Authors Note:
Mein kleiner Beitrag zum Adventskalender eines anderen Archivs.
Disclaimer: Copyright © an der Handlung bei Serena Malfoy, 2004-2012. Alle Rechte an den deutschen Printausgaben der Harry Potter Bücher liegen bei: Carlsen Verlag GmbH, Hamburg, 1997-2009.
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Was nichts anderes heißt als: Die Harry Potter Charaktere gehören noch immer JKR - ich lade sie nur auf eine kleine, vorweihnachtliche Reise ein. Die Handlung, nun ja, für die kann JKR nichts, daran bin ich schuld. Geld wird mit dieser Geschichte keines verdient, Spaß hatte ich dabei allerdings jede Menge.
~~oo oo~~
"Ihr seid wohl von allen guten Geistern verlassen? Das ist doch die dümmste eurer schwachsinnigen Ideen, die ihr mir in den letzten Monaten präsentiert habt."
Draco Malfoy, beide Hände auf einem großen, antiken Schreibtisch aus dunkler Eiche abgestützt, beugte sich noch weiter vor. Sein wütender Blick war auf zwei junge Männer gerichtet, die vermutlich in diesem Augenblick alle ihnen zur Verfügung stehenden Fluchtmöglichkeiten in Betracht zogen. "Ich habe euch eingestellt, damit ihr das Unternehmen nach vorne bringt. Doch euch scheint mehr daran gelegen zu sein, uns zu ruinieren." Draco schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. Der kleinere der beiden Männer machte einen unwillkürlichen Satz nach hinten. Ein altes Bild, das genau über dem Kopf des wütenden Mannes an der Wand hing, wackelte bedenklich. "Nicht genug, dass ihr unseren Kunden irgendwelche Geschenke machen wollt und es Werbung nennt." Er holte tief Luft. "Ich hatte wirklich gedacht, dass ihr damit bereits den Höhepunkt eurer Idiotie erreicht hättet. Aber nein, ihr dürft euch gratulieren." Draco Malfoy schnaufte verächtlich. "Es ist euch tatsächlich gelungen, mich zu überraschen." Das letzte, noch lebende Mitglied der Familie Malfoy richtete sich auf. Sein Blick ruhte noch immer auf den beiden Männern. "Ihr könnt verschwinden", sagte er schließlich, hob seine Hand und deutete auf die massive Holztür am anderen Ende des Raumes. Niedergeschlagen, die Enttäuschung deutlich in den beiden Gesichtern zu erkennen, wandten die Männer sich ab und gingen auf die Tür zu. "Und wer es wagt, sich morgen krankzumelden, kann sich seine Kündigung gleich selbst schreiben und mir dann zur Unterschrift vorlegen", ertönte es hinter ihnen, kaum dass der Größere seine Hand auf die glänzende Klinke gelegt hatte. "So weit kommt es noch, dass meine Angestellten die Geburt irgendeines Kerles benutzen, um nicht arbeiten zu müssen." Die Tür fiel hinter den beiden Männern ins Schloss und Draco Malfoy ließ sich in seinen Ledersessel fallen. "Eine Weihnachtsfeier. Dass ich nicht lache." Die Standuhr neben der Tür schlug einmal. "Warum sollte man einen Kerl, der seit fast 2000 Jahren tot ist, überhaupt noch feiern?" Er schüttelte den Kopf und schob gedankenlos ein paar Pergamente auf seinem Schreibtisch hin und her, als ein versiegeltes Schreiben seine Aufmerksamkeit erregte. Er verzog das Gesicht. "Alle Jahre wieder", murmelte er leise, während er das Siegel brach und das Pergament auffaltete. Nicht, dass er es wirklich lesen musste. Er wusste auch so, was der Absender geschrieben hatte. Blaise Zabini war hartnäckig, soviel musste Draco ihm lassen. Jahr für Jahr schickte er die gleiche Einladung. Und Jahr für Jahr ignorierte Draco sie, nahm sich nicht einmal die Zeit, dem Freund seiner Kinder- und Jugendtage eine Absage zu schreiben. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür lenkte ihn ab und er warf das Pergament in die unterste Schublade seines Schreibtisches.
"Was gibt es denn jetzt noch?" Er machte sich nicht einmal die Mühe, seinen Unmut über die erneute Störung zu verbergen. Als er keine Antwort bekam, hob er den Kopf. "Herein!" Seine Stimme deutlich lauter als zuvor. Die Tür öffnete sich ein kleines Stück und ein schmales Gesicht, von dunkelblonden Locken umrahmt, kam zum Vorschein.
"Sir, Sie haben Besuch, Sir", kündigte seine Sekretärin an. Draco sah auf den Kalender auf seinem Schreibtisch und schüttelte den Kopf. Wenn in seinem Kalender kein Termin eingetragen war, dann hatte er auch keinen. Er nahm seine Terminplanung immer sehr genau und hasste nichts mehr als Unpünktlichkeit. "Unangemeldeten Besuch, Sir", fügte die junge Frau zögernd hinzu. "Die Damen kommen vom Waisen..." Draco Malfoy sprang auf und die Sekretärin verstummte.
"Miss Aubin, habe ich Ihnen nicht ausdrücklich verboten, diese Tagediebe auch nur in die Nähe meines Büros zu lassen", fuhr er die junge Frau an. Das Gesicht der Frau wurde, obwohl es kaum möglich schien, noch blasser. Sie nickte. "Und können Sie sich daran erinnern, was ich Ihnen versprochen habe, wenn Sie es doch tun?" Wieder nickte die Frau. "Sehr gut. Dann sehen Sie zu, dass sie das Pack loswerden und dann können Sie gleich mitgehen. Ich danke Ihnen für die geleisteten Dienste, doch Mitarbeiterinnen wie Sie kann ich nicht brauchen."
"Aber Sir, ich …" Er hob die Hand. Ein Wind wehte durch das Büro. Die junge Sekretärin konnte eben noch ihren Kopf in Sicherheit bringen, da fiel die schwere Holztür auch schon zu. Nur undeutlich konnte er die Stimmen auf der anderen Seite vernehmen. Es interessierte ihn viel zu wenig, als dass er sich bemühte, auch nur ein Wort zu verstehen. "Ich bin umgeben von sentimentalen Dummköpfen", murmelte er leise und widmete sich wieder seinen Papieren. In dem großen Bild über ihm schien sich etwas zu bewegen. Lautlos. Draco bekam es nicht mit, sah den Mann nicht, der vortrat und kopfschüttelnd zu ihm herunter sah. Nicht, dass Draco dem Bild sonderlich viel Beachtung geschenkt hätte. Draco Malfoy schenkte niemandem mehr Beachtung. Schon vor vielen Jahren war er dazu übergegangen, seinen eigenen Weg zu gehen, ohne Rücksicht auf Verluste. Früh hatte er gelernt, dass er sich auf niemanden verlassen konnte. Nur auf sich selbst.
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Es regnete, als Draco an diesem Abend, wie an jedem anderen Abend auch, mit einem Glas Whisky in der einen und seinem Zauberstab in der anderen Hand auf die Terrasse seines großen Hauses hinaustrat. Ein kurzer Schlenker mit dem unscheinbaren Stück Holz, ein paar leise gemurmelte Worte und der Regen konnte ihm nichts anhaben. Die unfreundliche Kälte, die um diese Jahreszeit herrschte, sie störte ihn nicht sonderlich. Es war das typische, englische Dezemberwetter. Regen, Regen und noch mehr Regen. Tagsüber beherrschte ein tristes Grau den Himmel, bevor es, viel früher als sonst, dunkel wurde. Draco redete sich ein, die Dunkelheit zu mögen und zuckte zusammen, als von irgendwoher der Schrei eines Vogels die Stille durchbrach. Stille beherrschte sein Leben außerhalb seines Büros. Das alte Haus, nicht weit von einer unwissenden Muggelsiedlung entfernt, war leer, seit seine Eltern diese Welt verlassen hatten. Zuerst sein Vater, dem die Jahre in Askaban nicht gut getan hatten, dann seine Mutter, die an dem Tod des geliebten Mannes zerbrochen war. Eine eigene Familie zu gründen, dazu hatte ihm die Zeit gefehlt. Bei Merlin, seine Mutter hatte es versucht. Wieder und wieder. Draco war sich sicher, dass Narcissa Malfoy keine junge Frau, sofern sie wenigstens annähernd in seinem Alter war, ausgelassen hatte. Eine Party hier, ein Nachmittagstee dort, eine angeblich zufällige Begegnung im Park. Seine Mutter hatte alle Register gezogen. Doch Draco hatte sich nicht binden wollen. Diesen Fehler hatte er einmal in seinem Leben gemacht. Die Narbe trug er noch immer auf seinem Unterarm. Er war froh, all dem mit einem blauen Auge, ein paar Monaten Hausarrest und einigen Auflagen entkommen zu sein.
Nach dem Krieg hatte er, wie viele andere seiner damaligen Mitschüler auch, seinen Schulabschluss nachgeholt. Es war ein Spießrutenlauf gewesen, den er irgendwie überstanden hatte. Seine Ausbildung zum Tränkemeister in Amerika war dagegen eine Erholung gewesen. Nach seiner Rückkehr hatte er eine veränderte Welt vorgefunden. Die Hexen und Zauberer hatten sich verändert, wie auch ihre Umwelt. Starbucks und Burgerking hatten ihren Weg in die Winkelgasse ebenso gefunden, wie Computer und Fernsehen den Weg in die Häuser der Hexen und Zauberer. Sie waren tatsächlich im 21. Jahrhundert angekommen, wenn auch mit etlichen Jahren Verspätung. Draco hatte den Schritt in die Moderne genutzt und sich seine Nische gesucht. Seine Zaubertränke in Einwegphiolen hatten den Markt überschwemmt und sich bis heute gehalten. Das kleine Unternehmen, das in diesem Haus seinen Anfang genommen hatte, beschäftigte heute beinahe hundert Leute und betrieb, neben einem Internetshop im Weltweiten Wizarding Web, zahlreiche Shops in aller Welt. Draco Malfoy war ein erfolgreicher Geschäftsmann, wozu brauchte er jetzt noch eine Familie.
Er drehte sich um, lehnte sich gegen die Mauer, die seine Terrasse umgab, betrachtete die hell erleuchteten Fenster seines Hauses und redete sich ein, er sei glücklich. Nach einer Weile stellte er das leere Glas auf der Mauer ab. Sollten die Hauselfen es doch wegräumen. Er war müde. Der Tag war, wie jeder andere Tag auch, anstrengend gewesen. Ein neuer Shop in dem magischen Teil von Philadelphia, ein neues, Erfolg versprechendes Produkt, eine Kündigung. Es war ein guter Tag und gleich morgen würde er eine Anzeige für eine neue Sekretärin aufgeben. Vielleicht eine mit blonden Haaren dieses Mal? Er war sich noch nicht sicher.
