Prolog: Ein Abschied
Die junge Frau sah aus dem Fenster. Das Sofa war ziemlich unbequem, doch der Mann, der neben ihr lag, brachte sie dazu sitzen zu bleiben. Sie glaubte, er schlafe, doch wie aus dem Nichts erhob er seine Stimme: „Ino, ich habe ein ungutes Gefühl…" Erstaunt blickte ihn diejunge Frau an. Meist konnte sie seinen Gedankengängen nicht ganz folgen, wie auch heute. „Was meinst du damit?" Skeptisch wandte sie ihm den Kopf zu. „Ich weiss nicht." Er zuckte unmerklich mit den Schultern. „Irgendetwas halt." ¨Sie mochte diese leicht gedrückte Stimmung nicht, und gab deshalb ihr Bestes sie zu vertreiben. „Ach Unsinn, Shikamaru. Das wird schon." Sie setzte eines ihrer schönsten Lächeln auf, obwohl sie genau wusste, dass er es nicht sehen konnte. Dann wandte sie den Blick wieder dem Fenster zu. Was sie da sah, verschlug ihr fast den Atem. Ein wunderschöner Adler, von geschmeidigem Körperbau war direkt auf dem Fenstersims gelandet und blickte ernst durch das Fenster. „Shikamaru! Schau mal", entwich es ihr überrascht. „Hm?" Desinteressiert drehte sich der Mann zum Fenster. Doch als er das Tier erblickte, sprang er hastig auf. Die junge Frau wurde fast umgeworfen, und tapste ihm unbeholfen nach. Er öffnete das Fenster, und nahm eine altertümliche Schriftrolle vom Bein des Adlers. Nervös huschten seine Augen über das beschriftete Pergament. „Was steht drin?" Die junge Frau war sehr neugierig. „Ich muss mich sofort bei Tsunade melden." Er rollte den Brief wieder zusammen und gab ihn dem Vogel zurück, welcher sofort wegflog. „Was? Warum denn?" In ihre wunderschönen blauen Augen schlich sich ein sehr überraschter Ausdruck. „Ich weiss es nicht." Tonlos ging er zur Tür und zog sich Schuhe und Weste über. Die junge Frau fasste einen Entschluss. „Warte! Ich komme mit!" Flink huschte sie zu ihm und band sich ein kleines Täschchen um die Hüfte. „Können wir?" Sie nickte abenteuerlustig und gemeinsam verliess das junge Pärchen die Wohnung.
Vor einem grossen Turm blieben sie stehen. Während die junge Frau ehrfürchtig in den Himmel starrte, betrat der Mann ohne zu zögern das Gebäude. Er klopfte an der massigen Türe und der Hall war bis in die letzte Ecke zu hören. „Herein!" Die Stimme war klar und kräftig. Das Paar trat ein. „Ah, Shikamaru. Ich habe eine Mission für dich." Die Frau, die an dem Schreibtisch sass, war vielleicht um die fünfzig, aber sehr gut aussehend. Die junge Frau schob sich nach vorne. „Nur für ihn?" Etwas anklagend zeigte sie dabei auf sich selbst. „Ja, nur für ihn. In Sunagakure herrscht Krieg." Die Antwort war bestimmt. Bei dem Wort „Sunagakure" zuckte die junge Frau merklich zusammen. „Da wir alliiert sind, schicken wir Verstärkung." „Aber, Verstärkung bedeutet doch, dass alle verfügbaren Ninjas aufgeboten werden müssen!", protestierte die Junge. „Ich dulde keine Widerrede", kam die Antwort augenblicklich, scharf wie ein Schwert. Und das sagten auch die Augen der Frau. Die Jüngere war klug genug, um sich nicht mit ihr anzulegen und schwieg. Der Mann zuckte nur die Schultern. „Mendokuse… Wann geht es los?" „Jetzt gleich." Entgegen aller Vernunft, platzte die junge Frau heraus: „Was?!" Der Blick der Älteren war streng, so streng, dass sie sofort verstummte und beschämt den Blick zu Boden senkte. Der Mann schien einverstanden. Ohne ein weiteres Wort, ging er Richtung Ausgang. Die junge Frau sah zwischen beiden hin und her, entschloss sich dann aber ihrem Partner zu folgen. Erst an der Grenze Konohagakures machten die eilig Voranschreitenden wieder Halt. Zärtlich legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. „Shikamaru… Wie lange wirst du bleiben?" „Ich weiss es nicht." Die Augen sprachen der jungen Frau aus der Seele. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Aber ich werde zurückkommen. Das verspreche ich dir!" Er schenkte ihr ein Lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich um, und lief los. Sie fühlte sich allein gelassen, wusste aber, dass er keine Wahl hatte. Schon wenige Augenblicke später, sah sie nur noch seinen Schatten durch die Bäume huschen…
