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Behalten

Es war so dunkel im Kleiderschrank.

Die Augen eines Mädchens starrte in die Finsternis. Ihre Pupillen waren geweitet und glänzten dumpf im fahlen Licht, dass durch die Schranktür fiel.

So dunkel und kalt.

Ihr Atem ging stoßweise. Ein leises Wimmern verließ ihre geröteten Lippen und durchbrach die Stille. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und brachte sie fast um. Am liebsten hätte sie laut geschrieen.

Zu dunkel.

Verdammt. Sie lugte durch den schmalen Schlitz der zwischen den Schranktüren entstanden war und blinzelte hindurch. Irgendwo im unteren Stock schrie jemand. Dann drang ein lautes Poltern nach oben. Gefolgt von einem Klirren.

Sie begann zu zittern; ein Schauer lief ihr über den Rücken. Was... passierte hier?

Der Spitzenbesatz eines der Kleider ihrer Mutter kitzelte sie am Ohr. Mit einer fahrigen Bewegung schlug sie danach.

Einen Herzschlag später betrat jemand das Zimmer. Sie hielt die Luft an und das Zittern wurde heftiger. Er würde sie entdecken, es war unausweichlich. Die Panik begann langsam die Oberhand zu gewinnen.

Ein Lichtstrahl erhellte den Raum. Trug die Gestalt eine Taschenlampe? Als der Lichtkegel auf den Kasten traf, in dem sie saß, zuckte sie reflexartig zurück. Daraufhin erstarrte der Eindringling und stierte in ihre Richtung. Sie biss sich auf die Lippen und schmeckte kurz darauf Blut. Jetzt war alles aus.

Die Schranktüren wurden grob aufgerissen und sie ließ erneut ein Wimmern ertönen. Sie presste sich gegen die hintere Wand des Schrankes und blickte mit weitaufgerissenen Augen in das bleiche Gesicht eines jungen Mannes.

„Tu mir nichts!", flehte sie; ihre Stimme bebte. Ihre Worten schienen ihn aus seiner Starre zu reißen und er ergriff grob ihren Arm um sie aus dem Schrank zu zerren.

Sie ging zu Boden.

„Bitte!"

Der Junge richtete einen Stab auf sie. Verwirrt blinzelte sie und sah abwechselnd von dem Stab in sein Gesicht. Sein platinblondes Haar fiel ihm wirr ins Gesicht. Er atmete tief durch und fixierte weiter ihr Gesicht. Seine stahlgrauen Augen blickten unschlüssig in ihre moosgrünen. Sie fühlte, dass er mit sich rang. Aber... was hatte er vor? Mit einem Stock?

In diesem Augenblick, stürmte ein weiterer Mann in den Raum.

„Draco, was tust du da? Töte sie!", fauchte er in einem Flüsterton. Das Mädchen öffnete ihren Mund und wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte. Der Junge mit den grauen Augen senkte seinen Stab und hauchte: „Ich kann nicht, Vater."

„Du bist ein Schwächling! Und so etwas will mein Sohn sein, Pah!" Er spuckte die Worte förmlich aus und stieß den Jungen beiseite. „Für Mitleid haben wir keine Zeit!"

Ein weiterer Stab zielte auf sie und die kalten, emotionslosen Augen des Mannes starrten voller Verhöhnung auf sie herab.

„Avada-"

„Nein, Vater!" Der Junge war nach vor gehechtet und hatte sich zwischen seinen Vater und das Mädchen gestellt. Dieser verlor endgültig die Geduld und verpasste seinem Sohn eine Ohrfeige. „Wage es nicht dich mir in den Weg zustellen, Draco!"

Der Junge kämpfte kurz gegen die Tränen an, die ihm in die Augen steigen wollten.

„Ich möchte sie behalten, Vater", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

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