Disclaimer: Tanz der Vampire gehört mir leider nicht...
The Music Of The Night
1. Reise Nach Transsylvanien
Gelangweilt blickte Daria aus dem Fenster des Reisebusses. Sie waren nun schon seit vier Stunden unterwegs, obwohl der Reiseleiter ihnen versichert hatte, dass sie das Dorf in höchstens zwei Stunden erreichen würden. Wieso hatte sie sich nur entschlossen ausgerechnet im Winter nach Transylvanien zu fahren?
‚Ganz einfach, das Angebot war so günstig und du hast auch schön lange frei,' dachte sie resigniert und starrte weiter auf die dunkle Schneelandschaft hinaus.
Die anderen Reisegäste waren alle schon mit einem Fuß im Grab: lauter langweilige alte Leute. Nicht dass diese versucht hätten mit ihr ein Gespräch anzufangen. Daria musst grinsen. Allein die Blicke, die ihre T-shirts (schwarz mit roter Schrift) die sie über einen Pullover trug, ernteten waren Gold wert. Heute trug sie eines mit der Aufschrift ‚Easter has been cancelled – they found the body'.
Der Bus wackelte bedenklich als der Fahrer um eine Kurve rutschte. So konnte man ja nicht einmal lesen! Also holte sie ihren Mini Discman wieder aus ihrem Rucksack und packte ihr Buch (Bram Stoker – Dracula; was denn auch sonst) wieder weg.
‚Mmmm... was hör' ich mir den jetzt an?' Daria ging ihre Mini Discs durch. ‚Ach ja, HIM, Dark Light, das ist jetzt genau das Richtige!'
Eine halbe Stunde später hatten sie endlich ihr Ziel erreicht: irgendein Dorf, Daria hatte den Namen vergessen. Draußen war es bereits stockdunkel und aus den Fenstern des Hotels (zumindest hoffte sie, dass es sich hierbei um ein Hotel handelte!) drang kaum Licht. Der Reiseleiter (ein absoluter Lockhard-Verschnitt, furchtbar!) klopfte an, unterhielt sich kurz mit jemandem und deutete ihnen an, auszusteigen und einzutreten.
„Ja, ja, du mich auch," murmelte das schwarzhaarige Mädchen und kletterte aus dem Reisebus.
Ziemlich kalt hier draußen! Sie zog sich ihren gefütterten Ledermantel enger um sich und stapfte die paar Schritte auf die Tür zu. Drinnen war es ziemlich stickig, aber dafür wenigstens warm. Nach irgendetwas seltsamen roch es hier... sie kam nicht drauf.
Alle versammelten sich in dem niedrigen Esszimmer. Da kam es Daria plötzlich wo der seltsame Geruch herkam: And den Wänden und an der Decke hingen jede Menge Knoblauch Bündel.
‚Na toll, das kann ja noch heiter werden, was kommt als nächstes, teilt man Silber-Kugeln aus?' dachte sie sarkastisch.
Ferdinand Weiss, der Reiseleiter wand sich nun an alle und begann ihnen irgendetwas uninteressantes über das Dorf zu erzählen. Dann fügte er noch hinzu, dass sie wohl einige Tage bleiben würden, da nächsten Sonntag ein traditionelles Fest stattfand, dass sie sich noch ansehen wollten. Daria war es ganz recht, endlich einmal etwas länger an einem Ort zu bleiben. Nun konnte sie sich endlich abseilen und sich selbst etwas anschauen, wenn es hier denn überhaupt etwas interessantes gab. Sie hatte wirklich nicht vor die ganze Zeit den anderen hinterher zu laufen, die sahen sich ja eh nichts interessantes an. Sie hatte sich so auf Burgruinen und alte Schlösser gefreut, doch bisher hatten sie nur eines besichtig, und das war nun wirklich nichts besonderes gewesen, nicht mal einen Kerker. Außerdem waren sie viel zu schnell durchgeschleust worden.
Nach einem schnellen Abendessen verzog sie sich gleich auf ihr Zimmer.
Daria schnappte sich einige Karten und einen Reiseführer aus ihrem Koffer und lies sich auf ihr Bett fallen. Sie blätterte den Reiseführer durch, doch hier in der Gegend schien es anscheinend wirklich nichts interessantes zu geben.
Doch Moment, was war das? Da war doch ein Geräusch gewesen, vor dem Fenster? Das Mädchen sprang auf und lief hin.
War da nicht eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen? Sie kniff die Augen zusammen. Nein, da musste sie sich getäuscht haben. Daria zuckte mit den Achseln und ging zum Bett zurück.
Nach einer Stunde hatte sie endlich etwas gefunden, dass interessant klang: eine alte gothische Kirche, eine Ruine. Na das war zwar keine Burg, aber immerhin. Dort gab es bestimmt einen Friedhof...
Sie räumte die Prospekte und Karten wieder von ihrem Bett herunter, zog sich um und kroch ins Bett. Kaum hatte sie die Augen geschlossen, war sie auch schon eingeschlafen.
Am nächsten Morgen kroch eine müde und ziemlich verschlafen aussehende Daria langsam aus dem Bett und schmiss sich ein paar Klamotten über. Sie schloss ihre Zimmertür hinter sich und tastete sich den Flur entlang, in Richtung Treppe. Dort wäre sie auch beinahe dieselbe hinunter gefallen, da sie die erste Stufe übersehen hatte. Doch das Mädchen konnte sich gerade noch fangen. Mehr schlecht als recht schaffte sie es, die Treppe heil herunter zu kommen und schleppte sich zu einem Tisch.
„Was wollen sie trinken?", fragte die Bedienung.
„Kaffee. Schwarz.", murmelte Daria verschlafen.
Nach dem Frühstück ging Daria noch einmal auf ihr Zimmer um sich erst mal ordentlich anzuziehen. Da es ziemlich kalt war, zog sie sich noch eine schwarze Strumpfhose unter ihrer schwarzen Jeans an. Diesmal wählte sie ein schwarzes T-Shirt mit der roten Aufschrift ‚Carpe Noctem' und zog es über ihr ebenfalls schwarzes Sweatshirt. Dann packte sie noch ein paar Sachen in ihren Rucksack (Buch, Taschenlampe, Digicam, und so weiter) und zog ihren ‚Snape-Mantel' an. Schnell noch in die natürlich ebenso schwarzen Stiefel geschlüpft, die Lederhandschuhe geschnappt und fertig.
Die Schwarzhaarige rannte die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Unten sah sie sich suchend um.
Ah, da war ja der Reiseleiter. Seine blonden Haare und diese lächerlichen Gesten waren nicht zu übersehen. Daria näherte sich ihm und tippte ihm auf die Schulter.
„Ahh! Oh, haben Sie mich aber erschreckt, Miss Black!" rief dieser gekünstelt.
Ja, sicher doch.
„Ich geh' mich jetz' 'n bisschen umsehn. Sie brauchen net auf mich zu wartn, ich hab' bestimmt net vor, bei den Gemeinschaftsausflügen dabei zu sein," teilte sie ihm mit.
„Wollen sie wirklich so ganz alleine losziehen?" fragte ‚Lockhard' entsetzt.
„Ja natürlich. Ich kann schon auf mich selbst aufpassen."
„Aber..."
Genervt drehte sich die junge Frau um und lies ihn einfach stehen. Lockhard – ohne Zweifel. Nur zu schade, dass sie jetzt keine Pixies da hatte... g
Daria zog die Tür des Gasthauses hinter sich zu und blickte sich suchend um. Der Boden war von einer mehr oder weniger dicken Schneeschicht bedeckt, doch der Himmel war blau und die Sonne schien. Alles in allem ein schöner Tag. Nach einem prüfenden Blick auf den Prospekt schlug sie den Weg nach links ein. Die schneebedeckten Holzhäuser links und rechts von ihr wirkten verlassen. Überhaupt war kein einziger Mensch zu sehen. Auch egal. Der Schnee knirschte unter Darias Füßen und ihr Atem bildete kleine Wölkchen. Ein leichtes Lüftchen wehte ihre langen schwarzen Haare nach hinten.
Schon bald hatte sie das kleine Dorf hinter sich gelassen und der Schnee auf dem Weg wurde tiefer. Doch man kam noch immer gut voran.
Nach einiger Zeit hatte das Mädchen den Waldrand erreicht. Es war ein dunkler Wald, voll von Gestrüpp; und das Sonnenlicht schien nicht allzu weit in ihn vorzudringen. Zögernd blieb Daria stehen. Irgendwie war es schon gruselig... sie warf einen prüfenden Blick auf die Karte. Ja, sie musste durch den Wald. Aber der Weg sah eigentlich ganz ok aus und schließlich war sie ja kein Feigling. Also machte sie sich auf den Weg, in den Wald hinein. Schon nach wenigen Schritten war sie in Dämmerlicht gehüllt und es war merkwürdig still. Als ob der Wald alle Geräusche verschlucken würde... papperlapapp!
‚Deine Phantasie geht wieder mal mit dir durch!', ermahnte sie sich. ‚Du solltest vielleicht weniger Horrorfilme anschauen...'
Entschlossen ging sie weiter und kam nach einigen Metern zu einer Weggabelung. Nach einem kurzen Blick auf den Prospekt, wandte sie sich nach links. Mehrere Minuten lang ging sie nun weiter durch den Wald, bis sie vor ihr den helleren Waldrand erkennen konnte. Daria beschleunigte ihre Schritte und atmete erleichtert auf, als sie wieder im warmen Sonnenlicht stand. Nun konnte die Kirche nicht mehr allzu weit sein...
Doch es war weiter als es schien. Mindestens eine Stunde lang ging sie noch durch die schneebedeckte Landschaft, bevor sie endlich die gothische Kirchenruine erreicht hatte. Obwohl sie schon ziemlich verfallen war, bot sie immer noch einen beeindruckenden Anblick. Hier lag nicht so viel Schnee, da sie die Kirche auf einer kleinen Anhöhe befand und es hier ziemlich windig war.
Die vordere Front der Kirche war noch fast vollständig erhalten, nur die leeren schmalen und hohen Fenster und die fehlende Tür lies das Gebäude verlassen wirken. Das Dach fehlte komplett und auch die Innenmauern waren nur noch teilweise vorhanden. Sehr zu Darias Enttäuschung gab es hier keine Gruft, aber als sie durch die Efeu umrankte Ruine schritt, entdeckte sie im Mittelgang einige Grabplatten die in den Boden eingelassen waren. Die Inschrift war nicht mehr gut zu lesen, da die Steinplatten schon sehr verwittert waren, doch das Mädchen konnte noch einige Buchstaben und auch einzelne Zahlen ausmachen. In den Vertiefungen der Platten hatte sich ein seltsames, vertrocknetes, rotes Material angesammelt, das wie getrocknetes Blut aussah. Richtig unheimlich, aber irgendwie auch interessant...
Hinter der Kirche selbst, befand sich ein alter Friedhof. Daria kniete sich vor dem ersten Grabstein hin und versuchte die Inschrift zu lesen, doch die Buchstaben waren bereits zu sehr verwittert. Langsam ging sie weiter in den Friedhof hinein. Rechts von ihr waren einige Grabsteine so sehr von Efeu überwachsen, dass sie fast darunter verschwanden und links von ihr waren einige alte Steinsarkophage. Interessiert ging sie näher an die Gräber heran. Sie sahen ziemlich alt aus, die Schrift war nicht mehr zu entziffern und in einigen Ritzen hatte sich Moos festgesetzt. Daria zögerte einen Moment, doch dann siegte ihr Neugier und sie konnte sich nicht mehr zurückhalten: sie legte ihre Hände auf den steinernen Deckel des Sarges und drückte mit aller Kraft. Doch er rührte sich nicht. Sie versuchte es noch einmal und stemmte sich diesmal mit ihrem ganzen Körper dagegen. Wieder nichts.
„Na ja, macht nichts. Ich hab's wenigstens versucht."
Dann kam ihr auf einmal eine verrückte Idee: Sie hob die Hand und klopfte an den Sargdeckel.
„Hallo? Jemand zu Hause?"
Nichts.
‚Schade.', dachte sie schulterzuckend.
