Alex
Kapitel 1 Alex
Aurora/Colorado
20.19
Uhr
Es war auffallend wenig Verkehr auf den Straßen für diese Zeit des Tages. Das kleine Städtchen wirkte fast etwas verschlafen. Ein wunderschöner Sonneuntergang kündigte das Ende des Tages an. Das orangerote Schillern am Horizont wirkte wie ein letztes Aufbäumen der Sonne, bis sie sich schließlich der hereinbrechenden Nacht beugte und sich von einer unsichtbaren Kraft hinter die nahen Berge ziehen ließ. Alex rieb sich die Hände, es war kalt geworden. Als sie vor einer Stunde das Haus verlassen hatte, war es fast noch angenehm warm gewesen. Das Mädchen seufzte tief und schlenderte dann weiter auf dem Gehweg entlang, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
Das farbige
Leuchten wurde schwächer und langsam aber sicher legte sich der
dunkle Schleier der Nacht über Aurora. Eigentlich Zeit, nach
Hause zu gehen, vor allem für ein 11-jähriges Mädchen.
Aber Alex liebte diese Stunden des Tages. Und sie brauchte diese
allabendlichen Spaziergänge, um Abstand zu gewinnen.
Nach
und nach gingen die Straßenlaternen flackernd an. Mit großen
Augen sah Alex in die hell erleuchteten Häuser hier im
Stadtzentrum. Die Häuser am Stadtrand, im Armenviertel, waren
bei weitem nicht so schön. Sie sah Familien, die gemeinsam zu
Abend aßen oder vor dem Fernseher saßen. Weit und breit
keine Spur von einenden Müttern, betrunkenen und schlagenden
Vätern oder einem sterbenskranken Bruder. Hier war die Welt in
Ordnung und die Menschen glücklich. Und Alex liebte es, einen
Blick auf dieses Leben werfen zu können, wenn auch nur durch die
Fensterscheiben.
Plötzlich stupste sie etwas an. "Ich
komme ja schon, Momo...", murmelte Alex abwesend und schenkte
ihrer Hündin ein beruhigendes Lächeln. Als hätte Momo
ihre Worte verstanden, setzte sich der Collie-Mix auf ihr Hinterteil
und sah sie aus großen intelligenten Augen an.
Momo war
ihr ein und alles. Ihre beste Freundin und gleichzeitig auch eine Art
Familienersatz. Alex hatte sie vor etwa einem Jahr am Waldrand an
einen Baum gekettet gefunden, völlig abgemagert und krank. Sie
hatte die Hündin von ihrem Taschengeld aufgepäppelt. Ihre
Mutter hatte es nicht erlaubt, sie zu behalten. Doch Alex hatte sich
das eine Mal gegen sie gestellt und gewonnen. Ihrem Vater war der
Hund im Haus gar nicht aufgefallen. Er war zu betrunken, um überhaupt
etwas um sich herum wahrzunehmen. Alex wusste, dass es am Geld
fehlte, aber Momo brauchte nicht viel. Vater war Alkoholiker. All das
Geld, das er bei seinem Job in der Fabrik verdiente, versoff er
meistens am gleichen Abend wieder. Mutter musste sehen, wie sie die
Familie über die Runden brachte. Noch dazu war Nathaniel, Alex'
kleiner Bruder, sehr krank. Er war fünf und kämpfte seit
zwei Jahren mit einer verschleppten Grippe. Es war kein Geld da, für
Medikamente. Wahrscheinlich würde Nate seinen zehnten Geburtstag
nicht
mehr erleben. Und was taten die Menschen hier in der Stadt?
Lebten in Saus und Braus und schmissen ihr leicht verdientes Geld
beim Fenster hinaus. Die Politiker redeten immer von den vielen
sozialen Errungenschaften des Staates. Aber galten diese Förderungen
auch für Einwanderer? Bekamen auch arme Schwarze dieses Geld?
Alex hatte davon noch nie etwas gesehen. Und hätte ihre Familie
das bisschen Unterstützung bekommen, ihr Vater hätte es
wahrscheinlich genauso in irgendeinen billigen Fusel umgesetzt. Er
war krank. Er konnte nichts dafür. Und trotzdem hasste Alex ihn.
Wieder stupste Momo sie mit ihrer kalten Schnauze an. Diesmal
riss Alex widerwillig ihren Blick von dem Fenster und strich ihrer
Freundin kurz über ihr struppiges Fell.
"Na du, sehen
wir, dass wir nach Hause kommen!", rief sie und lief los.
Freudig mit dem Schwanz wedelnd überholte Momo sie.
Nach
einer halben Stunde Dauerlaufes bogen die beiden endlich in die
Straße am Stadtrand mit den vielen heruntergekommenen Häusern
ein. Völlig außer Atem blieb Alex stehen und stemmte die
Arme in die Hüften. Auch Momo hechelte wie wild. "Pass auf,
sonst fällt dir die Zunge aus dem Maul!", rief Alex
fröhlich und kniete sich hin. Momo sah sie verständnislos
an und schlabberte ihr dann zur Antwort mit ihrer rosa Zunge über
das ganze Gesicht. "Ihh!", stieß Alex aus und stand
auf. Sie usterte ihr Elternhaus und seufzte plötzlich wieder
traurig. Sie wollte noch nicht nach Hause. Wollte sich nicht wieder
Mutters Nörgeleien und Schimpftiraden anhören. Nate's
heiseres Gewimmer. Vaters gelallte Schimpfworte. Und sie hatte keine
Lust, irgendwelchen Dingen auszuweichen, die er in seine Wut durch
die Gegend warf - vorausgesetzt, er war überhaupt zu Hause.
Zögernd trat sie von einem Fuß auf den anderen. Im Prinzip
fiel es ihnen gar nicht auf, wenn sie nicht zu Hause war. Sie konnte
tun und lassen,
was sie wollte...
Entschlossen nickte sie sich
selber zu. Sie würde mit Momo noch einen kleinen Abstecher in
den Wald machen!
Kapitel 2 Blutroter Horizont
Hier
am Waldrand gab es keine Laternen mehr, die den Weg erhellten. Momo
trottete langsam vor Alex her und ihr hellrotes Fell war das einzige,
was ihr den Weg wies. Es wurde immer dunkler und das Licht aus den
nahen Häusern wurde immer schwächer, je weiter Alex sich in
den Wald vorwagte. Die Schatten der umstehenden Bäume wirkten
bedrohlicher als noch vor einer Minute. Trotzdem hatte Momos
Anwesenheit etwas sehr tröstliches an sich.
Plötzlich
veränderte sich die Farbe des Horizontes. Das schwächer
werdende hellorange, welches das Mädchen durch die Bäume
noch erkennen konnte, verwandelte sich in ein intensives Rot. Der
blutrote Rand, der nun die Berge umgab, hatte fast etwas Schauriges
an sich und Alex fröstelte. Das war doch kein normaler
Sonnenuntergang mehr! Ungläubig wurde das Mädchen Zeuge
eines noch unglaublicheren Schauspiels. Das Rot wurde dunkler und
plötzlich tauchte eine graue Wolke inmitten des Farbspektrums
auf. Wulstig türmten sich die Wolkenausläufer immer weiter
in den Himmel hinauf. Dann durchstieß ein greller Lichtblitz
das verschwommene Grau und ein Objekt schoss daraus hervor. Das
Gebilde selbst war dunkel, aber wie ein gleißend helles Licht
umgab es fast wie der Schweif eines Kometen. Schützend hielt
sich Alex die Hände vors Gesicht und blinzelte in den
Nachthimmel. Ein ohrenbetäubendes Geräusch setzte plötzlich
ein und ergänzte die Szene auf eine unheimliche Art und Weise.
Der erste Gedanke,
der dem Mädchen kam, war der an ein
abstürzendes Flugzeug oder Asteroiden. Alex konnte es sich zwar
nicht leisten, ins Kino zu gehen, aber die Filmplakate, die vor dem
großen Kino in der Stadt hingen, hatten vor wenigen Jahren
genau diese Bilder gezeigt. Momo hatte angefangen, zu bellen. Die
Hündin schwänzelte nervös um Alex Beine und kläffte
heiser. Der Lärm war mittlerweile zu einem unsteten Dröhnen
angeschwollen und man konnte verfolgen, wie das fliegende Etwas immer
näher kam. Fast schon streifte es die Baumkronen. Es
durchschnitt die Luft und hinterließ einen rauchenden Streifen,
den man sogar noch im Dunkeln ausmachen konnte. Momo war außer
sich und jaulte leise. Der Lärm bereitete dem Hund große
Schmerzen und Alex überlegte für den Bruchteil einer
Sekunde, ob sie nicht nach Hause laufen sollte, um es ihren Eltern zu
sagen. "Sinnlos, das würden die mir nie im Leben glauben!",
beantwortete sie sich ihre eigene Frage und starrte weiter ungläubig
auf die Szene, die sich vor ihren
Augen abspielte. Der 'Meteor'
sank immer weiter und die ersten Baumwipfel knisterten unter der
Hitze des Feuers, welches ihn umgab. Und dann gab es einen dumpfen,
lauten Knall. Die Erde bebte unter ihren Füßen und Alex
schrie aus voller Kehle. Doch so schnell wie es angefangen hatte, war
das ganze Szenario auch schon wieder zu Ende. Ängstlich öffnete
das Mädchen die Augen und sah sich nach ihrem Hund um. Momo
jedoch lief bereits bellend auf die Stelle zu, wo das Ding
runtergekommen sein musste. Alex konnte durch die Bäume ein
helles Licht sehen, das wie Feuer aussah. Mit entschlossenem Gesicht
rannte sie hinter Momo her.
Als sie die Hündin endlich eingeholt hatte und ihr kurz über das Fell strich, traute sie wieder einmal ihren Augen kaum. Vor ihren Füßen tat sich ein großer Krater auf, aus dem Rauch und Funken aufstiegen. Momo knurrte und Alex, die vom Laufen noch heftig atmete, starrte ungläubig auf das Bild, das sich ihr bot. Sie schloss die Augen und öffnete sie kurz darauf wieder, aber das Bild änderte sich nicht. Aus dem wolkigen Rauch tauchte ein großes auf. Flammen züngelten rund um die abgestürzte Maschine und tauchten sie in ein abstraktes Licht.
Von einem Augenblick auf
den anderen verlöschte das Feuer und der Rauch verzog sich.
Rings um das Flugzeug erstrahlten plötzlich künstliche
Lichter, Scheinwerfer, die das Mädchen blendeten. Ein Geräusch
war zu hören, das sich anhörte, als würde irgendeine
Luke geöffnet. Alex dachte dabei sofort an das hydraulische
Quietschen einer Baggerschaufel. Das Licht wurde stärker, aber
man konnte nicht erkennen, was sich da geöffnet hatte. Ein
gleißender Lichtstrahl entfuhr plötzlich aus der
Unterseite des Raumschiffes und zerschnitt schwertartig die
Dunkelheit. Langsam glaubte Alex nicht mehr, dass das, was dort unten
vor ihr lag, ein normales Flugzeug war. Momo hatte aufgehört zu
bellen und sah dem Spektakel mit gespitzten Ohren zu. Als das Licht
war, erkannte man zwei Körper, die reglos auf dem Boden lagen.
Alex Atem kam stoßweise und sie zögerte. Sie packte die
Hündin am Halsband und versuchte sie vom Krater wegzuzerren.
Doch so folgsam Momo sonst auch immer war, sie ließ sich nicht
einen
Zentimeter bewegen. "Komm schon! Komm schon, wir müssen
weg.
Verdammt...", schrie Alex außer sich. Ein
Angstgefühl hatte sich in ihr breit gemacht. Ein unbestimmtes
Gefühl sagte ihr, dass etwas hier ganz und gar nicht in Ordnung
war. Momo knurrte wieder und schließlich ließ das Mädchen
den Hund los. Sofort hetzte Momo wieder über den Rand des
Kraters und näherte sich den leblosen Figuren, die immer noch an
derselben Stelle lagen.
"Nein! Momo...NEIN!", rief Alex verzweifelt und spürte, wie ihre Beine unter ihr nachgaben. Sie landete unsanft auf ihrem Hinterteil und rutschte den Abhang hinunter. Stein und Geröll brachen los und begleiteten sie in ihrer Talfahrt. Endlich war sie unten angekommen und stand ächzend auf. Das abgestürzte Ding gab immer noch ein seltsam diffuses Licht ab und erhellte die Umgebung soweit, dass Alex noch ein paar Meter weit sehen konnte. Die Hündin war in einiger Entfernung der Stelle stehen geblieben, an der zuvor das seltsame Licht verschwunden war und tänzelte nervös von einem Bein aufs andere. Langsam ging auch das Mädchen darauf zu.
Mittlerweile
schnupperte Momo an den Körpern herum und Alex riss sie beim
Halsband zurück. Der Hund jaulte erstaunt auf, ließ aber
nicht davon ab. Alex selbst hatte sich hingekniet und streckte ihre
Hand aus, um eine der beiden Leiber zu berühren. Soweit sie
erkennen konnte, war die Haut der Wesen blassviolett und fast
durchsichtig. Sie waren klein, schlank und zartgliedrig und hatten
große Köpfe. Große mandelförmige Lider, ein
kleiner schlitzförmiger Mund und zwei winzige Nasenlöcher
überzeugten Alex davon, was sie hier gefunden hatte. Momo
stupste einen der Körper mit ihrer Schnauze an und wich
erschrocken zurück. Alex berührte die Stelle. Die Haut war
feucht und kalt. Auch sie zog die Hand zurück und atmete
stoßweise aus. "Das...das sind keine Menschen, Momo...",
murmelte sie und starrte
kopfschüttelt auf das, was sie für
Außerirdische hielt. Dann richtete sie einen Blick auf das
abgestürzte 'Flugzeug'. "Ein Raumschiff. Ein echtes
Raumschiff...", flüsterte sie.
Plötzlich hörte sie ein leises Stöhnen und riss ihre Augen von der ebenfalls violett schimmernden und immer noch Helligkeit abgebenden Oberfläche des UFOs los. Eines der Wesen hatte sich bewegt! Momo zog die Lefzen nach oben und knurrte wieder. "Pscht!", warnte Alex und sah, wie sich die Lider des Aliens öffneten. Große, dunkle Augen starrten leer in die Luft. Alex schluckte. "Hallo?", wisperte sie fast unhörbar. Langsam drehte sich der große Kopf des Aliens und Alex begann zu zittern. Angstschweiß drang ihr aus allen Poren. Dann kamen Laute aus dem winzigen Mund der Kreatur, die Alex nicht verstand. Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Dann verstummte das Alien und schloss die Augen wieder. Ein letztes Mal öffnete sich der Mund. "O'Neill...", hörte das Mädchen. Dann sackte sein Kopf reglos zur Seite.
"O'Neill? Was ist das?",
fragte sich Alex laut und wartete noch einige Zeit, ob sie vielleicht
nicht doch ein Lebenszeichen der Wesen überhört hatte. Dann
stand sie schließlich auf und versuchte, zu begreifen, was sie
gerade erlebt hatte. Noch ehe sie einen einzigen logischen Gedanken
spinnen konnte, hörte sie menschliche Stimmen, die näher
kamen. Dann sah sie Lichtkegel von Taschenlampen und überlegte,
ob sie sich verstecken sollte. Sie würden ihr nicht glauben!
Vielleicht sogar sie für das verantwortlich machen, was passiert
war...ängstlich kroch sie in den Schatten des großen
Raumschiffes, das nun langsam aufhörte, Licht abzugeben. Dem
Mädchen kam der absurde Gedanke, das UFO könnte vielleicht
gemeinsam mit den Aliens gestorben sein.
Ihr Körper bebte,
als sie hörte, wie mehrere Männer den Krater
heruntergerutscht kamen. Ihre Chance, unentdeckt zu bleiben, schwand,
als Momo anfing, wie wild zu bellen...
Kapitel 3 Der Stand der Dinge
Cheyenne
Mountain Complex
am nächsten Morgen
09.56 Uhr
"Nein,
Sir. Das verstehe ich nicht!", erboste sich O'Neill und sah
seinen Vorgesetzten herausfordernd an. "Glauben Sie, dass es mir
gefällt, ein Kind hier ganz alleine festzuhalten? Glauben Sie
das?", fragte Hammond genauso wütend zurück. Jack
senkte den Kopf. "Natürlich nicht. Aber...", lenkte
Jack ein.
"Das Mädchen hat, seitdem sie hier ist, noch
kein einziges Wort gesprochen. Und sie wurde nun mal Zeuge von etwas,
das sie besser nicht hätte sehen sollen. Ich habe meine klaren
Befehle, Jack!", unterbrach der General ihn.
"Ja. Das
ist mir schon klar.", sagte Jack. "Ihre Eltern werden sich
Sorgen um sie machen...", überlegte er.
"Das,
Jack, ist das kleinste Übel an der ganzen Sache. Wissen Sie, wie
viel Aufwand nötig war, um den Absturz als Meteor zu tarnen und
den Luftüberwachungsstellen das auch klar zu machen?",
fragte er.
Plötzlich öffnete sich die Tür zum
Besprechungsraum und der Rest des SG1 Teams, Carter, Jackson und
Teal'c, traten ein. Sofort nahem sie die überhitze Atmosphäre
war und setzten sich schweigend.
"Gibt es etwas Neues?",
fragte Hammond mit eisiger Stimme. Sam sah auf. "Das Raumschiff
wurde geborgen und alle Spuren verwischt, Sir. Unsere Teams
beschäftigen sich nun damit, herauszufinden, was die
Absturzursache war. Eine Infiltration durch Replikatoren wurde
ausgeschlossen.", erklärte sie. Hammond nickte. "Was
ist mit den Leichen?", wollte er wissen.
"Es wurde eine
Obduktion angeordnet. Aber bei unseren unzureichenden Kenntnissen
über die Anatomie der Asgard...", begann Carter wieder.
"Ich verstehe.", unterbrach sie der General.
"Hat
SG7 es geschafft, den Asgard Planeten zu erreichen?", fragte nun
Jack. "Nein. Das halbe Universum ist auf der Suche nach ihnen.
Die Tok'ra nehmen an, dass das abgestürzte Raumschiff in der
Nähe der Erde war, um uns etwas Wichtiges mitzuteilen.",
beantwortete Daniel seine Frage.
Der Colonel seufzte und fuhr
sich durch das Haar.
"Ich werde den Präsidenten über
den Stand der Dinge informieren. Sie versuchen, Informationen aus dem
Mädchen herauszubekommen.", befahl Hammond knapp und
verließ den Raum.
Jack ließ sich erschöpft in
einen der ledernen Sessel gleiten und atmete erleichtert aus. Eine
frostige Stille trat ein. Keiner fand die richtigen Worte, um die
Situation zu beschreiben. Bis Teal'c das Schweigen brach.
"Hat
man schon eine Möglichkeit gefunden, die Körper zu
identifizieren?", fragte er. Sam schüttelte den Kopf. "Die
Techniker nehmen an, dass es Thors Schiff war, aber Beweise gibt es
bis jetzt keine. Die Asgard sind äußerlich kaum zu
unterscheiden.", sagte sie. Die anderen nickten.
"Na
schön. Wir haben ein abgestürztes Raumschiff, zwei tote
Asgard, eine Zeugin in Form eines eingeschüchterten Mädchens
und keine Spur von den anderen Asgard", fasste Daniel zusammen.
"Dann sollten wir uns um die Kleine kümmern.", schlug
Jack vor.
Kapitel 4 Die Zeugin
Jack
klopfte obligatorisch und trat dann als erster in die vorläufige
Unterbringung des Mädchens. Ihm folgte Carter. Daniel hatte
beschlossen, Teal'c Gesellschaft zu leisten, der es vorgezogen hatte,
die Zeugin mit seinem Auftritt nicht unnötig zu verunsichern.
Jack sah sich in dem Zimmer um. Man hatte zwar versucht, den kalten
Raum durch hölzerne Möbel und Bilder aufzuheitern, aber das
hätte man auch mit einer ganzen Delegation von Clowns nicht
geschafft. Es blieb ein winziges Zimmer mit dicken Betonwänden
kilometertief unter der Erde des Cheyenne Berges. Und das Mädchen
schien sich dessen auch bewusst zu sein. Es saß
zusammengesunken auf einem Stuhl und hatte die Hände auf dem
Schoß gefaltet. Sie blickte nicht einmal auf, als die beiden
eintraten. Nur ihr Hund, der bis jetzt unter dem Sessel gelegen
hatte, stellte sich schützend vor seine Herrin. "Hey!",
grüßte Jack und hob die Hand. Dann kniete er sich hin und
lockte den Hund zu sich. Sofort kam das Tier auf ihn zugetrabt und
ließ
sich streicheln. "Na du.", wisperte Jack und
beobachtete dabei aus den Augenwinkeln, wie das Mädchen kurz zu
ihm schielte. Jack gab Sam ein Zeichen, den Anfang zu machen. Diese
nickte und kniete sich dann vor das Mädchen. Jack tat so, als
würde er sich ausschließlich mit dem Hund beschäftigen,
in Wirklichkeit musterte er das Mädchen. Ihre Klamotten ließen
darauf schließen, dass sie nicht gerade aus reichen
Verhältnissen kam. Sie war Afroamerikanerin und Jack konnte
sehen, wie eingeschüchtert die Kleine von all den Geschehnissen
der letzten Tage war.
"Hallo. Ich bin Sam Carter und das
hier ist Jack O'Neill.", begann Sam. Ihre Stimme hatte einen
sanften Klang angenommen. Doch als sie den Namen O'Neill hörte,
schnellte ihr Kopf nach oben und ihre großen dunkeln Augen
musterten den Mann.
"O'Neill?", wiederholte sie. Jack
ließ von dem Hund ab und nickte. "Und wie heißt
du?", fragte er. "Alex.", flüsterte sie. "Ich
kenne diesen Namen.", fügte sie hinzu. Sam runzelte die
Stirn. "Welchen?", wollte sie wissen.
"O'Neill.
Das ist das einzige Wort des Außerirdischen, das ich verstanden
habe.", antwortete sie. "Das heißt, Sie kannten die
Aliens?"
"Ja...ja, so könnte man das schon
sagen...Das hilft uns sehr, Alex.", sagte Jack und erwiderte
ihren ausdrucksstarken Blick. "Sind sie tot?", fragte das
Mädchen wieder. Der Hund drängte sich zwischen Jack und Sam
durch und legte ihr vertrauensvoll den Kopf in den Schoß. Jack
lächelte. "Wie heißt er denn?", fragte er leise.
"Er ist eine Sie und heißt Momo.", sagte Alex
stolz. "Ein schöner Name.", sagte Sam. Alex nickte.
"Sie haben meine Frage nicht beantwortet.", drängte
sie. "Ob die Aliens wirklich tot sind.".
"Ja. Sie
das sind sie.", teilte ihr Jack mit. Alex nickte langsam.
"Wie
ist dein Nachname?", fragte Sam. Alex sah sie verwirrt an.
"Wollen Sie meine Eltern ausfindig machen?", fragte sie
zurück. "Ja. Willst du das denn nicht? Sie machen sich
sicher Sorgen um dich...", gab Jack zur Antwort. "Das
glaube ich nicht. Wahrscheinlich ist es ihnen nicht einmal
aufgefallen, dass ich weg bin.", sagt das Mädchen traurig
und streichelte ihrer Hündin sanft das Fell. "Ach was. Komm
schon, sie müssen wissen, dass alles in Ordnung ist.",
meinte Jack. Alex schüttelte energisch den Kopf. "In
Ordnung? Nichts ist in Ordnung. Ich weiß nicht einmal, wo ich
bin. Nur, dass ich beim Militär bin...irgendwo in einem
Bunker.", sagte sie trotzig.
Jack legte seine Hand auf die
von Alex. Die Kleine sah ihn überrascht an. "Hey. Wir sind
deine Freunde, okay?", versicherte er ihr. Alex lächelte
zum ersten Mal.
Kapitel 5 Beschuldigungen
zwei Tage
später
11.32 Uhr
"Wir können die Eltern des
Mädchens nicht mehr länger auf die Folter spannen. Sie
wollen wissen, wo ihre Tochter ist und was passiert ist!", sagte
Hammond eindringlich. "Nachdem, was Alex mir so über ihre
'Eltern' erzählt hat, hätte sie es sogar hier bei uns
besser.", meinte Jack dazu.
"Was sollen wir Ihnen
sagen?", fragte Daniel. "Das ein außerirdisches
Raumschiff ganz in der Nähe ihrer Wohnung abgestürzt ist.
Alex hat dabei zugesehen und deshalb wurde sie vom Militär
mitgenommen und verhört...", sagte Sam verächtlich.
"Tatsache ist, dass Alex gar nicht mehr zurück zu ihren
Eltern WILL.", warf Jack ein.
Hammond musterte ihn. "Das
wird nicht unsere Entscheidung sein, Colonel.", meinte er. Jack
nickte. Das wusste er auch.
"Wo ist sie jetzt?", fragte
der General. "Doctor Frasier hat sie mit nach Hause genommen.",
erklärte Teal'c. "Sie und Cassandra verstehen sich
blendend.", addierte Daniel. Hammond atmete seufzend aus. "Ich
werde alles in die Wege leiten, um die familiäre Situation des
Mädchens einzuschätzen. Ich will aber keinesfalls dafür
verantwortlich sein, dass Alex den Rest ihres Lebens in einem Heim
verbringt. Vielleicht kann man ihre Familie unterstützen...",
überlegte er. Jack und Sam nickten. "Finanziell?",
fragte Daniel. "Nicht nur das. Wenn ihr Vater wirklich ein
Alkoholproblem hat, müssen wohl auch andere Maßnahmen
ergriffen werden. Auf jeden Fall werden wir uns darum kümmern.",
versicherte er. "Danke, Sir.", sagte Jack aufrichtig. Die
anderen nickten.
Plötzlich ertönte der Alarm und
die ganze Basis wurde in Alarmstufe versetzt. "Unautorisierte
Aktivierung von außerhalb.", plärrte es blechern
durch die Lautsprecher. Jack seufzte. "Könnten sich die
Tok'ra nicht an feste Zeiten halten. Das ist das dritte Mal in zwei
Tagen...", beschwerte er sich, folgte den andern dann aber in
den Kontrollraum.
Wie erwartet war es ein Besuch der Tok'ra.
Sofort stürzten sich SG1 auf die beiden Angekommenen. Es waren
dieses Mal, sehr zu Sams Freude, Jacob. Und sehr zu Jacks Missfallen,
Freya. Sam erkannte im Minenspiel ihres Vaters, dass keine guten
Nachrichten auf sie warteten. "Schlechte Neuigkeiten?",
flüsterte sie. Jacob nickte betrübt.
Man führte
die Gäste sofort in den Besprechungsraum. "Gibt es etwas
Neues von den Asgard?", fragte Sam sofort. Jacob schüttelte
den Kopf.
"Unsere Außenposten und auch Verbündete
haben seit Monaten nichts mehr von ihnen gehört. Es war auch für
uns eine Überraschung, dass sich eines ihrer Schiffe in der Nähe
der Erde befand.", sagte Selmak. "Haben die Untersuchungen
am abgestürzten Schiff schon etwas ergeben?", meldete sich
Anise. Hammond musste den Kopf schütteln. "Nein.",
sagte er knapp. Die Tok'ra nickte langsam. "Wäre es nicht
Erfolg versprechender, einige Techniker der Tok'ra mit der
Untersuchung zu betrauen?", fragte sie vorsichtig. Daniel
beobachtete, wie am Hals seines Vorgesetzten eine Ader dick
pulsierend hervortrat. Ein schlechtes Zeichen. "Sie hat Recht,
Sir...die Tok'ra haben...die besseren Möglichkeiten!", warf
der Archäologe schnell ein. Schließlich nickte der General
besänftig. "Na gut. Ein Team soll noch heute kommen und
sich das ganze ansehen.", bestimmte er. Anise nickte dankbar.
"Es gibt da noch etwas, was wir euch sagen müssen...keine
sehr erfreuliche Nachricht.", meldete sich Jacob diesmal.
"Schießen Sie los...der Tag hat doch so gut
angefangen.", sagte Jack und grinste dümmlich. Jacob
schenkte ihm einen vernichtenden Blick und fuhr dann fort. "Da
auch die Armeen der Goa'uld im Moment nur nicht einmal zur Hälfte
im Einsatz sind, glaubt der Hohe Rat der Tok'ra, dass sie sich in
einer fernen Galaxie im Krieg mit den Asgard befinden.", begann
er. "Allerdings befinden sich die wichtigsten Systemlords, in
deren Reihen wir Spione einschleusen konnten, doch in ihren
Heimatgalaxien. Sie verfolgen eine ganz andere Taktik.", mischte
sich Freya ein und machte eine Pause. "Und die wäre?",
drängte Teal'c. "Sie geben euch die Schuld am Absturz des
Asgard-Schiffes und behaupten, der Vertrag mit den Asgard sei nun
nicht mehr gültig, da die Tau'ri in boykottiert haben.",
erklärte Jacob. Jack starrte ihn ungläubig an.
"Das
ist doch wohl die Höhe...!", erboste er sich. "Woher
wissen die Goa'uld vom Absturz des Schiffes auf die Erde?",
fragte sich Sam laut. Jacob und Freya konnten nur die Schultern
zucken. "Das wissen wir nicht. Es besteht die Möglichkeit,
dass...", Jacob zögerte...
"...dass ihr einen
Spion in euren Reihen habt.", führte Teal'c den Satz zu
Ende. Jacob nickte seufzend. "Wir haben allerdings schon eine
Untersuchung angeordnet. Die Möglichkeit besteht zwar, aber wir
halten sie für sehr unwahrscheinlich...", sagte Anise, die
das Wort ergriffen hatte. "Wie sollten sie den sonst davon
erfahren haben?", wollte Hammond wissen. Seine Stimme hatte
wieder diesen Furcht einflößenden Tonfall angenommen.
Anise zuckte die Achseln und sah hilfesuchend zu O'Neill. Dieser sah
absichtlich weg.
"Das ist nebensächlich!", mischte
sich nun Jacob ein. "Tatsache ist, dass die Goa'uld ihre Zusage,
diesen Planeten nicht zu zerstören, nun nicht mehr als gegeben
betrachten.", erklärte Sams Vater.
Als SG1 eine Stunde später ziellos durch die Gänge schlenderte, kamen ihnen Janet, Cassandra und Alex mit ihrem Hund entgegen. Sofort zeigte sich ein Lächeln auf den Gesichtern der drei. Cassandra umarmte Jack liebevoll und Alex tat es ihr nach. Das Mädchen spürte, wie sehr sie es genoss, diesen Mann zu umarmen. Wie schön es nur wäre, so einen Vater zu haben! Er roch noch Rasierwasser und am liebsten würde Alex ihn gar nicht mehr loslassen. O'Neill war so stark und strahlte eine Wärme aus, die Alex noch nie in ihrem Leben gespürt hatte.
Kapitel 6 Frauenbesuche
abends
19.42
Uhr
Jack musterte die Decke seines Quartiers und atmete
seufzend aus. Das war die perfekte Ausrede für die Goa'uld. Sie
konnten behaupten, die Menschen hätten das Asgard-Raumschiff zum
Absturz gebracht und somit den Vertrag gebrochen und die Erde
vernichten. Diese Gedanken spukten Jack durch den Kopf. Er saß
auf dem Bett in seinem Quartier und dachte über die ganze Misere
nach. Wahrscheinlich war es Thor dessen Leiche in der Pathologie des
Militärkrankenhauses lag und mit dessen Körper niemand
etwas anfangen konnte. Diese Vorstellung war erschreckend. Thor hatte
ihnen schon so oft aus der Patsche geholfen. Und jetzt sollte er auf
eine solche Art und Weise gestorben sein? War es möglich, dass
das Raumschiff einfach so abgestürzt war? Befanden sich
Replikatoren an Bord? Nein, das hatten die Techniker bereits
ausgeschlossen. Jack setzte sich im Bett auf und starrte nun statt
der Decke die geschlossene Tür an. Für solche Gedanken
brauchte er einfach einen fixen Punkt, auf den er sich
konzentrieren
konnte. Was brachte ein Asgard Schiff zum Absturz? Waren es am Ende
die Goa'uld gewesen? In einer fernen Galaxis wütete ein Krieg
zwischen den erstarkten Goa'uld und den von den Replikatoren
geschwächten Asgard. War Thor gekommen, um um Hilfe zu bitten?
Hatten ihn die Goa'uld verfolgt und versuchten nun, den Menschen die
Schuld dafür in die Schuhe zu schieben? Durch ein resolutes
Klopfen wurde er aus seinen Überlegungen gerissen.
Ohne
seine Aufforderung abzuwarten, trat Freya ein und schloss die Tür
hinter sich.
Die Tok'ra blieb vor seinem Bett stehen und
faltete die Hände vor ihrer Brust. "Hallo, O'Neill.",
stammelte sie. "Hi!", antwortete Jack und versuchte, cool
zu bleiben. "Ich...wollte dir nur mitteilen, dass wir
herausgefunden haben, dass es sich tatsächlich um Thors
Raumschiff gehandelt hat. Das tut mir sehr leid.", erzählte
sie aufrichtig. Jack nickte. Das war nur die Bestätigung seiner
Annahme. "Kann ich irgend etwas für dich tun?", fragte
Freya. Ihre Stimme hatte wieder diesen säuselnden,
verführerischen Tonfall angenommen, und Jack fühlte sich
sofort unbehaglich. "Nein...nein...ich...es geht mir gut.",
winkte er ab und grinste. Doch Freya trat näher an das Bett
heran.
"Was gibt's denn noch?", fragte der Colonel
ungeduldig. "Ich...ich habe dich vermisst, O'Neill. Ich bin
froh, dass ich mit auf die Erde kommen durfte, um dich wieder zu
sehen...", wisperte sie. O'Neill rollte mit den Augen. In ihm
sperrte sich alles gegen die Anmachversuche dieser Frau, die sich
gerade in aufreizender Pose auf die Bettkante gesetzt hatte und ihn
abwartend musterte. Er lächelte immer noch höflich. Doch
als Freya ihm ihre Hand auf den Brustkorb legte, atmete er tief ein
und ergriff ihr Handgelenk. "Freya...nicht.", bat er leise.
Gekränkt wandte die Tok'ra ihr Gesicht ab. Jack seufzte, ließ
ihre Hand aber nicht los. "Hör zu. Du bist...eine sehr
hübsche...Frau und ich...ich...", stammelte er. Er hörte
sie leise schluchzen und drehte mit seiner freien Hand ihren Kopf zu
ihm. Er wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen. "Nicht
weinen. Aber versteh doch. Es hat nichts damit zu tun, dass du eine
Tok'ra bist.", versuchte er ihr zu erklären, was nicht ganz
der Wahrheit entsprach.
"Ach nein...?", fragte sie unter
Tränen. Jack schüttelte bedächtig den Kopf und ließ
ihr Handgelenk frei. "Nein. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht,
weil...es schon jemanden gibt, verstehst du?", flüsterte
er. Freya senkte ihren Blick. "Ich verstehe.", sagte sie
fast unhörbar leise und stand auf.
"Danke.", sagte
Jack dankbar und erleichtert zugleich. Freya nickte kurz und näherte
sich der Tür. Die Hand auf dem Türknopf, drehte sie sich
noch einmal um. "Ich komme trotzdem immer wieder gerne auf die
Erde, um dich zu sehen. Und ich werde dich vermissen.", sagte
sie und verließ dann den Raum. Jack ließ sich seufzend
auf das Bett zurückfallen. Sein Herz hämmerte laut gegen
seinen Brustkorb und erleichtert schloss er die Augen.
Aber
nicht für lange. Wenige Zeit später klopfte es wieder.
Diesmal wartete sein Besucher aber darauf, dass ihm die Tür
geöffnet wurde. Es war Alex. Lächelnd bat Jack sie herein.
Es hatte in den letzten Tagen öfter tiefgründige Gespräche
zwischen ihnen beiden gegeben. Alex hatte von ihrer Kindheit und
ihrer Familie erzählt und Jack auch einige Stücke aus
seiner Vergangenheit. Natürlich nur Bruchteile, die das Mädchen
nicht belasteten. "Hi Alex. Setz dich doch.", sagte er und
sah sich nach dem Hund um. "Momo ist diesmal nicht dabei...",
erklärte das Mädchen ihm ernsthaft. Jack nickte und nahm
neben ihr auf dem Bett Platz. "Also meine Süße. Was
gibt's?", fragte er und klopfte ihr spielerisch auf die
Schenkel. Alex grinste nicht, wie sonst. Sie wirkte ernsthaft und
nervös und knetete nervös ihre Hände.
"Was
ist los?", fragte Jack erneut sanft. Alex sah ihn aus großen,
braunen Augen an. "Ich will dich etwas fragen.", meinte
sie. "Schieß los.", antwortete Jack leichtfertig.
"Werden sie mich zurück zu meiner Familie schicken?",
fragte sie. Jack hatte diese Frage befürchtet. Was sollte er nur
sagen? Sollte er sie anlügen? Das hatte sie nicht
verdient..."Wenn du nicht zurück zu deinen Eltern kommst,
wird man ein Heim für dich finden müssen. Ist dir das
lieber?".
"Ja!", sagte Alex prompt. Jack sah sie
erstaunt an. "Ist es denn so schlimm? Du hast immerhin noch
einen Bruder, der dich braucht.", meinte O'Neill und legte der
Kleinen tröstend seine Hand auf die Schulter. "Nicht!",
sagte Alex und wischte seine Hand weg. "Mein Bruder ist krank.".
"Er ist jetzt in einem Krankenhaus und wird bald wieder
gesund werden. Das weißt du doch.", behauptete Jack. Alex
nickte. Das Mädchen schwieg. "Ich will nicht zurück.
Ich will bei dir bleiben.", brach es schließlich aus ihr
heraus und sie begann zu weinen. Jack breitete seine Arme aus. "Komm
her.", sagte er. Alex sah ihn mit verschwommenem Blick an. Jack
nickte ihr zu. Schließlich ließ sich Alex in seine
starken Arme fallen und heulte sich an seinem Brustkorb aus. Jack
seufzte und strich dem Mädchen beruhigend über das Haar,
bis sie sich wieder gefasst hatte. Sein T-Shirt klebte ihm nass am
Körper. Alex schniefte und sah ihn traurig an. "Ich will
einen Vater, so wie dich. Der immer für mich da ist, wenn ich
ihn brauche. Den ich lieben KANN.", sagte sie. Aus dem
unschuldigen Gesicht sprach eine solche Offenheit, dass es Jack fast
den Atem verschlug. Irgendwie erinnerte Alex ihn an Charlie. Und
daran, dass ER alles war - nur kein guter Vater...
"Hör
mal, Alex. Wir werden eine andere Familie für dich finden, okay?
Wen du nicht zurück willst, dann musst du auch nicht, das
verspreche ich dir!", versicherte Jack der Kleinen nach einer
Weile. Er wusste nicht, ob er dieses Versprechen einhalten würde
können, aber er würde zumindest alles dafür tun!
Alex
nickte und stand auf. Sie wischte sich die letzten Tränen von
den Wangen. "Ich wünschte, du wärst mein Vater.",
sagte sie aufrichtig. Jack schloss kurz wehmütig die Augen. "Du
wärst eine fabelhaft Tochter, denke ich.", sagte er dann
schließlich. Alex lächelte.
Eine halbe Stunde
später klopfte es erneut. Jack stöhnte. "Wenn Sie eine
Frau sind, können Sie gleich draußen bleiben!", rief
Jack, stand jedoch auf und öffnete die Tür. Sam stand vor
ihm und musterte ihn mit gerunzelter Stirn. "Was...uhm...soll
das heißen?", wollte sie wissen. Ihr Minenspiel war eine
Mischung aus Amüsiert- und Gekränktheit. Jack musste bei
dem Anblick unwillkürlich grinsen. "Das war ein Scherz,
kommen Sie rein.", sagte er und hielt ihr die Tür auf.
Ächzend ließ er sich aufs Bett fallen. Sam musterte ihn
immer noch mit einem abschätzigen Blick. Jack zuckte die
Schultern. "Ich hatte in der letzten Stunde drei Frauenbesuche,
sie mitgezählt.", sagte er verhüllt. Sams Augenbrauen
schnellten nach oben und sie fühlte sich mit einem Mal nicht
mehr so wohl...
"Erst kommt Freya und baggert mich an, dann
fragt mich Alex, ob ich nicht ihr Vater sein könnte und jetzt
stehen sie in der Tür. Entschuldigen sie, aber...das hat eine
eigenartige...Reaktion ausgelöst.", erklärte er
grinsend. Sam nickte langsam. "Ich bin eigentlich nur hier, um
Ihnen zu sagen, dass auch die Tok'ra keine Spuren von Replikatoren im
Schiff finden konnten und...", begann sie.
"...dass es
wirklich Thors Schiff war.", führte Jack zu Ende. Sam
blinzelte und nickte dann mehrmals. "Hat mir Freya schon
erzählt", erklärte Jack. "Dann hat sie Ihnen
wahrscheinlich auch schon gesagt, dass das Innere des Schiffes Spuren
einer kleineren Explosion aufweist?", fragte sie herausfordernd.
Jack schüttelte den Kopf und Sam grinste. "Ist ja
interessant.", meinte er. Sam nickte. "Dann können wir
also ausschließen, dass es sich um einen Unfall gehandelt
hat?", folgerte O'Neill. Carter nickte erneut. "Ja. Der
nächste Schritt ist, herauszufinden, wo die Explosion stattfand
und was sie zerstört hat. Nach Alex Angaben konnten sich die
beiden Asgard noch 'herausbeamen' also kann nicht allzu viel
beschädigt worden sein. Ich denke eher, es hat sich um die
gezielte Zerstörung eines Antriebsmoduls oder etwas Ähnlichen
gehandelt.", mutmaßte sie. Jack lauschte andächtig
ihren Ausführungen. "Klingt logisch.", meinte er dann.
Schweigen machte sich breit. Plötzlich lächelte Sam. Jack
sah sie
stirnrunzelnd an. "Sie hat Sie angebaggert?",
fragte sie dann amüsiert. Jack nickte eifrig. "Nicht zum
ersten Mal, übrigens.", antwortete er, einigermaßen
erstaunt darüber, dass Sam dem Thema auch nur irgendeine
Bedeutung zukommen ließ.
"Und?", wollte Sam
neugierig wissen. Jack stutzte. "Das interessiert SIE?",
fragte er keck zurück. Sam zuckte nervös die Achseln.
"Nein. Aber Sie haben mit dem Thema angefangen. Dann können
Sie mir auch sagen, was daraus geworden ist.", verteidigte sie
sich. "Sie haben das ganze noch einmal zur Sprache gebracht",
entgegnete Jack und grinste wissend. "Wissen Sie, ich kann auch
einfach wieder gehen.", antwortete Sam und stand auf. Ihre
Taktik hatte Erfolg. "Ich hab sie abblitzen lassen.", sagte
Jack schnell. Sam drehte sich nicht mehr um. Sie lächelte.
"So?", sagte sie leise. "Ja. Ich hab sie eiskalt
abserviert...ihr einen Korb gegeben...", redete er. Sam rettete
sich schnell zur Tür. "Gute Nacht, Sir!", rief sie
noch. "...ihr eine Abfuhr erteilt...Gute Nacht, Carter!",
rief Jack und seufzte. Irgendwie hatte sich das Gespräch nicht
ganz so entwickelt, wie er es sich erhofft hatte...
Kapitel 7 Ein Wiedersehen
am
nächsten Morgen
08.59 Uhr
SG1, Freya und Jacob saßen bereits versammelt im Besprechungsraum und warteten auf General Hammond. Jack warf Freya immer wieder unruhige Blicke zu, aber diese ließ sich von dem gestrigen Desaster nichts anmerken. Vielmehr schien sie sich ihrer Rolle als Wissenschafterin nur allzu bewusst zu sein und flirtete heftig mit Daniel. Vielleicht hatte damit auch Anise etwas zu tun...der Archäologe schien jedenfalls eher hilflos als erfreut.
Endlich stürmte der kahlköpfige
Mann in den Raum und sparte sich eine Begrüßung. Er kam
sofort zum Thema: "Wir haben soeben eine Nachricht vom Hohen Rat
der Tok'ra erhalten. Zwei Goa'uld Mutterschiffe sind auf dem Weg zur
Erde.", teilte Hammond den Anwesenden mit und leckte sich nervös
über die Lippen. "Oh Gott...", entfuhr es Daniel. Auch
die anderen blickten sich bestürzt an. "Was sollen wir
jetzt tun...?", überlegte Jack. "SG7 versucht jetzt
schon fast seit 5 Tagen, die Asgard zu erreichen. Bis jetzt
erfolglos. Und wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass wir
von ihnen hören, bevor die Goa'uld eintreffen. Der Hohe Rat hat
uns bereits Unterstützung zugesagt, obwohl auch die Tok'ra im
Moment über geringe Ressourcen verfügen.
"Sir. Ich
habe mir etwas überlegt.", warf Carter plötzlich ein.
"Ich höre?"
"Ich habe mich gefragt, ob es
möglich wäre, dass die Fähigkeiten der Nox, Tote
wieder zum Leben zu erwecken, auch für andere Spezies gilt. Wen
die Nox es schaffen könnte, würde es Thor vielleicht
möglich sein, den Rest seiner Flotte zu verständigen, um
uns...", sagte Sam.
"...den Arsch zu retten", fuhr
Jack für den Major fort " Aber die Asgard sind schon seit
Tagen tot...und...OH GOTT...wahrscheinlich schon aufgeschnitten...",
mutmaßte Jack jedoch wenig später. Sam machte ein
betroffenes Gesicht, hielt aber an ihrer Idee fest. "Soviel ich
weiß, wurden die Körper der Asgard ebenfalls in die Hände
der Tok'ra gegeben.", teilte Hammond mit und warf einen
fragenden Blick in Richtung Jacob.
"Ja...ja, das stimmt. Es
wurde bis jetzt nur eine äußerliche Untersuchung
angeordnet.", erklärte dieser. "Wenn ich jetzt nicht
so froh darüber wäre, würde ich mich fragen, warum bei
euch eine Autopsie so lange dauert...", sagte O'Neill
sarkastisch.
"Wir sollten sofort die Nox kontaktieren.",
meldete Daniel. "Das hätten wir auch ohne diese Möglichkeit
bereits geplant.", sagte der General, griff aber sofort zum
Telefon, um alles Nötige in die Wege zu leiten.
Heimatplanet
der Nox
zwei Stunden später
Mit dem vertrauten schlurfenden Geräusch fiel das Wurmloch hinter SG1 in sich zusammen. O'Neill sah sich suchend nach den Nox um. "Schön, wieder hier zu sein. Oh...und seht mal, diesmal haben sie uns sogar das Stargate da gelassen.", meldete der Colonel sofort. "Das Stargate ist bei unserem letzten Besuch auf diesem Planeten keineswegs verschwunden, O'Neill. Es wurde lediglich von den Nox unsichtbar gemacht.", klärte Teal'c ihn auf. "Teal'c?...DAS WEIß ICH!", erboste sich Jack gespielt. Sam seufzte. "Also, wo ist die ganze Family?", fragte Jack sich laut. Wie auf Befehl tauchten die Nox am Waldrand auf und kamen näher. Lya und Nafrayu waren die ersten, die SG1 herzlich in Empfang nahmen. Auch die anderen waren erfreut, sie wieder zu sehen. "Ihr habt euch nicht verändert, meine Freunde...", murmelte Jack und berührte kurz Nafrayus wild vom Kopf abstehendes Haar.
"Es
tut uns leid, O'Neill.", sagte Anteaeus aufrichtig, "aber
wir können euch nicht helfen. Wir können nur die Körper
von erst kürzlich Verstorbenen wieder zum Leben erwecken.".
"Wär' ja auch zu schön gewesen, um war zu sein...",
flüsterte Jack zu Daniel. "Was...uhm...was ist mit euren
Raumschiffen. Könnt ihr uns nicht damit helfen?", fragte
Daniel, obwohl er sich die Antwort auf seine Frage schon fast selber
geben konnte. "Nein. Wie du weißt, verabscheuen wir jede
Form von Gewalt.", sagte Opher, der Dorfälteste. "Ja...das
wissen wir. Aber unser Überleben hängt davon ab.",
erwiderte der Archäologe und warf einen hilflosen Blick zu Lya,
die bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte. "Wir können
nicht mit euch in einen Krieg mit den Goa'uld ziehen. Aber vielleicht
gibt es da jemanden, der euch helfen kann.", sagte die Nox
schließlich.
SG1 horchte auf. "Es gibt ein Volk, dass
die Macht besitzt, Tote zum Leben zu erwecken, egal wie lange sie
schon verstorben sind.", teilte sie den vieren geheimnisvoll
mit. "Tatsächlich?", fragte Daniel erstaunt. Teal'c
hob eine Augenbraue. "Es gibt ein Volk, das sich 'Tuatha de
Danann' nennt. Sie besitzen diese Macht.", erzählte Lya.
Daniel nickte verstehend. "Ich habe diesen Namen schon
einmal gehört. Ähm...wisst ihr, wo dieses Volk lebt?",
fragte er.
Lya nannte ihm die Koordinaten des Planeten, auf dem
die Tuatha angeblich hausen sollten.
Kapitel 8 Eisige Zeiten
Cheyenne
Mountain Complex
15.53 Uhr
Wieder einmal saßen SG1 und General Hammond zusammen an einem Tisch und diskutierten den Stand der Dinge. Der Besprechungsraum hatte sich in einen Präsentationsraum verwandelt. Daniel war bereit, den Rest der Anwesenden über sein Wissen über die 'Tuatha de Danann', die Lya erwähnt hatte, in Kenntnis zu setzen. "Beginnen Sie mit ihrem Vortrag, Dr. Jackson.", forderte Hammond ihn schließlich auf. Daniel nickte und holte tief Luft.
"Also.
Laut dem 'Buch der Einwanderungen', waren diese 'Tuatha de Danann'
die vierten Eroberer Irlands. Sie brachten das spirituelle Wissen,
die Künste und das Handwerk auf die Insel.
Woher genau das
Volk ursprünglich stammt, ist konnte ich bei meinen
Nachforschungen nicht
herausfinden. Das, was uns interessiert ist
aber eine alte Legende, die besagt, dass das Wertvollste, das die
'Tuatha de Danann' aus ihrer Welt mit nach Irland brachten, der so
genannte 'Kessel der Fülle' war. Es heißt, dass der Kessel
unerschöpflich war, und jeder daraus die Speise und das Getränk
erhielt, die am besten zu ihm passten.", begann der
Wissenschafter. Jack stöhnte. Daniel warf ihm einen
vernichtenden Blick zu "Darüber hinaus...konnte der Kessel
Tote wieder zum Leben erwecken!", fuhr er fort und wies mit
einem Zeigestock auf die Abbildung des Kessels, den er an die Wand
projiziert hatte. "Das klingt doch höchst interessant. Sie
haben grünes Licht für eine Mission zu diesem Planeten.",
sagte Hammond überzeugt. Und auch die Mitglieder des SG1 Teams
schöpften Hoffnung.
am nächsten Morgen
"Wir
sollten uns beeilen.", meinte Teal'c und trieb das Team zur Eile
an. Es konnte sich nur noch um wenige Tage handeln, bis die beiden
Mutterschiffe die Erde erreichen würden. Es blieb nicht mehr
viel Zeit...
SG1 war vor wenigen Minuten auf einen völlig mit
Eis und Schnee bedeckten Planeten getreten. Die Sonde hatte zwar
vorausgesagt, welche Bedingungen sie vorfinden würden,
allerdings nütze auch die beste Ausrüstung nicht viel gegen
den beißenden Wind, der den Menschen entgegensetzte. "Welche
Richtung sollen wir nehmen?", schrie Jack gegen den Wind an.
"Keine Ahnung, Sir. Ich sehe weit und breit nichts!", rief
Sam zurück. "Wir teilen uns auf keinen Fall auf! Gehen wir
hier lang...", kommandierte der Colonel und wies mit einem Arm
Richtung Süden. Die anderen folgten ihm. Jack hatte sich die
Richtung ausgesucht, in der ihnen der Wind in den Rücken blies
und ihr Tempo steigerte.
Zu Daniels Überraschung traf das
Team bereits nach wenigen Stunden auf Spuren einer Zivilisation.
Zivilisation war vielleicht zuviel gesagt, aber die kleinen,
winterfesten Hütten waren das Einzige, was meilenweit zu
erkennen war. Sofort betraten die Vier das erstbeste der Häuser.
Der Innenraum war bei weitem nicht mehr so kalt. Jack setzte seine
Brille ab und atmete erst einmal kräftig durch. Sam sah sich mit
großen Augen um. Die Innenausstattung war primitiv. Sie bestand
aus einem kleinen Tisch mit zwei Hockern und, in der Ecke des Raumes,
einer Art Feuerstelle. Eine morsche Tür führte zu einem
Nebenraum.
"Okay, so weit, so gut. Und wo sind die
Bewohner?", fragte sich Jack laut. Die anderen konnten nur mit
den Schultern zucken. "Sieht jedenfalls so aus, als würde
die Hütte bewohnt sein.", meinte Daniel. "Okay. Sie
denken also, wir sollten hier ein Weilchen bleiben und warten, bis
wer kommt?", fragte O'Neill. Daniel und die anderen nickten.
Jack gab sein Einverständnis und ließ seinen schweren
Rucksack mit einem erleichterten Seufzer auf den Boden fallen. Dann
begutachtete er die Tür und öffnete sie schließlich.
Wie vermutet, führte sie in eine Art Nebenraum, der kleiner war
als der, in dem SG1 sich befand und in dem nur ein einzelner Hocker
stand. Fenster hatte dieser Raum keine. Dafür hatte der
Hauptraum zwei, die jedoch bestens gegen das winterliche Wetter
isoliert zu sein schienen.
"Teal'c und ich werden uns die
anderen Gebäude vornehmen...vielleicht haben wir ja nur das
falsche Haus erwischt.", meinte Jack und setzte sich seine
Schneebrille wieder auf. Er gab Teal'c ein Zeichen und die beiden
traten hintereinander wieder in den eisigen Sturm, der draußen
tobte. Schon nach wenigen Minuten kehrten sie zurück.
Jack
schloss die Tür wieder hinter sich und klopfte sich fröstelnd
den Schnee von den Schuhen. Teal'c sah besser aus, entledigte sich
aber auch der äußersten Kleidungsschicht und wickelte sich
in eine Thermodecke, die Daniel und Sam in der Zwischenzeit
bereitgelegt hatten. Jack klapperte mit den Zähnen und folgte
Teal'cs Beispiel. Schließlich lagen die Vier dicht aneinander
gedrängt und versuchten, die spärliche Wärme am besten
zu Nutzen. "Was machen wir, wenn niemand kommt?", fragte
Teal'c plötzlich. "Dann gehen wir weiter. Vielleicht gibt
es noch andere Dörfer.", beschloss Jack und nieste. Er
schniefte und schlotterte am ganzen Körper. Sam, die neben ihm
lag, spürte, wie sein Körper bebte und drängte sich
enger an ihn. Einige Zeit herrschte buchstäblich eisiges
Schweigen. Das einzige Geräusch war der pfeifende Wind und ihr
gleichmäßiges Atmen. "Ist euch nicht auch
aufgefallen, dass es dunkler geworden ist?", unterbrach Sam die
Stille. "Jetzt wo du es sagst, Major Carter.", stimmte
ihr
Teal'c zu. Jack warf einen Blick auf seine Uhr. "Es ist erst
Mittag. Es kann noch gar nicht dunkel werden.", widersprach er.
"Doch. Es wird dunkel.", überstimmte ihn Daniel.
Er
behielt Recht. Wenige Minuten später war es draußen
stockdunkel. Die Lampen der Teammitglieder erhellten das Innere des
Hauses zwar, aber bald beschlossen sie, die Batterien zu sparen.
Außerdem überfiel die Vier eine seltsame Müdigkeit,
was wahrscheinlich die Dunkelheit verantwortete. Dicht an dicht
versuchten sie schließlich zu schlafen. Daniel und Sam, die in
der Mitte lagen, schien die Kälte wenig auszumachen und schon
bald fiel Daniel in einen traumlosen Schlaf. Teal'cs Atem wurde
ebenfalls ruhiger. Nur Jack, der an der linken Außenseite lag,
fröstelte und fand keine Ruhe. Sam wurde durch seine nervösen
Bewegungen ebenfalls wach gehalten. "Was ist?", wisperte
sie. "Kalt...", antwortete Jack durch zusammengebissene
Zähne. "Ich würde jetzt alles für einen offenen
Kamin geben...", flüsterte er und spürte, wie sein
Atem sich in eine Dampfwolke verwandelte. Sam tastete sich mit ihrer
Hand in der Dunkelheit den Weg zu Jacks Gesicht. Ihre Hände
waren kalt, aber seine Gesichtshaut war noch
kälter. "Was
tun sie da?", fragte Jack erstaunt. Sam gab keine Antwort,
sondern handelte kurz entschlossen. Sie kroch mit ihrem Körper
auf Jacks und legte ihre Wange an die seine. Jacks Atem stoppte und
Sam musste lächeln, als sie spürte, wie er sich unter ihr
verkrampfte. "Carter?", wisperte er leise. "Ja?".
"Das kommt mir verdammt bekannt
vor...", sagte er. Sam
kicherte. "Nur diesmal ohne gebrochene Rippe und abgefrorenem
Fuß.", flüsterte sie zurück. Jack schmunzelte.
"Oh ja...", sagte er genussvoll und seine Arme fanden unter
der Decke den Weg um Sams Körper. Er drückte sie enger an
sich. "Jetzt wird einem doch gleich viel wärmer, finden sie
nicht?", fragte er. Sam spürte, wie die Hitze ihr ins
Gesicht schoss. "Ich kann mich nicht beklagen.", sagte sie.
Jacks Anspannung ließ nach und er genoss die wohltuende Wärme,
die nun durch seinen Körper flutete. Das hatte nur bedingt mit
der tatsächlichen Körperwärme zu tun. Und dieses Mal
suchte er nicht nach Entschuldigungen, als ein gewisses Körperteil
ihm seine Begeisterung über die neue Position mitteilte. Und
diesmal tat es Sam auch nicht mit einem Kichern ab, sondern drückte
sich noch enger an seine Erregung. Jack stöhnte verhalten. "Sam?
Draußen herrscht ein Schneesturm, nicht wahr?", fragte er
gepresst und atmete keuchend den Duft von Sams Haaren ein. Sam sah
ihn in der
Dunkelheit verwirrt an. "Mhm.", machte sie.
"Gut...hatte ich nur eben vergessen...", sagte er und
seufzte. Sam spürte die Nähe seiner Lippen. Nur wenige
Zentimeter trennten die ihren von den seinen. "Jack?",
wisperte sie. "Hm?", machte er überrascht. "Ich
denke, Ihre Lippen fühlen sich sehr kalt an, was?", fragte
sie leise. "Ja, wieso?", flüsterte er zurück.
Doch noch ehe er es sich versah, hatte Sam seine Lippen in einem
sanften Kuss eingefangen. Tatsächlich fühlten sich seine
Lippen kalt an, aber das minderte die Intensität des Augenblicks
in keinster Weise. Heftig atmend ließen sie schließlich
voneinander ab. "Besser?", hauchte Sam. "Oh ja...",
gab Jack schwer atmend zurück. Sam legte ihren Kopf auf Jacks
dick eingepackten Oberkörper. Seine Arme schlossen sich noch
enger um sie und wenige Minuten später waren beide
eingeschlafen.
Kapitel 9 Si-Toéw
Alle vier Teammitglieder wachten fast zeitgleich auf. Es war schnell wieder hell geworden und als Daniel auf seine Uhr sah, waren weniger als drei Stunden vergangen, seit die Nacht hereingebrochen war. Er sah zu seiner linken die Körper von Sam und Jack, die, mehr oder weniger ineinander verschlungen, und zu seiner rechten Teal'c, der bereits wach war. "Wie lange haben wir geschlafen?", wollte der Jaffa wissen. "Nur etwa drei Stunden.", antwortete Daniel wahrheitsgemäß und setzte sich auf. Auch Sam reckte sich und rollte sich von Jack. Sie warf Daniel einen beschämten Blick zu. "Morgen...", warf sie ihm gähnend an den Kopf. Schließlich regte sich auch Jack langsam.
Das
Frühstück bestand aus etwas heißem Tee und halb
verkohltem Brot, was Teal'c zuzuschreiben war. "Was sollen wir
jetzt tun?", fragte Daniel und schluckte mühsam das letzte
Stückchen Brot hinunter. "Wenn wir annehmen müssen,
dass es in drei Stunden erneut dunkel wird, sollten wir uns so
schnell wie möglich auf den Weg machen!", meinte Teal'c.
"Du hast Recht. Genau das tun wir.", stimmte Jack zu und
stand auf. Gerade, als SG1 sich zum Weitermarsch fertig gemacht
hatte, wurde die Tür aufgerissen. Zuerst dachte Jack, der Wind
hätte das bewirkt, doch dann trat eine imposante Gestalt in das
Haus. Über und über mit Schnee bedeckt, gab das Wesen einen
seltsamen Anblick. Als es seinen Körper schüttelte, kam
langes, zotteliges Fell darunter zum Vorschein. "Ich hab immer
schon gesagt, dass es Bigfoot wirklich gibt.", witzelte Jack
nervös, umfasste seine Waffe aber fester. Auch Sam verglich sein
Äußeres sofort mit einer affenähnlichen Spezies. Die
Augen des Wesens lagen tief in den Höhlen.
Große
Augenbrauenwülste, eine breite Nase und die starke Behaarung
verstärkten diesen Eindruck. "Hallo!", begrüßte
Daniel den Neuankömmling und lächelte friedvoll.
Mittlerweile hatte auch das Wesen die Eindringlinge bemerkt und gab
einen erstaunt klingenden Laut von sich.
"Was wollt ihr
hier?", brummte es schließlich tief. Daniel gab sich
überrascht, das Wesen sprechen zu hören. Wieder einmal
bewies sich die Aussage, man solle nicht vom ersten Eindruck auf
etwas schließen.
Wir suchen das Volk der 'Tuatha de
Danann'", informierte in Daniel. Das Wesen schien diesen Namen
zu kennen und machte ein grunzendes Geräusch. "Was wollt
ihr von ihnen?", fragte es mit tiefer Stimme. "Wir wollten
sie um Hilfe bitten.", antwortete Sam. Die Augen der Kreatur
huschten von einem zum anderen. "Hilfe? Wobei?", wollte sie
wissen.
"Bist du einer von ihnen?", fragte nun Jack.
Das Wesen musterte die Gruppe noch einmal und nickte dann. "Mein
Name ist Si-Toéw. Wobei benötigt ihr unsere Hilfe?".
Si-Toéw gab sich sehr auskunftsfreudig und hilfsbereit.
Daniel erklärte ihm den Grund ihres Besuches und das affenartige
Wesen erklärte sich sofort bereit, ihnen zu helfen. Die 'Tuatha
de Danann' waren tatsächlich in Besitz eines Kessels, der die
Macht besaß, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Allerdings
benötigte man dazu die Lebenskraft eines unverbrauchten Lebens.
Am besten eines Kindes, um die Lebenskraft des Verstorbenen wieder
herzustellen. Die Evièc, wie die Lebenskraft-Spendende Seite
auch genannt wurde, konnte dabei selber Gefahr laufen, ihr Leben zu
verlieren.
Mit diesem Wissen und dem mythischen Kessel der Fülle im Gepäck, kehrte SG1 noch am selben Tag auf die Erde zurück. Der Kessel selbst war eigentlich nicht größer als ein handelsüblicher Bierkrug, nur befanden sich links und rechts zwei große, verschnörkelte Henkel. Auch der Körper des Kessels war mit reichen Verziehrungen geschmückt.
Kapitel 10 Der Lebensspender
Cheyenne
Mountain Complex
17.49 Uhr
"Das Problem ist also,
einen so genannten 'Lebensspender zu finden, sehe ich das richtig?",
hakte Hammond noch einmal nach. Die Geschichte, die SG1 ihm da
auftischte, klang ziemlich unglaublich. Obwohl das ganze mit dem
rätselhaften 'Kessel der Fülle' wie ein Märchen
klang...er musste nicht zum ersten Mal all sein Vertrauen in diesen
einen Instinkt legen, der ihm befahl, seinem besten Team wieder
einmal das Schicksal der gesamten Erde in den Schoß zu legen.
"In der Tat.", bejahte Teal'c. Der Rest der Anwesenden
nickte.
eine halbe Stunde später
Cafeteria
Daniel
schob sich gerade den Rest seines Schinken-Sandwichs in den Mund, als
Teal'c und Sam den Saal betraten. Jack, der ihm gegenüber saß,
winkte die beiden zu sich. "Mahlzeit...", kommentierte
Carter und beobachtete schmunzelnd Daniels Kauversuche. Dann setzte
sie sich und wurde wieder ernst, als sie von Jacks betretenem
Gesichtsausdruck Notiz nahm. Was ging ihm wohl gerade durch den Kopf?
Dasselbe, was sie die ganze Nacht wach gehalten hatte?
Eine
Mischung aus Angst vor einem vernichtenden Angriff der Goa'uld und
der Furcht vor ihrer ungewissen, gemeinsamen, Zukunft? Sam seufzte
unwillkürlich. Jack hielt in seiner Mahlzeit, die aus einer
mittelgroßen Portion Spagetti bestand, inne, und sah ihr in die
Augen. Ihr Blick war auf einen unbestimmten Punkt weit in der Ferne
fixiert. Mittlerweile hatte Daniel es geschafft, die Reste seines
Essens mit Hilfe eines großen Schluckes Limonade
hinunterzuspülen und atmete tief durch. "Was Neues über
den Kessel?", fragte er immer noch schmatzend. Sam schloss kurz
die Augen und versuchte sich zu erinnern, was Daniel gerade gesagt
hatte. Sie sah ihn verständnislos an. "Der Kessel...",
half ihr der Wissenschafter auf die
Sprünge.
"Natürlich...Nein...nein. Die Tok'ra
konnten auch nicht herausfinden, auf welche Art und Weise er
funktioniert.", erklärte sie.
"Aber er tut es?",
hakte Jackson nach.
"Was?"
"Na...funktionieren!"
"Das müssen wir wohl erst selbst herausfinden. Wir
wissen, wie er zu benutzen ist.", antwortete Carter schließlich.
"Also hängt jetzt alles davon ab, einen adäquaten
Evièc zu finden...", stellte Teal'c fest. Sam nickte
abwesend. "Das Problem sind die Nebenwirkungen...",
grübelte sie.
"Sie meinen, dass der 'Lebensspender'
dabei verletzt werden oder gar sterben könnte.", wollte
Jack wissen und dehnte das letzte Wort wie Kaugummi.
"Ja.
Auf der einen Seite ist das Risiko sehr gering...für die Rettung
der gesamten Erde...", setzte sie an und unterbrach sich.
"Andererseits geht es um das Leben eines Kindes.", führte
Jack zu Ende und schloss kurz die Augen. Sam seufzte und nickte. "Das
Leben eines gesunden Kindes.", wiederholte Daniel langsam und
versuchte, sich die Implikationen vor Augen zu führen.
In
diesem Moment wurde das monotone Klappern von Geschirr und die
gedämpften Unterhaltungen von einem anderen Geräusch
durchschnitten. Momo kam bellend in die Cafeteria gestürmt, mit
Alex im Schlepptau. Der Hund hatte etwas im Maul. Das Mädchen
bemühte sich verzweifelt, dem Tier den Stiefel wieder
abzunehmen. Die dementsprechende Lärmkulisse war nicht zu
verachten. Sofort stand Jack auf und kam Alex zur Hilfe. Widerwillig
gab Momo ihre Beute auf und blickte ihrem Widersacher beleidigt in
die Augen. "Das gehört sich hier nicht.", erklärte
Jack und deutete auf den Schuh. Dabei blickte er der Hündin
ernsthaft in die Augen, bis diese winselnd auf ihn zugekrochen kam.
"Schon besser.", meinte er und streichelte Momo den Kopf.
Er gab Alex den Stiefel zurück. "Normalerweise macht sie so
etwas ja nicht...", meinte diese aufgebracht. "Schon gut.",
beruhigte Jack "Nun ja...es ist dein Stiefel.", sagte Alex
verlegen. Jack runzelte die Stirn. Alex zuckte die Schultern und
lächelte. O'Neill konnte ihr
natürlich nicht böse
sein. Aber als er so in das unschuldige Gesicht des Kindes sah, kam
ihm ein Gedanke...
Besprechungsraum
20.31 Uhr
"Wie
gesagt. Es war nur ein Vorschlag. Alex würde die Wichtigkeit
dieses Auftrages verstehen. Sie ist mutig und ich bin überzeugt
davon, dass sie diese Aufgabe übernehmen wird, wenn wir ihr
alles erklären. Sie hat die beiden toten Asgard bereits gesehen.
Es ist besser SO, als wenn wir noch ein Kind mit Informationen
belasten, die ihm später dann zum Verhängnis werden. Wie
wissen ohnehin noch nicht, was wir in dieser Beziehung mit Alex
anfangen sollen...immerhin hat sie den Absturz miterlebt.",
endigte Jack und gönnte sich eine kurze Verschnaufpause zwischen
seinen Ausführungen. Sowohl Hammond als auch der Rest seines
Teams schienen mit seinem Vorschlag einverstanden zu sein. Allerdings
wusste er noch nicht, ob er selbst damit sehr glücklich werden
würde. Die kleine Alex war ihm mittlerweile sehr
ans Herz
gewachsen...und der Gedanke daran, ihr Leben aufs Spiel zu setzen,
schmerzte in seiner Brust.
Zehn Minuten später war Jacks
Vorschlag zur fixen Vorgehensweise geworden und Hammond hatte Jack,
Sam und Daniel auf den Weg geschickt, dem Mädchen zu erklären,
was sie vorhatten.
Als die drei schließlich vor Alex
Quartier standen, beschlich sie ein unsicheres Gefühl. "Also
los...", sagte Jack und klopfte, bevor er es sich anders
überlegen würde.
Kapitel 11 Wiederauferstehung
Krankenstation
22.00
Uhr
SG1, General Hammond hatten sich um den Stuhl versammelt,
auf dem Alex saß, während Doc. Frasier und zahlreiche
Assistenten und Assistentinnen den der beiden Asgardkörper, den
Jack für seinen Freund Thor hielt, vorbereiteten. Vor wenigen
Stunden hatten die Tok'ra den Toten durch das Stargate gebracht und
Janet war erstaunt über den Zustand der Leiche. Sie wies
keinerlei Spuren einer Verwesung auf. Die Ärztin konnte jedoch
nicht sagen, ob das der außergewöhnlichen Anatomie dieser
Spezies oder den Fähigkeiten der Tok'ra zuzuschreiben war. Und
noch weniger wusste sie, wie Jack darauf kam, dass gerade dieser hier
Thor war...
Mit einem Nicken gab Hammond Jack zu verstehen, dass
nun keine Zeit mehr zu verlieren war. O'Neill beugte sich zu Teal'c
und wies ihn an, zusammen mit zwei Technikern den Kessel
heranzuschaffen, während er und Sam bei Alex blieben. Wie er
bereits im Vorfeld vermutet hatte, war das Mädchen gleich auf
den Vorschlag eingegangen, das Versuchskaninchen zu spielen. Ihr Mut
hatte sie bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlassen, wenngleich sie
sich nervös auf ihrem Stuhl wand.
Jack hatte ihr ohne
Umschweife erklärt, worum es ging und welche Risiken ihr
couragierter Beitrag mit sich brachte, trotzdem hatte sie zugestimmt.
Als Teal'c und die zwei anderen Männer mit dem Kessel den
Raum betraten, umfasste Jack die kleine Hand des Mädchens und
drückte sie sanft. Alex sah auf und versuchte zu lächeln.
In diesem Moment wurde Jack klar, warum sie ihr Leben aufs Spiel
setzte...
"Jack?"
"Nicht jetzt Daniel",
murmelte dieser und beobachtete weiter missmutig, wie Janet Frasier
Elektroden auf dem nackten Brustkorb des Mädchens anbrachte und
den Monitor aktivierte. Sofort fing das gerät an, zu piepsen und
auf dem schwarzen Hintergrund zeigte sich der Herzschlag des Mädchens
in rhythmischen Sinuskurven.
"Ich hab mir etwas überlegt",
fuhr der Wissenschafter ungerührt fort. "Und was?",
wollte Jack nun doch wissen. "Falls das hier Thor ist...und es
klappen sollte, ihn wieder zu beleben, haben wir noch zwei weitere
Probleme.", teilte er dem älteren Mann mit. "Ich will
es gar nicht hören.", wimmelte Jack ihn ab.
"Erstens.
Wie sollte Thor mit den anderen Asgard Kontakt aufnehmen? Alle
Kommunikationssteine wurden wahrscheinlich beim Absturz vernichtet.",
mutmaßte Daniel. "Und zweitens?", hakte Jack
verunsichert nach. "Zweitens...auch wenn Asgard-Raumschiffe sehr
schnell sind...wenn sie in einem Krieg in einer weit entfernten
Galaxis stecken...wie sollen sie dann rechtzeitig hier sein, um die
Goa'uld aufzuhalten?", gab Jackson zu bedenken. Jack sah ihn an
und stöhnte. "Sie meinen, die können trotz all der
Schufterei hier am Ende zur noch unsere Leichen aufsammeln?...Gott
Daniel...das wollte ich nicht hören! Halten Sie gefälligst
den Mund. Thor wird schon was einfallen...hoffe ich.", erwiderte
O'Neill. "Wenn das hier klappt.", warf Daniel wieder ein.
"Es klappt...", knurrte Jack.
"Wir werden nun
beginnen.", meldete Janet und signalisierte ihren Assistenten,
die schlaffen, langgliedrigen Hände des toten Asgard auf den
Henkel des Kessels zu legen. Dasselbe tat sie mit Alex Händen,
die sie kurz verunsichert musterte. Janet versuchte zu lächeln.
Im nächsten Augenblick begann das Herz des Mädchens zu
rasen und ihre Augenlider flackerten unkontrolliert. Der Körper
des Asgard krümmte sich konvulsivisch und Janet warf den anderen
einen geschockten Blick zu. Jack machte eine beschwichtigende Geste,
als er hörte, wie der Pulsschlag des Mädchens sich langsam
wieder normalisierte und ihre Hände wie von Geisterhand von dem
Henkel des Kruges glitten. Sofort öffneten sich ihre Lider und
sie sah sich verwirrt um. Jack war sofort an ihrer Seite, während
sich Frasier inzwischen um den Asgard kümmerte. "Alles in
Ordnung?", fragte Jack sanft. Alex nickte eifrig und nahm seine
Hand. Er löste sich aus ihrem Griff und legte ihr seine
Handfläche stattdessen auf die Wange und lächelte.
"Soweit ich das sagen kann, lebt er!", meldete
Janet kurz darauf begeistert und alle Anwesenden stießen
erleichtert die angehaltene Luft aus.
In diesem Moment öffneten
sich auch die großen pupillenlosen Augen des Außerirdischen.
"Thor? Bist du es, mein Freund?", fragte Jack sofort
und ließ von Alex ab. Der Asgard sah ihn sekundenlang
unverwandt an, senkte dann aber bedächtig den Kopf. "O'Neill.",
stellte er fest. "Japp. Wir haben dich nicht hängen lassen,
Kumpel. Aber jetzt musst du uns einen klitzekleinen Gefallen tun...",
antwortete dieser.
"Ich denke, er braucht vor allem noch
etwas Zeit, sich zu erholen...", warf die Ärztin ein.
"Zeit, die wir nicht haben.", sagte Sam ungerührt.
"Der Kessel hat seine Arbeit getan. Thor geht es gut. Nicht
wahr?", protzte Jack.
Kapitel 12 Die Asgard-Methode
Besprechungsraum
am
nächsten Morgen
6.32 Uhr
"Ach komm schon. Dir
muss doch etwas einfallen!", verlangte O'Neill und sah Thor
entgeistert an, der immer noch ein wenig matt wirkte. "Es tut
mir leid, O'Neill...", erwiderte der Asgard.
Jack stöhnte.
"Na schön, wir können deine Freunde nicht
erreichen...aber hast du nicht noch ein Ass im Ärmel? Du musst
doch irgendwas in Petto haben? Kein...nicht einmal ein Bluff, der uns
helfen könnte?", fragte Jack und rang die Hände. Sam,
Teal'c und Daniel starrten ihren Kollegen abwesend an. Die Situation
spitzte sich immer weiter zu und wenn ihnen nicht bald etwas einfiel,
war das Schicksal der Erde besiegelt. Hammond saß schon seit
Minuten am roten Telefon und sprach mit dem Präsidenten..."Eine
Möglichkeit gäbe es da...", meldete Thor plötzlich.
"Ja mein Freund? Ich bin ganz Ohr...", sagte O'Neill
begeistert.
Sam horchte auf.
"Mit den geeigneten
Möglichkeiten könnten wir den Goa'uld vortäuschen,
dass eine Asgard-Flotte in der Erdumlaufbahn patrouilliert.",
sprach er verheißungsvoll. "Du meinst, wieder mal einen
Bluff? So eine Art optische Täuschung?", hakte Jack nach.
"Eher eine Art Projektion, Sir.", warf Carter ein und
lächelte kurz. "Was auch immer...und du denkst, das
funktioniert?", wandte sich Jack wieder an den Außerirdischen.
"Die Sensoren der Goa'uld Schiffe können die neuen
Asgard-Gleiter nicht erfassen. Deshalb werden sie nicht wissen, dass
es sich um eine Fälschung handelt. Sie werden denken, ihr
konnten mit uns Kontakt aufnehmen und wir haben euch unsere neuesten
Schiffe geschickt.", sagte Thor und atmete erschöpft tief
ein.
"Klingt nach einem Plan...", meinte Daniel mit
einem Hauch Skepsis in der Stimme. "Welche Mittel benötigst
du?", fragte Teal'c.
Kapitel 13 Verabschiedungen
zwei Tage später
"Ich wollte dir noch mal danken, dass du
uns geholfen hast. Ohne dich...wären wir wieder mal in
ziemlichen Schwierigkeiten.", sagte Jack. Thor, der neben ihm
langsam den Flur entlang schritt, sah auf. "Ich muss euch
danken. Ohne euch wäre ich nicht mehr am Leben.", sagte der
Außerirdische und senkte den Kopf. Jack nickte.
"Musst
du uns wirklich schon verlassen?", fragte er schließlich
seinen kleinen Freund. "Ja O'Neill. Ich muss mich wieder meinem
Volk anschließen, um sie im Kampf gegen die Replikatoren zu
unterstützen.", antwortete Thor. Jack nickte. "Falls
du wieder einmal unsere Hilfe benötigst...wir treten den
Legospinnen gerne wieder mal in den Hintern...", posaunte er.
Thor nickte. "Ich denke, gegen die Art von Replikatoren, mit
denen wir es im Moment zu tun haben, kommen eure Waffen nicht mehr
an. Sie haben dazugelernt.", meinte Thor. Jack seufzte.
"Aber
auch die Asgard haben gelernt. Auch von euch Menschen.", fügte
der Außerirdische hinzu. "Ach ja...wirklich?",
versicherte sich Jack und betrat gemeinsam mit Thor den Gateroom, wo
das Wurmloch sich gerade etabliert hatte. Der Asgard nickte. "Wir
züchten eine neue Form unserer Art...die physisch primitiver ist
als wir.", offenbarte er Jack. Dieser hob die Augenbrauen.
"Tatsächlich. Heißt das...ihr führt wieder Sex
ein?", fragte er amüsiert. Thor schien kurze Zeit über
diese Frage nachzudenken. "Ganz so wird es wohl nicht sein,
O'Neill. Aber der Kampf gegen unseren Erzfeind ist nicht mehr so
aussichtslos, wie er einmal war.", erklärte er schließlich.
Jack nickte mehrmals und nahm die Hände aus den Hosentaschen.
"Auf Wiedersehen, O'Neill.", sagte Thor. Jack nickte und
beobachtete, wie sein Freund mit kleinen Schritten auf das Stargate
zuging, bis es seine kleine Form schließlich verschlang und in
sich zusammenfiel.
Nun blieb eigentlich nur noch eines zu
tun...dachte Jack und drehte sich auf dem Absatz um. Mit
Unterstützung von Hammond hatte man es tatsächlich
geschafft, eine Familie zu finden, die bereit war, Alex ein neues
Zuhause zu geben. Ihr etwas zu bieten, das sie in ihrem kurzen Leben
noch nie gehabt hatte, einen Platz, an dem sie sich wohl fühlen
konnte. Mit Menschen, denen sie vertrauen konnte und die sie liebten.
Sie würde Kontakt zu ihrer richtigen Familie haben, das hatte
man ihr versprochen, obwohl Alex selbst das eigentlich nicht
interessiert hatte. Doch das Jugendamt hatte darauf bestanden.
Allerdings hielt auch Jack das für eine gute Idee. Schließlich
würde in nicht allzu langer Zeit aus dem kleinen Mädchen
eine erwachsene Frau werden, die sich sicher mit ihrem
Kindheitsdilemma auseinandersetzen wollen würde. Auch Jack und
sein Team würde Alex wohl nicht völlig aus den Augen
verlieren. Außerdem verstand sie sich zu gut mit Cassandra, als
dass sie diese Freundschaft würden
gefährden
wollen.
Jack klopfte an Alex Tür. Ein fröhliches
'Herein' ließ ein Lächeln auf Jacks Lippen erscheinen und
er trat ein. Alex war gerade dabei, all die Sachen, die sie in der
Zeit im SGC von allen möglichen und unmöglichen Leuten
bekommen hatte, in einen kleinen roten Koffer zu packen. Momo kam
schwanzwedelnd auf ihn zu und ließ sich streicheln. "Na
du?", begrüßte O'Neill die Hündin. Grinsend
schmiss Alex ihr Gepäck aufs Bett und kam zu Jack. Sie sprang an
ihm hoch und hakte ihre Beine um seine Taille. Dann schlang sie ihre
Arme um seinen Nacken und umarmte ihn. "Danke, O'Neill, dass ich
nicht zurück muss.", flüsterte sie. Jack setzte sie
auf den Boden. "Alex. Hör mal. Du
weißt, dass ich deine Meinung akzeptiere. Aber ich finde es
nicht gut, wenn du überhaupt nichts mehr von deiner Familie
wissen willst.", meinte er. Alex senkte den Kopf. "Aber ich
bekomme doch jetzt eine neue Familie. Eine bessere!", sagte sie
kleinlaut. Jack nickte. "Ja. Ja, das ist wahr. Aber eines Tages
wirst du verstehen,
was ich meine. Glaub mir, es ist nicht gut,
sich allzu früh von der Familie abzukehren.", sagte
er.
"Wie meinst du das?", fragte das Mädchen und
runzelte ihre Stirn. "Ach, schon gut.", wiegelte Jack
ab.
"Du wirst also morgen fahren?", stellte er fragend
fest. Alex nickte freudig. "Ja. Und stell dir vor: Sie erlauben
mir sogar, Momo mitzubringen!", sagte die Kleine stolz. Jack
lächelte "Das ist schön. Und du weißt, dass du
nichts über uns oder das, was wir machen, sagen darfst?",
versicherte er sich. Alex rollte die Augen. "Das selbe haben mir
jetzt schon Daniel und Sam und der General und Janet und...bestimmt
schon hundert verschiedene Leute gesagt.", erklärte sie
genervt und legte sich den Zeigefinger an die Lippen. "Ich
schweige...", zischte sie.
"Okay. Dann krieg ich jetzt
noch einen Kuss von dir.", stellte Jack klar. Alex grinste. "Au
ja!", jauchzte sie und umarmte Jack erneut. Dieser fühlte,
wie sein Herz dahinschmolz, als die Kleine ihm einen dicken feuchten
Schmatzer auf die Wange drückte.
"Halt die Ohren steif!
Wir kommen dich sicher bald besuchen!", versprach er flüsternd.
Das Mädchen nickte. Jack bückte sich noch einmal zu Momo
und nahm den Kopf des Hundes zwischen seine Hände. "Und du
passt mir gut auf Alex auf, hörst du?", befahl er dem Tier.
Momo schaute ihn aus großen Augen an und spitzte die Ohren, als
würde sie jedes Wort verstehen. Jack lächelte.
Dann
brachen beide in Gelächter aus, solange, bis Alex die ersten
Tränen über die Wangen liefen. "Jetzt muss ich
heulen...", stellte sie kichernd fest.
Kapitel 14 Interpretationen
Draußen
am Gang traf er auf Carter, die schon in ihren Zivilklamotten war.
"Hi!", sagte sie zögernd. "Hi.", gab Jack
zurück.
"Wo sind Daniel und Teal'c?"
"Daniel
hat Teal'c dazu überredet, zu ihm nach Hause zu kommen. Sie
wollen wieder mal die Rettung der Welt feiern.", sagte Sam
verheißungsvoll und grinste. "Das reinste Saufgelage...",
witzelte Jack.
"Sie spielen Schach...", erklärt
Sam nüchtern.
"Was?"
Sam lachte zur Antwort und
sah ihn noch einmal kurz an. "Ich werde dann auch
mal...schließlich haben wir übers Wochenende frei.",
erklärte sie und wies Richtung Aufzug. Jack nickte. "Bis
Montag.", meinte er. Sam drehte sich um und ging mit
entschlossenen Schritten zum Lift. Sie drückte den Knopf und
hinderte sich daran, sich noch einmal umzudrehen.
"Ach
Carter?", rief plötzlich Jack.
"Ja?", sagte
sie und drehte sich um.
"Thor hat mir heute etwas gesagt,
das mich hat nachdenken lassen.", sagte O'Neill.
Sam hob die
Augenbrauen und musterte ihn amüsiert.
"Wirklich?...Und
zu welchem Schluss sind Sie gekommen?", hakte sie nach.
Der
Aufzug kündigte sich mit einem Leisen 'Pling' an und die Türen
öffneten sich. Sam zögerte.
"Vielleicht hat er es
nicht unbedingt so gemeint...aber ich hab es folgendermaßen
interpretiert...", antwortete er geheimnisvoll.
"Ich
höre...?", meinte Sam, als er nicht weitersprach.
Jack
schwieg und schien sich eines Besseren zu besinnen. "Ach wissen,
Sie, Carter. Warum lassen Sie uns nicht in ein gutes Lokal
gehen...ich lade sie ein. Ich komme zu meinem Bier, Sie können
Billard spielen und ich werde Ihnen in aller Ruhe erklären, was
es mit Thors Worten so auf sich hat...", meinte er und trat auf
sie zu. Sam sah ihn aus großen Augen an.
"Tja...also...",
stammelte sie.
"Was sagen Sie dazu...?", hakte Jack
nach und legte ihr freundschaftlich den Arm auf die Schulter, während
sie zusammen in den Aufzug traten und die Türen sich
schlossen...
Ende (?)
Und noch eine Anmerkung:
Das, was Daniel über die 'Tuatha de Danann' schwafelt,
stimmt. Die Quelle für diese Infos war:
http/www.zauberermerlin.de . Nur, falls es wen interessiert...ich
will bestimmt nichts klauen!
