Ich wachte in einer absolut weißen Welt auf. Sofort kniff ich meine Augen zusammen, um sie vor dem blendenden Licht zu schützen. Es war so hell. Als ich wieder sehen konnte, fiel mir ein schwarzer Schatten vor dem Weiß auf. Endlich schaffte ich es, meine Augen zu fokussieren. „Du bist wach." Man konnte die Stimme nicht kalt nennen. Aber durchaus kühl. Und eigenartig vertraut. Sie jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich zog es vor, nicht zu antworten und stand lieber auf. Zumindest war das der Plan, nur musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich an das Bett gefesselt war, in dem ich lag. Und mir fiel auf, dass ich nackt war. Die Seile um meine Hand- und Fußgelenke waren nicht so fest gebunden, dass sie schmerzhaft waren und eine Decke schirmte meinen Körper vor neugierigen Augen ab. Trotzdem war es eine unangenehme Situation.

„Was willst du von mir? Was hast du mit mir gemacht?" „Ich habe gar nichts mit dir gemacht. Das waren die Dienstmädchen." „Und was haben die Dienstmädchen mit mir gemacht?" „Sie haben dich gewaschen und deine gesamten Haare entfernt. Dann haben sie dich abgetrocknet, dich ans Bett gefesselt und dich zugedeckt. Seitdem warte ich, dass du aufwachst." „Und wieso haben sie das getan?" „Weil ich es ihnen befohlen habe." „Und wieso hast du es ihnen befohlen?" „Du gefällst mir. Und … ich suche nach, sagen wir, einem Körperdouble für meine verstorbene Frau." Ich schloss meine Augen. Also doch. „Wirst du mich vergewaltigen?"

„Oh nein. Ich würde es vorziehen, wenn du freiwillig mitmachst. Das würde viel mehr Spaß machen. Glaubs mir, ich habs ausprobiert." „Ich werde aber nicht mitmachen." „Und ich werde darauf warten, dass du deine Meinung änderst." „Da kannst du lange warten." „Kein Problem. Ich habe Zeit." Die ganze Zeit hatte er sich nicht bewegt. Er stand nur da, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen, die Arme locker an den Seiten. Jetzt kam er näher, bis er direkt neben mir stand und schob eine Hand unter die Decke, die auf meiner Haut lag. Ich zuckte zurück. Er lachte leise. „Ich bleibe dabei, dass ich dich nicht vergewaltigen werde." Seine Fingerspitzen fanden meine Brustwarze und ich keuchte unwillkürlich auf. „Siehst du? Ich kann dir hier ein angenehmes Leben bieten. Du könntest hier ohne Furcht leben. Eine seltene Chance für eine ehemalige Jedi heutzutage." Diesmal keuchte ich, weil ich erschrak. Woher wusste er das? Er kniff mir ganz leicht in die Brustwarze. Ich musste ein Stöhnen unterdrücken. Dann beugte er sich zu mir herunter. „Du kannst alles haben, was du möchtest. Du musst mich nur akzeptieren und mitmachen. Es wird nicht zu deinem Schaden sein." Sein Gesicht konnte ich noch immer nicht erkennen, aber gelbe Augen leuchteten lampenartig unter der Kapuze hervor. Dann war er plötzlich weg.

Ich hatte keine Ahnung, wie er in so kurzer Zeit die Entfernung zur Tür überwunden hatte. Er wedelte kurz mit der Hand und die Fesseln wurden lose, dann warf er mir ein Stoffbündel zu. „Überleg es dir. Ich bin bald wieder da." Und dann war ich allein. Schnell befreite ich mich von den Seilen und griff nach dem Bündel. Es war ein Kleid. Bei dem, was er von mir wollte, hätte ich mit etwas freizügigerem gerechnet, aber es war nicht zu kurz, nicht zu tief ausgeschnitten und nicht zu eng. Einfach nur ein Kleid mit kurzen Ärmeln, das knapp über meine Knie reichte. Erstaunlich. Allerdings fragte ich mich, was mit meinen alten Klamotten passiert war. Die Tunika hatte ich schon längst verkauft, genau wie die Robe, aber der Hosenanzug und der Umhang, die ich von dem Geld gekauft hatte, hatten mir gute Dienste geleistet. Irgendwie waren sie mir wichtig gewesen. Schuhe hatte er mir keine gegeben. Aber das machte nichts, der Boden war glatt und sauber.

Dann fiel mir etwas auf. Mein Kopf! Er war kahl. Komplett. Ich fand kein einziges von meinen ehemals langen Haaren. Misstrauisch setzte ich meine Suche fort, und siehe da, keine Augenbrauen. Keine Wimpern. Sogar die kleinen Härchen auf den Innenseiten meiner Arme fehlten. Nun, gelogen hatte er nicht. Er hatte mir ja gesagt, dass diese dubiosen Dienstmädchen alle meine Haare entfernt hatte. Ich hatte nur nicht erwartet, dass sie so gründlich wären. Nach einem kurzen Schreckmoment musste ich zugeben, dass es mich nicht sonderlich störte. Haare wuchsen schließlich nach. Also machte ich mich daran, herauszufinden, was hier ablief.

Ich drückte gegen die Tür. Entgegen meiner Befürchtung war sie unverschlossen und gab unter meiner Hand nach. Sie führte auf einen weißen, ebenfalls hell erleuchteten Gang. Die Wände waren makellos und leer. Ich strich darüber. Ganz glatt. Das Leuchten, das aus der Wand selbst zu kommen schien, erinnerte mich an die Gebäude auf Kamino. Dann machte ich mich an die Türen, die von dem Gang weg führten. Hinter einer verbarg sich das Schlafzimmer, in dem ich aufgewacht war. Daneben war ein spartanisch eingerichtetes Bad. Natürlich auch weiß. Die Räume hinter den anderen Türen waren größtenteils leer. Nur der letzte enthielt eine kleine Küche. Ich merkte, wie hungrig ich eigentlich war. Zu meinem Erstaunen war der Kühlschrank gefüllt, das Wasser angeschlossen und der Herd funktionierte. Und in einem der Schränke fand ich meine Rettung: ein Kochbuch. Zwei Stunden und viele schmutzige Töpfe später saß ich an dem kleinen Küchentisch und aß Nudeln mit Tomatensoße.

Dann war er plötzlich wieder da. Vor Schreck ließ ich meinen Löffel in die Soße fallen, sodass es in alle Richtungen spritzte. „Ich wollte dich nicht erschrecken." Er griff nach einem neuen Teller und nahm sich etwas von den Nudeln. Er tat mir wirklich nichts. Aber während dem Kochen hatte ich Zeit zum Nachdenken gehabt. Und ich hatte erkannt, dass die dunkle Aura, die ihn umgab, nur bedeuten konnte, dass er ein Sith-Lord war. „Wer bist du? Du bist mir vertraut, aber ich komme einfach nicht drauf." Er lachte leise. „Ja, du kennst mich. Beziehungsweise kennst du mein früheres Ich. Wir hatten im Tempel einige gemeinsame Trainingsstunden." Er hatte sich seine Kapuze so tief ins Gesicht gezogen, dass ich wieder nur seine Augen ausmachen konnte. Ich wartete, aber er sprach nicht weiter. „Also?" Er seufzte und ließ endlich die Kapuze von seinem Kopf rutschen.

Mir blieb das Herz stehen. Ich kannte dieses Gesicht, ich kannte es sogar sehr gut. Nur die Augen stimmten nicht. Wenn ich meiner Erinnerung vertrauen konnte, sollten sie eigentlich blau sein. Aber sie waren gelb und blutunterlaufen. Trotzdem hatte ich keinerlei Probleme, ihn zu erkennen. „Anakin Skywalker.", flüsterte ich. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und knurrte: „Nein!" Ich zuckte zurück. Er hatte schon immer zum Jähzorn geneigt, aber diese Heftigkeit war mir neu. „Ich bin nicht Anakin Skywalker!" Ich zog die Augenbrauen hoch. „Du siehst ihm aber ziemlich ähnlich. Mal ganz ehrlich, wer solltest du denn sonst sein?" „Darth Vader." Seine Wut schien verraucht. „Darth Vader?" „Ja. Darth Vader. Dunkler Lord der Sith und Schüler von Darth Sidious."

„Aber … aber ich dachte du wärst der Auserwählte!" Er zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht bin ich das noch immer. Die alten Sith auf Korriban glaubten auch an einen Auserwählten. Sie nannten ihn Sith'ari. Sie glaubten, er würde wirklich frei sein. Und das bin ich jetzt. Frei." „Dienst du nicht deinem Meister? Macht dich das wirklich frei?" „Ja. Ich nehme nicht an, dass du den Kodex der Sith kennst." „Nein. Wer hätte ihn mir auch beibringen sollen?" Er räusperte sich und begann, den Sithkodex zu rezitieren. „Es gibt keinen Frieden, nur Leidenschaft. Durch Leidenschaft erlange ich Stärke. Durch Stärke erlange ich Macht. Durch Macht erlange ich den Sieg. Durch den Sieg zerbersten meine Ketten. Die Macht wird mich befreien." Es gefiel mir zwar nicht, aber ich musste zugeben, dass diese Worte Gewicht hatten. Als ich mich bei diesem Gedanken erwischte, besann ich mich schnell auf den Kodex der Jedi, der mir seit meiner Kindheit so viel Halt und Trost spendete. Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden. Es gibt keine Unwissenheit, es gibt Wissen. Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit. Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie. Es gibt keinen Tod, es gibt nur die Macht.

Ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz langsamer schlug, als das vertraute Mantra mich entspannte. Allerdings machte Vader meine Entspannung sofort zunichte, als er mit den Fingerspitzen über meinen Arm strich, so leicht, dass ich die Berührung kaum spürte. Trotzdem lief mir ein Schauer über den Rücken. „Wirst du es jetzt tun?", fragte ich. Meine Stimme zitterte. Er lachte leise. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nicht zwingen werde." „Hast du. Aber ich kann es dir nicht glauben." Er lachte wieder. „Verständlich. Aber dein Misstrauen ist unnötig. Ich stehe zu meinem Wort." „Wie kann ich mir da sicher sein?" „Du kennst mich." Ich schnaubte. „Ich kannte dich. Da gibt es einen Unterschied." Und wieder lachte er. Unser Gespräch schien ihm Spaß zu machen. „Der Unterschied zu vorher ist, dass ich frei bin. Ich bin nicht länger an die engstirnigen Regeln der Jedi gebunden. Ich kann tun, was ich will. Es gibt keine Konsequenzen. Ich bin frei."

„Und was sagt dein Meister dazu?" Er zuckte sorglos mit den Schultern. „Solange ich ihn nicht enttäusche, ist ihm egal, was ich tue. Ja, ich muss seine Befehle ausführen. Aber wie ich mein Ziel erreiche, interessiert ihn nicht." „Ebenso, wie es den Rat der Jedi nicht interessiert hat.", hielt ich dagegen. Er zog nur wenig beeindruckt eine Augenbraue hoch. „Denkst du das wirklich?" „Aber ja." Ich würde auf meinem Standpunkt nicht einen Meter zurückweichen. „Du bist irregeleitet. Aber das war ich früher auch, also mach dir nichts draus." „Ach ja? Wieso?" Ich verschränkte die Arme und lehnte mich zurück. Er beugte sich vor und legte die in Lederhandschuhen steckenden Hände auf den kleinen, niedrigen Tisch. Seine Finger waren auffällig nahe an meinen Knien, aber noch berührte er sie nicht. Mir war vollkommen klar, dass es nur eine Frage der Zeit wäre. „Es ist doch ganz einfach. Würde es dem Jedi-Rat in den Kram passen, einen politischen Konflikt beizulegen, indem du eine der beiden oder sogar beide Parteien abschlachtest?" Ich keuchte überrascht. Und entsetzt. „Wie kannst du nur?" „Du wolltest, dass ich dir den Unterschied zwischen dem Rat und meinem Meister erkläre." „Ja, aber … das ist grausam."

„Und eine effektive langfristige Lösung. Der Konflikt existiert nicht mehr, und die, die übrig geblieben sind, wissen, was ihnen blüht, wenn sie sich daneben benehmen. Funktioniert sehr gut." „Du hast das doch nicht ernsthaft getan!" „Doch. Was glaubst du, warum die Separatisten kapituliert haben?" Ich stand so abrupt auf, dass der Stuhl umfiel. Ich wollte nur weg, weg von diesem Monster, das aus dem Helden ohne Angst geworden war. Er folgte mir erst mit seinem Blick, dann stand er auf und kam auf mich zu. Langsam, wie ein Raubtier, das den Moment auskostet, weil es weiß, dass seine Beute nicht entkommen kann. Und das konnte ich auch nicht. Er hatte mich, ohne, dass ich es gemerkt hatte, in die Ecke gedrängt. Ich stand mit dem Rücken zur Wand – wortwörtlich. „Diese Maßnahme mag vielleicht etwas … drastisch sein, aber sie funktioniert. Das Imperium ist zu groß, und wir haben nicht genügend fähige Leute, um Konflikte friedlicher beizulegen. Das ist einer der Gründe dafür, dass du es geschafft hast, drei Jahre und zwei Monate unerkannt als Jedi auf Coruscant zu verbringen."

Er strich mit einem Finger über meinen Wangenknochen, ganz zart. Ich konnte kaum glauben, dass diese Berührung von einem Massenmörder stammte. Dann packte er mit beiden Händen meinen Kopf, fest, aber trotzdem sanft. Ich war wie gelähmt, ich konnte keinen Muskel rühren. Seine Absicht war mir vollkommen klar, aber ich konnte nichts dagegen tun. Er hatte mich in seinen Bann gezogen. Ich atmete schneller, als seine Lippen sich mir näherten, und ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich es herbeisehnte. Meine Lider schlossen sich flatternd, und obwohl ich so schnell atmete, bekam ich doch nicht genug Luft. Dann spürte ich seine Lippen. Auf meinem Hals. Unwillkürlich legte ich den Kopf in den Nacken, um ihm einen besseren Zugang zu bieten. Er fuhr mit den Lippen langsam über meine Haut, erst zu meinem Schlüsselbein, dann nach oben über meinen Kiefer. Dann erst berührte er meine Lippen. Meine Knie sackten unter mir weg. Er schlang einen Arm um meine Taille und hielt mich aufrecht. Ich hätte mich jetzt wegdrehen können, aber ich schaffte es nicht. Seine Lippen ließen meinen Kopf schwimmen und meine Gedanken lösten sich in nichts auf. Mit dem letzten bisschen Selbstbeherrschung, das ich noch aufbringen konnte, hielt ich meinen Körper steif und reglos.

Irgendwann löste er sich von mir und hauchte noch einen Kuss auf meine Stirn, bevor er mich losließ und flüsterte: „Überleg es dir. Es wird nicht zu deinem Schaden sein." Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort, aber ich brauchte keine Erklärung. Als ich an der Wand herunterrutschte, wusste ich genau, was er gemeint hatte.