Star Wars – Zweifel, Zwietracht und Zerstörung
100 Jahre vor der Schlacht um Yavin 4. Lange vor dem
Galaktischem Imperium, vor den Klonkriegen, vor der Rebellion.
Die Galaxis lebt in Frieden. Zumindest ist die Republik 900 Jahre
sicher vor größeren Konflikten gewesen. Seitdem die Sith
vernichtet wurden, gab es keinen Krieg, keine größeren Konflikte.
Doch das ändert sich, als mehrere unglückliche Faktoren
aufeinander treffen. Denn zwei Schüler des Jedi-Ordens
scheinen trotz ihres Potentials eine große Gefahr für den Orden
zu sein. Denn beide Jungen sind voller Emotionen, die
kein zukünftiger Jedi-Ritter haben sollte.
Woanders jedoch braut sich ebenfalls ein Sturm zusammen,
als sich nahe dem Einflussgebiet der Hutten mehrere Welten von
der Republik lossagen und Privatarmeen aufstellen, um unabhängig
von der Republik zu agieren. Als endlich Jedi-Ritter und ihre Schüler
dorthin geschickt werden, ahnt niemand, dass damit nur Brennholz
in die Flamme geworfen wird, die später den Jedi-Orden vernichtet.
Akt 1
Prolog
An ihre Herkunft konnten sich Lir und sein Bruder Turalyon nicht erinnern. Sie waren seit frühester Kindheit im Jedi-Tempel auf Coruscant gewesen, waren dort aufgewachsen und hatten die Wege der Macht gelernt. Sie wussten jedoch, dass sie Brüder waren. Zweieiige Zwillinge. Ein Jedi hatte beide einst gefunden, sie durch ihr enormes Potential in der Macht aufgespürt und mit nach Coruscant genommen. Die beiden Brüder hatten nicht nur ihr Potential gemeinsam, sondern auch ihren Willen, zu lernen und leider auch die Häufigkeit, in der sie von ihren Lehrern getadelt wurden. Doch waren sie dennoch sehr unterschiedlich. Lir war ein kleiner, fast dreizehnjähriger Junge mit strubbeligen, dreckigbraunen Haaren, braunen Augen und einem schmalen Gesicht. Er zwar außerdem recht dünn. Sein Bruder Turalyon war trotz desselben Alters einen Kopf größer als sein Bruder und auch ein wenig breiter, zäher. Er hatte Augen so grün wie Laserblitze und ließ seine schwarzen Haare lang wachsen lassen und hatte sie hinterm Kopf zu einem Zopf gebunden. Sie waren im Jedi-Tempel aufgewachsen, kannten außer dem Kilometer hohen Gebäude, welches an eine Stufenpyramide erinnerte und fünf Türme auf der Spitze hatte, welche die Wege der Erleuchtung symbolisieren, nichts anderes. Doch das sollte sich bald ändern. Die beiden Jungen würden bald ihren dreizehnten Geburtstag haben und ihr Leben als Jüngling wäre dann vorbei. Jedi-Meister würde sich ihrer annehmen und sie in den nächsten Jahren zu vollwertigen Jedi-Rittern ausbilden. Zumindest war es meistens so. Untereinander ärgerten sich die Jünglinge oft, hinsichtlich der Tatsache, dass man - wenn man keinen Meister fand, der einen ausbilden wollte - als Farmer bei der Agrarabteilung landete oder als Heiler in irgendeiner medizinischen Station endete. Turalyon ärgerte seinen Bruder oft, jedoch eher aus Spaß, als Motivation: "Ich bitte dich Lir", flüsterte Turalyon leise und umkreiste seinen Bruder mit gehobenem Lichtschwert. "Du hast mich noch nie im Lichtschwertkampf besiegt und du wirst es auch heute nicht!" Lir biss sich auf die Unterlippe. Er spürte Zorn in sich hochsteigen, versuchte sich zu beruhigen und sich nicht ablenken zu lassen. Denn der heutige Tag war besonders wichtig für die beiden Brüder. Nächste Woche würden sie beide dreizehn Jahre alt werden und würden den Tempel verlassen, wenn sich ein Meister dafür entschieden hatte, einen von ihnen als Padawan-Schüler zu nehmen. Zu diesem Zwecke waren die beiden nun in einer Arena, tief im Inneren des Jedi-Tempels. Die Arena war groß und oval, voller Sand und von der hohen Decke beleuchteten Scheinwerfer den Raum. Am Rand des Raums waren Tribünen, wo verschiedene Jedi und Jünglinge saßen und ihnen zusahen. Lirs Zorn schwand, als er sah, dass seine Freunde, die Jünglinge Blinky Bano und Ryan eine Art Banner über die Tribüne gehängt hatten. Es war eigentlich nur ein Bettlaken, wo die beiden "Zeig's ihm Lir! Die Macht ist mit dir!" drauf gepinselt hatten. Die Aufmunterung seiner Freunde bedeutete Lir viel. Und es ging hier ja auch um viel. Lir verbannte seinen Zorn, unterdrückte ihn wie kochendes Wasser in einem Topf, auf dem man einen Deckel legte. Er baute sich in einer Verteidigungsposition auf, sah seinen Bruder einfach nur an und versuchte, sich auf die Macht zu konzentrieren, in ihr aufzugehen. Turalyon griff an und schlug locker aus dem Handgelenk nach Lirs Taille, riss die grün leuchtende Klinge jedoch nach oben, als Lir versuchte zu parieren und zu langsam war, um die Finte zu erkennen.
Die Klinge berührte Lirs Wange und zischte, versengte sein Fleisch. Tränen traten Lir in die Augen und er sprang nach hinten. Die Lichtschwerter, die sie benutzten, waren nur Übungsschwerter. Sie konnten nicht viel mehr, als leichte Verbrennungen zufügen. Dennoch tat ein solcher Treffer weh und dies weckte wieder den Zorn. "Diesmal werde ich nicht verlieren", knurrte Lir leise und packte sein Lichtschwert mit beiden Händen. Er rannte nach vorne, ging auf die Knie und rutschte über den Sand der Arena auf seinen Bruder zu. Turalyon hatte sein Lichtschwert hoch erhoben, als triumphierende Geste nach seinem letzten Treffer. Doch nun war er zu langsam, um abzublocken. Lir traf ihn am Bein, versengte die Hose und sein Knie gleich mit. Turalyon schrie vor Schmerz und Überraschung auf und ließ seine Klinge nach unten sausen. Hastig rollte sich Lir zur Seite, um nicht getroffen zu werden und stand dann wieder auf. Ein Raunen ging durch die Zuschauertribüne. Die beiden Jünglinge standen schnaufend, schwitzend und dreckig einander gegenüber. Wieder begann Turalyon, seinen Bruder zu umkreisen. "Du kannst mich nicht besiegen, Lir. Schwertmeister Dooku persönlich hat mich trainiert. Und nach diesem Kampf wird er mich als sein Padawan auswählen!" Lir sah kurz zur Tribüne. Neben Meister Yoda, dem kleinen, grünhäutigen Jedi-Meister, saß Schwertmeister Dooku und beobachtete den Kampf. Der große Jedi-Meister mit den kurzen, schwarzen Haaren und dem sorgfältig gestutzten Bart schien Turalyon tatsächlich zu bevorzugen. Oft hatte er die beiden Brüder bei Streitigkeiten erwischt und immer hatte Lir Ärger bekommen. Lir war der Meinung, dass Dooku Turalyon mit seinem Selbstbewusstsein und seiner Eitelkeit ansteckte. Es war bestimmt schon beschlossene Sache, dass Dooku Turalyon als Schüler auswählte. Kurz wanderte Lirs Blick durch die Reihen der anderen Jedi. Wer würde ihn wohl auswählen? Turalyon nutzte die Ablenkung und zog Lir mit einem Ruck mit der Macht zu sich heran. Lir geriet ins Stolpern und sein Gegner streckte die grün leuchtende Klinge des Lichtschwerts nach seinem Bauch aus. Doch Lir konzentrierte sich, sprang hoch und machte einen Salto über Turalyon hinweg, fuhr hastig herum, um ihn am Rücken zu treffen. Doch Turalyon drehte sich blitzschnell um, parierte in letzter Sekunde. Ihre beiden Klingen zischten laut und sprühten Funken, als beide Jungen sich gegeneinander lehnten und versuchten, diesen Zweikampf zu gewinnen. Lir wurde nach hinten gedrängt, denn sein Bruder war viel kräftiger als er selber. "Viel Spaß bei der Agrarabteilung", sagte Turalyon leise, drückte Lirs blaue Klinge nach oben und trat ihm in den Bauch. Lir taumelte nach hinten, fiel um und landete mit dem Hintern im Sand. Einige der Zuschauer lachten. Wieder stieg Zorn in Lir hoch. Er sprang auf die Beine, schleuderte Turalyon mit der Macht nach hinten, so dass dieser mit dem Rücken an den Rand der Tribüne knallte. Dann rannte Lir auf ihn zu. Doch Turalyon sah sich kurz um und plötzlich löste sich das Banner von der Tribüne und begann, sich um Lir zu wickeln. Lir konnte die empörten Schreie von Blinky und Ryan hören, weil er ihr schönes bemaltes Bettlaken nun in Streifen schneiden musste. Turalyon hatte die Ablenkung genutzt, war genau vor ihm und drosch mit dem Lichtschwert auf ihn ein. Sein Stil, der sehr an Dookus Fechtstil erinnerte, war zuviel.
Lir ließ das Lichtschwert fallen, sah sich panisch nach einer Möglichkeit um, seinen Bruder zu besiegen. Er griff mit der Macht nach den Fetzen des Bettlakens und ließ diese sich um Turalyons Beine wickeln. Es klappte auch und Turalyon kippte um, musste sich erst von diesen Fesseln befreien. Lir keuchte, kostete der Kampf doch enorm Konzentration und Kraft. Er schnappte sich hastig sein Lichtschwert, trat seinem Bruder auf die Schwerthand und setzte sich auf seinen Brustkorb. Endlich hatte er es geschafft und seinen Bruder besiegt! "Was soll das denn?" Kurz blickte Lir auf. Schwertmeister Dooku war aufgestanden, hatte das Geländer der Tribüne gepackt und brüllte zornig in die Arena. "Unfair ist das!" Dookus sonst ruhige, würdevolle Stimme klang alles andere als freundlich und gelassen. Lir schluckte und dachte für einen Moment, dass er nun Ärger bekommen würde. Turalyon jedoch nutzte den Moment der Unachtsamkeit und griff in den Sand und schleuderte eine Handvoll in Lirs Gesicht, ehe er ihn von sich runter stieß. "Brüder offenbar so kämpfen, tun sie nicht?", bemerkte Yoda und klang amüsiert. Dooku setzte sich wieder. Lirs Augen tränten und brannten. Er versuchte, sich auf die Macht zu konzentrieren, seinen Augen nicht zu trauen sondern die Macht durch sich fließen zu lassen. Aber es war so schwer. Er war wütend und müde. Turalyons Übungsschwert traf ihn an der Brust und der Trainingsdroide, der als Schiedsrichter fungierte, erklärte den Kampf für beendet. "Mach dir nichts daraus", meinte Turalyon leise. "Du warst dennoch nicht übel!" Lir setzte sich schnaufend und entkräftet vor Enttäuschung in den Sand der Arena. Tränen stiegen ihm in die Augen, er war wütend und enttäuscht. Wütend auf seinen Bruder, aber enttäuscht über sich selber, weil er verloren hatte. Fluchend rieb sich Lir die Augen. Als er wieder sehen konnte, sah er, wie Schwertmeister Dooku mit Turalyon davon ging. "Eines Tages besiege ich dich", dachte Lir und sah ihm entschlossen nach. Dann trat der Jedi-Meister Tyvokka, ein riesiger, mächtiger Wookiee, in Lirs Blickfeld. Mit über zwei Metern Größe, seinem langen, hellbraunen Fell und seiner Robe sah der Wookiee bedrohlich und beeindruckend zugleich aus. Er knurrte und zeigte seine vielen, spitzen Zähne. Lir schluckte. Dann tauchte Meister Yoda neben dem Wookiee auf. Er ging dem Wookiee gerade mal bis zum Knie. "Padawan Lir. Dein Meister, Meister Tyvokka wird sein!"
