewusst aufzuspringen, als er seinen C.O. erblickte.
„Sie auch, Bud?" Harm rückte seiner Partnerin den Stuhl zurecht und beobachtete amüsiert, wie sie sich die Speisekarte schnappte.
Chegwidden knallte den Aktenordner auf den Tisch und griff ebenfalls nach einer Speisekarte.
„Ich dachte, ich verschaffe uns allen ein paar Tage fern von engen Räumen, paranoiden Regierungsbeamten und stinkenden Windeln."
Bud lachte über die Bemerkung des Admirals.
„Im Gegensatz zu dieser Schuhschachtel, die ich als Büro mein Eigen nenne nehme ich es gerne mit stinkenden Windeln auf. Zu Hause habe ich nur drei andere Menschen um mich herum, und nicht eine halbe Million."
Harm schenkte seinem Freund ein warmes Lächeln.
„Ich kann ja immer noch nicht glauben, dass bei Harriet die Wehen eingesetzt haben, als sie unser Übergangsquartier besichtigt haben." Er und Cara lagen zu dieser Zeit immer noch im Krankenhaus und hatten die Gelegenheit, den jüngsten Sproß der Roberts zu besuchen ausgiebig genutzt.
„Ich kann nicht fassen, dass das schon wieder in meinem Büro passiert ist. Ich werde ein Schild aufhängen lassen, das Schwangeren in Zukunft den Zutritt verwehrt", stöhnte A.J.. Es hatte schon gereicht, dass er bei dem ersten Roberts-Jungen Hebamme spielen musste. Dass nun der kleine Jimmy versucht hatte, es seinem großen Bruder nachzumachen grenzte schon fast an Absicht.
Cara hielt sich aus der Unterhaltung heraus und winkte ungeduldig der Bedienung.
Harm legte grinsend dem Kopf schief.
„Jarhead", schlug er schließlich vor.
Bud und A.J. sahen ihn fragend an. Cara hingegen legte ebenfalls den Kopf auf die Seite und grinste ihn frech an.
„Wenn das der Spitzname sein soll, den sie mir verpassen wollen, muss ich sagen, dass er nicht gerade einfallsreich ist."
„Das vielleicht nicht, aber er ist passend. Dieser bodenlose Abgrund, den sie statt eines Magens haben macht jedem Marine Konkurrenz."
„Bevor das jetzt wieder in die Oliven-Diskussion ausartet, muss ich ihnen sagen, dass ich heute keinen griechischen Salat essen werde. Und wenn sie jetzt nicht bald kommt, werde ich sie an den Ohren herbeischleifen!"
Harm konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie es ernst meinte, und hatte prompt Mitleid mit der Kellnerin. Als er winkte, hielt die junge Frau sofort auf den Tisch mit dem gutaussehenden Navy-Offizier zu.
„Was darf's denn sein?" meinte sie mit einem breiten Lächeln.
Bevor auch nur irgendeiner der beiden Männer, die noch nichts zu essen hatten den Mund aufmachen konnte, ratterte Cara ihre Bestellung herunter, dass die Kellnerin Mühe hatte, alles mitzukriegen.
Als sie alle bestellt hatten, lehnte sich Harm grinsend in seinem Stuhl zurück.
„Vielleicht sollte ich sie eher ‚Fass ohne Boden' nennen, bei den Mengen, die sie verschlingen."
„Wenn ihnen das nicht zu lang ist, von mir aus gerne", antwortete sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Wenn ich mich recht erinnere, habe ich gesagt, das hier wäre ein Arbeitsessen, und nicht Schauplatz ihrer Kindereien, Commanders!" schimpfte Chegwidden und klappte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck den Aktenordner auf, während seine beiden Senioroffiziere den Kopf einzogen.
„Also. Sergeant Howard Auberon ist der fahrlässigen Tötung angeklagt. Während einer Patrouille in Bagdad gerieten er seine Männer in eine Straßenschießerei, die tödlich für einen Berater des Verteidigungsministeriums endete", erklärte der JAG, als er endlich die volle Aufmerksamkeit seiner Mitarbeiter hatte.
„Weiß man, warum der Mann die Patrouille begleitet hat?" Harm sah dabei zu, wie Bud seine Spaghetti auf die Gabel wickelte und dabei von seiner Partnerin beobachtet wurde.
„Wenn das Verteidigungsministerium mit der Sprache herausrückt, sind sie der erste, der es erfahren wird." Chegwidden seufzte. Ständig hieß es Geheimhaltung hier, Geheimhaltung da. Wie sollten sie einen Fall anständig klären, wenn ihnen nicht alle Fakten zur Verfügung standen? Das war auch einer der Gründe, weshalb er seine Anwälte auf dieser Reise begleiten würde: Einen Admiral setzte man nicht so schnell vor die Tür wie einen Lieutenant oder einen Commander.
Dass er damit auch endlich einmal wieder dem ganzen Papierkrieg entkam, der sich in seinem Büro türmte, würde er jedoch nicht zugeben.
Das Essen kam gerade, als Chegwidden die Akte wieder zuklappte.
Zehn Minuten später bemerkte Harm, dass eine fremde Gabel in seinem Salat herumstocherte.
„Ich dachte, sie wollten heute keinen griechischen Salat essen?" neckte er seine Partnerin, die sich gerade genüsslich ein Stück Schafskäse in den Mund schob.
„Ich vergelte hier nur gleiches mit gleichem. Und da die Oliven ihnen gehören, muss ich was anderes essen."
A.J. und Bud tauschten einen amüsierten Blick aus.
Es war schön, den Commander wieder zurückzuhaben.
„Ich schlage vor, sie bringen alles, was sich nicht aufschieben lässt noch heute zu einem Ende oder verteilen es an die anderen Anwälte." A.J. hielt seinen Mitarbeitern die Tür auf und folgte ihnen dann.
„Und Harriet macht es wirklich nichts aus, nach den Katzen zu sehen?" Harm war es unangenehm, dass er Haustiere hatte, die sich nicht wie Cara's Fische mit einem Futterautomaten zufrieden gaben.
Bud schüttelte den Kopf.
„Ich hab sie vorher angerufen. Sie fand es nicht gerade gut, dass ich in den Irak gehe. Ihr nächster Gedanke galt Tom und Cat." Als Commader McLachlan und Harm im Krankenhaus gelegen hatten, hatte sich anfangs der Admiral um die beiden gekümmert. Da die Tiere es jedoch gewohnt waren, alleine in der Wohnung zu bleiben, waren sie schließlich dazu übergegangen, mit einem von Harm's Ersatzschlüsseln abwechselnd Katzensitter zu spielen. Mit dem Kratzbaum, den Harm ihnen schließlich doch noch gekauft hatte und dem ganzen Spielzeug reichte es, zweimal am Tag nach ihnen zu sehen, den Fressnapf zu füllen und ein paar Streicheleinheiten abzuliefern.
„Wird das nicht zu viel mit dem neuen Baby?" Harm war noch immer nicht ganz überzeugt. Es musste doch eine Heidenarbeit sein, einen Fünfjährigen und ein Neugeborenes zu Hause zu haben, während der Ehemann im Irak seiner Arbeit nachging.
„Jede Stunde, die sie mit etwas anderem beschäftigt ist, macht sie sich keine Sorgen um mich", meinte der Lieutenant und zuckte mit den Schultern. Es gefiel ihm auch nicht, seine Frau so früh schon wieder alleine lassen zu müssen, aber sie beide waren beim Militär und wussten, was das mit sich brachte. Kein Grund, deswegen lange herumzujammern, es ließ sich ohnehin nicht ändern.
Sie waren schon beinahe wieder am Übergangsquartier angelangt, als Chegwidden anfing, seine Taschen abzuklopfen.
„Haben sie was vergessen, Sir?" Cara beobachtete ihren CO eingehend. Das ganze wirkte irgendwie komisch und unecht.
„Meine Brieftasche." Genervt sah der JAG auf seine Uhr.
„Und der SECNAV ruft in drei Minuten an. Sollten die Telefone in dieser Bruchbude irgendwann einmal einwandfrei funktionieren", knurrte er noch erklärend hinzu.
Harm und Bud boten gleichzeitig an, noch einmal zurück zu laufen und im Restaurant nachzufragen. Cara warf ihrem Patenonkel immer noch einen seltsamen Blick zu. Hatte er nicht vorher nur die Kreditkarte dabeigehabt?
„Wenn sie so freundlich wären, Rabb. Roberts, sie kümmern sich um ihre Fälle und gehen dann nach Hause. Verbringen sie die Zeit bis zum Abflug mit ihrer Frau."
Bud strahlte ein „Danke, Sir", während Harm eine Kehrtwende machte und den Weg, den sie gerade gekommen waren zurücktrabte.
Cara folgte den beiden Männern etwas verwirrt in das Gebäude.
Rabb hingegen wusste sofort, was gespielt wurde, als er die Tür des Restaurants aufschob. Mit einem Seufzen ging er auf den Tisch zu, an dem sie zuvor gesessen hatten, um den dort sitzenden Mann zu begrüßen.
„Webb."
„Nach unserem letzten Abenteuer sollten sie langsam anfangen, mich beim Vornamen zu nennen" lächelte der CIA-Agent und nippte an seinem Eistee. Harm ließ sich entnervt auf einen Stuhl fallen.
„Was wollen sie, Clay? Nein, lassen sie mich raten, ich soll ihnen einen Gefallen tun."
„Es ist nur eine kleine Sache. Sie müssen etwas für mich herausfinden."
Der Navy-Anwalt verzog das Gesicht. Es handelte sich immer nur um ‚kleine Sachen', und am Schluss musste er um sein Leben fürchten, irgendetwas in die Luft sprengen oder andere Leute umbringen.
„Weiß der Admiral bescheid?" Das letzte Mal, als er Webb geholfen hatte, hatte ihn beinahe seinen Job gekostet, und darauf würde er es nie wieder ankommen lassen.
„Er meinte, ich soll das mit ihnen ausmachen, und wollte mich dazu nötigen, ihre Partnerin mit einzubeziehen." Clay schüttelte den Kopf. Sonst wollte der JAG seine Leute aus allem, was mit der CIA zu tun hatte heraushalten.
Auch Harm schüttelte den Kopf. Cara hatte wegen ihm schon genug durchgemacht. Eine Schusswunde reichte.
„Ich werde mir anhören, was sie zu sagen haben. Versprechen werde ich nichts. Und Cara erfährt nichts von dem ganzen."
0125 LOCAL
Donnerstag, 04.03.2004irgendwo über dem Atlantischen Ozean
Zum wiederholten Mal wachte Harmon Rabb jr. auf und sagte sich, dass er langsam zu alt für solche Späße wurde. Sie reisten zwar nicht in der Holzklasse nach Bagdad, um ehrlich zu sein wusste er nicht einmal, warum es ihm dieses Mal nicht einmal etwas ausmachte, dass er seine Beine nicht strecken konnte, wie immer in irgendwelchen Flugzeugen, die er nicht selbst flog. Trotzdem meldete sich nun sein Rücken, nachdem er zuvor bei jedem Luftloch oder jeder unsauberen Kurve des Piloten aus dem Schlaf gerissen worden war. Müde ließ er seinen Blick durch die Kabine schweifen. In der Reihe vor ihm hatten es sich der Admiral und Bud gemütlich gemacht und schienen keinerlei Schwierigkeiten mit den Sitzen, die als Schlafgelegenheit nach hinten gelehnt worden waren zu haben.
Zum wiederholten Mal sagte er sich, dass er auch schlafen sollte. Immerhin hatten sie noch einen langen Weg vor sich, schließlich gab es keine Direktflüge in den Irak. Sie würden in Deutschland und Italien umsteigen müssen, nur um von dort auf einen Flugzeugträger im persischen Golf zu gelangen und von da aus das letzte Stück mit dem Hubschrauber zurückzulegen.
Neben ihm hatte sich Cara auf ihrem Sitz so gut es ging zusammengerollt und schlief auf der Seite. Ein Knie hatte sie bereits bis an die Brust hochgezogen, das andere schlug gerade, als sie es ebenfalls an ihren Körper ziehen wollte gegen die Armlehne.
„Gott, ich hasse Linienmaschinen!" knurrte es leise neben ihm und Harm konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Cara öffnete langsam ihre Augen und sah ihrem amüsierten Partner ins Gesicht.
„Können sie auch nicht schlafen?"
Harm nickte. Cara drehte sich wieder auf den Rücken und stöhnte, als ihr Körper gegen die Verlagerung protestierte. In Flugzeugen auf der Seite schlafen zu wollen war eine blöde Idee.
„Alles in Ordnung?" Sofort hatte er wieder den besorgten Ausdruck im Gesicht, den er immer zeigte, sobald er der Meinung war, mit ihr wäre etwas NICHT in Ordnung.
„Ja, mir ist nur grade so ziemlich alles eingeschlafen, was einem einschlafen kann." Die Anwältin setzte sich schräg im Schneidersitz auf ihren Stuhl und legte sich die Decke, die man ihnen allen verpasst hatte um die Schultern. Wenigstens waren Linienflüge, die um diese unmenschliche Uhrzeit unterwegs waren nie wirklich voll besetzt und man konnte sich einigermaßen ausbreiten.
„Macht... macht ihnen die Schusswunde noch Schwierigkeiten?" Harm schluckte. Aber da sie schon mal beide wach waren und nichts anderes zu tun hatten...
Cara warf ihm einen ungläubigen Blick zu. Das ließ ihm immer noch keine Ruhe?
„Nein, alles gut verheilt. Die Narbe wird zwar bleiben, aber es wäre ja nicht die erste..." Auf Harm's entsetzten Blick hin wünschte sie sich, sie hätte etwas anderes gesagt.
„Sie wurden schon mal...?" Die Anwältin seufzte und überlegte fieberhaft, wie sie aus dem Schlamassel wieder herauskommen sollte.
„Es ist schon ein paar Jahre her, und ich kann nicht wirklich viel darüber sagen. Warum zerbrechen sie sich überhaupt deswegen den Kopf? Es ist ja nicht so, als hätten sie persönlich abgedrückt."
Der hochgewachsene Anwalt ließ seinen Kopf zurück gegen die Rückenlehne sinken und schlug sich bei dem Versuch, seine Beine zu strecken die Schienbeine an. Genervt streckte er sie schließlich in den Mittelgang und hoffte, die Stewardess würde genug aufpassen und nicht darüber stolpern.
„Aber der Kerl hatte es auf mich abgesehen. Wenn ich bedenke, was er hätte anrichten können..." Er sprach nicht aus, was Palmer alles hätte tun können . Es war ihnen allen sehr klar gewesen, als sie die kleine, blasse Gestalt in dem Krankenhausbett gesehen hatten. Harriet hatte ihn nach einer Vorsorgeuntersuchung besucht, und er sie dazu gedrängt, ihn zu seiner Partnerin zu begleiten, obwohl er eigentlich sein Bett gar nicht verlassen sollte.
„Palmer richtet nie wieder Schaden an." Er verbrachte seine Tage mittlerweile in einer psychiatrischen Anstalt damit, sein Mittagessen aus der Schnabeltasse zu schlürfen und jedem, der es hören wollte zu erzählen, dass ihn eine Kampfamazone von einem anderen Stern in den Rollstuhl befördert hatte. Cara zog die Decke um ihren Körper zusammen.
„Also hören sie endlich auf, sich für das, was dieser Wahnsinnige getan hat verantwortlich zu fühlen. Sie mögen ihm einmal oder zweimal in die Suppe gespuckt haben, aber er war derjenige, der einen persönlichen Rachefeldzug daraus gemacht hat. Wenn sie jemanden beschuldigen wollen, dann die Wachen in Leavenworth, die zu blöd sind, einen Gefangenen im Hochsicherheitstrakt zu behalten, nachdem es ihm schon einmal gelungen ist, auszubrechen. Oder mich, weil ich Sam, den Putzmann nicht schon längst kielgeholt habe, nachdem er mir stets und ständig auf die Nerven gegangen ist", meinte sie ernst.
Harm öffnete die Augen und lächelte.
„Sam der Putzmann ist ein sehr netter Mensch. Und der einzige Grund, weshalb ich nicht in dieses Irrenhaus, in dem Palmer sitzt fahre und seinem armseligen Leben ein Ende setze ist, dass er dem Kerl eine Kreuzfahrt spendiert hat, bevor er seinen Platz übernahm."
„Solange er nicht so viel redet, wie Clark, der Putzmann, glaube ich mal unbesehen, dass er ein netter Mann ist."
Beide brachen in ein leises, aber heiteres Gelächter aus.
In der Reihe vor ihnen zog Admiral A.J. Chegwidden halb schlafend, halb wach seine Decke bis zu den Schultern hoch und lächelte ebenfalls. Eigentlich hätte er sich umdrehen und den beiden befehlen sollen, ihre wahrscheinlich letzte Möglichkeit zu schlafen, bevor sie in Bagdad ankamen zu nutzen, aber das Gespräch war für das Seelenheil seines Commanders scheinbar von Nutzen.
Der Versuch, sich im Halbschlaf wie in einem Bett auf die Seite zu drehen erwies sich für den JAG hingegen als ein Ding der Unmöglichkeit. Er schlug sich den Ellbogen an der Armlehne an und unterdrückte ein Fluchen, bevor er einen Blick auf den Lieutenant neben sich warf.
Bud lehnte an Hülle des Flugzeugs, hatte das kleine Kissen zwischen die Kunststoffwand und seine Wange geschoben und schlief mit offenem Mund.
A.J. versuchte erneut, eine bequeme Stellung zu finden und beneidete den jüngeren Mann neben sich. Noch mal 35 sein, das wäre was.
Hinter ihm ertönte erneut ein gedämpftes Rumpeln, gefolgt von einem gemurmelten Fluch Rabb's, der zu schnell versucht hatte, seine Beine aus der Laufbahn der Stewardess zu bringen.
Was den Komfort anging, würde das mal wieder eine laaaange Reise werden...
