AN/1 Ich hatte diese
Story schon mal gepostet, allerdings weitaus kürzer, ich brauchte damals
Ablenkung von Galadriels Vision. Doch diese hier hat wirklich Potential
für mehr als zwei Kapitel, und heute Morgen hatte ich plötzlich die komplette
Geschichte im Kopf – also hier ist die *new-and improved-extended-version* von
„Mar Vanwa Tyalièva"
AN/2 Diese Geschichte basiert auf dem Gedicht "The little House of Lost Play" (Mar Vanwa Tyalièva) von
Tolkien. Es ist nicht zwingend notwendig, das Gedicht zu lesen, da es ohnehin
in Textform die Geschichte eingebaut ist. Wer allerdings ein wenig Englisch
kann, sollte es lesen, da es
wirklich sehr schön ist.
Das Gedicht hier übersetzt
niederzuschreiben, macht keinen Sinn, da die ganze Dynamik verloren gegangen
wäre. Wessen Englischkenntnisse also nicht ausreichen, soll auch nicht
verzweifeln, im Text habe ich es soweit es für meine Geschichte nötig ist,
übersetzt.
Disclaimer: Sowohl das Gedicht als auch bekannte Personen gehören Tolkien, oder
wer auch immer sein Imperium geerbt hat. Alle anderen Personen sind meine
eigene Erfindung. Ich verdiene offensichtlich keinen müden Teuro damit! ;-)
Feedback: Her damit! :-)
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The Little House of Lost Play
by J.R.R. Tolkien
We
knew that land once, you and I,
and once we wandered there
In the long days now long gone by,
a dark child and a fair.
Was it on the path of firelight thought
in winter cold and white,
or in the blue-spun twilit hours
of little early tucked-up beds
in drowsy summer night
that you and I in sleep went down
to meet each other there,
you dark hair on your white nightgown
and mine was tangled fair ?
We wandered shyly hand in hand,
small footprints in the golden sand,
and gathered pearls and shells in pails,
while all about the nightingales
were singin in the trees.
We duged for silver with our spades
and caught the sparkle of the seas,
then ran ashore to greenlit glades
and found the warm and linding lane
that now we cannot find again
between tall whispering trees.
The air was neither night nor day
an ever-eve of gloaming light,
when first there glimmered into sight
the Litte House of Play.
New-built it was, yet very old
white, and thatched with straws of gold,
and pierced with peeping lattices
that looked towards the see;
and our own children garden-plots
were there: our own forgetmenot
red daisies, cress and mustard,
and radishes for tea.
There all the borders trimmed with box
were filled with favourite flowers, with phlox,
with lupins, pinks, and hollyhocks, beneath a red may-tree;
and all the gardens full of folk
that their own little language spoke,
but not to You and Me.
For some had silver watering-cans,
and watered all their gowns,
or sprayed each other , some laid plans
to build their houses, little towns
and dwellings in the trees.
And some were clambering on the roof
some crooning lonely and aloof;
some dancing round the fairy-rings
all garlanded in daisy-strings
while some upon her knees
before a litte white robed king
crowned with marigold would sing
their rhymes of long ago.
But side by side a little pair
with heads together, mingled hair
went walking to and fro
still hand in hand; and what they said
ere Waking far apart them led,
that only we know now.
/center
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Langsam bahnte sich Novfanawen ihren Weg durch die anderen Elbinnen, die am
Fluss ihre Wäsche wuschen. Heute war optimales Wetter für einen Waschtag und so
war hier am Waschplatz ein ziemliches Gedränge. Plötzlich hörte sie jemand
ihren Namen rufen.
"Nova, warte auf mich!" Novfanawen drehte sich um und sah ihre Freundin
Aratorëiel auf sie zukommen. Die blonde Elbin trug genauso wie sie einen großen
Korb mit feuchter Wäsche im Arm.
"Ich habe dich gar nicht gesehen! Kein Wunder bei dem Andrang heute."
Schwatzend gingen die beiden Freundinnen weiter. Sie kannten sich schon, seit
sie kleine Elflinge gewesen waren und hatten beinahe jeden Tag ihres Lebens
miteinander verbracht. Es heißt, Gegensätze ziehen sich an, und dieses
Sprichwort traf bei diesen beiden wirklich zu. Novfanawen war ruhig und
zurückhaltend, wo Aratorëiel laut und forsch war, und verbrachte ihre freie
Zeit lieber mit Büchern als mit anderen Elben. Aratorëiel währenddessen kannte
jede Elbe ihres Alters in ihrer Siedlung in Mirkwood, da sie sehr gesellig war.
Auch äußerlich waren sie das genaue Gegenteil, Novfanawen war groß gewachsen,
hatte eher eine knabenhafte Figur und langes, rabenschwarzes Haar. Aratorëiel
dagegen war kleiner, mit einer weiblichen Figur und wallendem blonden Haar.
So sehr sich beiden Elbinnen auch unterschieden, in den mehr als zweitausend
Jahren ihrer Freundschaft, hatten sie sich wirklich zu schätzen gelernt. Jede
stellte einen ausgleichenden Pol im Leben der Anderen dar, Aratorëiel zerrte
Novfanawen aus ihrer selbst auferlegten Einsamkeit, während die schwarzhaarige
Elbin immer wieder Landebahn für die hochvoltigen Abenteuer ihrer Freundin
spielte. Die beiden ergänzten sich einfach wunderbar.
Als sie ihre Siedlung erreicht hatten, trennten sich die beiden Freundinnen
kurz.
"Bis später, Tori! Wir sehen uns beim Essen."
Novfanawen beeilte sich, nach Hause zu kommen, sicherlich wartete ihre Mutter
schon auf sie. Es war bereits später Nachmittag und ihr Vater und ihr
Bruder würden bald von ihrer Arbeit im
Palast nach Hause kommen. Táralanthir war ein Soldat Thranduils, und er liebte
seine Arbeit. Zwar war Novas Vater oft großer Gefahr ausgesetzt, wenn er mit
seiner Truppe auf Orkjagd ging, doch Táralanthir war ein fähiger Kämpfer und
bisher war ihm nichts Schlimmeres geschehen. Novfanawen war stolz auf ihren
Vater, der ihre Heimat unter Einsatz seines Lebens gegen die Orks verteidigte.
Ihr älterer Bruder Gorath eiferte ihm nach und war schon früh zum Militär
gegangen. Er diente nun in Táralanthirs Einheit, und auch er entwickelte sich
zu einem guten Krieger.
"Nana, ich bin wieder da!" Flott erklomm sie die Stufen zum Flett ihrer
Familie. Ihre Mutter begrüßte sie mit einem Lächeln.
"Bitte hänge noch schnell die Wäsche zum Trocknen auf, Liebes. Das Essen habe
ich schon fertig."
"Ist gut, Nana." Sie machte sich an leise summend an ihre Aufgabe. Novfanawen
liebte ihre Familie, vor allem mit ihrer Mutter hatte sie eine starke
Verbindung. Als sie mit der Wäsche fertig war, kehrte sie zurück in den
Wohnraum, wo ihre Mutter gerade den Tisch deckte, heute wieder ein Gedeck mehr
als üblich, da Aratorëiel mit ihnen aß. Ihre Familie war für ein paar Wochen
nach Lothlorien gereist, um Verwandte zu besuchen, doch Aratorëiel hatte es
vorgezogen, in Mirkwood zu bleiben. Nefarátoien, Novas Mutter, hatte die beste
Freundin ihrer Tochter eingeladen, in dieser Zeit die Mahlzeiten mit ihnen zu
teilen, und die junge Elbin hatte erfreut eingewilligt.
Als sie unten Lachen und Stimmen hörten, wussten die beiden Elbinnen, dass ihre
Männer und Aratorëiel eingetroffen waren. Schnell hatte sich die Familie am
Tisch versammelt und das Essen wurde aufgetragen. Die beiden Männer erzählten
von ihrem Tag und plötzlich begann Gorath verschmitzt zu grinsen.
"Bevor ich es vergesse, liebe Schwester – ich soll dir schöne Grüße ausrichten,
und zwar von niemand geringerem als unserem verehrten Thronerben persönlich."
Nova seufzte. „Wird dieser sturköpfige Elb denn niemals aufgeben?"
Wieder einmal sahen alle am Tisch versammelten Elben Novfanawen verwundert an.
Niemand konnte es verstehen, warum sie die Annäherungsversuche des Prinzen
immer wieder ablehnte. Jede weibliche Elbe in Mirkwood träumte davon, von
Legolas Greenleaf umworben zu werden – doch Nova machte sich nichts daraus.
"Seht mich nicht so an! Ich habe euch schon tausendmal gesagt, dass ich nicht
an Legolas interessiert bin, und dabei bleibt es."
Wohl wissend, dass Nova sich gleich fürchterlich aufregen würde, wechselte
Aratorëiel schnell das Thema. Sie würde ihrer Freundin später noch einmal ins
Gewissen reden.
Nach dem Essen ging Novfanawen in ihr Zimmer und Aratorëiel folgte ihr auf dem
Fuß.
"Nova, wir müssen reden!"
"Ich weiß, was du sagen willst – du kannst es dir sparen."
"Sei doch nicht so stur - Immerhin ist er der Thronerbe! Du kannst ihn nicht so
einfach abblitzen lassen! Außerdem ist er wirklich das Beste, was dieser Wald
zu bieten hat, das musst du zugeben." Nova ließ sich auf ihr Bett fallen und
sah die Freundin verzweifelt an.
"Ja, er sieht gut aus und er ist sehr nett. Aber das ändert nichts an der
Tatsache, dass ich nicht an ihm interessiert bin. Warum versteht das denn
keiner!"
Tori warf ihre Hände in einer verzweifelten Geste zum Himmel und verdrehte die
Augen.
"Weil es völlig unverständlich ist! Jede andere Elbe – mich eingeschlossen! –
würde ihre Seele verkaufen, um ihm zu gefallen!"
"Du kannst ihn haben, ich schenke ihn dir!"
"Warum willst du ihn nicht? Sag mir einen guten Grund und ich lasse dich damit
in Ruhe."
Novfanawen seufzte. „Du weißt, warum ich mein Herz keinem Elben geben kann."
Aratorëiel schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Sag bloß, du hängst
immer noch diesem mysteriösen Elb aus deinem Traum nach!? Das kann nicht dein
Ernst sein." Novfanawen zuckte nur mit den Schultern. „Es ist mir egal, ob du
das alles für Blödsinn hältst, für mich ist er mehr als ein Traumgebilde und
ich weiß, dass ich ihn eines Tages wieder treffen werde."
Tori schüttelte ungläubig den Kopf. „Also dir ist wirklich nicht mehr zu
helfen! Du weist einen Prinzen ab, nur weil du auf jemanden wartest, den es
nicht gibt!"
"Es gibt ihn sehr wohl, das weiß ich genau!"
"Seit fünfhundert Jahren wartest du schon – und ist er aufgetaucht? NEIN! Und
soll ich dir was sagen – er wird nicht kommen, weil er nur in deiner Illusion
lebt! Ich kann es wirklich nicht mehr länger mit ansehen, wie du deine Zukunft
wegwirfst, wegen eines Hirngespinstes!"
"Da wird dir nichts anderes übrig bleiben, Tori! Ich will den Prinzen nicht und
auch keinen Anderen. ER wird kommen, eines Tages! Und ich warte auf ihn. Und
nun GUTE NACHT!"
Aratorëiel schnaubte wütend und stürmte aus dem Zimmer. Jedes mal war es das
Selbe, wenn sie dieses Thema zur Sprache brachte. Sie brüllten sich an,
sprachen einen Tag nicht mehr miteinander und danach war wieder alles
vergessen. Bis zum nächsten Mal, wenn Nova wieder einen Annäherungsversuch des
Prinzen abwies und Tori wieder der Kragen platzte.
Novfanawen hatte ihr Gesicht in ihrem Kissen vergraben und weinte. Toris Worte
trafen hatten sie hart getroffen, doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass
sie das Richtige tat. Sie rief sich jenen Traum wieder in ihre Erinnerung, den
sie vor über fünfhundert Jahren gehabt hatte.
Novfanawen war wieder ein Kind, und sie wanderte
in ihrem weißen Nachthemd einen Pfad hinab, neben ihr ein Junge, ebenfalls ein
Kind, mit wirrem blondem Haar. Ein dunkles Kind und ein helles, sie hielten
einander bei den Händen, und hinterließen kleine Fußstapfen im goldenen Sand.
Sie sammelten Muscheln und Perlen in Eimern, während überall die Nachtigallen
in den Bäumen sangen. Mit Spaten gruben sie nach Silber und fingen das Funkeln
der Meere. Dann rannten sie uferwärts durch grünhelle Lichtungen und fanden den
warmen, gewundenen Weg, zischen hohen, flüsternden Bäumen.
Die Luft war weder Nacht noch Tag, ein Immer-Abend dämmernden Lichts umgab sie,
als es dort aufschimmerte, das Kleine Haus des Spiels. Neu gebaut war es, doch
schon sehr alt, weiß und gedeckt mit goldenem Stroh, und durchbrochen von
Gitterfenstern zum Lugen, die auf das Meer blickten. Die Gartenplätze ihrer
Kindheit waren dort, ihre eigenen Vergissmeinnicht, rote Gänseblümchen, Kresse
und Senf, und Rettiche zum Tee. Dort waren alle Beete gesäumt von Buchs und
gefüllt mit ihren Lieblingsblumen - mit
Phlox, Lupinen, Nelken und Stockrosen unter einem Rotdornbaum; und alle Gärten
voll mit Feen, die ihre eigene kleine Sprache sprachen, aber nicht mit den
beiden Kindern.
Manche hatten silberne Wasserkannen und besprengten ihre Kleider oder
bespritzen einander; manche machten Pläne um ihre Häuser zu bauen, kleine
Städte und Wohnungen in den Bäumen. Und manche kletterten auf das Dach; manche
sangen leise für sich und abseits, manche tanzten um die Feenkreise, alle
bekränzt mit Ketten aus Gänseblümchen, während andere, knieend vor einem
kleinen weiß gewandeten König, gekrönt mit Ringelblumen, sangen.
Immer noch ging sie Seite an Seite mit dem Jungen, die Köpfe zusammengesteckt,
die Haare vermischt. Sie spazierten auf und ab, noch immer Hand in Hand und
flüsterten sich Liebeleien zu, bevor das Erwachen sie weit auseinander führte,
weit weg von einander, unfähig, den warmen, gewundenen Weg zum Kleinen Haus des
Spiels wieder zu finden.
Niemals würde sie diesen Traum vergessen, denn so phantastisch er auch
klang – für sie war das alles real. Irgendwo auf dieser Welt gab es dieses
Kleine Haus und die Feen tanzten in ihren Gärten. Und es gab auch diesen
Jungen, denn in den letzten fünfhundert Jahren war er ihr immer wieder flüchtig
im Traum erschienen. Erwachsen nun, und schöner als alles andere, das
Novfanawen jemals gesehen hatte. Sein goldenes Haar glänzte wie die Sonne und
sein Gesicht strahlte Weisheit und Güte aus. Sie wusste, dass die Valar sie
eines Tages zusammenführen würden – und sie hatte alle Zeit der Welt, um auf
ihren Elb zu warten.
Niemand außer Tori und ihrer Mutter wusste von dem Traum, und auch wenn diese
beiden immer wieder versuchten, ihr das Ganze auszureden, hielt sie daran fest.
Nova hatte sich dem Jungen in dem Traum so nah, so verbunden gefühlt, und sie
wusste, dass ihr kein anderer Elb dieses Gefühl jemals geben konnte. Oft
stellte sie sich vor, wie sie sich wieder treffen würden, auch er würde sie
sofort wieder erkennen und sie in seine Arme ziehen.
Plötzlich wurde Nova aus ihren Gedanken gerissen, als ihre Mutter nach ihr
rief. Seufzend erhob sie sich und eilte in die Küche, wo ihre Mutter noch
einige Aufgaben für sie hatte.
Am nächsten Tag versöhnte sie sich wieder mit Aratorëiel und das Leben ging
weiter. Gorath zog sie weiterhin mit den Annäherungsversuchen des Prinzen auf,
ihre Mutter beschäftigte sie ununterbrochen mit irgendwelchen Aufgaben und
Aratorëiel versuchte, sie mit irgendwelchen Elben zu verkuppeln. Alles war also
wie immer, und von ihrem „Traummann" gab es noch keine Spur. Aber Nova schwor
sich, nicht aufzugeben. Eines Tages würde sie ihn finden!
