Wenn Emma denkt, dass Sally nicht da ist, dann singt sie. Sie singt laut und ein bisschen schief und erfindet manchmal neue Worte, wenn sie den Text nicht ganz versteht.

Wenn Emma da ist, singt Sally. Für Emma macht sie gerne eine große Show, verstellt ihre Stimme, quietscht und brummt und schmettert. Wenn Emma geht, stellt Sally die Musik lauter und sich selbst leise. Ihre Mutter hat immer gesagt, sie jaule wie ein Hund im Regen.

Wenn Emma kocht, ist das wie Tanzen. Eine Choreographie zwischen Herd, Vorratsschrank und Gewürzregal. Der Kochlöffel ist ihre Ballettstange und das Köcheln der Milch ihre Musik. Sie bewegt ihre Hüften nicht immer im Takt, aber sie hat Spaß dabei und das sieht noch schöner aus.

Emma hat Sommersprossen, eine spitze Nase und leuchtende Augen. Wenn der Boden nicht permanent staubig wäre, würde sie sich viel häufiger hinlegen und den Spinnen an der Decke beim Nichtstun zugucken.

Sally ist blond und blauäugig, aber nicht auf die süße, unschuldige Art. Sie hat Piratenaugen, blau und wild wie das Meer. Ihr Blick ist oft nach innen gekehrt und unruhig, wie das Meer. Wenn sie die Augen zumacht, wünscht sie sich oft ganz weit weg. Sie weiß nur noch nicht, wohin.

Wenn Sally nicht da ist, fallen Emma immer hundert Dinge ein, die sie ihr erzählen will.

Wenn Emma da ist, erzählt Sally ihr immer hundert Dinge. Sie spricht schnell und lebhaft und verschüttet dabei manchmal ihren Kaffee auf ihren Strumpfhosen. Aber das macht nichts, denn die sind schwarz und verschlucken Kaffeeflecken.

Wenn Sally geht, hat Emma manchmal Angst, dass sie nicht wiederkommt. Sie hat Angst, dass Sally das Meer braucht, und manchmal hat sie Angst, dass Sally darin untergeht.