Er konnte es einfach nicht fassen. Wieso tat Anokata das? Wieso tat er ihm das an? Hatte er den Boss verärgert? Schon wieder musste er so einen dummen Auftrag ausführen. Dafür wäre eigentlich Vermouth perfekt geeignet, aber nein, lass es Gin machen. Sauer zog er an der Zigarette. Gin lehnte an der Hauswand, hinter dem Einkaufshaus für schicke Damenmode, das im Moment in Beika total beliebt ist. Nebendran war sogar der Bahnhof, also waren die Verkaufszahlen eigentlich super. Niemand konnte sich beschweren, bis jetzt. Seit Gin dort angefangen hatte dort auszuhelfen waren einige Damen sehr verängstigt oder hatten Beschwerde eingelegt. Gin konnte kaum nachvollziehen wieso. Er hatte doch langsam Übung mit seinem Lächeln. Trotz dass seine Kolleginnen alle nett zu ihm waren verstand er seinen Boss nicht mehr. Seine letzten Aufträge sprengten das Maß vollkommen. Zwar war der Grund immer noch Informationsbeschaffung und so Zeug, aber das Umfeld machte Gin schon zu schaffen. Im Moment waren es seine Arbeitskolleginnen. Sie behandelten ihn wie eine von den Ihren. Sie lobten sein Haar und schmachteten ihn teilweise an, wenn er morgens im Anzug kam. Ja, Gott er wusste dass er gut aussah, aber Vermouth hätte hier besser reingepasst. Sie mit ihrem Wissen über Verkleidung und Klamotten und Frauen. Er war kein großer Frauenkenner, und musste hier Damen beraten – Wenn sie es überhaupt soweit schafften. Jetzt war seine Pause jedenfalls rum. Er schnaufte schwer ein und aus, drückte die Zigarette an der Hauswand aus, band sich seine Haare zurück und ging wieder in das Gebäude hinein.
„Ran, ich sags dir. Hier gibt's wirklich super Klamotten. Damit wirst du Shinichi auf jeden Fall den Atem rauben!" Sonoko zog ihre beste Freundin Ran quer durch das ganze Gebäude.
„Ich weiß ja nicht, hier ist alles so... so teuer" flüsterte sie Sonoko ins Ohr.
„Ach was! Ich zahl dir auch ein Outfit. Wir kriegen sowieso Rabatt, da das Gebäude meiner Familie gehört. Also, passt doch!" Zufrieden grinste sie sie an. Endlich fand sie eine Angestellte. Ihre langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden und sie stand mit dem Rücken zu ihnen. Sonoko berührte sie leicht am Arm.
„Entschuldigen Sie, meine beste Freundin Ran sucht ein wunderschönes Kleid für ihren Freund. Könnten Sie uns viellei-" Sonoko erstarrte. Sie schluckte ihre Worte hinunter. Als sich die „Frau" umdrehte blickte sie in die Augen eines Mannes. Ziemlich unheimliche.
„Hah?" fragte er sie sehr verärgert.
„Oh entschuldigen Sie, ich... ähm..." panisch wandte sie sich zu ihrer Freundin um. „Psst! Ran hilf mir!"
Ran hatte sich in der Zwischenzeit von dem Schreck erholt und fasste sich ein Herz.
„Es tut uns Leid." sie konnte es doch nicht, der Blick triefte vor lauter Mordslust. Ein eisiger Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Da räusperte sich der Mann. Und setzte ein noch unheimlicheres Lächeln auf.
„Hallo, kann ich Ihnen bei der Kleiderauswahl irgendwie helfen?" Sein linkes Auge fing an leicht zu zucken. Ran hatte sich an Sonokos Bluse gekrallt. Sonoko konnte sich nicht erinnern dass ihre Eltern so stark bei den Bewerbungsgesprächen nachgelassen hatten.
„Äh, äääääh..." Sonoko dachte nach, was sie sagen sollte. „Ähehehehehe. Wenn Sie uns entschuldigen würden." langsam ging sie ein paar Schritte rückwärts weg von dem Mann und zog Ran mit sich. Ja, sie müsste auf jeden Fall mal mit ihrem Paps über das Personal hier sprechen.
