Disclaimer: Die verwendeten Figuren und Schauplätze aus den Harry Potter Büchern sind Eigentum von J. K. Rowling, die übrigen Figuren sind offensichtlich meine Erfindungen, aber wenn Frau Rowling die haben wollte, würde ich sie ihr schenken – ein Angebot, das ausschließlich für Frau Rowling gilt. Jedem anderen könnten Warzen auf den Fingern wuchern, falls er ...(Spaß beiseite – ich kann nicht zaubern, wirklich, also was soll's.)
Ich beabsichtige keinerlei Verletzungen von Urheberrechten am Harry Potter Universum, und nichts läge mir ferner als Frau Rowlings wunderbare Charaktere verunglimpfen zu wollen.
Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld.
Zusammenfassung: Dies hier ist eine Liebesgeschichte, denn sie erzählt von der Liebe. Außerdem berichtet sie davon, daß Professor McGonagall Snape zwingt eine Kontaktanzeige aufzugeben, daß Direktor Dumbledore schrecklich neugierig und daß Madam Rosmertas Kater romantisch verzückt ist.
Pairing: Severus Snape und ...
Warnung: Slash
Anmerkungen der Autorin:
1. Ein großes Dankeschön geht an meine Betaleserin Peaches.
2. Die Geschichte basiert auf einem „Urtext" aus dem Februar 2005, den ich für eine Challenge auf severussnape.de.vu geschrieben habe, das heißt, die Geschehnisse aus Band 6 waren mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt und sind folglich im Hintergrund dieser Fanfiktion nie geschehen.
3. Jedes Kapitel ist aus der Sicht eines anderen Erzählers geschrieben, das Gesamtbild entwickelt sich sukzessive, ein bißchen wie ein Puzzle.
Das Blinddate
von Tante Hildegard
Kapitel 1: Der Kater
Ein dürrer, großer Zauberer hatte meinen Lieblingsplatz in der dunkelsten und ruhigsten Ecke des Drei Besen in Beschlag genommen. In meinem Kopf glomm die nebelige Erinnerung an sein Gesicht – es hätte jedem zweiten Zauberer in Hogsmeade gehören können. Obgleich mir der Mann bekannt vorkam, wußte ich lediglich, daß er mir niemals ein Leckerchen zugesteckt hatte, denn sonst wäre mir sein Anblick sofort zuordenbar gewesen. Mein Menschengedächtnis arbeitete sehr selektiv.
Die Anwesenheit von Zauberern störte mich für gewöhnlich nicht, schließlich bewohnte ich den Platz unter der hölzernen Eckbank, was mein abgewetztes und zerbissenes Kissen in der Finsternis darunter bezeugte. Stundenlang pflegte ich auf dem herrlichen Polster zu dösen und den Gesprächen der Leute zu lauschen oder, was häufiger vorkam, mir Gedanken über die nächste Mahlzeit zu machen. Würde es Stückchen von zartem Hühnerfleisch geben, oder gar ein schuppiges Fischlein? Ich träumte von Gehacktem, von Pastetchen, von einem rohen Ei, das es aufzuschlecken galt, und von Nudelsuppe, von gekochten Möhren und Brei, von Wachteln und Rebhühnern. Ich hatte mich dem herausfordernden Problem gewidmet, ob es ein System in der Abfolge meiner täglichen Mahlzeiten gab, weil jeder Kater auf die elementaren Fragen des Lebens vorbereitet sein sollte. Dieser Mensch nun behinderte mich in meiner intellektuellen Arbeit.
Um angemessen denken zu können, brauchte ich die mollige Finsternis unter der Bank und mein anschmiegsames Kissen; ich war verzweifelt. Zuerst versuchte ich mich an seinen Beinen vorbeizuzwängen, wie ich es sonst unbeeindruckt getan hatte, aber alsbald ich nur in die Nähe seiner Beine schlich, biß mir ein abscheulicher Geruch in die Nase, so daß mir das Fell zu Berge stand und ich instinktiv fauchte; dabei war ich in diesen Dingen nicht zimperlich. Ich war kein Angstkater, im Gegenteil, ich hatte gelegentlich eine Lust auf das Abenteuer. Ich polterte also auf direktem, schlaglöcherigem Weg in eine Sinnkrise; ich stellte mich selbst in Zweifel. Eine Katze, die sich hinterfragte, war eine seelisch gefährdete Katze. Ich kannte mich aus in der Psychologie. Menschen hingegen, bekrittelten und verdächtigten grundsätzlich alles, mit besonderer Vorliebe sich selbst.
Zögerlich pirschte ich durch das Drei Besen, um die Lage auf etwaige Veränderungen zu prüfen und die Ursache des Gestanks zu ermitteln. Ich schnüffelte an den Tischbeinen, kontrollierte, ob die Holzmaserungen wie immer aussahen. Ich sah nach den Spinnweben unter den übrigen Bänken und in den Ecken, aber alles war wo es hingehörte. Um ganz sicher zu gehen, wiederholte ich die Prozedur. Aus einem schieren Mangel an anderen Möglichkeiten, legte ich mich schließlich unter einen Tisch, der meinem Platz schräg gegenüber stand, und beobachtete mißtrauisch das Geschehen. Ich fixierte den Störenfried mit festem Blick. Er trug eine weite Robe aus schwerem, schwarzem Stoff, von der Art, die beim Laufen elegant um den Körper schwang - ein Katzenstoff. Was für ein Jammer mich nicht an dem Material reiben zu können! Seine beschuhten Zehenspitzen lugten, selbst im Sitzen, kaum unter dem Gewand hervor. Er saß mit geradem Rücken, die Hände vor sich auf den Tisch gelegt, wie einer, der über sein Glas Butterbier Gericht hält. Plötzlich wandte er seinen Kopf und blickte mir mitten in die Augen, jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde, weil die Messingglöckchen über der Eingangstür bimmelten und seine Aufmerksamkeit abgelenkten. Eine ältere Dame schritt zackig auf ihn zu, aber bevor er seinen Blick wieder auf mich senken konnte, leckte ich scheinbar desinteressiert meine Pfoten und da ich gerade dabei war auch noch den Bauch und wo ich sonst drankam. Die Dame setzte sich zu ihm, beide beäugten einander schweigend. Wie langweilig!
„Ich wollte sehen", sagte sie streng, „ob Sie nicht versuchen mich zu hintergehen, Severus."
„Da Sie sich jetzt überzeugt haben, will ich Sie nicht aufhalten."
Was für ein Rüpel! Die nette Dame lächelte ihn würdevoll an, obwohl sein Gesicht an Unfreundlichkeit und Kälte kaum zu überbieten war. Eine lange, krumme Nase ragte daraus hervor, seine Haut glänzte blaß und gelblich, als habe er sein Leben lang in finsteren Gewölben gehaust. Ungebeten, drängte sich mir das Bild eines Keimlings auf, der in der Dunkelheit zu sprießen begann, der erst, wenn er die Erde durchbrach und vom Sonnenlicht berührt wurde, seine grüne Färbung annahm. Ich naschte frische Keimlinge sehr gern. Die Zähne des Zauberers waren ummantelt von gelblich-braunen Belägen. Wahrscheinlich becherte er sonst schwarzen Tee oder Kaffee, anstatt Bier. So einer hatte den Nerv meinen Platz zu okkupieren – in einer Schänke! Beinahe hätte ich geschworen, er habe sich absichtlich gehenlassen, um auf seine Verabredung denkbar abstoßend zu wirken. Eine Katze wie ich erkannte Schönheit in vielen Dingen, auch wenn dieselbe sich verkleidete. Andererseits, wer würde sich verabreden, wenn er plante sein Gegenüber zu vergraulen? Mir wurde die Angelegenheit zu kompliziert. Die Frau erhob sich, sicher um den Flegel sich selbst zu überlassen. Sie hatten nur wenige Worte miteinander gewechselt, welche ich für durch und durch uninteressant hielt. Ich war des mysteriösen Schauspiels überdrüssig, was kümmerten mich auch die verschlungenen Pfade zwischenmenschlicher Beziehungen.
Wenn ich mein rechtmäßiges Plätzchen nicht bekommen konnte, suchte ich mir vorübergehend das zweitbeste aus - die Mülltonne hinter dem Haus. Meine Futterfrau sah mich gar nicht gern auf der Mülltonne residieren, dabei konnte sie den Platz meist ungestört für sich haben, es war eben nur der zweitbeste Ort im Drei Besen.
Die Tonne war eine wunderbare Abwechslung. Nachdem ich eine gute Weile auf einem alten Pappkarton geschlummert hatte, beschloß ich den Inhalt der Tonne zu untersuchen, vom Forscherdrang übermannt. Ich biß kräftig in eine alte Zeitung nach der anderen, hievte sie heraus und schleuderte sie zu Boden, um mich alsdann an einer Abfalltüte zu versuchen. Die Tüte erwies sich als hartnäckig. Ich machte eine Pause, während der ich meine Krallen ins Papier der alten Ausgaben des Tagespropheten schlug. Meine Futterfrau hatte die Angewohnheit Zeitungen monatelang zu sammeln und dann alle mit einem Mal in den Müll zu werfen. So fand ich eine reiche Auswahl von Ausgaben aus dem Juli bis hin zum Oktober. Ich zerriß das Papier, kaute darauf herum, hüpfte über die geknüllten Seiten und genoß alle Freuden, die einem eine Zeitung bieten konnte. Ich las sogar ein paar der Kontaktanzeigen, bevor ich draufpullerte.
„Rüstiger Zauberer sucht Partnerin für romantische Stunden zu zweit...", stand in der Ausgabe vom 8.Juli.
Eine etwas gewagtere Variante vom 13. August las: „Langmähniger, blonder Mann fragt sich manchmal ob Frauen in die Arme geschlossen oder übers Knie gelegt werden wollen. Schick eine Eule an D. Bildzuschriften werden 100-prozentig beantwortet (Chiffre 1256)."
Menschen mangelte es gelegentlich an Stil, einem Kater wie mir war das fremd. Die Katzendamen der Nachbarschaft waren verrückt nach mir, meistens jedenfalls.
Da zog die leise Duftspur eines Werwolfs an mir vorüber - aber man gewöhnte sich an alles. Der Werwolf, Lupin oder so ähnlich nannte ihn meine Futterfrau, hatte sogar einmal versucht mich anzufassen, während ich ihr um die Beine geschlichen war, um auf meinen Hunger aufmerksam zu machen. Die Futterfrau hatte, im Gegensatz zu mir, seine Anwesenheit nicht für problematisch erachtet. Ich wäre vor Schreck beinahe aus dem Fell gefahren und hatte gezischt, daß Salazars Katze stolz auf mich gewesen wäre, weshalb der Wolf danach nicht wieder versuchte mein Freund zu werden, obwohl ich ihn noch mehrfach im Lokal sah. Der großen Katze war Dank! Zur Beruhigung studierte ich noch eine Kontaktanzeige, im Tagespropheten vom 25. August, die mir recht gut gefiel:
„Belästigen Sie Ihre Kollegen und Freunde immer wieder mit der Frage warum Sie alleine sind? Ich kann die Frage nicht mehr hören und ich weiß nicht was ich antworten soll, deshalb suche ich Sie, vorausgesetzt Sie sind ein Mann mit Verstand, sind selbständig, ehrlich und meinen es ernst. Für Spaßvögel und Knalltüten habe ich keine Zeit, also schreibt besser gar nicht erst. Äußerlichkeiten sind zweitrangig. Ich erwarte nicht, daß Sie alle meine Interessen teilen oder so sind wie ich. Ich möchte mit Ihnen reden und lachen können, ich will nicht mehr die eine Frage gestellt bekommen. S. (Chiffre 1111)"
Die Beschäftigung mit der Zeitung erschöpfte mich intellektuell, so daß ich, über die Anzeige gebeugt, einnickte.
Ich träumte von einer rotpelzigen Schönheit, die mir vor Wochen erstmals unter die Augen gekommen war. Seit ungefähr einem Jahr lebte ich im Drei Besen, und soweit ich wußte, mußte besagte Schönheit oben in der Schule wohnen, nur gelegentlich spazierte sie durchs Dorf. Für eine Kätzin war sie ziemlich groß, aber die Feingliedrigen waren noch nie mein Fall gewesen. Ihr buschiger Schwanz und die erotischen Püschel an ihren Ohren brachten mein Blut in Wallung. Leider schien sie scheu zu sein, denn ich hatte keine Gelegenheit ergattert ihr näher zu kommen, obwohl ich meinen gesamten Charme spielen ließ. Ich hatte ihr sogar anzüglich hinterhergerufen und geschnurrt; manche Frauen mochten schließlich eine betonte Männlichkeit. Wie ein roter Blitz war sie jedesmal davongestoben. Wenn ich es genau bedachte, hatte ich sie stets nur aus einiger Entfernung und auf der Flucht erspähen können. Was für eine Frau!
Aus meinem schönen Liebestraum erwacht, beschloß ich zurück ins Lokal zu laufen, in der Hoffnung, daß mein Platz unter der Holzbank inzwischen wieder zugänglich war. Mich erwartete eine herbe Enttäuschung. Der schwarze Zauberer hockte noch genau da wo ich ihn zurückgelassen hatte, diesmal allerdings mit einem neuen Gesprächspartner. Es handelte sich bei demselben um einen jungen Mann mit blonden Locken. Ich war zutiefst frustriert.
Auch ein erneuter Versuch mich unter den Tisch zu schieben, entpuppte sich als fruchtlos. Ich konnte den grauenhaften Gestank schon von weitem schnüffeln und es war mir unmöglich ihn zu ertragen. Der Schwarze schien meine Absichten mitbekommen zu haben, er betrachtete mich mit unverhohlener Neugier und ich hätte schwören mögen, daß ein maliziöses Lächeln für einen Sekundenbruchteil seine Lippen umspielte. Resigniert und ratlos trottete ich zu einem anderen Tisch hinüber an dem ein einzelner junger Mann saß. Ich hatte kein Bedürfnis danach die Gespräche des stinkenden, finsteren Zauberers zu belauschen, ich hatte ja schon erfahren wie belanglos diese waren, als er mit der alten Dame geredet hatte. Unter dem Tisch rollte ich mich neben den Beinen des Jungen zusammen. Er roch nach frischem Gebäck und hatte rotes Haar, beides gefiel mir sehr. Ich schlief ein.
Fortsetzung folgt
